Nintendo Switch – Was cool ist, was nicht so cool ist und was wir noch nicht wissen Spezial
Geschrieben von Roman Dichter am 21.10.2016
Die Katze ist aus dem Sack! Das fast schon legendäre Projekt „NX“ heißt jetzt Nintendo Switch! In einem ersten Trailer präsentierte uns Nintendo einige Infos über die neue Konsole, die ab März 2017 erhältlich sein soll. Werfen wir einen Blick auf die Fakten: Was ist super, was nicht ganz so toll und was wissen wir noch gar nicht?
Nintendo Switch versucht erneut, die Kunden durch ein besonderes Feature zu überzeugen und nicht einfach nur an der Grafik-Schraube zu drehen. Das Ergebnis ist dabei eines, das schon lange spekuliert und nach diversen Gerüchten, die man inzwischen auch als Leaks bezeichnen kann, fest erwartet wurde. Das Spielen wird nicht mehr auf die eigenen vier Wände begrenzt! Nintendo Switch ist voll mobil. Im Gegensatz zu einem reinen Handheld ist aber auch eine direkte Verbindung zum Fernseher vorgesehen. Das Gerät wird einfach in die Nintendo Switch-Station eingelegt und schon lässt sich das Bild auf dem Fernseher bewundern. Dabei soll eine vollwertige Heimkonsolen-Erfahrung vermittelt werden. Vorbei sind die Zeiten, als ein Handheld zwar mobil war, sich aber von der Power und Auflösung her hinter dem großen Konsolenbruder verstecken musste. Eine wichtige, aber noch offene Frage ist sicherlich, wie lange der Switch-Akku im mobilen Betrieb durchhalten wird.
Fazit: Cool! Zwar ist das Hybrid-Feature absolut keine Überraschung, aber es ist etwas, auf das viele von uns schon lange sehnsüchtig warten.
Die Steuerung der neuen Konsole fällt einerseits traditionell aus, andererseits ist sie durchaus Nintendo-typisch innovativ. Nach allem was man bisher sagen kann, wird ganz klassisch mit Knöpfen und Analog-Stick gesteuert, was sicher die Gegner von missglückter Fuchtel-Steuerung einiger Wii-Spiele erfreuen wird. Trotzdem fällt uns direkt die Vielfältigkeit der Steuerungsmöglichkeiten auf. Was wir im Trailer zunächst erblickten, wirkte wie ein ganz normaler Controller. Aber tatsächlich besteht dieser aus drei Komponenten: Die aus Joy-Con-Controllern bestehende Steuereinheit lässt sich auseinandernehmen, sodass es einen linken Joy-Con (L) und einen rechten Joy-Con (R) gibt, die beide Knöpfe und Analog-Stick beinhalten. Der mittlere Part – „Joy-Con Grip“ – wird noch nicht näher beschrieben. Vermutlich dient er nur zum Zusammenhalten der anderen beiden Parts, damit man nicht zwei unabhängige Elementen in Händen hält, wie es etwa bei Wii Remote und Nunchuk der Fall war. Wobei dies ebenso möglich ist, wie im Vorschau-Trailer zu sehen war.
Die Joy-Con-Elemente werden an den Bildschirm gesteckt, und schon hat man einen vollwertigen Handheld.
Wozu diese Bastel-Lösung? Daraus ergeben sich direkt drei Vorteile: Erstens kann man die beiden Steuer-Elemente direkt an einen kleinen Bildschirm anschließen („klick“ – wir erinnern uns an das einprägsame Geräusch aus dem Trailer) und so ganz einfach einen vollwertigen Handheld zaubern. Zweitens kann das Entfernen von Joy-Con (L) und (R) vom Bildschirm dazu genutzt werden, diesen abzustellen (dafür hat er einen eigenen Ständer) und aus einiger Entfernung zu spielen, als würde man vor einem Mini-Fernseher sitzen. Das ist vielleicht entspannter (Was das Konstrukt mit Bildschirm wohl wiegen mag?) und erleichtert es, Freunde mitgucken zu lassen. Drittens – wenn wir schon beim Thema Freunde sind – lassen sich auf diese Weise beide Steuerungs-Elemente unabhängig voneinander bedienen. Erstmals in der Handheld-Historie reicht damit eine Konsole aus, um zu zweit im lokalen Mehrspieler-Modus zu spielen!
