Unser Test zum Spiel: Tales of the Abyss

Fans japanischer Rollenspiele durften sich schon auf der Wii mit Xenoblade Chronicles wie im Paradies fühlen. Leider erschien dieses Ausnahmerollenspiel viel zu spät im Lebenszyklus der weißen Nintendo-Konsole, RPGs fristen eher ein Nischendasein auf ihr. Sowohl auf der Wii U als auch dem Nintendo 3DS könnte das anders werden. So ist für die nächste Heimkonsole zum Beispiel bereits eine Umsetzung von Dragon Quest X angekündigt, und auf dem 3D-Handheld ist nun mit Tales of the Abyss das erste fernöstliche Rollenspiel in unseren Gefilden erschienen. Dass es sich dabei wieder mal um ein Remake handelt, ist an sich nicht schlimm, da es das Spiel so zum ersten Mal offiziell nach Europa geschafft hat.


Dabei ist die Geschichte von Tales of the Abyss wie von der Reihe gewohnt zu Anfang noch recht unspektakulär. Luke fon Fabre sitzt im Haus seines Onkels im goldenen Käfig. Er darf es also nicht verlassen, ihm geht es aufgrund des Reichtums seines Onkels aber nicht grundlegend schlecht. Wäre da nur nicht die Langeweile, die er nur mit dem Schwerttraining bekämpfen kann. Eines Tages will sich Luke erneut einer Trainingssession mit seinem Mentor stellen, doch eine geheimnisvolle junge Frau namens Tear dringt in das Anwesen ein. Irgendwie reagieren Lukes und Tears aufeinander, und in einem Lichtblitz sind sie plötzlich verschwunden. Auf dem Weg nach Hause geraten die beiden in Gefangenschaft und langsam entwickelt sich die Geschichte rund um einen anstehenden Krieg zweier rivalisierender Königreiche, mächtige Kämpfer, der Entführung Lukes sieben Jahre zuvor und den Fonons, die die Welt zusammenhalten...

All das entspannt sich zu Anfang allerdings sehr langatmig und ihr werdet schon in den ersten Spielminuten mit fremden Begriffen der Spielwelt geradezu überhäuft. Da prasseln Namen, Techniken und andere relevante Begriff über euch ein und erst im Laufe des Spiels werden diese nach und nach klar. So ist immer wieder die Rede von den Fonons, doch es dauert mehrere Spielstunden, bis ihr überhaupt ansatzweise erfahrt, worum es sich dabei handelt. Das hilft auf der einen Seite zwar, diese gesamte Welt über lange Zeit immer genauer kennenzulernen, macht aber das Verständnis von vielen der ersten Unterhaltungen schwierig. Besonders kompliziert wird es, wenn ihr des Englischen nicht allzu mächtig seid. Denn Tales of the Abyss ist komplett auf Englisch gehalten, nur die paar Seiten im Handbuch wurden auf Deutsch übersetzt. In den meisten Spielen ist die englische Sprache kein Hinderungsgrund, weil man auch so das meiste versteht. Hier aber sind gute Englischkenntnisse Pflicht, auch aufgrund der vielen Techniken und Fähigkeiten bzw. deren Erläuterungen. Dabei seid ihr in den meisten Zwischensequenzen nicht auf das Lesen angewiesen, da die Charaktere eine wirklich gelungene Sprachausgabe verpasst bekommen haben. Luke klingt wie der reiche Schnösel, der er ist und Anise wie das kleine süße Mädchen.

Der Umgang der Charaktere untereinander trägt das gesamte Spiel über bei, dass ihr euch mit der Welt von Tales of the Abyss verbunden fühlt. Wenn Anise einmal wieder mit dem viel älteren Luke flirtet, das Eis zwischen dem Hauptcharakter und Tear langsam, aber stetig zu schmilzen beginnt oder Guy alles versucht, seine Phobie vor Frauen in den Griff zu bekommen (die vor allem anfangs aber ein wenig überzeichnet ist); ich fühlte mich immer als Teil der Gruppe und nicht wie in vielen Rollenspielen als Spieler, der den Figuren anweist, was sie zu tun haben. Die Gruppendynamik trägt viel dazu bei, dass ich doch länger in der Spielwelt versunken bin, als es meine Arbeit außerhalb des Turms eigentlich zulassen würde. Die Atmosphäre rundherum ist natürlich ebenso schuld. Die Musik ist nämlich wirklich klasse und jederzeit passend, die Oberweltmelodie erinnert mich sogar jedes Mal an einen bestimmten Song aus Terranigma für das SNES. Mit will nur leider nicht einfallen, welcher das war und wann der im Super Nintendo-Titel gespielt wurde. Vielleicht kann mir da ja ein User weiterhelfen, der beide Spiele gespielt hat.

