Disney Infinity angespielt - Wii U

Mit den Skylanders-Spielen und -Figuren gelang Activision ein riesiger Erfolg. Da ist es nicht verwunderlich, dass jemand anderes etwas vom Kuchen abhaben möchte. Dieser Jemand ist Disney und das Spiel, mit dem das gelingen soll, heißt Disney Infinity. Dank der umfangreichen Toy Box, mit deren Hilfe man komplette Level und auch Spielziele selbst erstellen kann, und haufenweise Zusatzzeug für weiteres Geld soll auch hier der Rubel rollen. Wir haben Disney Infinity auf dem Post E3-Event von Nintendo ausprobiert.



Das Hauptaugenmerk lag natürlich auf der Toy Box. Zwar sorgte die Beta-Version noch recht häufig dafür, dass das Bild auf dem GamePad ausfiel und wir somit nichts anderes machen konnten, als auf den Techniker zu warten, aber das wird natürlich in der Endfassung nicht mehr so sein. Hoffen wir. Fiel das GamePad aus, konnten wir zwar noch in der Toy Boy herumlaufen, aber da sich das gesamte Menü mit den vielen, vielen Bauteilen auf dem Wii U-Controller befindet, waren wir eben zum Warten verdammt. Ich muss aber zugeben, dass es schon sehr bequem ist, auf dem Touchscreen die Kategorien zu durchstöbern. Allerdings könnten die Symbole gerne ein bisschen größer sein, denn ich hatte mich das eine oder andere Mal vertippt. Und ich würde nicht gerade behaupten, ich hätte besonders große Finger.

Habt ihr euch dann etwas ausgesucht, zum Beispiel ein Stück Straße, einen Blumenstraß, einen Baum, ein Auto, einen Ball, ein Stück Boden oder sogar ein riesiges Schloss, dann benutzt ihr eine Kombination aus linkem Analogstick und dem Steuerkreuz, um das Element in der weiten Toy Box zu platzieren. Mit dem Stick bewegt ihr das Element auf der X- und der Z-Achse (also nach links oder rechts und vorne bzw. hinten), während ihr das Steuerkreuz dazu verwendet, die verschiedenen Höhenebenen durchzuschalten. Das steuerte sich ziemlich umständlich, aber ich wüsste ehrlich gesagt nicht, wie man es besser lösen könnte. Es gibt auch einen Modus, in dem ihr frei durch eure erstellte Welt fliegen könnt, um euch alles anzuschauen. Sinnvoller ist es aber, direkt mit einer Spielfigur auszuprobieren, was ihr da aufgebaut habt.

Also schlüpfte ich kurzerhand in den Spandex-Anzug von Mr. Incredible und setzte mich in das Auto, das ich platziert hatte, um ein wenig auf der Rennstrecke herumzufahren, die bereits in mühsamer Kleinarbeit vom Nintendo-Mitarbeiter aufgebaut wurde, damit man etwas zum Zeigen hat. Irgendwie fand ich das aber langweilig, also kehrte ich kurzerhand zurück in den Editor-Modus, platzierte ein paar Bälle auf der Strecke und setzte mir dann als Ziel, gegen all diese Bälle zu fahren. Im fertigen Spiel könnte man dann auch Ereignisse auslösen lassen, wie zum Beispiel dem Fahrer einen Punkt gutzuschreiben, wenn er einen Ball getroffen hat. So könnte man ein kleines Spielchen entwerfen, in dem man nicht nur innerhalb eines Rennens Erster werden muss, sondern während des hitzigen Gefechts auch noch Punkte durch das Rammen der Bälle sammeln kann.

