Othello – Wer braucht schon ein Brett für ein Brettspiel?

Spiele, die es schaffen, zum Launch einer Konsole veröffentlicht zu werden, sind immer etwas Besonderes. Zwar ist die Anzahl potenzieller Spieler nie so klein wie am Launch-Tag, dafür sind die Erstkäufer gierig auf der Suche nach Software für ihr neues Spielzeug, um es vielfältig nutzen zu können. Wenn wir an Nintendo Switch denken, schwärmen wir von The Legend of Zelda: Breath of the Wild, streiten über 1-2-Switch oder freuen uns über das kreative Snipperclips: Zusammen schneidet man am besten ab! Unscheinbar und kaum bemerkt konnten wir im Nintendo eShop aber einen weiteren Starttitel entdecken, der sich in unserem Test auch ebenso unspektakulär und unaufdringlich präsentiert: Othello ist die Umsetzung eines Brettspiels, die wir euch jetzt etwas näher vorstellen möchten.


Auf die markierten Felder kann der "schwarze" Spieler einen weiteren Spielstein ablegen. Damit umzingelt er einen weißen Stein und erobert ihn.

Fangen wir direkt mit der wichtigsten Frage an: Wie funktioniert dieses Spiel? Zwei Spieler (oder ein Spieler und sein Computer-Kontrahent) treten gegeneinander an. Das Spielfeld ähnelt dem eines Schachbrettes, allerdings sind die Spielfiguren und ihre Funktionen deutlich einfacher. Jeder Spielstein hat eine Vorder- und eine Rückseite, die schwarz bzw. weiß sind. Jedem Spieler ist eine Farbe zugeordnet. Ziel des Spiels ist es, am Ende mehr Steine mit der eigenen Farbe nach oben ausgerichtet auf dem Spielbrett platziert zu haben als der Gegner.


Um dies zu schaffen, dürfen die Spieler jeweils abwechselnd einen Stein dazulegen. Diese werden aber nicht beliebig platziert, sondern immer so, dass mindestens ein Stein des Gegners zwischen einem eigenen Stein (der bereits zuvor dort lag) und dem neu hinzugefügten Stein liegt. Am besten werden so mehrere gegnerische Steine in einer senkrechten, diagonalen oder waagerechten Reihe zwischen den eigenen Farben eingeschlossen. Wenn dies gelungen ist, werden alle eingeschlossenen Spielsteine gewendet und erstrahlen nun in der eigenen Farbe. Das ist auch schon das ganze Spielprinzip, das nach kurzem Ausprobieren schnell zu lernen ist. Es zu meistern dauert dagegen länger, denn ähnlich wie beim bereits angesprochenen Schach, kommt es darauf an, taktisch und einige Züge im Voraus zu denken.


Leicht zu lernen, schwer zu meistern!


Nicht immer führt die einfache Formel „wende so viele Spielsteine wie möglich mit einem Zug“ zum Erfolg! Ein Beispiel: Stellt euch eine Reihe vor, in der der Stein ganz rechts die Farbe des Gegners trägt. Daneben ist ein Stein von euch und weiter nach links reihen sich einige gegnerische Steine ein. Ganz links sind noch zwei Felder frei und ihr seid am Zug. Jetzt könntet ihr einfach einen Stein links an die Reihe anbauen und alle Steine, mit Ausnahme des äußersten Steins rechts, würden eure Farbe tragen. Diese Freude wäre aber nur von kurzer Dauer, denn der Gegner könnte anschließend das letzte freie Feld ganz links belegen und hätte dank des Steines auf der rechten Seite die ganze Reihe eingenommen. Dann wäre zudem kein Platz mehr frei und Steine dieser Reihe könntet ihr euch nur noch vereinzelt durch Aktionen in senkrechten oder diagonalen Reihen zurückerobern.


Gegen einen gleichstarken Konkurrenten kommt der größte Spielspaß auf.

