Unser Test zum Spiel: MadWorld [Import]

Jaja, das gute alte Nintendo-Image: viele lustige Partyspiele, die vor allem Kinder und Familien ansprechen sollen. Dieses Image hat sich schon längst ungerechtfertigter Weise in den Köpfen eingebrannt, doch jetzt auf der Wii findet dieses Vorurteil immer wieder neuen Nährboden. Doch scheinbar haben einige Publisher etwas dagegen und so bringt Sega in diesem Jahr einen Core - Titel nach dem anderen für Nintendos weiße Zauberkiste heraus. Core wäre jedoch fast noch untertrieben für die Gewaltorgie, die die neue Entwicklerschmiede Platinum Games mit ihrem ersten Projekt Madworld auf die Beine gestellt hat. Denn an Brutalität und knallharter Action ist die stilistisch außergewöhnliche Gewaltorgie kaum zu übertreffen. Doch ob der Metzelspaß auch spielerisch Maßstäbe setzen kann, erfahrt ihr in unserem Test.

Schon die Story von Madworld könnte verrückter kaum sein; der Held Jack findet sich in der Großstadt Varrigan City, welche ein wenig an Manhattan erinnert, wieder. Doch dummerweise wurden alle Zufahrtsstraßen von Terroristen versperrt. Wäre das schon nicht Grund genug zur Verzweiflung, wird in der Stadt ein tödliches Spiel mit dem Namen „Death Watch“ veranstaltet, das live über TV ausgestrahlt wird. Die Regeln sind simpel: Töte alles und jeden, der sich dir in den Weg stellt, um die Stadt als “Sieger“ verlassen zu können.

So simpel wie die Regeln, so simpel ist auch der Spielablauf von Madworld. Ihr kämpft euch durch die verschiedenen Levelabschnitte der Stadt, in denen es zunächst eure Aufgabe ist, eure Gegner auf brutalste Art und Weise ins Jenseits zu befördern. Ausgefallene Tötungsmethoden bringen natürlich eine höhere Punktzahl, welche ihr braucht, um im Level voran zu kommen. Am Ende eines jeden Levels müsst ihr gegen einen fiesen Obermotz antreten. So zerstückelt ihr im Laufe des Spiels mit Jacks Kettensäge tausende von Gegnern, werft eure Widersacher in brennende Fässer, rammt ihnen ein Straßenschild durch den Kopf oder pfählt sie direkt an geeigneten Stellen. An Ideenreichtum bei den Tötungsmethoden haben sich die Entwickler nun wirklich nicht lumpen lassen. Über den Sinn solch expliziter Gewaltdarstellungen kann man jedoch geteilter Meinung sein. Eine willkommene Abwechslung stellen da die gut verteilten Minispiele wie Menschendart oder rasante Motorradsequenzen dar.

Gesteuert wird das ganze mit der Kombination aus Wiimote und Nunchuk, die tadellos ihren Zweck erfüllt, jedoch nichts außergewöhnliches mit sich bringt. Ihr bearbeitet eure Gegner mittels A-Knopf zunächst mit Schlägen und Tritten oder verpasst ihnen einen Haken mit einem Schwung der Wiimote. Sind die Gegner genug geschwächt, erscheint auf dem Bildschirm ein Totenkopfsymbol, das euch die Möglichkeit gibt, den Gegner mit einer Quicktime-Aktion endgültig ins Jenseits zu befördern. Einzig die Kamera macht euch das ein oder andere Mal einen Strich durch die Rechnung, was vor allem gegen Ende des Spiels gegen die schwereren Gegner nerven kann.

Das Ende des Spiels wird euch auch relativ schnell entgegenflimmern, denn Madworld ist mit ca. 8 Stunden Spielzeit nicht gerade ein Umfangsmonster. Das heißt jetzt nicht gleich etwas schlechtes, jedoch ist der Wiederspielwert des Spiels sehr gering, da ihr beim erstmaligen Durchspielen eigentlich alles gesehen habt. Auch der Mehrspielermodus ist nichts weiter als eine nette Dreingabe der Entwickler und beschränkt sich lediglich auf kleine Minispiele für zwei Spieler.

Ganz groß trumpft Madworld jedoch in Sachen Grafik auf. Die Entwickler haben dem Spiel einen stylisch-coolen Look ähnlich wie im Film Sin City verpasst. Im gesamten Spiel treten nur vier Farben auf: Hintergründe und Figuren sind in Schwarz-Weiß gehalten, das Blut ist rot und Textnachrichten werden in knallgelb dargestellt. Sehr verwunderlich ist der gewählt Look dennoch nicht, denn Platinum Games besteht zum Teil aus ehemaligen Mitgliedern des Clover Studios, welches schon mit den Grafikstilen von Viewtiful Joe und Okami Aufsehen erregte. Man sollte dem Spiel aufgrund seiner unrealistischen Grafik keineswegs einen Korb verpassen, denn besonders in Bewegung sieht die düstere Comicoptik verdammt gut aus und punktet mit tollen Animationen der Charaktere. Einzige Kritikpunkte der ansonsten tollen Optik sind, dass man zum einen an einigen Stellen im Spiel seine Gegner zunächst gar nicht erkennt, da diese fast mit den Hintergründen verschmelzen, und zum anderen der fehlende 480p-Modus.

Genauso polarisierend wie die Optik ist auch der Hip-Hop-Sound von Madworld, welcher sicherlich nicht jedermanns Sache ist, aber sehr gut passt. Er unterstreicht nochmals die düstere Atmosphäre und treibt den Spieler in seiner Metzelei voran. Eine gute Sprachausgabe rundet die insgesamt sehr gelungene technische Seite von Madworld ab.

Unser Fazit

6

Überzeugend

Meinung von Christian Ibe

Bei Madworld ist der Name Programm, kaum ein anderes Spiel der letzten Jahre ist abgedrehter und grausamer als der Actiontitel von Platinum Games. Das Spiel sollte aufgrund der expliziten Gewaltdarstellung wirklich nur von volljährigen Zockern gespielt werden. Jedoch muss man auch ganz klar sagen, dass bei dem Titel viel Potenzial verschenkt wurde, die Kämpfe werden nach kurzer Zeit eintönig und zum Teil anspruchslos. Ein wenig mehr Abwechslung im Spielablauf hätte dem Titel sicher gut zu Gesicht gestanden. Oft fühlt man sich, als ob man das Level bereits schon gespielt hätte, da sich die Level vom Aufbau her ziemlich ähneln. Neben diesen Schattenseiten bietet Madworld jedoch auch viele tolle Dinge wie die außergewöhnliche Grafik und die erstklassige englische Synchronisation. Schon allein wegen der Optik des Titels sollten sich volljährige Zocker den Titel genauer ansehen, und wenn sie über einen etwas monotonen Spielverlauf hinwegsehen können, den Import von Madworld in Betracht ziehen.

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