Unser Test zum Spiel: Dementium II

Ego-Shooter machen sich auf dem DS noch immer rar. Nur eine einzige Entwickler-Schmiede beliefert Fans des Genres regelmäßig mit neuen First Person-Titeln. Nach dem Erstling Dementium und dem Science Fiction-Shooter Moon wartet nun Dementium II darauf, euch in die Abgründe der menschlichen Ängste zu entführen. Für den Test habe ich mich in einem fensterlosen Raum eingeschlossen, so dass ich die Gruselatmosphäre voll auf mich wirken lassen konnte. Ob das gereicht hat, um dem Spiel eine hohe Wertung zu verpassen, erfahrt ihr im Review.

Als William Redmoor die Augen aufreißt, befindet er sich mitten in einem Behandlungszimmer und habt gerade eine Gehirnoperation hinter sich. Noch völlig benommen wird er von zwei Wächtern in seine Zelle geführt, ohne zu wissen, wer er ist und wie er in diese Situation gekommen ist. Kenner des Vorgängers haben hier leichte Vorteile: Dementium II ist ein direktes Sequel. Behandelte der Vorgänger sozusagen die tiefsten Ängste und die in William lauernde Bosheit, mit der er während der Operation konfrontiert wurde, scheint sich der zweite Teil in der wahren Welt abzuspielen. Doch irgendwie scheint sich das Böse in William materealisiert zu haben und er muss diesmal nicht nur um seine geistige Gesundheit fürchten. Aber die Entwickler haben es gut hinbekommen, dass sich auch Einsteiger in der Geschichte rund um Wahn und Wirklichkeit zurechtfinden. Der Vorgänger muss also nicht zwingend gespielt werden.

Dementium war ein gutes Spiel, das allerdings wegen so einiger Krankheiten ins Stocken geriet. Der wohl größte Kritikpunkt damals von meiner Seite aus war das eintönige Setting. Außer den ewig gleichen Gängen und Räumen gab es nichts zu sehen. Das ändert sich nun im Nachfolger. Ihr durchwandert diesmal unter anderem das zum Behandlungszentrum umfunktionierte Hochsicherheitsgefängnis, finstere Stollen, eine Hafenanlage und ein Mausoleum. Abwechslung wird hier wirklich groß geschrieben. Die Karte ist diesmal deutlich hilfreicher. So habt ihr nicht nur von Anfang an die gesamte Karte auf dem Touchscreen zur Verfügung und könnt jederzeit einen Blick darauf werfen, sie zeigt euch auch an, welche Räume ihr schon besucht habt. Da ihr oftmals an bereits besuchte Orte zurückkehren müsst, um einen woanders gefundenen Schlüssel zu benutzen, findet ihr euch ganz leicht zurecht. Das liegt auch daran, dass Dementium II deutlich linearer ist. Ihr habt immer nur einen Weg, den ihr einschlagen könnt. Solltet ihr ganz selten doch einmal die Möglichkeit zwischen zwei Richtungen haben, lauft ihr entweder direkt in die richtige oder trefft über kurz oder lang auf eine abgeschlossene Tür, für die ihr einen Schlüssel benötigt. Diesen findet ihr dann in der entgegengesetzten Richtung. Ihr habt jedoch nie wirklich das Gefühl, wie an einer Schnur durch die Abschnitte geführt zu werden. Grund sind unter anderem die abwechslungsreichen Gebiete.

Doch das Spiel lenkt euch auch anderweitig von seiner Linearität ab. So trefft ihr immer wieder auf Monster wie Zombies, kleine Larven, kreischende Köpfe oder andere seltsame Viecher, die euch ans Leder wollen. Glücklicherweise findet ihr gleich zu Beginn ein Messer, das schnell zur Standardwaffe besonders gegen die langsamen Zombies wird. Denn auch wenn ihr in den Besitz von einer Pistole, einer Schrotflinte oder auch eines Sturmgewehrs gelangt, werdet ihr stets von Munitionsknappheit geplagt. Das zieht dann die Kämpfe gegen die monströse Brut leider etwas hin. Denn wäre ein Zombie nach zwei Pistolenschüssen hinüber, müsst ihr ihn sechsmal mit dem Messer treffen, bis er endgültig ins Gras beißt. Doch aufgrund des Munitionsmangels bleibt euch nichts anderes übrig, als euch mit der scharfen Klinge zur Wehr zu setzen. Vor allem aufgrund der Bossgegner ist dies eine gute Taktik, da ihr in den Kämpfen gegen die meist deutlich größeren Widersacher jeden Schuss Munition benötigt, den ihr auftreiben könnt. Nichts ist schrecklicher, als plötzlich nur noch mit dem Messer vor einem der Ungetüme zu stehen. Einen Vorgeschmack darauf gibt es direkt beim ersten Bossgegner, dem ihr tatsächlich nur mit dem Messer bewaffnet entgegentretet. Hier sind Geduld und Nerven gefragt. Glücklicherweise sind die immer wieder auftauchenden Gegner aus dem Vorgänger Geschichte. In diesem musstet ihr euch jedes Mal wieder der Zombies erwehren, wenn ihr einen Raum verlassen und ihn wieder betreten habt. Das war wirklich nervig, ist jetzt aber endlich vorbei.

