Die Wii U ist tot! Lang lebe Nintendo Switch - oder nicht? - Teil 3 Kommentar
Geschrieben von FALcoN am 17.01.2017
Wer Teil 2 meiner Kommentarreihe gelesen hat, weiß das sich bei mir am Ende des 13. Januar viele Fragen bezüglich der Nintendo Switch auftaten. Einige davon möchte ich mit euch teilen:
Hinweis: Dieser Text entstand einen Tag nach der Präsentation und bezieht sich daher überwiegend auf den Wissensstand zu diesem Zeitpunkt. Seitdem wurden einige Fragen zum Teil geklärt - aber auch einige neue entstanden wie z.B. gibt es Grip ohne und mit Ladefunktion?
Welche Leistung hat die Konsole?
Für mich eine eher unwesentliche Frage, die auch selten von Nintendo selbst aufgelöst wird. Aber es gibt nun einmal sehr viele technikaffine Spieler, die gerne mit Megahertz- und Teraflop-Zahlen argumentieren. Unabhängig davon hat die Leistung einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf die Unterstützungsbereitschaft der Dritthersteller und somit auch Auswirkungen für die potentielle Kundschaft. Denn unterschiedliche Leistungen bedeuten zusätzliche Anpassungen der Spiele für eine Konsole. Und das bedeutet folglich mehr Aufwand für einen Port. Wie das am Ende aussehen kann, hat die Wii U uns auf sehr negative Art und Weise erst kürzlich verdeutlicht.
Den nicht ganz unwichtigen Hinweis, wie viel internen Speicher die Nintendo Switch besitzt, konnte man gut versteckt auf der Nintendo.com Seite erfahren.
Wie viel Speicherplatz und welche Erweiterungsmöglichkeiten bietet die Konsole?
Diese Frage wurde mittlerweile zu großen Teilen beantwortet. Allerdings bezieht sich mein Beitrag im Grunde auf die Präsentation. Und dort wurde kein Wort dazu in den Mund genommen. Man konnte diese Information nur mühsam beim Durchforsten der Nintendo-Homepage entdecken. Oder man musste warten, bis Newsseiten wie ntower dieses Detail in die Welt tragen. Aber vielleicht wollte man bei Nintendo schlicht vermeiden, dass ein Shitstorm die Präsentation stört. Denn seien wir ehrlich: 32GB interner Speicher sind heutzutage so großzügig bemessen wie eine Diskette mit 3,4MB zur Jahrtausendwende.
Welches Account-System wird Nintendo verwenden?
Ein sehr leidiges Thema bei Nintendo: Gerätecode; Freundecodes; Club Nintendo; Nintendo Network ID; My Nintendo - ein Wirrwarr an Registrierungsvarianten liegen hinter Nintendos Online-Pfaden. Wird dieser nutzerfeindliche Weg endlich ein Ende finden oder, wie bisher bei Nintendo üblich, mit einer neuen Konsole eine weitere Abzweigung nehmen?
Wird es ein Achievement-System geben?
Viele brauchen es, damit sie ein Titel zum Spielen motiviert oder damit sie im Internet damit prahlen können. Ich stehe dieser Frage völlig gleichgültig gegenüber. Dennoch steht sie im Raum.
Wie geht es mit den Mii-Avataren weiter?
Während der Wii und Wii U-Ära waren die Mii allgegenwertig. Sie stellten den persönlichen Avatar dar und hatten auch einen künstlerischen Aspekt. Meine Freundin verbrachte schon Stunden nur damit, verschiedene Mii zu erstellen. In gewisser Weise kann man die Mii sogar als Nintendo-Marke wie Mario oder Zelda betrachten. Auf der Präsentation glänzten die Mii jedoch mit Abwesenheit.
Wird das Miiverse fortgesetzt?
Nintendo sprach auf der Präsentation von einem Capture-Button, mit dem Bilder und zu einem späteren Zeitpunkt auch Videos aufgezeichnet werden sollen. Doch auf welche Weise werden diese geteilt? Vom Miiverse wurde nichts gezeigt. Und mittlerweile kursieren Aussagen durchs Netz, dass das Miiverse ausgedient hat und man dieses durch etwas anderes ersetzt. Oder setzt man nur noch auf fremde Social Media-Plattformen? Dies wiederum dürfte nicht jedem zusagen. Das erinnert mich irgendwie an Nintendos Account-Politik...
