My Nintendo: Hilfe, meine Platinmünzen laufen über! Kommentar
Geschrieben von Roman Dichter am 14.08.2016
Wer kennt das nicht: Man ahnt nichts Böses – da ruft plötzlich die Bank an und sagt, dass das eigene Konto voll sei und man ein neues eröffnen solle. An diesen alten Scherz musste ich kürzlich denken, als ich mir meinen Kontostand angesehen habe. Ich spreche allerdings nicht von den Euro-Vorräten auf meinem Bankkonto, sondern von Platinmünzen. Wie ihr schon längst durchschaut habt, ist es zudem kein echtes Platin, sondern eine virtuelle Nintendo-Währung, deren Anhäufung mir im Moment Kopfzerbrechen bereitet. Was – mir gefällt es nicht, zu viel von einer Währung zu haben? Warum denn das? Ich erkläre es euch, beginnen wir von vorn:
My Nintendo Picross war die erste Belohnung, die ich für meine gesparten Punkte erworben habe. Ein tolles Spiel!
Als das Belohnungssystem „My Nintendo“ an den Start ging, gab es besonders einen Kritikpunkt: Unsere gesammelten Punkte haben ein Verfallsdatum! Und das ist mit sechs Monaten sogar sehr knapp gehalten – deutlich kürzer als die Sterne im alten Club Nintendo. Das ist natürlich nicht erfreulich für die Kunden, denn so kann man die digitale Währung nicht gemütlich vor sich hin sparen, bis eine sensationelle Belohnung auftaucht, die man dafür kaufen möchte. Das System ist darauf ausgelegt, die Punkte möglichst schnell auszugeben und darum auch in kurzer Zeit möglichst viel dafür zu tun, dass die virtuelle Geldbörse gefüllt wird.
Zu Beginn war meine Sorge – und wahrscheinlich auch die Sorge von vielen unter euch – dass man es evtl. gar nicht schafft, rechtzeitig genügend Münzen anzusparen. Die interessanten Belohnungen könnten weg sein, wenn man die Punkte endlich zusammen hat. Oder schlimmer noch: Bevor der benötigte Kontostand erreicht ist, könnten alte Punkte schon wieder verfallen sein und man schafft es gar nicht, den fälligen Betrag zu erreichen.
Inzwischen haben wir die Startphase von My Nintendo hinter uns gelassen und können auf eigene Erfahrungen zurückblicken. Und wie sehen diese aus? Für mich kann ich es euch klar berichten. Beiseitelassen möchte ich an dieser Stelle die Goldpunkte, die für den digitalen Erwerb von Spielen im Nintendo eShop verdient werden. Der Grund ist einfach: Als ntower-Redakteur habe ich das große Glück, immer wieder Test-Versionen von Spielen zu erhalten, für die es aber keine My Nintendo-Punkte gibt. Genau wie diejenigen unter euch, die Spiele einfach nicht gerne digital kaufen (denn für Retail-Versionen gibt es bislang keine Punkte), habe ich kaum Goldpunkte gesammelt und werde wohl in absehbarer Zeit keine entsprechende Belohnung einsacken können.
Anders sieht es bei den Platinpunkten aus, die wir z. B. für die Nutzung verschiedener Nintendo-Dienste bekommen. Zu Beginn habe ich fleißig gesammelt und auch die Smartphone-App Miitomo täglich genutzt. Wie ihr sicher wisst, gibt es dafür ebenfalls Platin-Punkte, was mich durchaus motiviert hat. Der wahre Antrieb dahinter war ein Spiel: My Nintendo Picross – The Legend of Zelda: Twilight Princess! Dieser Picross-Ableger ist exklusiv bei My Nintendo erhältlich und sollte für 1000 Punkte mein Einstieg in die wundervolle Picross-Rätselwelt sein. Würde ich es schaffen, diese Punkte rechtzeitig zusammenzubekommen, bevor das Spiel im Oktober aus dem Belohnungs-Katalog verschwindet? Heute kann ich über diesen Gedanken nur lachen. In kurzer Zeit waren 1000 Punkte verdient und das Spiel war mein. Zudem hat es mir sehr gut gefallen – unterm Strich ein voller Erfolg und ein toller Start für My Nintendo!
Und dann? Dann ging das Sparen weiter. Miitomo wurde gewohnheitsmäßig weitergenutzt und das Konto begann sich erneut zu füllen. Schließlich näherte ich mich erneut der 1000 Punkte-Marke – was wohl auch auf Dauer den höchsten Preisen für Belohnungen entsprechen wird. Mit anderen Worten: Viel „teurer“ werden Belohnungen wohl nicht werden. Warum? Zum einen erkennt man das an der „Punktebox“ – der Abbildung einer Art Spardose, in der man den Punktestand von Miitomo-, Platin- und Goldpunkten – symbolisch durch Münzen dargestellt – ablesen kann. Bei 1000 Münzen ist die Spardose (jedenfalls in ihrer optischen Darstellung) voll. Zum anderen sorgt das Verfallsdatum der Punkte dafür, dass extrem große Punkt-Sammlungen ohnehin nicht möglich sind. Darum ist es auch wenig sinnvoll, Belohnungen mit sehr hohen Preisen anzubieten.
