Filmkritik: Assassin's Creed Spezial

Videospielverfilmungen haben einen sehr schlechten Ruf. Das liegt zum einen an Uwe Boll oder dem Super Mario Bros. Film, zum anderen weil die Regisseure sich zu weit vom Spiel entfernen oder das Feeling nicht einfangen können. Dieses Jahr gab es zwei Blockbuster, die einen anderen Weg versuchten und wirklich den Massenmarkt überzeugen wollten. Auf der einen Seite haben wir den Film Warcraft, der nicht so gut ankam, und nun auf der anderen Seite Assassin's Creed. Dabei holte man sich Michael Fassbender (Shame, 12 Years a Slave) ins Boot. Jemand, der sowohl im Arthaus-, als auch im Blockbuster-Kino zu finden ist und immer glänzen konnte. Weiterhin noch Marion Cotillard (Inception, The Dark Knight Rises) und der Regisseur Justin Kurzel, der mit beiden Schauspielern schon in Macbeth zusammenarbeitete. Ein anspruchsvolles Projekt sollte entstehen und es sollte sich dabei ernst nehmen. Ein interessantes Filmprojekt, worauf ich schon das ganze Jahr sehr gespannt war.

Sprünge in luftigen Höhen gibt es nicht nur im Spiel, sondern natürlich auch im Film

Callum Lynch sieht die Ermordung seiner Mutter und danach gerät sein Leben auf die schiefe Bahn. Kein Wunder also, dass er später im Knast hockt und nun auf den Todesstuhl muss. Doch die Todesstrafe war nur ein Vorwand, um den akrobatischen Callum zu entführen. Dahinter steckt eine Vereinigung, die dazu in der Lage ist, mittels eines Computers, ihn genetisch die Erinnerungen seiner Vorfahren erleben zu lassen. Einer dieser Vorfahren ist ein gewisser Aguilar, der einen mysteriösen Bund entdeckte, die auf der Jagd nach einem mächtigen Artefakt sind. Dabei lernt Callum auch neue Fähigkeiten und kann diese wiederum in der Gegenwart einsetzen ...


Die Fans werden sich schon an der Art und Weise stören, wie Callum in die Vergangenheit reist. Nicht, wie in den Spielen, festgekettet an einem Stuhl, sondern mittels Greifarm, der das Ganze auch physisch simulieren lassen kann. Dabei sollten die Fans sich etwas locker machen und sich eher bedanken. Diese Änderung reizt das Medium Film voll aus und schafft eine neue Ebene. Oft springt man zwischen der Gegenwart und der Vergangenheit oder vermischt gar beides. Wenn wir schon von der Vergangenheit reden, so hat man hier kein Szenario verwendet, was man bereits aus den Spielen kennt. In diesem Fall ist es das 15. Jahrhundert in Spanien, als dort die Inquisition den ungläubigen Bürgern das Fürchten lehrte. Man orientierte sich bewusst nicht an einem Spiel aus der Reihe und verwendete dadurch auch einen komplett eigenen Charakter. Dies ist tatsächlich auch eine gute Methode, ein Spiel zu verfilmen und man schafft sich damit viele Freiheiten.


Freiheiten, die man nicht ganz nutzen konnte. So arbeitet der Film sich an einzelnen Stationen ab und schafft es nicht wirklich gut die Charaktere aufzubauen. Zwar sind die Handlungen von Callum im Verlauf des Filmes eher nachvollziehbarer als bei den anderen Charakteren, dennoch kommen viele Entscheidungen sehr plötzlich oder folgen keiner logischen Konsequenz. Die restlichen Charaktere bleiben eher blass, auch die Handlung selbst lässt zu wünschen übrig. Zwar merkt man auch an, dass der Film etwas Besonderes sein will, er setzt das aber nicht konsequent um. Die Geschichte will mehr sein, als sie letztendlich ist. Ein Matrix ohne Anspruch auf Philosophie. Teilweise bleiben kleinere Handlungsstränge sogar ungeklärt oder sind nichts weiter als plot holes. Gerade den Abschnitten in der Gegenwart hätte man ruhig mehr Fleisch geben können. So muss der Zuschauer manche Sachen als gegeben hinnehmen oder es wird eine Fehde aufgebaut, die irgendwann nicht mehr thematisiert wird. Über das Ende wird auch noch zu reden sein, da es das gesamte Konzept auf den Kopf stellt.


Fassbender als Meuchelmörder wirkt einfach extrem stark. Ob er bald auch als Vorlage für die Spiele dienen wird?

