Test zu Texas Hold'em Tournament - Wii

Vor nicht allzu langer Zeit war Poker spielen ein Massenphänomen, das mittlerweile zwar bereits etwas abgeklungen ist, doch das Kartenspiel ist besonders in der Texas Hold'em Version noch immer sehr beliebt. Mit Texas Hold'em Tournament ist nun auch eine digitale Version des Party-tauglichen Spielprinzips im WiiWare-Service erschienen. Wiitower hat für euch am Pokertisch Platz genommen und die Karten gemischt.

Habt ihr euch ein Profil erstellt, habt ihr die Qual der Wahl. Ihr könnt in ein Schnelles Spiel einsteigen, ein Turnier bestreiten, im Online-Modus für Verzweiflung unter den anderen Mitspielern sorgen oder euch das Tutorial ansehen. Besonders Unwissenden sei der letzte Punkt empfohlen, denn hier wird ausführlich auf das Spielprinzip eingegangen. Leider gibt es eine Einschränkung: wer des Englischen nicht mächtig ist, wird nur Bahnhof verstehen, da sich die Entwickler für eine deutsche Übersetzung anscheinend zu schade waren. Im Prinzip geht es beim Texas Hold'em darum, mit den zwei Karten auf der Hand und den bis zu fünf Karten auf dem Spieltisch eine möglichst gute Kombination zusammen zu bekommen und den anderen Spielern ihre Chips abzuluchsen. Hierbei spielt das Glück eine große Rolle. Professionelle Poker-Spieler nehmen einen Teil ihres Glücks zudem selbst in die Hand, indem sie durch undurchsichtige Spielweisen ihre Mitspieler bluffen, also hereinlegen, oder allgemein ausspielen. Dadurch kommt eine nicht zu unterschätzende Priese Taktik ins Glücksspiel. Warum erhöht der jetzt den Einsatz, hat er gute Karten oder tut er nur so?
Habt ihr die Grundregeln verinnerlicht, könnt ihr euch an die verschiedenen Turniere wagen. Je nach Größe dessen spielt ihr mehrere Tische und müsst dementsprechend viele Gegner ausschalten. Das gewonnene Preisgeld investiert ihr in neue Shirts oder neue Turniere, da ihr nur mit einer bestimmten Summe Eintrittsgeld an ihnen teilnehmen könnt. Sollte euch einmal das Geld für die Beitrittsgebühren ausgehen, könnt ihr euch euren Zählerstand jederzeit wieder auf 1000 Dollar hoch setzen lassen. Dank dieser nützlichen Funktion könnt ihr nicht in eine Sackgasse geraten und auch nach mehreren glücklosen Versuchen weiterhin an den Turnieren teilnehmen.
Ein Poker-Spiel steht und fällt mit der Intelligenz der Gegenspieler. Das ist im Videospiel wie auch im realen Leben der Fall. Nach unzähligen Turnieren am Pokertisch hat uns die KI der Computer-gesteuerten Figuren nicht wirklich überzeugt. In so gut wie allen Fällen kamen wir mit folgenden Regeln sehr weit: Ist der Gegner nach den Blinds (also der ersten Runde am Tisch) noch im Spiel, geht er bis zum bitteren Ende mit, egal was für Karten er hat! Setzt der Gegner selbstständig einen Betrag, hat er gute Karten! Spielen bereits 2 KI-gelenkte Mitspieler mit, hat der Rest keine Lust mehr!
Bluffen funktionierte so gut wie nie, selbst wenn wir unseren gesamten Chip-Vorrat gesetzt haben, ist die KI gefolgt, obwohl sie nicht mal ein popeliges Pärchen vorweisen konnte. Darum sind wir schnell der Strategie gefolgt, nur noch zu spielen, wenn wir uns ziemlich sicher sein konnten, auch zu gewinnen. Wirklich spaßig war das dann nicht mehr. Aus der Wiitower-Community haben wir auch schon andere Stimmen gehört, die zum Beispiel sehr zufrieden mit der KI waren. Vielleicht passt sie sich auch einfach der Spielweise bzw. dem -können an...

Doch der ganze Ärger über die dumme KI ist ab dem Moment vergessen, in dem ihr euch mit einem Haufen anderer menschlicher Mitspieler über die WiFi-Connection an einen Tisch setzt. Auf einmal benötigt ihr wieder euer ganzes Geschick, um als Sieger den Tisch zu verlassen. Nur wer seine Karten und Chips überlegt ausspielt und das Glück im richtigen Moment auf seiner Seite hat, hat eine Chance auf den ersten Platz. Dabei ist euch die Steuerung niemals im Weg. Mit der Pointer-Funktion wählt ihr bequem eure nächste Aktion aus, erhöht euren Einsatz oder aktiviert eine der Emotionen, die ihr nutzen könnt, um eure Mitspieler zu verwirren. Um den Gameplay-Teil kurz zusammenzufassen: Einzelspieler pfui, Online-Multiplayer hui!

Ihr selbst nehmt als Mii an den Poker-Turnieren teil. Die anderen Mitspieler im Einzelspieler-Modus stellt das Spiel. Doch anstatt sich am reichhaltigen Mii-Fundus zu vergreifen, lassen die Entwickler eigene Kreationen auf euch los, die einfach nur als hässlich zu bezeichnen sind. Sehr interessant ist auch, dass die Namen anscheinend wahllos verteilt werden, denn Wendy sieht nicht zwangsläufig wie eine Wendy aus, eher wie ein Heinz. Dazu gesellen sich Textur-arme Hintergründe oder im schlimmsten Fall grässliche Tapeten und ein im wahrsten Sinne des Wortes verwaschener Teppich. Immerhin sieht der Spieltisch deutlich besser aus und die Karten sind problemlos lesbar. Doch genau diese beschriebene Hässlichkeit verleiht dem Spiel eine Art morbiden Charme, weswegen ich einen Trostpunkt verleihe.

Das Wort Hintergrundmusik hat noch nie weniger gepasst. Denn was da so im Hintergrund vor sich hin dudelt, ist nicht wirklich als Musik zu bezeichnen. Und hintergründig ist das schon lange nicht. Die Entwickler scheinen sich mehr auf den Live-Aspekt konzentriert zu haben, denn ständig hört ihr unverständliches Gemurmel aus euren Lautsprechern klingen, ganz genau so, als ob ihr in einem Casino oder vor Publikum spielen würdet. Hinzu bekommt ihr zu Beginn eines Turniers einen kurzen Einleitungssatz zu hören. Die Effekte beim Kartenlegen und Chips ausspielen erhöhen die Authentizität.