Die meisten Belohnungen bestehen aus Rabatten auf Nintendo eShop-Titel. Besonders viele Platinpunkte muss man dafür selten investieren.
Jedenfalls war klar: Das „Portemonnaie“ ist voll – es ist Shopping-Zeit! Nach dem begehrenswerten Picross-Spiel waren weitere Belohnungen aber nicht von ähnlich begeisternder Natur. Ich entschied mich schließlich für ein weiteres Gratis-Spiel: WarioWare: Touched! Prinzipiell ist auch dieses Spiel eine gute Wahl, allerdings hatte ich es zuvor bereits auf der Wii U gespielt und habe es auf diese Weise nun auch dem Nintendo 3DS hinzugefügt. Ihr seht schon: Das war für mich eher ein „Das nimmt man halt mit“-Erwerb. Eine wirkliche Alternative war für mich jedenfalls nicht in Sicht.
Und weiter ging es. Die beiden interessanten Spiele waren heruntergeladen und erstmal sah ich keine Belohnungen mehr, die mir zusagten. Größtenteils lag das nicht daran, dass es sich hauptsächlich um Rabatte auf Käufe handelte. Zu einem Preisnachlass für ein gutes Spiel sage ich nicht nein. Auch die Qualität der angebotenen Spiele möchte ich nicht abstreiten. Es war nur so: Spiele, die mich grundsätzlich interessierten, hatte ich bereits. Also ging die dritte Spar-Phase erstmals los, ohne eine konkrete Belohnung im Auge zu haben. Zur selben Zeit nahm mein Interesse an Miitomo rapide ab. Zunächst wurde aus dem täglichen Gebrauch ein unregelmäßiger. Schließlich rührte ich die App gar nicht mehr an. Für sich genommen kann sie mich einfach nicht langfristig motivieren – und die damit verdienten Punkte brauchte ich halt nicht mehr! Also sparte ich nur noch die leicht verdienten Punkte für Besuche von My Nintendo, Miiverse und eShop.
Dann aber tauchten neue Belohnungen auf, die mich interessierten: Rabatte auf zwei Picross-Teile! Angefixt durch My Nintendo Picross habe ich direkt zugeschlagen. Erneut kann ich sagen: Danke, Nintendo! Diese Belohnungen haben mir gefallen! Also ist das Konto auf null und die nächste Sparphase beginnt? Weit gefehlt! Die Rabatte kosteten gerade einmal 150 Punkte pro Spiel – das zahle ich aus der Portokasse! Bis heute waren das die letzten für mich interessanten Belohnungen – und seither füllt sich der Punktestand weiter. Ich habe knapp 1500 Punkte und keine Aussicht auf Belohnungen, die ich damit erwerben könnte.
Und jetzt beginnt es, unbefriedigend zu werden! Sollte es nicht eigentlich andersherum sein, dass man ein Ziel (eine Belohnung) vor Augen hat und diesem durch Sparen langsam näherkommt? Stattdessen füllt sich der Kontostand immer weiter und man kann nichts damit anfangen. Wie schlimm muss es doch sein, Millionär zu sein! Aber Spaß beiseite, das wirklich Ärgerliche ist sicher, dass wir uns der Zeit nähern, in der wirklich Punkte vor unseren Augen ungenutzt verfallen. Dann war die Sparerei umsonst? Gerne würde ich das eine oder andere Spiel für viele Platin-Punkte kaufen, stattdessen werden nur kleine Rabatte für wenige Punkte angeboten. Viele Belohnungen sind gar nicht so schlecht, wenn wir aber diejenigen abziehen, die ich bereits besitze und solche, die mich schlicht und einfach persönlich nicht reizen, dann bleibt einfach nichts mehr übrig!
Bei dem spärlichen Belohnungs-Angebot fehlt vielen Spielern einfach die Motivation für My Nintendo – mir vergeht sie momentan. Ich mag digitale Spiele und auch Rabatte finde ich gut, aber warum ergänzt man das Angebot nicht um Prämien, wie es sie früher schon gab? Soundtrack-CDs oder kleine Mario Kart-Pokale erfreuen zumindest das Sammlerherz. Und zu Club Nintendo-Zeiten konnte man auch Nintendo Points kaufen – so gab es immer irgendeine Möglichkeit mit den gesammelten Punkten etwas anzufangen und sich zu freuen, dass man die Punkte gesammelt hat! Was spricht eigentlich gegen den Erwerb von Guthaben für den Nintendo eShop oder den Kauf von einem allgemeinen Rabatt – für ein Spiel nach Wahl? Auch das würde die digitalen Verkäufe anheizen (und machen wir uns nichts vor: Darum geht es Nintendo, was aber im Grunde nicht schlimm ist…).
Wie lautet also das erste My Nintendo-Zwischenfazit? Mir hat das neue System schon tolle Belohnungen eingebracht, also möchte ich bestimmt nicht zu laut meckern. Trotzdem: Gerade auf der Belohnungs-Seite wäre Nintendo gut beraten, einiges zu tun, denn sonst vergeht nicht nur mir die Motivation, weiter Punkte zu sammeln. Zu wenige und zu spezielle Belohnungen, die einfach nicht jeden ansprechen, sorgen wohl bald für tatsächlich verfallende Punkte. Schade, oder?