Technisch liefert der Film etwas, was ich bisher so auch noch nie gesehen habe. Damit meine ich nicht die Effekte oder ähnliches, sondern schlichtweg die krassen Qualitätsunterschiede im Film. So sind manche Szenen stark in Szene gesetzt, während andere Kampfszenen von einem sehr merkwürdigen und schlechten Schnitt zerstört werden. Dafür sind die Kamerafahrten wirklich immer toll. Oft gibt es sehr lange Szenen ohne Schnitt durch eine Schlacht oder einer Menschenmasse hindurch und wirklich tolle Rundfahrten um ein Gebäude rum. Natürlich gibt es auch eine Szene, wo sich unser Held einmal fallen lässt und ja, die ist auch im Film großartig. Dabei hat der Film seinen eigenen Look, der wirklich gut aussieht und gerade die Szenen in Spanien sind großartig, wenn auch leider zu wenig. Was aber wirklich stört, ist das fehlende Blut. Will ich einen Splatterfilm? Natürlich nicht. Nur wenn es explizite Szenen gibt, wo auch gern mal Körperteile abgetrennt werden, dann sollte man sich überlegen ob Blut nicht doch dazugehört. Eine Szene wirkt dabei besonders lächerlich. Wenn jemanden die Kehle zerschnitten wird und die Kamera die ganze Zeit drauf hält, aber kein Tropfen Blut fließt, wirkt das Ganze dann doch sehr befremdlich oder unfreiwillig komisch. Da gibt es nur zwei Möglichkeiten, entweder man schneidet sich gut da raus, wie in vielen Filmen auch schon gelungen, oder man setzt eben Blut ein. Das und der oft misslungene Schnitt trüben das Gesamtbild ein wenig. Dennoch sieht der Film gut aus und fängt den Charme beziehungsweise das Feeling vom Spiel sehr gut ein.


Der Stil und besonders der Farbfilter passen gut zum Setting.

Dabei machen die Schauspieler das aber wenigstens gut. Fassbender als Meuchelmörder hat einfach was und seine Absicht, wie in mehreren Interviews bestätigt, wirklich einen guten Film abliefern zu wollen, merkt man sofort. Marion Cotillard spielt dabei die kalte aber vom Erfolg besessene Tochter von Alan Rikkin (Batman vs. Superman, High-Rise), der die ganze Einrichtung führt. Ansonsten kann sich der restliche Cast mit Brendan Gleeson (Am Sonntag bist du Tod, Harry Potter), Michael Williams (The Wire, Boardwalk Empire) oder Matias Varela (Game of Thrones), wirklich sehen lassen, auch wenn man das Potenzial sehr oft verschenkte. Zudem gibt es kein Comic Relief, wie man es aus anderen Blockbustern kennt und das ist auch verdammt gut so. Der Cast ist wie der Film, sehr ernst. Lacher gibt es nur wenige und würden auch nicht zum restlichen Film passen. Hier muss man Justin Kurzel dann loben. Zumindest der Ton bleibt konsequent und sticht etwas aus dem Blockbuster-Einheitsbrei heraus, etwas was man vom Soundtrack leider nicht sagen kann.


Fazit: Ein Blockbuster, der mehr sein will, als er ist. Dennoch eine gelungene Abwechslung, die definitiv Bock auf mehr macht, trotz der oben angeführten Schwächen. Ich bin schon gespannt, wie er bei den Fans ankommen wird, mich selbst lässt er mit gemischten Gefühlen zurück.


Wertung: 6/10

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Kommentare 11

  • Mephiles

    Nowhere to Run

    Schönes neues Format. :)
    Allerdings werde ich die Review wegen Spoilergründen nicht lesen, habe nur die Wertung gesehen. Aber es ist ja bekannt, dass Ich und Dirk sehr verschieden Meinungen habe was Filme angeht. :P

  • Dirk

    Europäer

    @Mephiles


    Ich spoilere nicht :)


    @Taneriiim


    Gab es ja hier schon öfter wenn es sich lohnt dann machen wir das.


    NICHTS GEGEN FASSBENDER! :P


    Interessante Theorie bin aber kein Fan davon, etwas auszuschließen.

  • Skerpla

    任天堂

    Zum Film:
    USK 16 ist das Problem. Wird in 9 Monaten nachgeholt.
    War gestern im Kino. Mein Gott! Da kann man gar nicht übersehen dass es diesen Film gibt! An jeder Ecke ein Plakat oder Foto-Diorama.
    Die Filmposter sind aber irgendwie schon mal nicht so der Renner im Gegensatz zu dem was auf den Spielehüllen immer drauf ist.
    Ich hoffe das der Film so gut wird wie die Spiele.

