1 Jahr mit Tatsumi Kimishima

(Vorsicht: Eigene Ansichten im Text enthalten, die nicht der Wahrheit entsprechen müssen!)


Am Mittwoch, dem 16. September 2015, wurde Tatsumi Kimishima zum fünften Präsidenten und CEO von Nintendo ernannt. Heute ist es also genau ein Jahr her, dass der Nachfolger des früheren Präsidenten Satoru Iwata das Amt übernommen hat und somit ist es auch an der Zeit sich das Unternehmen unter der neuen Führung einmal genauer anzuschauen. Hat es in diesem einem Jahr Veränderungen gegeben? Wenn ja, welche? Ist wirklich Tatsumi Kimishima für die Veränderungen verantwortlich oder ist es bislang doch nur die Umsetzung von Satoru Iwatas Plänen? Dieser und vielen weiteren Fragen möchte ich in diesem Artikel auf den Grund gehen, um am Ende eine Antwort auf die häufig gestellte Frage zu erhalten: "Ist Tatsumi Kimishima ein guter Präsident / CEO für Nintendo?".


In einer Botschaft zur Gesellschaftlichen Verantwortung von Tatsumi Kimishima sind einige Sätze gefallen, mit denen man hierbei sehr gut arbeiten kann. So wird hier sehr deutlich ausgedrückt, dass man die Bestrebungen des früheren Präsidenten Satoru Iwata in Ehren halten möchte. Doch was waren die Bestrebungen eines Satoru Iwata überhaupt? Nun, Satoru Iwata leitete das Unternehmen in den letzten Monaten vor seinem Tod in eine völlig neue Richtung und die Umsetzung dieser Vision findet solangsam aber sicher ein Ende. Ob Iwatas letzte Vision in ihrer Gänze aufgeht oder nicht, werden dabei erst die nächsten 2 - 3 Jahre zeigen, wenn die eingeleiteten Veränderungen auch vollkommen abgeschlossen sind. Doch was für Veränderungen sind damit gemeint?


Natürlich ist es den Lesern dieses Artikels nicht entgangen, dass Nintendo ihre Marken nun auch auf den mobilen Geräten wie Smartphones und Tablets veröffentlichen möchte. Die damalige Ankündigung, dass der Konzern eine Partnerschaft mit dem japanischen Mobile-Riesen DeNA eingegangen ist, um Smartphone-Spiele zu entwickeln, schlug zur damaligen Zeit hohe Wellen, da es doch ausgerechnet Satoru Iwata gewesen ist, der sich trotz dem (angeblich) hohen Druck der Investoren lange Zeit gegen eine Veröffentlichung von Marken aus dem Hause Nintendo auf den mobilen Geräten geweigert hatte. Den Anfang der Partnerschaft machte dann schlussendlich die Kommunikations-App "Miitomo", welche die Nutzer von Smartphones erst einmal mit dem Thema Nintendo vertraut machen sollte, indem man sich ein eigenes kleines Netzwerk mit den Miis und Nutzern des neuen Service "My Nintendo" erschafft. Nach anfänglich hohen Downloadzahlen, muss man sich heutzutage allerdings doch eingestehen, dass Nintendo mit Miitomo nicht den erhofften nachhaltigen Erfolg feiern konnte (zumindest bislang nicht!) und der neue Service mit dem Namen "My Nintendo" bislang noch nicht ausgereift ist. Nach der Veröffentlichung von Miitomo wurde es dann allerdings ganz schnell ruhig, wenn es um erste handfeste Informationen zu Nintendos ersten richtigen Smartphonespielen geht. Lediglich wurde bekannt, dass die ersten zwei Spiele mit den Marken "Fire Emblem" und "Animal Crossing" zu tun haben werden und gegen Ende des aktuellen Jahres erscheinen sollten. Sie sollten gegen Ende des Jahres erscheinen, bis es vor einigen Tagen zum zweiten richtig großen Schachzug unter Nintendos neuer Führung gekommen ist. Völlig unerwartet kündigte man auf einem Event, des weltweit erfolgreichen Unternehmen "Apple", das im Dezember erscheinende Spiel "Super Mario Run" an, welches vorerst nur für iPhones und iPads erscheint, ehe es im Laufe des nächsten Jahres auch für Android-Geräte erscheinen soll. Ohne jegliches Wissen, was hinter den Kulissen passiert, behaupte ich jetzt einfach mal, dass man diesen Schritt vorallem Tatsumi Kimishima anrechnen darf, da dieser von vielen Leuten als guter Geschäftsmann angesehen wird und mit diesem Schritt einen Schritt in die richtige Richtung eingeschlagen hat. Natürlich hat die Kooperation von Nintendo und Apple (vorerst) Nachteile für Nutzer von Android-Geräten, doch rein marketingtechnisch ist es von den Fakten her ein besserer Schritt mit DEM! Unternehmen der letzten Jahren zusammenzuarbeiten, als wie mit anderen Unternehmen, die auf Android-Geräte setzen. Dies liegt einfach daran, dass Apple einen extrem hohen Stellenwert in der heutigen Gesellschaft hat und genau dort muss Nintendo wieder hin, wenn das Unternehmen eine goldige Zukunft haben möchte. Die daraus resultierende Verschiebung von den beiden Animal Crossing- und Fire Emblem-Spielen ist nach diesem Schritt hinnehmbar, da man generell den Weg auf die mobilen Geräte mit dem Flaggschiff schlechthin starten sollte, welches bei Nintendo nunmal Super Mario ist.


