Unser Test zum Spiel: 3D Gunstar Heroes

Das Leben besteht aus Entscheidungen. Stehe ich jetzt auf oder bleibe ich noch fünf Minuten liegen? Mache ich jetzt meine Arbeit oder wird erst ein bisschen auf dem 3DS gezockt? Kaufe ich einen aktuellen Indie-Titel oder einen Klassiker aus der Virtual Console? Das ist nicht immer einfach, aber jede Entscheidung zeigt uns doch, dass wir die Freiheit haben, große Teile unseres Lebens ganz nach unseren Vorlieben zu gestalten. Wer sich für den Kauf von 3D Gunstar Heroes entscheidet, erhält ebenfalls ein Spiel voller Wahlfreiheiten.


Überall explodiert etwas und die Feinde sind zahlreich. Ihr braucht also schnelle Reflexe.

Entscheidung 1: Die Story (…und die andere Story)
Einst terrorisierte der böse Roboter Golden Silver den Planeten. Zum Glück konnte Professor White Gunstar ihn besiegen. Doch eine neue Gefahr droht: der Diktator Colonel Red hat mit Hilfe von Power-Kristallen bereits die Kontrolle über zahlreiche Roboter übernommen und will jetzt sogar Golden Silver reaktivieren! Auch Green, der älteste der Gunstar-Geschwister, steht nach einer Gehirnwäsche unter seiner Kontrolle. Die Gunstar-Zwillinge Red und Blue müssen diesem Wahnsinn Einhalt gebieten! Wenn euch diese Geschichte gepackt hat, dann solltet ihr sofort aufbrechen und die Welt retten! Und wenn nicht…

Naja, wie wäre es mit folgender Geschichte: Vor langer Zeit konnte der Gott der Zerstörung Golden Silver von den vier Gunstars Red, Blue, Green und Yellow aufgehalten werden. Aus Furcht vor einer möglichen Rückkehr versetzten sie sich in einen Kälteschlaf. Als Bösewicht General Grey die vier Power-Kristalle sucht, um Golden Silver wiederzubeleben, holt Dr. Brown die vier Gunstars zurück, um Grey aufzuhalten. Leider hat Green das Gedächtnis verloren, sodass Grey ihn auf hinterhältige Weise dazu überreden kann, ihm zu helfen. Jetzt liegt das Schicksal des Planeten in den Händen von Red und Blue.

Wie ihr sehen könnt, gab es vom ursprünglich 1993 veröffentlichten Klassiker Gunstar Heroes zwei Versionen: Während die erste oben beschriebene Geschichte in der internationalen Version zu finden war, konnten japanische Spieler die zweite Story erleben. Trotz unterschiedlicher Handlungen ist der Rest des Spiels identisch. Die 3DS-Neuauflage bietet euch beide Geschichten an, unter denen ihr frei wählen könnt. Bei der japanischen Version werden allerdings auch entsprechende Schriftzeichen eingeblendet, was sie für die meisten von uns wohl eher uninteressant macht. Aber die Story ist ohnehin nur ein netter Rahmen, kommen wir daher zum Gameplay.

Entscheidungen 2 – 4: Waffen und Stages
Im Kern ist 3D Gunstar Heroes ein Shooter, der auf Dauer-Action setzt. Eine Vielzahl an Gegnern wird auf euch losstürmen und zweifellos eure Kanonen zum Glühen bringen. Da ist es also durchaus angebracht, einen Moment über die richtige Ausrüstung nachzudenken (Entscheidung 2): Ihr habt zu Beginn die Wahl zwischen vier unterschiedlichen Waffentypen: FORCE schießt einen Strahl aus Plasma-Energie auf die Gegner, LIGHTING setzt auf Elektrizität, CHASER bietet Munition, die automatisch auf die Gegner zufliegt, und FIRE ist ein Flammenwerfer, der auf kurze Distanz effektiv ist, aber keine große Reichweite besitzt. Während des Spiels könnt ihr auch Waffen einsammeln, die ihr nicht am Anfang ausgewählt habt. Zwei Waffentypen können zugleich getragen und dann zeitweise auch zu einer neuen Waffe kombiniert werden, die wiederum ganz eigene Eigenschaften bietet.

Einen großen Einfluss auf das Gameplay hat die Auswahl des Charakters (Entscheidung 3). Gunstar Red kann sich während des Schießens frei bewegen (Free Shot), während Gunstar Blue beim Schießen auf der Stelle steht, dafür aber in acht verschiedene Richtungen ballern kann (Fixed Shot). Es liegt ganz an euch, womit ihr besser zurecht kommt. Mir hat eine Kombination aus Fixed Shot und Chaser gut gefallen, aber Probieren geht über Studieren! 3D Gunstar Heroes ist ohnehin nicht darauf ausgelegt, nur ein einziges Mal durchgespielt zu werden. Wie viele Klassiker bietet es einen eher geringen Gesamtumfang, motiviert aber dazu, es immer wieder zu probieren. Die diversen Entscheidungsmöglichkeiten tragen natürlich einen großen Teil dazu bei.

