Mit Kraut und Fürsorge zur gesunden Stadt
Wenn es um Spiele aus dem Genre „Wholesome“ oder „Cozy“ geht, dann bekommt man oft ein Farming-Spiel, in dem man einen alten Bauernhof wieder zu neuem Glanz verhelfen soll. Potion Permit legt den Fokus jedoch auf einen neuen Aspekt, den es in der Form noch nicht gab. Ihr seid nämlich Teil des Rats der Alchemisten und habt euch der Heilung von Menschen versprochen. Wie sich das Ganze spielt, hab ich mir einmal genauer angeschaut.
Euer Abenteuer beginnt in einem fahrenden Zug nach Mondburg, in dem ihr von Dr. Nestor angesprochen werdet, der dem Alchemistenrat angehört. Auch ihr gehört dem Rat an und sollt einen guten Eindruck auf der Insel machen, um dort eine Zweigstelle zu eröffnen. Vor Ort werdet ihr vom Bürgermeister und seiner Frau empfangen, die einen Brief an den Rat geschrieben haben, da ihre Tochter erkrankt ist und niemand ihr helfen kann. Der Ruf des Alchemistenrates ist allerdings nicht wirklich gut in Mondberg, weswegen ihr auch nicht mit offenen Armen empfangen werdet. In der Vergangenheit gab es mehrere Vorfälle mit Mitgliedern des Rates, weswegen die Menschen in Mondburg den Alchemisten nicht mehr über den Weg trauen. Eure Aufgabe besteht nun darin, den Ruf des Rats wieder aufzubauen und natürlich Rue, der besagten Tochter des Bürgermeisterpaars, zu helfen.
Nachdem ihr das Haus des alten Alchemistengenies zugewiesen bekommen habt, endet euer erster Tag. Am nächsten Morgen werdet ihr erneut vom Bürgermeister empfangen und nach einem kurzen Gespräch könnt ihr die Insel etwas erforschen. Beim Ranger Forrest lernt ihr die ersten Dinge und er versorgt euch mit euren ersten Werkzeugen: eine Sichel, eine Axt und ein Hammer. Ihr begebt euch anschließend auf die Suche nach ein paar Kräutern, um dem Bürgermeister zu beweisen, dass ihr durchaus Ahnung von eurem Fach habt. Nicht steigt das Vertrauen der Leute nach dem Brauen verschiedener Tränke, sondern ihr erhaltet auch eine Genehmigung, um weitere Gebiete rund um Mondburg zu besuchen. Neue Orte sind wichtig, damit ihr an weitere Zutaten kommt, um den Leuten im Dorf effektiver zu helfen. Letztendlich ist es euer Ziel, ein Teil der Dorfgemeinschaft zu werden und den verschiedenen Bewohnern bei ihren Krankheiten und Gebrechen zu helfen. Dafür nutzt ihr eigens gebraute Tränke und selbsthergestellte Tinkturen.
Das Brauen der Tränke ist eine essenzielle Tätigkeit, um die Bewohner von Mondburg wieder auf die Beine zu bringen. Das passiert an eurem Kessel im Haus, den ihr zu Beginn repariert bekommt. Das Brauen ist als eine Art Puzzlespiel aufgezogen, das sehr an Tetris erinnert, und jede Zutat hat ihre eigene Form und Farbe. Kombiniert ihr die Zutaten richtig und füllt das entsprechende Feld aus, dann erhaltet ihr einen Trank. Es gibt allerdings auch Beschränkungen, denn manche Tränke erfordern bestimmte Farben und auch die Anzahl an Zutaten ist begrenzt. Allerdings müsst ihr kein Puzzlemeister sein, um hier Erfolg zu haben, denn meist reicht es schon, erneut in den Wald zu gehen, um ein paar mehr Zutaten zu sammeln.
Bevor es allerdings an die Medizin geht, muss erst einmal herausgefunden werden, was den Bewohnern eigentlich genau fehlt. Dazu muss eine Diagnose gestellt werden und die passiert, indem ihr zunächst mit einer Lupe über den Umriss des Bewohners fahrt und erfragt, was die Person für Beschwerden hat. Dann startet ein Minispiel, bei dem es auf das richtige Timing ankommt. Hier muss eine Tastenkombination über das Steuerkreuz richtig angegeben werden – wenn ihr erfolgreich seid, dann ist auch die Diagnose von Erfolg gekrönt. Auch wenn die Minispiele schnell repetitiv zu werden drohen, sind sie dann doch nicht so lästig, wie man zunächst annehmen könnte. Konntet ihr schließlich ein Krankheitsbild erstellen, wird euch auch angezeigt, welcher Trank nötig ist, um dem betroffenen Patienten zu helfen. Schließlich sind sie euch sehr dankbar, dass sie wieder fit sind und das Vertrauen euch gegenüber erhöht sich. Das ist auch wichtig, denn nur so könnt ihr verschiedene andere Interaktionen mit den Bewohnern freischalten, die euch dann auch in der Geschichte weiterbringen.