Doch nun zurück zum eigentlichen Thema: Wie oben schon erwähnt, leitete Nintendo diesen Schritt noch unter der Leitung von Satoru Iwata ein und deswegen ist es schwer vorstellbar, dass Tatsumi Kimishima auch nur ansatzweise etwas mit den genauen Plänen hinsichtlich der zukünftigen Ausrichtung auf mobilen Geräten zu tun hatte. Demnach dürfte meinen Vermutungen zur Folge schon fest gestanden haben, welche Marken man wie auf den mobilen Geräten ausrichten möchte. Allerdings ist es schwer vorstellbar, dass es schon damals ernsthafte Gespräche zwischen Apple und Nintendo gegeben hat, weshalb man hier erste Anzeichen erkennen kann, dass man sich offener bezüglich Partnerschaften zeigen möchte, wenn denn das andere Unternehmen einen Gegenwert zu bieten hat, was man bei Apple defintiv behaupten kann. Sollte dies nicht die letzte Zusammenarbeit von Nintendo und Apple sein, kann es mit der Ausrichtung der mobilen Strategie wirklich funktionieren und man könnte tatsächlich neue Kunden für die nächsten Produkte gewinnen.


Genau zu dieser Thematik passt übrigens noch das folgende Zitat aus der Botschaft von Tatsumi Kimishima:


Bisher konzentrierte sich die Nutzung unserer IPs lediglich auf unsere Videospiel-Konsolen. Wir möchten nun jedoch auch ein breiteres Publikum ansprechen, das über diejenigen hinausgeht, die derzeit unsere Spiele spielen – von ehemaligen Fans, denen unsere Spiele früher gefielen, bis hin zu denen, die noch mit keiner unserer Konsolen Erfahrungen gesammelt haben. Wir möchten Menschen zum Lächeln bringen, während sie Nintendo als Unternehmen kennenlernen, unsere Produkte und Dienstleistungen nutzen und die vielfältigen Unterhaltungsmöglichkeiten kennenlernen.

Liest man den Satz bezüglich der "ehemaligen Fans", dürfte es bei einigen wahrscheinlich direkt klingeln und die völlig überraschende Ankündigung des Nintendo Classic Mini: Nintendo Entertainment System für den 11. November 2016 im Kopf hervorrufen. Gibt es einen besseren Schritt die alten Kunden zurückzugewinnen, als wie ihnen nochmal aufzuzeigen, womit sie groß geworden sind? Wahrscheinlich nicht! Meiner Meinung nach ist dies der erste richtig große Schachzug unter der neuen Leitung gewesen!
Sollte man diesen Schritt weiter verfolgen und jetzt tatsächlich eine Nintendo Classic Mini-Reihe starten, in der dann als nächstes das Super Nintendo Entertainment System ansteht, möchte ich nicht wissen, wie viele Einheiten man unter bestimmten Voraussetzungen eines Mini-SNES abesetzen könnte. Leider haben wir allerdings auch hier das Problem und wissen nicht genau seit wann dieser Plan im Raum stand und vom wem diese Idee genau kam. Allerdings tippe ich auch hier darauf, dass sich Kimishima für diese Veröffentlichung vehement eingesetzt hat und den alten Fans wirklich nochmal einen "Neustart" mit der Firma Nintendo anbieten möchte, bevor die große Veröffentlichung von "NX" ansteht und die alten Fans auch zu den neuen Käufern gehören sollen.


