Shantae ist zurück – mit mehr Pixeln, als je zuvor

Bei Shantae handelt es sich um eine Spielereihe, die bisweilen immer komplett an mir vorbeiging. Hauptsächlich lag dies an der Präsentation des Spiels – zwar mochte ich den Stil der Reihe in Form der Artworks, doch schreckte mich die Pixel-Optik des eigentlichen Spiels immer ziemlich ab. Mit “Shantae: Half-Genie Hero“ sollte das Indie-Entwicklerstudio “WayForward“ diesen Umstand nun endlich ändern: Am 20. Dezember erschien der erste Shantae-Ableger in HD-Optik für die Wii U und kreierte einen unverwechselbaren, wie brillianten optischen Stil. Weshalb der tolle Look des Spiels allerdings nur das Sahnehäubchen ist und das Spiel nicht etwa zum Grafikblender verkommt, verrate ich euch jetzt!


Falls ihr euch immer schon gefragt habt, wie Meerjungfrauen "entstehen": Hier die Antwort.

Das Spiel beginnt des Nachts, als die Halb-Djinni Shantae von einer mysteriösen Stimme des Djinni-Reichs aus ihrem Schlaf geweckt wird – und diesem Reich droht, wie könnte es anders sein, Gefahr! Mit dieser Ausgangssituation schickt euch das Spiel dann auch schon in euer Abenteuer – die Geschichte ist nicht gerade tiefgründig, erfüllt ihren Zweck aber bestens: Stets mit dem Ziel vor Augen, das Djinni-Reich und den diversen Bewohnern von Sequin Land, der Spielwelt von Shantae, zu helfen, schickt euch Shantae: Half-Genie Hero in sehr abwechslungsreiche Level. Serienkenner dürfen sich dabei über ein Wiedersehen mit den üblichen Shantae-Schurken freuen, allen voran natürlich die Piratin “Risky Boots“. Die Geschichte des Spiels lebt dabei nicht von der Handlung selbst, sondern vielmehr von diversen Absurditäten und der Art und Weise, wie diese präsentiert werden. Relativ früh im Spiel helft ihr beispielsweise einem Mädchen, in deren Heimatdorf viele Mädchen entführt wurden. Was zuerst wie ein stereotypischer Handlungsbeginn wirkt, entpuppt sich nach wenigen Minuten, dank einer großen Prise “Absurdität“, als ein amüsierendes Detail: Die entführten Mädchen werden in die Meerjungfrauen-Fabrik eines anderen bekannten Bösewichts geliefert, wo sich Fische an deren Beine festbeißen, bevor die produzierten “Meerjungfrauen“ in Dosen verpackt als Monsterfutter ausgeliefert werden sollen (“echte“ Meerjungfrauen wären, laut Angaben des Bösewichts, zu teuer).


Shantae hat einige mächtige, magische Fähigkeiten parat. Mit einem Blitz könnt ihr freche Gegner einfach durchbrutzeln.

Nun jedoch genug zur Geschichte des Spiels. Spielerisch würde ich Shantae: Half-Genie Hero wohl als einen Action-Sidescroller mit einigen Parallelen zu einem Metroidvania beschreiben. In der Seitenansicht rennt und hüpft ihr durch teils sehr lineare, teils aber auch ziemlich offene Gebiete. Neben dem Laufen und dem Springen kann Shantae dabei auch auf dem Boden krabbeln oder ihre Haarpracht in Form eines schnellen Nahkampfangriffs nach vorne schwingen. Zusätzlich verfügt ihr noch über vier verschiedene magische Fähigkeiten, die ihr in einem Laden in Scuttle Town, dem Ausgangspunkt eures Abenteuers, erwerben könnt. Diese, sowie einige andere Eigenschaften der Halb-Djinni, könnt ihr dort außerdem mehrmals verbessern. So hält Shantae etwa mehr aus, wirbelt ihre Haare schneller durch die Lüfte oder wird zu einem lebendigen Flammenwerfer, anstatt nur einen Feuerball zu werfen. Erwerben könnt ihr diese Verbesserungen und Zauber mit Hilfe von Edelsteinen, die ihr für das Erledigen von Gegnern oder das Zertrümmern von Krügen bekommt. Besonders schön ist hierbei, dass die Menge an Edelsteinen, die ihr findet, bestens an die Dauer eures Abenteuers angepasst zu sein scheint.Kurz vor dem Ende meines siebenstündigen Abenteuers hatte ich genügend Edelsteine zusammen, um mir die letzte Verbesserung leisten zu können. Dabei gibt es keine Verbesserung, die unnütz erscheint – ihr wollt wirklich alle haben.