Um das Freundschaftslevel zu erhöhen, reicht es, mit den verschiedenen Bewohnern zu sprechen. Einmal am Tag könnt ihr ihnen zudem ein Geschenk geben. Hier ist das System jedoch deutlich einfacher gehalten als zum Beispiel bei Stardew Valley. Es lohnt sich aber, den Bewohnern eure Zeit zu schenken, denn der Tiefgang der verschiedenen Figuren war wirklich überraschend. Je höher das Level steigt, desto mehr findet ihr über sie heraus und ihre Probleme und Sorgen waren teilweise wirklich sehr nachvollziehbar. Darüber hinaus gibt es auch romantische Beziehungen, egal mit welchem Geschlecht.
Zudem könnt ihr die Freundschaft zu verschiedenen Tieren leveln und das beste Beispiel ist euer Hund, der euch von Anfang an begleitet. Der möchte regelmäßige Streicheleinheiten und gibt euch auch Bescheid, wenn er Hunger hat. Hier müsst ihr aber nicht auf eine tiergerechte Ernährung achten, sodass er sich auch über ein Glas Apfelsaft freut. Nichtsdesotrotz gibt es Nahrungsmittel, die euer Hund besonders mag – oder eben nicht. Mit jedem Freundschaftslevel lernt euer Hund dann neue Fähigkeiten und kann sogar Ressourcen für eure Tränke ausgraben.
Das Heilen der Bewohner von Mondburg ist jedoch nicht eure einzige Tätigkeit, denn recht schnell erfahrt ihr, warum ihr so unbeliebt bei den Menschen seid: Vor eurer Zeit hat ein Mitglied des Alchemistenrates zu sehr herumexperimentiert und das ganze Ökosystem zerstört. Das fällt jetzt auf euch zurück und ihr müsst versuchen, nicht nur die Menschen, sondern auch ihre Umwelt zu heilen.
So erhaltet ihr verschiedene Quests, wovon manche nur zu einer bestimmten Uhrzeit abgeschlossen werden können. Denn wenn der Bürgermeister beispielsweise Feierabend hat, müsst ihr bis zum nächsten Tag warten, um die Aufgabe abzuschließen. Hier funktioniert der Tag- und Nachtwechsel wie bei ähnlichen Games und ihr müsst euch schlafen legen, um zum nächsten Tag zu springen. Zudem habt ihr einen Ausdauerbalken und sogar eine Lebensanzeige, die ihr im Auge behalten solltet. Beide Leisten sind jedoch schnell wieder aufzufüllen, sodass sich das Gefühl ergibt, etwas mehr Freiraum als zum Beispiel bei Stardew Valley zu haben.
Das ist auch gut so, denn es gibt einiges zu tun in Potion Permit – auch wenn ihr einen Großteil eurer Zeit damit verbringt, verschiedene Zutaten zu sammeln und gegen Kreaturen zu kämpfen, die ebenfalls Materialien fallen lassen. Das wird allerdings nicht repetitiv, da ihr immer wieder neue Gebiete freischaltet und die Monster auch immer hartnäckiger werden. Hier kommt auch das Schnellreisen zum Zuge, denn ihr könnt Banner aktivieren, die als Teleportpunkt fungieren. So müsst ihr nicht immer bis in die entferntesten Gebiete laufen, sondern seid recht fix unterwegs und dadurch auch viel flexibler.
Hin und wieder ertönt nach dem Verlassen eures Hauses ein Alarm, was bedeutet, dass ein neuer Patient im Krankenhaus auf eure Hilfe wartet. Das solltet ihr auch zuerst erledigen, denn ihr habt nicht unendlich viel Zeit, um den Bewohnern zu helfen, die auf eure Arznei angewiesen sind. Habt ihr jedoch einen guten Vorrat an Zutaten parat, sind die Behandlungen meist schnell abgeschlossen. Kommt doch einmal Langeweile auf, dann könnt ihr auch Angeln gehen oder die lokale Arcade-Halle besuchen, in der ihr Minispiele spielen könnt. Ihr könnt auch kleinere Aufgaben für die verschiedenen Bewohner erledigen, die als eine Art Minijob ausgeschrieben sind, in denen ihr zusätzliches Geld verdienen könnt. Letztendlich könnt ihr alle Tätigkeiten jedoch in eurem eigenen Tempo erledigen und ich fühlte mich zu keiner Zeit irgendwie unter Druck gesetzt.
Technisch gesehen läuft Potion Permit wirklich flüssig auf der Nintendo Switch und mir sind keinerlei Bugs begegnet. Hinzu kommt, dass die Entwickler zu Beginn direkt einen Patch veröffentlicht haben, der dann doch bekannte Fehler behoben hat. Grafisch ist Potion Permit unglaublich niedlich und detailverliebt gestaltet, allerdings muss man ein Fan der Pixeloptik sein. Auch musikalisch gibt es genug Abwechslung, sodass nichts irgendwie eintönig wirkt. Zudem ist das Spiel komplett auf Deutsch spielbar und dadurch auch für jüngere Spielerinnen und Spieler gut geeignet.
Unser Fazit
8
Ein Spiele-Hit