Doch was rede ich eigentlich so lange um den heißen Brei herum, wenn es ein Kampfsystem gibt, das ich euch erklären muss? Wer bereits einen Tales of-Teil gespielt hat, wird das Echtzeit-Kampfsystem bereits kennen. Wie immer spielt ihr einen Charakter direkt, während die anderen von der KI übernommen werden. Im Strategie-Menü könnt ihr das Verhalten eurer Kumpanen jederzeit ändern. Mit eurer eigenen Figur rennt ihr dann auf dem Schlachtfeld umher, verteilt Schwerthiebe, blockt Angriffe ab und führt Spezialfähigkeiten aus. Das alles funktioniert sehr intuitiv und einfach. Die Standardgegner besiegt ihr so auch meist, indem ihr einfach wie wild auf sie einschlagt. Taktik ist nur selten vonnöten, was dann noch irgendwann in Routine und Buttonmashing ausartet. Das ist in Endgegnerkämpfen aber ganz anders: Ohne die richtige Strategie, dem richtigen Abpassen der Angriffe und dem ständigen Blick auf die Lebenspunkte eurer Party seid ihr gegen die besonders harten Nüsse schnell aufgeschmissen. Da hilft es, dass ihr vier Spezialfähigkeiten oder Zauber auf den Touchscreen legen könnt, um sie einfach per Draufdrücken zu aktivieren. So könnt ihr zum Beispiel den Heilzauber von Tear auf das rechte obere Feld ablegen und jederzeit darauf zurückgreifen, ohne ins Kampfmenü wechseln zu müssen. Das Ziel für ihren Zauber sucht sie sich dann aber selbst aus. Ihr müsst also den Kompromiss finden. Eine andere gute Idee ist es, einen besonders mächtigen Angriff eines anderen Partymitglieds auf einer der Flächen zu packen, um so gezielt Angriffsketten zu verlängern und den Combozähler zu erhöhen.

Doch was wäre ein Tales of, wenn es nicht noch andere Dinge als LP und TP zu beachten gäbe? So zaubert euch Tear zum Beispiel gerne Kreise mit bestimmten Elementattributen auf das Schlachtfeld. Steht ihr in einem dieser Kreise, die teilweise sehr klein sind, bekommen manche Spezialattacken ein Upgrade, sodass ihr zum Beispiel euren Gegner zum Beispiel statt mit einer kleinen Energiekugel mit einem stärkeren Eiskristall angreift. In der Hitze des Gefechts ist es aber verdammt schwer, diese an sich gut Idee wirklich nutzen zu können. Bei teilweise sechs Gegnern auf dem Bildschirm, euren vier Kämpfern, etlichen Lichtblitzen und Effekten und vom General Jade aus eurer Gruppe aus dem Boden gezauberten Stalaktiten geht die Übersicht nämlich so schnell flöten, dass ihr nur noch den Block-Knopf drücken könnt und abwarten müsst, bis ihr wieder Sicht auf euren Charakter habt. Alternativ rennt ihr einfach panisch herum. Somit ist das actionreiche Kampfsystem gleichzeitig das beste an Tales of the Abyss als auch das schlechteste. Paradox, ich weiß, aber auf dem kleinen Bildschirm leidet die Übersicht teilweise einfach zu extrem. Daran ändert auch der gute 3D-Effekt nichts, der sowohl den Kämpfen als auch dem restlichen Spiels einen passenden Eindruck von räumlicher Tiefe gibt. Nur manche der Zwischensequenzen müssen ohne 3D auskommen. Zum Beispiel auch das schön gezeichnete Intro, aber auch normale Szenen in Spielgrafik. So kommt es vor, dass die eine Szene in 3D daherkommt, die nächste nicht, die darauffolgende ist aber wieder mit dem Effekt zu bewundern. Das hört sich nicht nur seltsam an, sondern ist es auch, wenn man auf den Bildschirm starrt.