In einem weiteren Absatz äußert sich Tatsumi Kimishima wie folgt:


Während wir weiterhin hauptsächlich das Ziel verfolgen, Menschen zum Lächeln zu bringen, muss unser Unternehmen auch flexibel sein, was immer komplexere und unterschiedlichere Themen angeht. Wir können nicht einfach japanische Methoden weltweit in allen Firmen der Nintendo-Gruppe anwenden. Wir sollten stattdessen eher versuchen, jede einzelne Situation in ihrem regionalen Kontext zu betrachten und so die bestmögliche Herangehensweise zu bestimmen.
...
Selbstverständlich gibt es auch allgemeine Themen, die Nintendo global ansprechen muss. Um jedoch jeden einzelnen zum Lächeln zu bringen, der mit Nintendo in Kontakt kommt, ist es wichtig, dass diejenigen, die sich in einer Region besonders gut auskennen, proaktiv lokale Strategien verfolgen.


Ein weiteres Motto lautet also lokale Bedürfnisse erkennen und angehen. Was dieses Thema betrifft gibt es allerdings nicht viel zu sagen, da ich bislang noch keine all zu großen Veränderungen in dieser Hinsicht wahrnehmen konnte. Spiele werden noch immer zu unterschiedlichen Zeitpunkten auf der Welt veröffentlicht und hier besteht mit der Veröffentlichung von Nintendos kommender Plattform "NX" noch Handlungsbedarf. Ein Traum wäre es natürich eine zeitgleiche Veröffentlichung der Spiele zu erleben, doch leider muss man hier realistisch sein und es wird wohl nur ein Traum bleiben. Inwiefern sich intern bei Nintendo of America und Nintendo of Europe was geändert hat, kann man als externe Person leider nicht wissen und deshalb bleibt nur abzuwarten, ob diese beiden Lager in Zukunft was bewegen dürfen beziehungsweise mehr Mitspracherecht besitzen, was defintiv wünschenswert wäre, oder wie seht ihr das? Seht ihr schon große Veränderungen, wenn es um die lokalen Bedürfnisse geht?


Schon zu Amtsbeginn wurden Gerüchte laut, dass Tatsumi Kimishima nur eine Übergangslösung sei und nach nur einem Jahr wieder von der Spitze verschwinden soll, nachdem dieser die eingeleiteten Veränderungen von Satoru Iwata umgesetzt hat. Zieht man jetzt schon ein kleines Zwischenfazit, deutet doch vieles daraufhin, dass Tatsumi Kimishima wirklich nur für die Vollendung von Iwatas Plänen an der Spitze von Nintendo steht und nach dieser Vollendung seinen Platz für einen jüngeren Präsidenten / CEO räumen soll. Was mich dabei allerdings stutzig macht, sind nicht nur die aus meiner Sicht von Kimishima eingeleiteten Dinge wie die Vorstellung von Super Mario Run auf dem Event von Apple und die Veröffentlichung des Mini-NES, sondern auch die vollkommende Veränderung des Unternehmen Nintendo hinsichtlich der Weihnachtszeit. So äußerte sich Kimishima vor einiger Zeit wie folgt:


Zitat von Tatsumi Kimishima

Es gibt keine Abweichung von unserem Denken über das Veröffentlichungsdatum. Wenn Hardware veröffentlicht wird, ist es wichtig, sich zu fragen 'wie viel Software der Kunde spielen kann?' Das Launch-Timing muss darauf aufbauen.
Dass Kunden mehr Geld während der Weihnachtszeit zur Verfügung haben ist ein großer Faktor, zu dieser Zeit zu starten. Doch unser Hardware-/Software-Geschäft endet nicht dieses Jahr, sondern ist etwas, das über mehrere Jahre hinweg fortgesetzt wird, weshalb wir denken, dass es am wichtigsten ist, 'etwas Angemessenes' zu veröffentlichen. Deshalb denken wir nicht, dass die Weihnachtszeit ein Muss ist, sondern eher, dass wir dann loslegen sollten, wenn wir etwas Gutes zur Verfügung stellen können. Diese Ansicht vertreten wir weiterhin.


Zum Release des GameCube gab der damalige Präsident Hiroshi Yamauchi noch zu Protokoll, dass es "zwingend sei, die Verkaufssaison zum Jahresende nicht zu verpassen", was sich auch unter dessen Nachfolger Satoru Iwata fortsetzte. Kimishima dagegen scheint dies völlig egal zu sein und noch viel verwunderlicher ist es, dass sich die Investoren diesbezüglich bislang noch nicht laut gemeldet haben. Es scheint fast so als ob Kimishima die Investoren durch seine Art beruhigen kann und dies muss schon etwas über diese Person aussagen. Ebenso ist es bemerkenswert wie Nintendo unter der Führung von Kimishima mit "NX" umgeht und sich auch wirklich Gedanken über das Line-Up zum Launch macht. Es gibt genügend Gründe, die dafür sprechen, dass sich Nintendo dieses Mal wirklich auf ein gutes Angebot zum Launch vorbereitet und auch Marketingtechnisch verhält sich Nintendo meiner Meinung nach bezüglich "NX" ausgezeichnet. Der Hype um "NX" nimmt kein Ende und jeden Tag versucht irgendwer neue Gerüchte zu schnüren, welche "NX" in den Foren dieser Welt aktuell halten. Diesbezüglich besteht für Nintendo einfach noch kein endgültiger Handlungsbedarf sich zu "NX" zu äußern, was man unter der Führung von Kimishima eindrucksvoll durchhält. Natürlich wären Informationen langsam aber sicher mal angebracht, doch solange sich die Reaktionen der Leute nicht in Frust entwickelt, macht Nintendo alles goldrichtig! Es ist ja nicht so, dass sich nicht genügend Menschen ein iPhone 7 kaufen werden, obwohl dieses gerade erst vor ein paar Tagen vorgestellt wurde, da jeder da draußen schon wusste, dass es irgendwann kommen wird! ;)


