Unser Test zum Spiel: Yoshi's Island DS
Noch gar nicht so richtig alt, aber irgendwie doch schon Retro: Yoshi’s Island DS ist jetzt für die Virtual Console der Wii U erhältlich und erschien im Jahr 2006 für den Nintendo DS. Während einige von euch wahrscheinlich mit dem Kopf schütteln, wenn jemand Spiele dieses Handheld-Systems in einem Atemzug mit dem Wort Retro nennt, schwimmen andere so sehr im Strom des technischen Fortschritts, dass sie jede Konsole, die durch ein aktuelleres Modell abgelöst wurde, mit dem Label Retro versehen würden. Was vielen Fans älterer Spiele aber wirklich die Freudentränen über die Wangen kullern lassen kann, ist die Nähe dieses Yoshi-Abenteuers zu seinem SNES-Vorgänger! Wenn ihr wissen wollt, wie viel Super Mario World 2 im DS-Titel steckt und welche neuen Elemente dennoch Innovationen und Abwechslung bringen, dann lest jetzt unbedingt weiter!
Yoshi trägt ein Baby auf seinem Rücken mit sich herum und ballert Eier auf Wolken mit Flügeln. So war es schon auf dem SNES.
Um es direkt auf den Punkt zu bringen: Es steckt extrem viel Yoshi’s Island: Super Mario World 2 im Handheld-Nachfolger. Grafik-Stil, Musik, Gegner, Items, sogar die Weltkarte – permanent werden Kenner der SNES-Legende an den Höhepunkt der 16-Bit-Ära erinnert. Die spannende Frage lautet nun: Ist das gut oder schlecht? Das lässt sich leider nie eindeutig beantworten. Wer die Nase voll hat von Wiederholungen, nach Innovationen und frischen Ideen schmachtet, der darf Yohi’s Island DS zurecht kritisieren und sich nach anderen Titeln umsehen. Wenn ihr dagegen auf gute Jump’n’Runs steht, davon nie genug haben könnt oder sowieso noch keine Erfahrung mit anderen Spielen der Yoshi-Reihe gesammelt habt, dann könnt ihr bedenkenlos zugreifen.
Was man ohne Zweifel festhalten kann, ist, dass man sich mit Super Mario World 2 ein ausgezeichnetes Spiel als Vorbild ausgesucht hat. Ich erinnere mich noch gut an die Zeit, als Klaus-Dieter Hartwig und Julian Eggebrecht (auch bekannt vom Spiele-Entwickler Factor 5) das Spiel für meine damalige Lieblings-Zeitschrift Total! getestet und mit Lobeshymnen überflutet hatten. Als einziges Spiel in der gesamten Geschichte des Magazins erhielt es die Note 1+ nach dem Schulnotensystem. Auch die weitere Fachpresse beurteilte das Spiel durchgehend positiv. Mehr davon kann also nicht schlecht sein – und das ist es auch nicht!
Für Neulinge, die weder den Vorgänger noch den (ebenfalls sehr ähnlichen) 3DS-Nachfolger Yoshi’s New Island kennen, kommen wir jetzt zu den wesentlichen Elementen des Spiels: Es handelt sich um ein klassisches 2D-Jump’n’Run, in dem es die Hauptaufgabe ist, das Ende eines jeden Levels zu erreichen. Die altehrwürdigen Nintendo-Helden sind dabei aber nicht wirklich die Protagonisten, sondern sie werden quasi zu Gepäckstücken degradiert. Wir befinden uns nämlich in einer Zeit, in der Mario und seine Freunde noch Babys sind. Weil der böse Zauberer Kamek und seine Schergen unzählige der hilflosen Schreihälse entführt haben, machen sich die Yoshis auf, um die Babys zu retten. Gleichzeitig müssen sie dabei auf Baby-Mario und seine Krabbelgruppen-Freunde aufpassen, die sie auf dem Rücken tragen.
Der Baby-Transport ist dabei nicht nur ein Story-Gag, sondern zentrales Gameplay-Element: Sobald ihr von einem Gegner getroffen werdet, schwebt das menschliche Gepäckstück in einer Art Seifenblase davon und ein Countdown beginnt. Jetzt müsst ihr schnell sein und das Kind zurückholen, bevor die Zeit abgelaufen ist, sonst schnappen es sich Kameks Helfer. In manchen Situationen ist das gar nicht so einfach, wenn ihr euch beispielsweise gerade in kniffeligen Hüpfpassagen befindet oder sich euch mehrere Gegner in den Weg stellen. Damit es möglichst erst gar nicht so weit kommt, kann Yoshi die meisten Gegner mit Hilfe seiner langen Zunge verschlingen. Schluckt er sie dann herunter, entsteht daraus ein Ei, mit dem Yoshi auf fiese (aber meistens doch recht putzige) Bösewichte und entfernte Items schießen kann.