  • Skerpla

    任天堂

    @Taneriiim Ich finde manches sollte so bleiben wie es ist.
    Siehe Super Mario Bros. Film. Den darf man nicht erstnehmen als Film, da wäre heute ein Animationsfilm erfolgreicher.
    Final Fantasy wäre mit echten Menschen bestimmt cool gewesen, hat aber auch in Spieloptik verdammt gut ausgesehen.


    Wenn du dir Assassin's Creed in einer Engine à la Smash Bros U oder Hyrule Warriors vorstellst kann ich mir das nicht wirklich vorstellen, da die Trilogie ja auf historischen Ereignissen beruht und möglichst realitätsnah dargestellt werden sollen.
    Aber das ist natürlich nur meine Meinung wie ich die Grenze zwischen Animation oder real sehe.

  • FALcoN

    Hüter der Spiele-Datenbank

    Die Handlung in Ubisoft-Spielen waren selten eine Stärke. Zuletzt hat das Watch Dogs 2 wieder deutlich gemacht. Daher hatte ich mir von dem Film mehr erhofft. Prince of Persia fand ich diesbezüglich gar nicht schlecht.
    Aber ins Kino wäre ich für Assassin's Creed so oder so nicht gegangen. Entweder wird er über einen Streaming-Dienst oder im Free-TV einmal nachgeholt.

  • Mockingtide

    Dachte erst ich wäre auf der falschen Seite gelandet... ^^'

  • Wowan14

    Gamer aus Leidenschaft

    @Taneriiim Ich finde passender wäre es wenn man andersrum dem Stil des Spiels eher treu bleibt im Film, anstelle was zu verändern. Dies führt nämlich oft zur schlechter Stimmung unter den Fans und verfehlt allgemein meist den Charme der Spiele. Kein Videospiel Film konnte mich bisher wirklich begeistern besonders die, die meinten was komplett zu ändern wie Dragonball Evolution, diverse Mortal Combat, Street Fighter Filme, der eine Tekken Film der nicht computeranimiert war und und und.


    Besonders wenn man anfängt, stark auf Fantasie orientierte Charaktere, Elemente und Handlung durch reale Menschen zu ersetzen ist in meinem Fall zumindest der Film schon mal für die Tonne. Wieso sollte man ein Fantasiespiel auch real darstellen? Genauso ein Blödsinn ist es allgemein Spiele immer realistischer darzustellen. ich Spiele spiele gerade weil sie nicht realistisch sind und somit weniger öde sind als die Realität.

  • Fairbention

    Turmheld

    Der Film ist, leider, eine totale Katastrophe. Alles was in der Erinnerung/Vergangenheit spielt ist wirklich gut, aber das macht nur ein gefühltes Drittel der Filmzeit aus. Alles was in der Gegenwart passiert ist sehr langweilig und bedeutungslos.
    Der Film hätte (vermutlich) phantastische Kampfkoreographie, die man aber dank verwackelter Kamera und permanenten Schnitt in die Gegenwart während der Action (ernsthaft, wer hat das für eine gute Idee befunden?) nicht so wirklich mitbekommt.

  • eXpanda

    Piii-chu

    @Fairbention
    Hab den Film nicht gesehen, aber das erinnert mich sehr an die Spiele :ugly:
    Bei AC2 wars zumindest genauso :D

  • Solaris

    Günstige Intelligents

    Die beste Spiele Verfilmung ist und bleibt zumindest vorerst Silent Hill. Aber nur der erste Teil. :)

  • Splatterwolf

    Weg seit 1889

    Ich schaue mir sowas immer wieder gerne an, um dann festzustellen, dass ich mir das besser nicht angeschaut hätte. So richtig überzeugen konnte noch keine Spieleverfilmung.


    Die Final Fantasy-Filme waren zumindest sehr schön anzuschauen, der erste Teil war mäßig und hatte mit den Spielen nix zu tun, die nachfolgenden Filme kann man zumindest als Fan der zugrundeliegenden Spiele bedenkenlos schauen.


    Oftmals benutzt man eben auch nur den Namen der Spieleserie, um daraus Filme zu machen. Resident Evil ist weder eine Adaption noch eine Fortsetzung der Spieleserie.


    So hart es auch klingt: Die meisten Games haben dazu noch eine sehr dünne Story, die auch meist nur funktioniert, weil man selber mittendrin ist.


    Es gibt Videospielverfilmungen, die Spaß machen und leider sehr viele Filme, die nicht mal als Trash taugen, am Ende bleibt leider festzustellen, dass darauf noch keine Meisterwerke erwachsen sind. Schade eigentlich.