Neben den Waffen gibt es ein weiteres Hilfsmittel, ohne das ihr aufgeschmissen wärt: Die Taschenlampe. Zwar sind in Dementium II vor allem die Außenbereich stets hell erleuchtet, da das Spiel am Tag stattfindet, doch werdet ihr sie in den zahlreichen Häusern, Gängen und Räumen gut gebrauchen können. Die Sichtweite in den dunklen Gebieten ist nämlich sehr gering, und ihr könnt wortwörtlich nur mit der Taschenlampe Licht ins Dunkle bringen. Musstet ihr im Vorgänger immer zwischen Lichtfunzel und Waffe hin und her wechseln, könnt ihr diesmal Taschenlampe als auch eine einhändige Waffe gleichzeitig benutzen. Nur wenn ihr zu größeren Kalibern greift, verschwindet euer helles Hilfsmittel in der Tasche. Doch nicht nur die Taschenlampe lässt erkennen, dass die Entwickler anscheinend große Silent Hill-Fans sind. Immer wieder hält das Bild an, wird komplett weiß und ein durchdringender Pfeifton lässt eure Ohren klingeln. Von einem Moment auf den anderen hat sich eure Umgebung komplett verändert und ihr findet euch in einer Art Paralleluniversum wieder, die nichts mit der Wirklichkeit zu tun hat. Mit ihren Ketten und Haken und daran aufgespießten Leichen bzw. Teilen von Kadavern sowie ausufernden Blutlachen erinnert sie viel mehr an die Höllendimension aus dem Film Hellraiser. Der Unterschied nach dem Wechsel ist also deutlich drastischer als in Silent Hill, aber so gut wie jedes Mal genauso plötzlich wie unerwartet. Zudem betretet ihr in der anderen Welt des Öfteren Räume, die ihr erst dann wieder verlassen könnt, wenn ihr alle Gegner eliminiert habt.

Doch auch wenn die Kämpfe gegen die Monster im späteren Spielverlauf zunehmen, liegt das Hauptaugenmerk auf dem Erkunden und Enträtseln der Vorkommnisse. Die Geschichte wird mit Lautsprecherdurchsagen eines durchgeknallten Arztes, im Spiel verstreuten Unterlagen und Postkarten (die von William selbst zu stammen scheinen) bis zum überraschenden Ende weitererzählt. Zwischendurch gibt es wenige Rätsel, die ihr zum Beispiel lösen müsst, um eine Tür zu öffnen. Herausforderungen sehen aber anders aus. Immerhin habt ihr dank der guten Steuerung im Prinzip jederzeit alles im Griff. Der Stylus dient auf dem Touchscreen zum Umsehen und Zielen, während ihr euch mit dem Steuerkreuz fortbewegt und die L-Taste zum Feuern einer der Waffen bzw. zum Schwingen des Messers nutzt. Linkshänder können auch auf die Tasten auf der rechten Seite des DS zurückgreifen. Doch warum funktioniert das alles nur im Prinzip ganz gut? Solltet ihr etwas größere Hände haben, kann es durchaus zu Fingerkrämpfen kommen, wenn ihr längere Zeit sowohl das Digi-Kreuz als auch die Schultertaste gleichzeitig verwenden müsst… Doch es gibt eine gute Nachricht für eure Finger, die sich aber auch als schlechte Nachricht für das Spiel allgemein entpuppt: Ich sah auf dem normalen Schwierigkeitsgrad nach nicht einmal vier Stunden die Credits über die beiden Bildschirme wandern. Lediglich der Survival-Modus, in dem ihr so viele Monster wie möglich töten müsst, bevor es euch erwischt, wird euch noch ein bisschen weiterbeschäftigen.

Sah schon der Vorgänger sehr gut aus, sieht Dementium II noch einmal besser aus. Die Hardware des DS geizt nicht mit einem stets flüssigen Spielablauf auch bei den großen Endbossen, einer hohen Weitsicht und den grusligen Animationen der Monster. Vor allem bei den Texturen fällt der Abwechslungsreichtum auf. Die Paralleldimension ist rostig und blutig, die wirklichen Umgebungen sehen stets passend aus. Nur aus der Nähe wirkt alles total verpixelt. Der DS kann nun mal keine hochauflösenden Texturen verarbeiten. Aber das muss er auch nicht, denn im normalen Spielverlauf fällt das gar nicht auf. Die ab und zu auftretenden gerenderten Zwischensequenzen wirken allerdings etwas verwaschen.

Wie schon im ersten Teil ist die Sounduntermalung wieder schrecklich. Das aber im positiven Sinne, denn die kreischenden Köpfe oder die wie irre lachenden Kreaturen jagen euch sicherlich eine Gänsehaut ein. Wenn dann noch ein Stöhnen eines Zombies dazukommt und alles mit der atmosphärisch dichten Hintergrundmusik untermalt wird, ist der Grusel perfekt. War die Musik im Vorgänger nicht sehr abwechslungsreich, bekommt ihr hier immer wieder neue gelungene Melodien auf die Ohren. Ein großes Lob verdient die deutsche Sprachausgabe, die fast kristallklar aus den Kopfhörern dringt (die zwingend verwendet werden sollten, um in den vollen Genuss des Spiels zu kommen).

Unser Fazit

8

Ein Spiele-Hit

Meinung von Pascal Hartmann

Dementium II ist ein in allen Belangen verbesserter Nachfolger eines guten Spiels. Eine endlich hilfreiche Karte, nicht wiederkehrende Gegner, die Idee mit der Paralleldimension und eine undurchsichtige wie spannende Geschichte lassen die Spielzeit wie im Flug vergehen. Das ist auch schon ein gutes Stichwort, denn geübte Spieler sehen nach nicht einmal vier Stunden den Abspann. Das ist definitiv zu kurz. Daran kann auch die wirklich gelungene Technik nichts ändern. Nichtsdestotrotz lohnt sich der Kauf für jeden Grusel-Fan.

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