Auch was die Vermarktung der IPs außerhalb von Spielen auf Konsolen/Smartphones/Tablets angeht scheint sich unter Kimishima was zu bewegen. So denkt man nicht nur automatisch an die Zusammenarbeit von Vans X Nintendo, mit der Nintendo für positive Schlagzeilen sorgte, sondern auch die (erneute) Umsetzung von Filmideen mit Nintendos Marken nimmt langsam Formen an. So verkaufte man erst im vergangenen Monat Anteile der Seattle Mariners, um durch das eingenommene Geld die Pläne in der Zukunft finanzieren zu können, ohne ein übertrieben hohes Risiko einzugehen.


Mit Sicherheit gibt es jetzt noch einige weitere Punkte, die positiv wie negativ auffallen können, doch ist dieser Text spontan in den letzten zwei Stunden entstanden und deshalb ist es auch langsam an der Zeit zu einem Fazit zu kommen.


Meiner Meinung nach ist Tatsumi Kimishima nach einem Jahr im Amt defintiv keine Übergangslösung, sondern genau die richtige Lösung! Wie er nach den turbulenten Zeiten nach der E3, dem "Scheitern" der Wii U und dem Tod von Satoru Iwata Ruhe in das Unternehmen bekommen hat, ist bemerkenswert. Satoru Iwata hatte seine ganz eigene Persönlichkeit, weshalb ihm so gut wie alle mochten, doch genau aus diesem Grund haben ihm auch einige abgestritten, ein Unternehmen wie Nintendo auf Dauer führen zu können. Mit Kimishima ist nun jemand an der Spitze, der sich voll und ganz auf das Geschäftliche konzentriert, ohne Iwata dies jemals streitig machen zu wollen! Iwata war ein sehr guter Präsident / CEO von Nintendo und Tatsumi Kimishima macht auf seine andere Art als Iwata genau dort weiter.


Nun würde mich interessieren was ihr zu einem Jahr unter Kimishima zu sagen habt?

Kommentare 4

  • Naja, man sollte mehr, aber vor allem schnellere Infos bekommen, vor allem, was die NX, und andere sachen angeht bekommen, es kann nicht sein, das wir dauernt solange hingehalten wird mit neuen Infos, aber geben wir dem Neuen Presidenten auch ne chance, sich zubewehren.!

  • Ich habe den Eindruck Nintendo ist ein Informationsbunker geworden. Nicht nur was NX angeht. Vieles wird einfach mal so nebenher angekündigt. Das NES Classic z. B. wäre in einer regulären Direct viel besser untergebracht gewesen. Iwata fehlt.


    Kimishima wird Nintendo schon nicht gegen die Wand leiten. Es fühlt sich momentan aber wie ein anderes Nintendo an. Ob mir das gefallen wird - muss sich noch zeigen.

  • Meiner Meinung nach soll Herr Kimishima aufjedenfall bleiben! Bereits vor der WiiU hatte er unter anderem gesagt, dass er der Überzeugung sei, dass das Marketing der WiiU nach hinten losgehen würde, wenn man die Konsole mit veralteter Hardware (Wii-Controller) präsentiert, sowie das Gamepad in den Mittelpunkt stellt UND ER HATTE RECHT. Kimishima wird das schon gut machen.

  • Gut geschrieben und ich denke du hast mit vielem in deiner Einschätzung Recht, ein richtiges Urteil zu Kimishima möchte ich mir noch nicht erlauben da man noch nicht so richtig abschätzen kann was von ihm kommt und was von Iwata aber so grundsätzlich seh ich ihn erstmal positiv. Mir gefällt das er offener ist und Nintendo bekannter machen will und bin gespannt was uns in der Hinsicht noch erwartet. Ich bin soweit erstmal zufrieden mit ihm und drücke ihm die Daumen für die Zukunft (NX ^^ )!