Dazu gehört auch die Wahl der Stage (Entscheidung 4). Zu Beginn stehen vier Level zur Auswahl, die ihr in beliebiger Reihenfolge abarbeiten dürft. Erst wenn diese erfolgreich abgeschlossen wurden, geht es in einem zweiten Abschnitt linear weiter. Wenn man sich die verschiedenen Level ansieht, wird schnell klar, warum das Spiel so viele Fans hat: es ist unglaublich abwechslungsreich und kreativ! Ihr ballert im Laufe des Abenteuers nicht nur laufend, auch fahrend (horizontal und vertikal) und fliegend. Auch vor lustigen und abgedrehten Inhalten macht der Titel keinen Halt. So findet ihr euch plötzlich in einem Brettspiel wieder, bei dem der Zufall entscheidet, welchen Gegner ihr als nächstes bekämpfen müsst oder ob ihr stattdessen sogar ein Item einsacken dürft.

Entscheidungen 5 – 9: Schwierigkeit, Kontrolle und Multiplayer

Allgemein würde ich den 3D-Klassiker als eher fordernd beschreiben und nicht unbedingt für die blutigsten Anfänger empfehlen. Aber durch gezielte Einstellungen kann der Schwierigkeitsgrad stark variiert werden, sodass wohl die meisten von uns damit klar kommen und ganz nach ihren Fähigkeiten gefordert werden können. Zur Wahl stehen vier verschiedene Schwierigkeitsgrade (Entscheidung 5), aber das ist noch nicht alles. Die Herausforderung variiert schon mit der oben beschriebenen Wahl der Waffen. Zusätzlich kann der Gunslinger-Modus aktiviert werden (Entscheidung 6). Dann habt ihr die volle Kontrolle über euer Waffenarsenal. So könnt ihr jederzeit zwischen den Waffentypen sowie Free Shoot und Fixed Shoot wechseln.


Die Action ist abgefahren und rasant. Hier kämpft ihr gegen Feinde mit Jetpacks.

Wer angesichts permanenter gegnerischer Attacken Probleme hat, im Spiel erfolgreich voranzukommen, kann im Helper Mode jedes Level mit der doppelten Lebensenergie beginnen (Entscheidung 7). Im Gegensatz zu einigen anderen Genre-Vertretern ist ein eingesteckter Treffer nämlich nicht tödlich, sondern verringert nur eure Lebens-Anzeige. Bei der andauernden Action werdet ihr aber auch einiges einstecken müssen, wenn ihr gleichzeitig von mehreren Seiten angegriffen werdet! Sollte die Energie doch einmal auf Null sinken, könnt ihr per Continue an einem etwas früheren Rücksetzpunkt wieder einsteigen. Glücklicherweise habt ihr neben euren Waffen auch Nahkampf-Fähigkeiten, mit denen ihr Gegner beispielsweise wegschleudert, wenn sie euch zu nahe kommen. Unterschiedliche Taktiken sind auch besonders dann gefragt, wenn es zu Bosskämpfen kommt. Diese sind eine große Stärke von 3D Gunstar Heroes, weil ihr auf eine ganze Menge sehr unterschiedlicher Bossgegner treffen werdet, die allesamt kreativ und individuell ausgefallen sind. Eintönigkeit und Langeweile kommen zu keinem Zeitpunkt auf!

Damit sich das Ganze auch intuitiv und erfolgreich steuern lässt, kann der Spieler die Belegung der einzelnen Knöpfe an den eigenen Geschmack anpassen (Entscheidung 8). Wenn auch diese Einstellung zur eigenen Zufriedenheit getätigt wurde, kann es im Grunde endlich losgehen. Aber halt: Unter Umständen ist es nicht nötig, euch alleine ins Abenteuer zu stürzen. Wer einen Freund mit einem zweiten 3DS-System und einer eigenen Version des Spiels hat, kann im lokalen Spiel wahlweise auch kooperativ zu zweit losballern (Entscheidung 9). Wenn man nach kleinen Kritikpunkten sucht, dann kann man an dieser Stelle erwähnen, dass zusätzliche Möglichkeiten wie Download Play oder ein Online-Modus in dieser Hinsicht eine echte Aufwertung bedeutet hätten.