Fazit: Cool! Der Baukasten mit verschiedenen Controller-Bausteinen erlaubt flexiblen Einsatz zu Hause, unterwegs und sogar im Multiplayer mit Freunden. Einen ganz klassischen Nintendo Switch Pro Controller gibt es übrigens auch.
Offensichtlich spielen rotierende Scheiben bei Nintendo Switch keine Rolle. Speicherkarten wie etwa beim Nintendo 3DS liefern euch die Games.
Zudem ist davon auszugehen, dass auch weiterhin Downloads über den Nintendo eShop möglich sein werden und dass es wahrscheinlich wieder eine Speichermöglichkeit über SD-Cards geben könnte. Dazu ist aber noch nichts definitiv bekannt. Praktischer als Disks war diese Karten-Lösung gerade bei mobilen Konsolen schon immer. Die große Frage wird wahrscheinlich sein: Wie groß (im Sinne von Speicherplatz) werden die Karten sein? Haben auch aufwendige AAA-Produktionen, wie sie auf klassischen Heimkonsolen laufen und wie wir sie alle wieder vermehrt für Nintendo-Hardware erhoffen, genügend Speicherplatz? Oder werden wir mit Kompromissen und zusammengekürzten Ports leben müssen?
Fazit: Grundsätzlich cool – aber nur, wenn der Speicherplatz nicht zum Problem wird! Mobiles Gaming auf Heimkonsolen-Niveau klappt nur, wenn man die Spiele-Entwickler nicht zu sehr beschränkt.
Wie man erwarten konnte, wurden noch keine technischen Details bekannt gegeben. Anhand der gezeigten Spiele, die im Trailer am Rande gezeigt wurden, lassen sich aber einige Rückschlüsse ziehen.
Das nächste Mario-Spiel sieht auf den ersten Blick recht hübsch aus. Aber hat Nintendo Switch noch mehr Power unter der Haube?
Positiv kann man sagen: Die gezeigte Grafik sieht ordentlich aus. Von einer grobpixligen Auflösung im Nintendo 3DS-Stil war nichts zu sehen. Aber wie konkurrenzfähig ist die Technik wirklich? Als wir in der Redaktion die ersten Spielszenen von Mario Kart oder Splatoon sahen, fühlten wir uns schon stark an den Wii U-Look erinnert. Mit dem Vorgänger mithalten kann Switch also trotz voller Mobilität zweifellos. Ob aber noch deutlich mehr möglich ist? Sicher kann man das noch nicht sagen, aber die Vermutung drängt sich schon auf, dass ein Mithalten mit PlayStation 4 Pro oder gar Microsofts kommender Scorpio-Konsole mal wieder nicht zum Konzept gehört.
Ein interessanter Gedanke ist noch die Frage, ob die Nintendo Switch-Station, die die Verbindung zum Fernseher ermöglicht und den Switch-Akku lädt, auch für zusätzliche Power sorgen könnte. Dies hat Nintendo dementiert, zumal die Spiele ja auch mobil voll funktionieren sollen. Höchstens eine höhere Auflösung für die größeren TV-Bildschirme wäre aus unserer Sicht sinnvoll gewesen, ist aber wohl nicht vorgesehen. (Nachtrag: Da in den Kommentaren die Diskussion aufgekommen ist: Nintendo selbst hat klargestellt, dass die Hauptfunktion der Nintendo Switch-Station die Verbindung zum Fernseher ist. Es bleibt also Interpretations-Spielraum, ob es noch Nebenfunktionen gibt. Zudem ist es möglich, dass die Switch-Einheit selbst genügend Power besitzt, um für den Fernseher eine höhere Auflösung zu berechnen als für den eigenen Bildschirm. Insofern warten wir ab, ob die TV-Darstellung vielleicht doch interessante Vorteile bieten wird.)