Dass wir es hier mit einem Port zu tun haben, habe ich ja bereits erwähnt. Und den PS2-Status merkt man dem Spiel auch ziemlich oft an. Abgehackte Animationen in den Zwischensequenzen und teils wirklich hässliche Texturen im Hintergrund lassen das immer wieder in den Vordergrund rücken. Doch dann kommt ihr eine der vielen Städte, die so liebevoll designt wurden, dass das direkt wieder vergessen ist. Ja, auch hier ist nicht alles Gold, was glänzt, aber die Hingabe der Entwickler ist hier besonders zu spüren. Das merkt man auch an den Dungeons, die im Laufe des Spiels immer größer werden. Auch kleine Rätseleinlagen wie das Finden von Juwelen in der richtigen Farbe wurden eingebaut, sollten aber niemanden überfordern. Mein absolutes Highlight in dieser Kategorie ist aber der Ring, mit dem ihr wie in vielen Spielen der Serie zuvor zum Beispiel Feuer schießt, um kleine Rätsel zu lösen oder neue Wege zu öffnen. Diesmal trägt nämlich nicht der Hauptcharakter Luke diesen Ring, sondern ein kleines putziges Wesen namens Mieu. Benutzt ihr nun den Ring bzw. Mieu, ruft es total niedlich "Fire" oder einfach nur "Mieu", was sich anhört wie das englische "Mew" von kleinen Kätzchen. Erwähnte ich schon, dass das total niedlich ist?

Unser Fazit

8

Ein Spiele-Hit

Meinung von Pascal Hartmann

Die Charaktere sind liebenswert, wenn auch manchmal etwas überzogen (Guys Frauenphobie) und interagieren so glaubhaft miteinander, dass zumindest ich mich schnell als Teil der Gruppe fühlte. Dazu trägt auch die gelungene englische Sprachausgabe bei. Leider kann die Grafik nicht ganz mithalten, man merkt ihr die Herkunft von der PS2 einfach zu sehr an; besonders an den Animationen der Bewohner der Spielwelt und der eigenen Party in den Zwischensequenzen. Der 3D-Effekt gibt aber die räumliche Tiefe gut wieder. Schade, dass die meisten Kämpfe in simplem Buttonmashing verkommen und ihr gerne mal die Übersicht verliert, wenn zu viel los ist auf dem Bildschirm. Die theoretischen Möglichkeiten sind aber vielfältig, vor allem die vielen Fähigkeiten, die ihr nach und nach freischaltet, lassen sich nur mit viel Übung alle konsequent nutzen. Wer also mindestens 40 Stunden in einem Spiel versinken will und mit den Kritikpunkten leben kann, ist bei Tales of the Abyss an der richtigen Adresse. MIEU!

Bestelle dir jetzt Tales of the Abyss über unsere Onlineshop-Partner

Online kaufen

Awards

Spiele-Hit

Die durchschnittliche Leserwertung

21 User haben bereits bewertet

Kommentare 12

  • D.M.Warrior

    Michael Fassbender Anhänger

    MIEU!!!111 :ugly

  • Düstermond

    Turmheld

    "Die Atmosphäre rundherum ist natürlich ebenso schuld. Die Musik ist nämlich wirklich klasse und jederzeit passend, die Oberweltmelodie erinnert mich sogar jedes Mal an einen bestimmten Song aus Terranigma für das SNES."


    Ich spinne also nicht! Gott sei dank :D - Genau das gleiche habe ich auch beim ersten Hören der Melodie gedacht. Leider fällt mir ebenfalls nicht mehr ein, wann er im Spiel vorkam.

  • Mario-WL

    Special Brawler

    Ein echt schöner Test! Leider hab ich kein Geld dafür! Q__Q

  • Booyaka

    Meister des Turms

    Werd später noch los gehen und mal schauen ob ich ein Exemplar ab stauben kann

  • Super_Mario

    :D

    Schade das es nicht für die Wii erscheint :( Ich bin nicht der Handheld Typ

  • Casualatical

    Casublume

    Das Spiel ist so klasse :D

  • König Buu-Huu

    Super_Mario bei mir ists genau anderstrum.
    Bei einer Heimkonsole hätte ich deutlich länger überlegt, ob ichs holen werden.


    Aber wenns nicht zu Weihnachten kommt, als Geschenk, kaufe ichs direkt nach:D

  • Wario

    Meister des Turms

    Es gibt zu viel andere Spiele die ich haben möchte. Und ich glaube auch, sowas ist nicht ganz mein Geschmack.

  • Kleinanzeigen

    Will ein Pokemon für den 3DS !!!!!!!!!!

    Ich hols` mir auch dieses Geisterspiel xD

  • Booyaka

    Meister des Turms

    4 läden und der vierte hatte es endlich da xD

  • Exor

    Golden Sun 4 when?

    Sieht recht gut aus und der Test hat mir auch gefallen. Aber warum ausgerechnet jetzt? Achja und findet man das echt selten im Handel? Kleinanzeigen hat sich ja bereits darüber beschwert.

  • Booyaka

    Meister des Turms

    ja ist recht schwer zu finden in stuttgart und umgebung zumindest auf jeden fall