Entscheidungen 10 – 12: Grafik und Sound
Selbst vor der audiovisuellen Präsentation macht die Wahlfreiheits-Offensive von 3D Gunstar Heroes keinen Halt. Beim Sound habt ihr folgende Wahl: Ihr könnt den emulierten PSG-Chipsatz (PSG steht für programmable sound generator) wechseln (Entscheidung 10). Es gab verschiedene Modelle von Segas Mega Drive, auf dem das Spiel ursprünglich erschienen ist, die unterschiedliche Sound-Qualitäten boten. Modell 1 hat dabei die höhere Qualität, aber auch Liebhaber des Modell-2-Sounds kommen auf ihre Kosten. Natürlich könnte man fragen, weshalb nicht einfach die bessere Variante ausreicht, aber wir sprechen hier schließlich von der Virtual Console. Es geht nicht einfach nur um ein Spiel, für viele von uns geht es um Nostalgie, bei der die eigenen Kindheitserinnerungen wieder aufkommen. Es ist einfach toll, dabei die freie Wahl zu haben.

Dasselbe gilt bei der Option Screen Mode: wählt zwischen einem normalen und dem klassischen Bildschirmmodus (Entscheidung 11). Der klassische Modus simuliert dabei das Bild, wie es damals auf einem Röhrenfernseher aussah. So werden nicht nur die Farben angepasst, auch eine Verzerrung der früher nach außen gewölbten Bildschirme wird simuliert. Erneut wird nicht jeder verstehen, warum man ein verzerrtes, objektiv schlechteres Bild ertragen sollte. Persönlich gesprochen muss ich aber sagen: Dieser Effekt ist genial, er versetzt mich wirklich in alte Zeiten zurück. Der Nostalgie-Faktor war in der Virtual Console noch nie so hoch.

Zuletzt, jedoch nicht vergessen, sei der 3D-Effekt genannt. Er ist praktisch der Aufhänger für die spezielle dreidimensionale Neuauflage von Spiele-Klassikern, die von Nintendo eingeführt wurde und heute von Sega fortgesetzt wird. In diesem Fall ist das auch ausgezeichnet gelungen. Selbstverständlich bleibt das Gameplay zweidimensional, aber mit viel Liebe wurden verschiedene Ebenen des Spiels voneinander getrennt und bearbeitet, sodass ein räumlicher Eindruck entsteht. Wie bei den meisten Spielen kann das Geschehen im Wesentlichen hinter dem Bildschirm stattfinden. Man hat also einen Eindruck, als würde man durch ein Fenster blicken, dahinter aber alles räumlich sehen.

Ich persönlich bin aber ein großer Fan von Popout-Effekten, bei denen man das Gefühl hat, die Action würde aus dem Bildschirm heraustreten und direkt vor der eigenen Nase stattfinden. Das lässt sich optional aktivieren (Entscheidung 12) und verursacht den stärksten, eindrucksvollsten 3D-Effekt, den ich bisher auf dem 3DS zu Gesicht bekommen habe! Das mag für manche zu extrem sein, lässt sich aber bekanntlich durch den 3D-Regler am Gerät individuell anpassen.


Bei den ersten vier Levels habt ihr die Wahl, in welcher Reihenfolge ihr sie angehen wollt.

Unser Fazit

9

Geniales Spiel

Meinung von Roman Dichter

3D Gunstar Heroes überzeugt auf ganzer Linie! Der Mega-Drive-Klassiker wusste schon damals zu begeistern: Dauer-Action mit zahllosen Gegnern, abwechslungsreiche und kreativ gestaltete Level sowie zahlreiche gelungene Bosskämpfe sorgen für ein rundes Spielerlebnis, das auch heute noch viele Spieler in seinen Bann ziehen kann. Die 3DS-Neuauflage bietet zahlreiche Optionen, mit denen man Grafik, Sound und sogar die Story ganz nach den eigenen Vorlieben anpassen kann. Insbesondere der 3D-Effekt, der wahlweise in den Bildschirm hineinwirkt oder aus ihm herauspoppt, macht aus der eigentlich veralteten Grafik einen Hingucker. Auch an Nostalgie-Fans wurde gedacht, indem ein cooler Röhren-TV-Modus integriert wurde. Da sich sogar die Schwierigkeit variieren und auf die eigenen Fähigkeiten anpassen lässt, gibt es praktisch nichts zu meckern. Noch besser wäre das Spiel, würde es etwas mehr Inhalt bieten und den Mehrspielermodus auch mit nur einer Kopie des Spiels oder über das Internet zulassen. Aber das sind letztlich nur Kleinigkeiten. Unterm Strich kann ich 3D Gunstar Heroes allen Freunden von Retro-Titeln uneingeschränkt empfehlen.

Awards

Spiele-Hit

Die durchschnittliche Leserwertung

2 User haben bereits bewertet

Kommentare 1

  • Dunnkare

    Hardcore Noob

    Ein großartiges Actionspiel in einem großartigen Paket an Wahlmöglichkeiten - so geht Virtual Console richtig! Da hier tatsächlich mehr geboten wird, als in jedem anderen Emulator, und weil Gunstar Heroes eins der besten Jump'n'shoot Spiele ist, die es gibt, habe ich sofort zugegriffen und das keine Sekunde bereut. Dickes Lob an SEGA für diese hervorragende Umsetzung!