Fazit: Cool: Wer keine großen Grafik-Ansprüche erhebt, wird zufrieden sein und erstmals eine hochauflösende Nintendo-Konsole mobil betreiben können.
Nicht so cool: Mal wieder dauerhaft einen Schritt hinter der Konkurrenz herzuhinken, verärgert nicht nur die Grafik-Fetischisten unter uns, sondern macht es Entwicklern abermals schwer, 1:1-Ports zu großen Titeln anderer Konsolen herzustellen. Sollte Nintendo Switch nicht voll einschlagen, lohnt sich der Aufwand kaum und wieder droht Software-Mangel.
So faszinierend die Ankündigung neuer Hardware auch immer ist – eine Konsole steht und fällt mit ihren Spielen! Die Wii-Konsole war Nintendos letzter Riesen-Erfolg. Und das lag nicht zuletzt an einem Spiel namens Wii Sports, das es ausgezeichnet verstand, die Vorzüge der Konsole leicht verständlich auszunutzen und somit Jung und Alt begeisterte.
Mario Kart ist ein Highlight auf jeder Nintendo-Konsole. Aber wirklich neu und überraschend ist es nicht.
Was bietet Nintendo Switch? Ehrlich gesagt: Noch nicht so viel! Jedenfalls nicht viel, das als besonders innovativ oder überraschend angesehen werden kann. Diesen negativen Ton möchte ich aber direkt einschränken, denn erstens wurde nie behauptet, dass wir schon das vollständige Start-Line-Up gesehen haben. Wer weiß, welche Ankündigungen uns noch bevorstehen. Zweitens haben wir wirklich gute Spiele sehen dürfen: Zelda war ja klar – und auf einen neuen 3D-Mario-Titel warten viele Fans ohnehin schon lange. Hinzu kommt eine nicht unerhebliche Unterstützung von Drittherstellern, die zumindest gewillt sind, Nintendo Switch eine Chance zu geben.
Was die berechtigte Freude etwas trübt, ist das Fehlen einer wirklich frischen Neuheit. Mario Kart- und Splatoon-Szenen, bei denen man sich noch nicht sicher ist, ob es sich evtl. nur um aufpolierte Versionen der Wii U-Varianten handelt, lösen vielleicht Freude, aber keine Begeisterung aus. Von Nintendo haben wir also das Übliche, das Erwartbare. Was wir nicht gesehen haben, sind Hammer-Ankündigungen von Serien, die viele Fans schon lange wiederbelebt haben möchten (z.B. F-Zero) oder eben innovative Neuankündigungen, die ganz explizit für Nintendo Switch stehen und nicht den Eindruck machen, als hätte man sie auch einfach auf Wii U bringen können. Wo ist das Wii Sports von Switch?
Fazit: Cool: Wir bekommen recht bald einige der beliebtesten Spiele-Serien und ordentlichen Third Party-Support geboten.
Nicht so cool: Das neue, innovative Kracher-Spiel, das zu rufen scheint „ICH BIN SWITCH!“, das fehlt bislang. Aber warten wir ab…
Wii U und Nintendo 3DS haben einiges zu bieten – keine Frage! Da bietet es sich natürlich an, bewährte Features in die nächste Konsolen-Generation mitzunehmen. Was können wir dazu bisher sagen? Der Support von amiibo ist sicher: Wer den Trailer aufmerksam verfolgt hat, wird einige Figuren entdeckt haben, auch wenn sie dort nur dekorativ standen. Trotzdem wurde ein integrierter NFC-Chip inzwischen bestätigt. Und wie sieht es mit StreetPass aus? Als voll mobile Konsole wäre es schön, auch weiterhin mit Passanten interagieren zu können. Könnte es sogar möglich sein, dass Switch und Nintendo 3DS miteinander kommunizieren? Oder kann man vielleicht die eigenen StreetPass-Puzzles übertragen und auf der neuen Hardware weiterführen? Noch ist nichts dazu bekannt – warten wir es ab. Auch die Weiterführung von Miiverse und Nintendo eShop wären schön und nicht unwahrscheinlich.