Die Möglichkeiten scheinen wirklich umfangreich zu sein, und die kurze Zeit an der Anspielstation reicht natürlich lange nicht aus, um ein Urteil darüber abgeben zu können. In der Theorie hört sich das alles super an, die etwas hakelige Umsetzung störte allerdings. In diese muss man sich erst einmal reinfuchsen. Äußern kann ich mich aber über das dahinterstehende Prinzip der Erweiterungen, die man kaufen kann und vielleicht sogar muss, wenn man gewisse Dinge umsetzen will. Neben den Figuren, auf die ich am Schluss noch genauer eingehen werde, kann man nämlich auch runde Scheiben auf das Infinity-Portal legen, sodass euer Charakter zum Beispiel eine Waffe erhält, volle Lebensenergie oder stärkere Angriffskraft. Das sind nette Goodies, aber ob man sie wirklich benötigt, bleibt jedem selbst überlassen.

Bedenklicher finde ich die Tatsache, dass ihr auch Bauteile und Features über Zusatz-Erweiterungen erwerben müsst. So gibt es zum Beispiel den Laternenhimmel aus Rapunzel oder komplett neue Texturierungen aus diversen Filmen nur über diese Erweiterungs-Sets. Sicherlich sind die Möglichkeiten schon zu Beginn vielfältig und man wird das meiste auch ohne zusätzliche Geldausgaben umsetzen können, aber hier wird der Sammelaspekt in meinen Augen nicht nur auf die Spitze getrieben, sondern über die Planke geschickt. Es handelt es sich quasi um jede Menge DLC, nur dass er physisch ist und dadurch wahrscheinlich auch für mehr Geld angeboten werden wird. Zudem sind anfangs nur Elemente aus den drei Anfangs-Szenarien verfügbar: Die Monster-Uni, Pirates of the Caribbean und The Incredibles. Weitere Sets und damit deren Möglichkeiten für die Toy Box wie Cars oder The Lone Ranger müssen dazugekauft werden. Auf Amazon ist so ein Set für ca. 30 Euro gelistet.

Doch nicht nur die vielen Zusatzkosten ließen mich schlucken, denn was ich auf dem Fernseher sah, war nicht gerade ansehnlich. Dass die Grafik in der Toy Box nicht die allerbeste ist, kann ich nachvollziehen. Immerhin sind hier später Hunderte von Elementen zusammengesetzt, und das muss erst einmal verarbeitet werden. Eine Obergrenze an Teilen konnte uns übrigens nicht genannt werden, es wird aber eine geben. Ich war aber richtig enttäuscht, als wir in die Stadt der Incredibles wechselten. Neben der Toy Box wird es nämlich auch Welten gestaltet nach den jeweiligen Filmen geben. Diese können dann auch nur mit den dazugehörigen Figuren gespielt werden. Ein Jack Sparrow kann also nicht die Stadt von Mr. Incredible und Familie besuchen. Sehr schade. Doch zurück zur technischen Umsetzung: keine großartige Weitsicht, Kantenflimmern überall und kaum Details erschreckten mich dann doch ziemlich. Das war wirklich Welten von dem entfernt, was man auf bisherigen PR-“Screenshots“ zu sehen bekam (wie zum Beispiel dem zweiten Bild in diesem Hands On). Natürlich hatte ich erwartet, dass es nicht so gut aussehen wird, aber der Unterschied war schon sehr krass.

Und wirklich viel zu tun gab es in der Stadt auch nicht. Ich konnte auf Häuser klettern (aber nur an dafür vorgesehenen Stellen), immer wieder auftauchende Roboter zu Klump hauen und irgendwelche Teile einsammeln, die man dann in der Toy Box verwenden kann. Spaß und Spannung sieht anders aus. Angeblich soll es auch Aufgaben geben, aber die wurden wohl in der Beta-Version nicht immer angezeigt. Aber gut, ich hoffe auch hier noch das Beste und möchte noch einmal darauf hinweisen, dass es sich um eine Beta-Version handelte. Vielleicht tut sich da ja noch was bis zum Release. Vollkommen überzeugen konnte Disney Infinity aber an anderer Stelle: Die Sammelfiguren sehen echt super aus und sind klasse verarbeitet. Zwar wollte man uns keinen offiziellen Preis nennen, aber auf Amazon kann man die Figuren für 12 Euro vorbestellen. Das mag nicht gerade günstig klingen, dafür bekommt ihr allerdings auch wirklich hochwertige Sammlerstücke.