Das Schöne an Othello ist: Der Schwierigkeitsgrad ist für Einsteiger bis hin zu Profis geeignet. In Zweispieler-Partien kommt es dabei natürlich ganz auf die Fähigkeiten des Mitspielers an. Wer Glück hat, findet einen etwa gleichstarken Gegner. Dann können sich packende Duelle entwickeln, in denen das Spiel seine volle Qualität offenbart. Allerdings gibt es keine Handicap-Einstellungen oder Vergleichbares, das ungleiche Partien spannender gestaltet. Auch einen Online-Modus, der Spieler ähnlicher Stärke zusammenführt, gibt es nicht – schade! Es bleibt aber noch der Einspielermodus, in dem ihr gegen den Computer antretet. Hier dürft ihr zwischen sehr feinen Abstufungen wählen, wie gut euer digitaler Gegner spielen soll. Einsteiger können so schnell zu ersten Erfolgen kommen, zudem können sie sich bei Bedarf anzeigen lassen, auf welchen Feldern das Ablegen des Steins möglich ist und welche gegnerischen Steine dadurch gewendet werden. Fortgeschrittene schrauben die Skills des Gegners hoch und werden daran ordentlich zu knabbern haben!


Kommen wir zur technischen Seite. Diese präsentiert sich denkbar einfach. Die Grafik ist nicht direkt hässlich, versucht aber auch in keiner Weise, die Spieler zu beeindrucken. Hier wird nicht versucht, eine neue Hardware an ihr Limit zu treiben. Das Spiel ist in dieser Form auch auf diversen älteren Konsolen umsetzbar. Dass man auch keine orchestrale Sounduntermalung erwarten darf, sollte klar sein. Man konzentriert sich halt auf das Wesentliche, was völlig in Ordnung ist, wenn man die eigenen Erwartungen nicht zu sehr hochschraubt. Leider wird der Pro Controller nicht unterstützt. Da die Steuerung aber nicht sehr komplex ist, kommt man durchaus gut mit der Joy-Con-Variante zurecht. Immerhin dürft ihr hier zwischen drei Varianten wählen: horizontale Haltung, vertikale Haltung oder die Nutzung beider Joy-Con zugleich. Damit ist eigentlich auch schon alles gesagt, was es über dieses Spiel zu wissen gibt.

Unser Fazit

6

Überzeugend

Meinung von Roman Dichter

Othello ist ein denkbar einfaches digitales Brettspiel. Einfach zu verstehen, einfach in seiner Präsentation, nicht ganz so einfach zu meistern. Es wird euch besonders viel Spaß machen, wenn ihr einen Mitspieler habt, mit dem ihr euch auf Augenhöhe duellieren könnt. Schön wäre es gewesen, wenn ein Online-Modus euch dabei geholfen hätte, solche Gegner zu finden. Darauf müssen wir aber genauso verzichten wie auf jegliche Inhalte, die über das reine Spiel hinausgehen. Keine Zusatzmodi, keine Story, keine beeindruckende Grafik – Othello setzt zu 100 Prozent auf sein Gameplay. Spieler, die einfache Brettspiele mögen, bei denen man wie beim Schach ein paar Züge im Voraus denken und taktische Überlegungen anstellen muss, sollten dem Nintendo eShop-Titel eine Chance geben.

Die durchschnittliche Leserwertung

1 User hat bereits bewertet

Kommentare 5

  • Gast

    Ergänzen möchte ich, dass man natürlich auch gänzlich ohne Joy-Con spielen kann. Othello lässt sich prima mit dem Touchscreen spielen.
    Aber durch das Fehlen von Onlinemöglichkeiten oder einem Storymodus verliert es leider zu schnell seinen Spieler an Reiz. Ansonsten für Zwischendurch ganz interessant.

  • olliko

    Turmheld

    Was mich am meisten stört ist, dass man die Musik nicht ausschalten kann.

  • CptnPrtn

    Turmritter

    Danke für den Test. Dieses Spiel haben wir damals in der Schule immer mit Papier und Bleistift gespielt und ich wusste gar nicht, dass es davon auch eine Brettspielvariante gibt. Jetzt werde ich es mir wohl zulegen, obwohl der fehlende Online Modus schon schmerzt.

  • Weitenrausch

    Meister des Turms

    hm grad mal auf mein handy geguckt wieviel soll ich nochmal was für die switch version ausgeben?
    Im apple appstore bekomme ich das game free 2 play mit online multiplayer

  • CptnPrtn

    Turmritter

    @Brokenhead Aber wahrscheinlich mit Werbung oder In-App-Käufen. 5€ finde ich wirklich nicht übertrieben für ein paar Stunden Spielspaß. Das ist der Preis von einem Döner mit Cola.