Die große Faszination des Spiels geht aber natürlich nicht von Shantaes normalem Bewegungsmuster aus, sondern vielmehr von der besonderen Fähigkeit der Tänzerin mit den lila Haaren: Mithilfe eines schwungvollen Bauchtanzes kann Shantae verschiedene Formen annehmen, die alle mit einem individuellen Bewegungsmuster daherkommen. So verwandelt ihr euch beispielsweise in eine Spinne, die an Decken entlangläuft und Gift auf Gegner spuckt, an anderer Stelle erforscht ihr als Krabbe oder Meerjungfrau die Unterwassersektionen der verschiedenen Gebiete. Vor allem im späteren Spielverlauf, wenn ihr die meisten der zur Verfügung stehenden Formen freigeschaltet habt, erweisen sich dabei viele Rätsel als sehr improvisationsfreudig. Zwar gibt es auch Passagen, in denen bestimmte Verwandlungen vorausgesetzt und klug kombiniert werden müssen, an anderen Stellen könnt ihr euer Ziel jedoch auch auf unterschiedliche Weisen erreichen.


Sky und ihr treuer Vogel Wrench helfen euch dabei, die verschiedenen Gebiete zu erreichen.

Im Spielverlauf werdet ihr, ganz im Metroidvania-Stil, immer wieder in alte Gebiete zurückgeschickt, in die ihr, aufgrund neuer Fähigkeiten oder Verwandlungen, weiter als zuvor vordringen könnt. Auch gibt es jede Menge optionale Sammelgegenstände zu finden, für die es sich immer lohnt, nochmal in ein bereits bekanntes Gebiet zurückzukehren. Diese Gegenstände haben dabei sogar einen direkten Einfluss darauf, welches Ende ihr nach Abschluss eures Abenteuers zu sehen bekommt, mehr sei dazu allerdings nicht verraten. Die Rückkehr in bereits besuchte Gebiete gestaltet sich auch nie langweilig – besucht ihr einen Level zum zweiten Mal, so haben sich dort meist einige Dinge verändert, sodass ihr nicht das Gefühl bekommt, nochmal dieselben Gefahren überwinden zu müssen. Natürlich haben eure Verwandlungen ebenfalls starken Einfluss darauf, wie ihr euch durch die Level bewegt. Etwas weniger Backtracking hätte dem Spiel an der einen oder anderen Stelle trotzdem nicht geschadet, der Umfang des Spiels wird dadurch gewaltig gestreckt. Zwar gestaltet sich die Rückkehr in alte Gebiete, wie beschrieben, nie langweilig, doch gibt es davon nicht allzu viele. In der Regel ist nach jedem Abschluss eines Levels erst einmal Backtracking angesagt, dazu geben euch die diversen, teilweise sehr wunderlichen Bewohner von Scuttle Town weitere Hinweise auf verborgene Areale oder Gegenstände. Ab und an stellen sich euch auch, teils sehr große, Bossgegner in den Weg. Diese sind ebenfalls sehr abwechslungsreich gestaltet und kommen stets mit mindestens einer kreativen Idee daher.


Zwar sind Shantaes Gegner nicht gerade Spinnenphobiker, an der Decke seid ihr allerdings trotzdem sicher... Wenn auch nur kurz.

Doch egal, ob ihr gerade eines der Gebiete erkundet oder gegen einen Boss kämpft: Das Spielgeschehen wird in jedem Moment von einem genialen Soundtrack und einer wunderbar charmanten Optik untermalt. Fast jedes Gebiet des Spiels bescherte mir während meines Tests einen Ohrwurm (stellenweise sogar mehrere). Die Spielwelt ist dabei dreidimensional dargestellt, während die Charaktere direkt aus einem Comic entsprungen sein könnten. Vor allem das Charakterdesign konnte mich überzeugen, diesbezüglich hat die Reihe mit Half-Genie Hero wohl ihren Höhepunkt erreicht. Sämtliche Charaktere wirken comicartiger denn je und fügen sich zu einem stimmigen Gesamtbild zusammen. Besonders hervorheben will ich an dieser Stelle aber die Animationen dieser Charaktere: Lässt man Shantae nicht gerade durch die Gegend rennen oder hüpfen, steht sie nicht einfach nur herum und wackelt ein bisschen hin und her, nein, sie tanzt förmlich im Takt zur tollen Melodie, die im Hintergrund spielt. Alle Animationen wirken sehr flüssig und derart liebevoll, wie ich es in einem Sidescroller selten erlebt habe. Die Bewegungen der verschiedenen Charaktere unterstützen dabei selbstverständlich auch immer die diversen abgedrehten Persönlichkeiten auf charmante Art und Weise.