Wenn Switch an den Fernseher angeschlossen wird, verschwindet der kleine Bildschirm komplett. Dual-Screen gehört also nicht zum Konzept.
Gewisse Dinge scheint die neue Hardware allerdings auszuschließen: Ein 3D-Display wie beim 3DS scheint Switch nicht zu bieten – sonst wäre es vermutlich im Trailer gezeigt worden. Auch eine Touch-Funktion scheint nicht im Fokus zu stehen. Zwar ist sie nicht unmöglich, aber die verschiedenen Möglichkeiten der Joy-Con-Controller scheinen doch sehr auf Knöpfe ausgerichtet zu sein, zumal der Bildschirm als eigenständige Variante, die nicht in Händen gehalten wird, sowohl daheim als auch mobil eine Rolle spielt! Damit entfällt auch ein tolles Wii U-Feature, das leider selten gut genutzt wurde: das asynchrone Gameplay! Zwar hat man in Kombination mit dem TV zwei Bildschirme, aber wer aufmerksam hinschaut, wird gemerkt haben, dass der mobile Bildschirm bei Anschluss an den Fernseher komplett in der Nintendo Switch-Station verschwindet. Immerhin bedeutet das auch, dass die Rechenpower der Konsole nicht zwei Bilder gleichzeitig füttern muss und so aus nur einem Bildschirm das Beste rausholen kann.
Auch die praktische Klappbarkeit des Nintendo 3DS wird Nintendo Switch nicht bieten können. Es ist halt nur ein Bildschirm – und winzig ist er auch nicht. Ganz praktisch wie bei Smartphones wird der Transport wohl nicht ausfallen. Eine Tasche muss man also wohl dabeihaben – immer und überall wird also auch zukünftig nicht gezockt werden. Diese ganzen technischen Abweichungen von den Vorgänger-Modellen opfern zugleich ein weiteres „Nice-to-have“: die Abwärts-Kompatibilität. Wii U-Discs wird man ohnehin nicht einlegen können. Für Nintendo 3DS-Software fehlt der zweite Bildschirm und (wahrscheinlich) die Touch-Funktion. Mit Switch wird also ein ganz neues Kapitel aufgeschlagen, wobei (hoffentlich) durch die Virtual Console und (sicher) durch Portierungen ein wenig Verbundenheit zu den eigenen Vorgängern behalten wird.
Fazit: Nicht so cool – einige liebgewonnene Features der Vorgänger und eine volle Abwärtskompatibilität können wir vergessen. Von einigen Dingen wissen wir es aber noch nicht sicher, also warten wir ab!
Nintendo Switch macht uns die Hoffnung, wieder eine erfolgreiche Nintendo-Konsole werden zu können! Die Hybrid-Funktion, so wenig überraschend sie auch letztlich ist, ist wirklich überzeugend. Der neue Controller mit Baukasten-Prinzip ist sehr vielseitig einsetzbar und ermöglicht sogar mobile Multiplayer-Sessions mit nur einer Switch-Einheit! Dazu kommen Kracher-Spiele wie Mario Kart, Splatoon, Zelda und ein nagelneuer Mario-Titel sowie ein Third Party-Support, an den man sich nach Wii U-Zeiten erst wieder gewöhnen muss. Die Basis für eine tolle Konsole ist geschaffen!
Einige wichtige Fakten sind allerdings noch im Dunkeln verborgen und könnten über Erfolg oder Flop entscheiden: Wie intensiv werden andere Hersteller Nintendo Switch wirklich unterstützen? Erwarten uns Ableger der AAA-Serien oder nur kleine, experimentelle oder sogar beschnittene und verspätete Spiele? Bietet die Konsole überhaupt die Power, die für Ports aufwendiger Spiele nötig ist? Wie sieht es aus mit neuen, innovativen, an die Hardware angepassten Spielen? Werden Online-Dienste weiter ausgebaut, sodass beispielsweise Spielstände in der Cloud gespeichert werden können? Und vergessen wir auch nicht: Was wird uns der Spaß kosten? Es bleibt also spannend, aber der Anfang ist durchaus vielversprechend.
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