Es gibt auch wieder einiges zu sammeln: rote Münzen, Blumen (die eure Chancen auf ein Bonus-Spiel nach Level-Ende erhöhen) und kleine Sterne wollen gefunden werden, wenn ihr ein Level zu 100% abschließen wollt. Die Sternchen haben dabei eine doppelte Funktion: Sie erhöhen den Zähler, der eure Zeit zur Baby-Rettung vorgibt. Schwebt Mario also in der Blase davon, verabschieden sich auch nach und nach die eingesammelten Sterne. Wer also alle Level perfekt abschließen möchte, um zusätzliche Herausforderungen freizuspielen, sollte sich besonders vor gegnerischen Angriffen in Acht nehmen. Außerdem sind an manchen Stellen Yoshis Verwandlungskünste gefragt und er kann für eine begrenzte Zeit als Heliyoshi, Wühlyoshi oder U-Yoshi fliegen, buddeln und tauchen, um voranzukommen und alle Gegenstände zu sammeln. Ein Super-Stern verleiht sogar Baby-Mario die Fähigkeit zu rennen, zu klettern und zu schweben.
Alle genannten Elemente machen Yoshi’s Island DS zu einem tollen, abwechslungsreichen und durchaus herausfordernden Spiel. Aber was hat es an neuen Ideen zu bieten? In erster Linie lautet die Antwort: mehr Babys! Während im Vorgänger nur Mario in einer Art Yoshi-Staffellauf über die Insel getragen wurde, kommen jetzt auch Baby Peach, Baby Donkey Kong, Baby Wario und Baby Bowser ins Spiel. Damit Yoshi nicht unter der Kinderflut zusammenbricht, hilft der Storch beim Tragen, sodass immer nur ein Baby auf dem Yoshi-Rücken Platz nimmt. An bestimmten Stellen kann dann gewechselt werden. Dabei ist diese Neuerung nicht rein kosmetischer Natur, sondern wichtig für das erfolgreiche Weiterkommen. Jedes Baby hat individuelle Fähigkeiten, die an bestimmten Stellen hilfreich oder sogar notwendig sind. Beispielsweise kann nur Baby DK nach Seilen und Ranken greifen, während Baby Peach mit ihrem Schirm Windböen dazu nutzt, Yoshi in sonst unerreichbare Höhen zu befördern.
Die zweite nennenswerte Besonderheit ist die Nutzung der beiden DS-Bildschirme. Im Grunde wird einfach das Sichtfeld nach oben hin erweitert. Meistens findet das Spielgeschehen auf dem unteren Screen statt, gelegentlich wechselt Yoshi aber auch nach oben. Mit dem X-Knopf könnt ihr in der Regel auf den bevorzugten Bildschirm wechseln. Der jeweils andere zeigt euch also, was etwas abseits des Geschehens auf euch wartet. So kann man mit einem wachen Auge manchmal schon sehen, auf welche Gegner man sich einstellen muss oder wo sich Items verstecken. Wenn man mit den Augen ganz auf die Yoshis fokussiert ist, kann man aber leicht solche Kleinigkeiten übersehen. Vereinzelt wird das Konzept Doppelbildschirm auch kreativ und geschickt eingesetzt, wenn beispielsweise bei einem Endgegner der Raum auf beiden Screens gespiegelt dargestellt wird, aber doch nicht alles auf beiden zu sehen ist. Etwas ungünstig ist, dass ein kleiner Streifen zwischen beiden Bildschirmen nicht dargestellt wird. So werden manche Details verschluckt und sogar Yoshi kann gelegentlich kurz aus dem Sichtfeld verschwinden.
Wer das Spiel für die Virtual Console der Wii U erworben hat, findet zudem keine wirklich perfekte Anordnung der Bildschirme vor. Sinnvoll ist es, einen Abschnitt auf dem GamePad, den anderen auf dem Fernseher darstellen zu lassen. Allerdings gibt es dann kein Off-TV-Spiel und man muss das GamePad auch passend halten. Das eigentlich sehr gute senkrechte Layout eignet sich leider nur für reine Touchscreen-Spiele. Beim Nintendo DS-Layout werden beide Bildschirme samt DS-Konsole übereinander dargestellt, was sie leider sehr klein macht. Ich habe mich für die Darstellung mit Schwerpunkt auf dem Touchscreen entschieden, der einen guten Blick auf das Hauptgeschehen gibt. Der Topscreen wird dabei verkleinert in der Ecke dargestellt. Der Nachteil hier ist neben dieser Verkleinerung, dass beide Bildschirme nicht passend übereinander angezeigt werden. Das macht zum Beispiel einen gezielten Schuss nach oben deutlich komplizierter. Insgesamt kann man aber eine Variante für sich finden, die zwar nicht optimal ist, aber mit der man gut zurechtkommen kann.
Die beiden Bildschirme des DS werden teilweise kreativ eingesetzt. Hier ist das Bild gespiegelt und ihr müsst auf dem Kopf denken.
Unser Fazit
8
Ein Spiele-Hit