I tested Setsuna
Das von Tokyo RPG Factory entwickelte und von Square Enix herausgebrachte I am Setsuna erschien erstmals am 18. Februar 2016 für PC, PlayStation 4 und PlayStation Vita, bevor es nun am 03. März 2017 auch für Nintendo Switch herausgebracht wurde. Bei diesem Spiel handelt es sich um ein RPG, dass sehr stark an die RPGs aus den 90ern erinnert, wie zum Beispiel Final Fantasy oder auch Chrono Trigger. Besonders an Letzteres fühlt man sich immer und immer wieder zurückerinnert. Der Name leitet sich von dem japanischen Wort "setsunasa" ab, welches übersetzt so viel wie Traurigkeit oder auch Sorge heißt. Des Weiteren kann das Wort "setsuna" auch die Bedeutung "einen Augenblick in der Zeit" bedeuten, was auf das SP-System des Spiels anspielt.
Und Traurigkeit ist definitiv ein Thema, das die Geschichte des Spiels begleitet. Nicht nur, dass man sich in einem Land befindet, in welchem ein endloser Winter herrscht, nein, auch der Grund für die Reise ist ein trauriges Ereignis. So begleitet man als der Söldner Endir das gerade erst 18 Jahre alt gewordene Mädchen Setsuna, welches am Ende ihrer Reise geopfert werden soll, damit weniger Monster in der Welt existieren. Die Charaktere sind sich dessen bewusst, doch reden eigentlich kaum darüber, da dies alles nur erschweren würde.
Endloser Winter klingt zunächst einmal nach eher tristen Grafiken, jedoch ist dies so nicht der Fall, denn die Entwickler haben hier etwas wirklich Schönes erschaffen. Neben Effekten, die immer mal wieder auftauchen, wie Schnee, der von einem Baum fällt, sind auch die Gegenden erstaunlich Abwechslungsreich für das Setting dieser Welt. Manchmal watet man durch brusthohen Schnee, welcher dann auch den gelaufenen Pfad hinterlässt, andere Male läuft man durch Schneestürme, und wieder andere Male befindet man sich in einem zerstörten Dorf, in dem alles Grau wirkt. Farbenfroh ist das alles zwar nicht, aber es trägt sehr zur Atmosphäre bei und passt zum Thema des Spiels. Besonders das Innenleben der Häuser erinnert an Chrono Trigger. Was leider etwas unschön ist, sind die Tutorials, die das Spiel liefert. Diese bestehen aus langen Texten, die einem oft trotz ihrer Länge gewisse Infos vorenthalten. Besonders wenn es um das Momentum- und das Flux-System geht. Beim Momentum-System kann man, wenn man mindestens einen SP hat, seine Angriffe verstärken, wenn man rechtzeitig den richtigen Knopf drückt. Blöderweise sagt einem das Spiel nicht, welcher Knopf das ist. Deswegen sei es hier erwähnt: Es handelt sich um den Y-Knopf, den man drücken muss, wenn über dem Kopf des angreifenden Charakters ein Symbol aufblitzt. Das Flux-System erlaubt es einem, seine Techs zu verstärken. Hierbei hat jeder Talisman, den man ausgerüstet hat, verschiedene Flux-Boni, die, wenn man die Tech im Kampf nutzt und dann ein Momentum ausführt, mit Glück auf den Spritnite, welchen man ausgerüstet hat, um die Tech zu nutzen, übertragen werden kann. Flux-Boni sind nur aktiv, wenn man ein Momentum ausführt.
Auch das Verkaufen von Items, was nahezu die einzige Möglichkeit ist, an Geld zu kommen, ist nicht so gut erklärt. Ein entscheidender Punkt fehlt hier in der Erklärung: Man sollte niemals die grünen Materialen verkaufen, nur die weißen, und diese kann man getrost komplett verkaufen, denn das Spiel merkt sich diese Verkäufe. Warum ist das so? Nun, die grünen Materialen sind Kochzutaten, welche man braucht, damit man von NPCs neue Rezepte erhält. Man erhält nur Rezepte von ihnen, wenn man alle Zutaten, die sie dafür brauchen, im Inventar hat, jedoch fragen NPCs nicht nach diesen Zutaten, man erhält also keinen Hinweis, welcher NPC welche Zutaten haben will. Die weißen Materialen führen dazu, dass man neue Spritnite kaufen kann, welche ja die Techs enthalten. Hierbei ist die Kombination aus Materialen wichtig, aber das Spiel merkt sich alle, die man verkauft hat, also selbst wenn man bereits Material für ein Spritnite hat, welches aber noch nicht freigeschaltet wurde, so kann man es bedenkenlos verkaufen, denn es wird vermerkt, auch ohne dass man diesen Vermerk sieht.
Die Charaktere sind vielleicht nicht besonders tiefgründig, aber sie können einem durchaus ans Herz wachsen. Sie sind einfach recht typisch für RPG-Charaktere aus den 90ern, ohne dabei jedoch in die gängigen Stereotypen zu fallen. Es ist recht lustig, wie man sofort merkt, dass sich ein Charakter dem Team anschließen wird, weil man ihm, sofern er sich vorstellt, dann einen anderen Namen verpassen darf, als den Standard-Namen. Musikalisch habe ich mich immer wieder an andere Spiele erinnert gefühlt, besonders an Final Fantasy, aber das soll definitiv nicht negativ gemeint sein, denn die Stücke sind keineswegs geklaut oder dergleichen. Außerdem sind sie immer sehr passend zur Atmosphäre und bleiben auch stark im Kopf. Wer gerne Videospiele-Musik hört, wird nach diesem Spiel mit hoher Wahrscheinlichkeit den Soundtrack haben wollen.
Wäre I am Setsuna bereits in den 90ern erschienen, sähe es grafisch sicher anders aus, aber nichtsdestotrotz wäre es definitiv heute in derselben Riege wie Final Fantasy, Chrono Trigger oder auch Dragon Quest. Als Spiel der heutigen Zeit ist es sehr solide, aber eben doch irgendwie nur eine Erinnerung an die Spiele von damals. Liebhaber dieser Spiele, so wie ich, werden sich nach kurzer Zeit in dieses Spiel verlieben. Aber auch Personen, die nicht so viele oder gar keine RPGs aus den 90ern gespielt haben, können ihren Spaß dran haben. Man darf sich nur nicht von dem Preis abschrecken lassen. 40 € erscheinen zunächst viel für einen Download-Titel, jedoch ist es durchaus ein vollwertiges RPG, in das man gut 40 Stunden stecken kann. Alles in Allem ist es für jeden Fan klassischer RPGs ein Muss, für Fans von RPGs generell eine warme Empfehlung.
Unser Fazit
8
Ein Spiele-Hit