Wie sieht das OS aus und welche Funktionen und Möglichkeiten wird es bieten?
Das ist ein Punkt, der mich persönlich am meisten an der Präsentation gestört hat. Denn an dieser Frage hängen viele weitere Fragen. Wird es einen Internetbrowser geben? Werden Anwendungen wie Youtube, Netflix, Napster und Amazon Instant Video unterstützt? Hier hätte Nintendo ruhig zehn Minuten zusätzliche Zeit veranschlagen können, um auch diesen Aspekt der Konsole vorzustellen. Schließlich nahm man sich allein für die Joy-Cons 15 Minuten Zeit. Und die wenigen Sekunden, in denen man unkommentiertes Bildmaterial einer spartanischen OS-Oberfläche erhaschen konnte, zähle ich hier nicht. Wobei das spartanisch hier von mir nicht negativ gemeint ist.
Wird man Videos weiterhin auch mit externen Aufzeichnungsgeräten machen können?
Eine bisher sehr wenig beachtete Frage. Doch die Nintendo Switch verfügt nur über einen HDMI-Ausgang (soweit wir wissen) und soll eine eigene Video-Capture-Funktion bieten. Dazu kommt Nintendos Meinung zu Youtubern und Co.. Mich persönlich würde es da wenig wundern, wenn Nintendo die HDCP-Verschlüsselung integriert hätte. Wie bei der PlayStation 3 wären dann unabhängige Videoaufnahmen nahezu unmöglich. Folglich bliebe nur der Weg über Nintendos systemintegrierte Aufzeichnungsfunktion, die natürlich nur mit den neuen kostenpflichtigem Online-Abo funktionieren würde.
Noch eine Information, die man nur durch eigene Recherche in Erfahrung bringen konnte. Das ist für viele Kunden sicherlich auch ein äußerst unbedeutender Punkt.
Wie viel wird das kostenpflichtige Abonnement im Jahr kosten und was wird es beinhalten?
Wenn man schon ein kostenpflichtiges Abo ankündigt, sollte man auch genauer darauf eingehen und nicht nur vage Andeutungen machen. Herr Kimishima wählte jedoch den Weg des geringsten Widerstands. Man fasste sich kurz und verfolgte die "erst schlechte Nachricht und dann gute Nachricht"-Taktik (in Form des Entfallen des Region-Lock). Da hatte kaum Jemand Zeit sich länger mit den Konsequenzen und den Details des kostenpflichtigen Abos zu befassen. Wie schon beim Speicher konnte man einen Teil der Informationen immerhin später selbst im Internet ausfindig machen. Das ist doch sehr großzügig.
Wird die Virtual Console fortgesetzt und vor allem wie?
Dies ist eine Frage, die mich persönlich sehr interessiert. Ich nenne auf der Wii, der Wii U und dem 3DS weit über 100 Spiele aus dem Katalog der Virtual Console mein eigen. Doch auch hier gibt es keine konkreten Informationen. Nur das Wissen, dass es anscheinend möglich sein wird, irgendeine Variante von NES- und SNES-Spiele über das Abonnement auch mit einem Online-Mehrspielermodus genießen zu können. Diese könnten allerdings, wie die 3D-NES-Spiele beim Nintendo 3DS, Neuentwicklungen sein. Und wie sieht die Veröffentlichungspolitik der Spiele aus? Erfolgt diese wiederholt Tröpfchenweise und so spärlich wie bei der Wii U? Welche Systeme wird diese beinhalten? Werden auch weitere Retro-Konsolen von anderen Herstellern wie Sega Saturn oder Atari Jaguar aufgenommen?
Wie ihr seht, existieren noch viele Fragen. Und das trotz der großen Nintendo Switch Präsentation 2017 und trotz der großen Worte des Herrn Satoru Shibata, dass man nun ALLES zur neuen Konsole wisse. Ich bin mir sicher, dass alle Fragen noch geklärt werden - spätestens, wenn die Nintendo Switch bei einem im Wohnzimmer steht. Aber für eine Konsole, die man bereits vorbestellen kann, ist der Informationsstand doch sehr dürftig. Selbst alle Launch-Spiele sind zumindest für Europa noch nicht bekannt. Fragwürdig fand ich auch dieses mal die Politik der Selbstfindung nach der Präsentation. Ein Spiel wie Mario Kart 8 Deluxe nur über Posts auf sozialen Plattformen und über die eigene Homepage offiziell zu bestätigen, waren in meinen Augen eine sehr schlechte Wahl.