Wem die kleinen Kunstwerke, die man während des normalen Spieldurchgangs präsentiert bekommt, allerdings nicht genügen, dem bietet sich zusätzlich die Möglichkeit eine Kunstgalerie in Scuttle Town zu besuchen. Vorausgesetzt, ihr habt einen Schlüssel in einem der Level gefunden, könnt ihr hier eine von zehn Konzept- oder Fan-Art-Galerien betreten. Dort offenbaren sich euch zahlreiche weitere, kleine Kunstwerke und ihr bekommt einen kleinen Einblick in den Entwicklungsprozess und die Stilfindung von Shantae: Half-Genie Hero. Auch nach dem ersten Spieldurchlauf ist noch nicht Schluss: In einem Helden-Modus könnt ihr das Spiel erneut durchspielen – der Clou: Bereits zu Beginn des Spiels verfügt ihr über die wesentlichsten Verwandlungen, die ihr eigentlich erst im Laufe eures Abenteuers freischaltet. In Zukunft darf man außerdem noch zusätzlichen, herunterladbaren Inhalt für das Spiel erwarten. Nachdem man knapp sieben Stunden lang damit beschäftigt war, das Djinni-Reich zu retten, wird sich die Spielerschaft von Shantae: Half-Genie Hero wohl einig sein: Der kommende DLC ist definitiv etwas, worauf man sich freuen kann!

Unser Fazit

8

Ein Spiele-Hit

Meinung von David Pettau

Shantae: Half-Genie Hero konnte mich schon seit dem ersten Trailer der Kickstarter-Kampagne verzaubern, dass das fertige Spiel letztlich genau das bot, was ich mir davon versprach, ist im Grunde super. Meine Erwartungen übertreffen konnte es leider nicht – Shantae: Half-Genie Hero ist ein sehr guter Action-Sidescroller, der allerdings ein wenig zu oft auf Backtracking setzt und den etwas erfahreneren Spieler zu wenig fordert, um wegen des Gameplays wirklich in Erinnerung zu bleiben. Was allerdings hängen bleibt ist der grandiose Soundtrack und die wunderbare optische Präsentation des Spiels. Selten konnte mich ein Spiel durch das reine Zuhören und Hinschauen derart gut unterhalten, die Idle-Animation von Shantae könnte ich jedenfalls bis in alle Ewigkeit beobachten...
Mein persönliches Highlight: Der Soundtrack vom finalen Abschnitt des Tassel Town-Levels... Es ist lange her, dass sich ein Musikstück derart in mein Ohr gebrannt hat.

Awards

Spiele-Hit

Die durchschnittliche Leserwertung

7 User haben bereits bewertet

Kommentare 4

  • Zgravity

    Das einzige was ich bemängel ist das es leider wieder zu kurz ist selbst bei 100%

  • Zyraxx

    Turmbaron

    Unterschreibe ich so. Sehe ich genauso. Auf jeden Fall das Highlight der Shantaes, wenn auch was kurz und das Backtracking etwas übertrieben wurde. Ein wunderschönes Game. Und noch nie war man am Ende so overpowered wie hier. Der Endboss hat nachdem man alles gesammelt hat ja gar keine Chance mehr. Aber was mir hier wieder aufstößt... es ist wieder nur ne Portierung von anderen Plattformen. Warum bindet man das Gamepad nicht aktiv ein, indem man die Verwandlungen oder Zauber darauf legt um diese per Touch auszuwählen bzw. zu aktivieren...

  • gerdsen

    Turmritter

    Super Spiel! Tolle Charaktere & stimmungsvoll.


    Ein paar kleine Mankos:
    Die Story ist diesmal ein Rückschritt (zB das Verhältnis zu Risky Boots, was ist mit Shantae s Vater etc.). Die Welt ist nen Witz... pro Welt 2-3 Areale in denen man eigenlich nur von links nach rechts rennt. Zudem vermisse ich die Dungeons. Der Schwierigkeitsgrad hat auch nachgelassen. Es wirkt generell ein bischen mehr Mainstream

  • patzellent

    Let's Play!

    Das Spiel ist echt eine Granate außer die doch sehr unterirdische Übersetzung (stellenweise).
    Bestes Beispiel wäre die Köchin aus der 1. Stage- ich habe den Text echt mehrmals lesen müssen, um zu begreifen, dass es nicht an mir liegt. :'D