Ich selbst habe nun die Entscheidung getroffen, erst einmal abzuwarten und mir keine Switch zum Launch zu holen. Denn außer dem wirklich großartig wirkenden Zelda, dass schließlich auch für die Wii U kommt, hat mich Nintendo nicht von einem Launch-Kauf überzeugt. Und auch wegen der Erfahrung der Starts von Nintendo 3DS und Wii U lasse ich mir dieses mal Zeit. Ich werde erst einmal auf Super Mario Odyssey warten. Aber spätestens mit Xenoblade Chronicles 2 wird eine Nintendo Switch unter meinem Fernseher landen. Vielleicht wird es die Konsole bis dahin sogar etwas günstiger geben oder es werden bereits schöne Bundles geschnürt. Ein Switch-Spieler werde ich in jedem Fall.
Hier will ich mal einen auf Herr Pachter machen und mich als Analyst betätigen. Dabei will ich mich möglichst kurz fassen, da unser Roman in seinem Spezial "Eine neue Ära oder das Ende eines Konsolenherstellers – Wird Nintendo Switch erfolgreich?" bereits versucht hat, etwas in seiner Kristallkugel zur Zukunft der Nintendo Switch zu erkennen.
Ich persönlich glaube zum jetzigen Zeitpunkt, dass die Nintendo Switch keinen Erfolg haben wird - zumindest im Westen. Für mich stellt sich die Konsole als eine mobile Wii 2 dar, die mit dem beliebten Off-TV-Play-Feature der Wii U versehen wurde. Dazu noch garniert mit neuen Gimmicks wie Rumble HD und Gestenerkennung, die außer in ein paar Partyspielen vermutlich keine Rolle spielen werden.
Meiner Ansicht nach hat sich Nintendo damit erneut verrannt. Die Wii erschien zu einem Zeitpunkt als die Gelegenheitszocker sich mit Spielen wie SingStar in den Wohnzimmern vergnügten. Diese Art der Kunden waren maßgeblich an dem Erfolg der Wii beteiligt. Doch die Gelegenheitsspieler sind inzwischen Richtung Tablet und Smartphone weitergezogen. Und ob sie wieder zurückgewonnen werden können, ist sehr fraglich. Die Wii U hat es jedenfalls nicht geschafft. Aber ich will hier nicht die leidige Casual-Debatte lostreten. Schließlich hat Nintendo, dem ersten Eindruck nach, sehr gute Spiele für alle Arten von Spielern für die Nintendo Switch im Angebot. Die Betonung liegt hier aber auf Nintendo. Denn von den (vor allem westlichen) Drittherstellern war auf der großen Präsentation, außer den üblichen PR-Phrasen, nicht viel zu hören und noch weniger zu sehen. Und mir wird klar, dass diese erst abwarten wollen und nur das absolute Minimum an Unterstützung leisten. Das erinnert mich zu sehr an den Nintendo Switch-Vorgänger. Die gerissenen Wunden sind hier einfach noch zu frisch, um sie zu verdrängen.
Aber ich will nicht nur schlechte Laune verbreiten. Ich denke für Japan hat Nintendo mit dieser Form der Unterhaltung ein ganz heißes Eisen im Feuer. Denn dort ist Mobilität und Interaktion ein sehr wichtiges Gut für Spieler. Das dürfte auch erklären, warum die japanischen Hersteller deutlich mehr Engagement für die Nintendo Switch demonstrieren. Ob das für eine längere Lebensspanne der Konsole reicht und ob es für eine weitere Nintendo-Generation ausreichen wird? Das kann jetzt noch niemand sagen. Ich hoffe in jedem Fall, dass es für Nintendo gut ausgeht und sie wieder einen Erfolg verbuchen können. Ich selber freue mich jedenfalls auf großartige Spiele, die sicherlich für die Nintendo Switch erscheinen werden.
Allen Launch-Käufern hier wünsche ich ab März viel Vergnügen mit der neuen Nintendo Switch und ihren Spielen und dazu viel Glück an alle Leser und ntower-User für das Leben abseits der Pixelwelten. Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit und bis bald .
The End