Unser Test zum Spiel: Code of Princess

Prinzessinnen haben gefälligst auf ihren strahlenden Ritter auf weißem Ross zu warten! So zumindest kennen wir es aus etlichen Märchen und Mario-Spielen. Doch eine Königstochter muss nicht völlig wehrlos sein, wie die Prinzessin mit dem fast unaussprechlichen Namen Solange Blanchefleur de Lux aus Code of Princess beweist. An ihr ist wirklich so einiges „deluxe“, zum Beispiel ihr Schwert DeLuxcalibur, ihre blonde Mähne und auch ihre Oberweite, die ständig am Hüpfen ist. Es ist fast schon hypnotisch und ich dachte einmal bei mir, dass sie doch irgendwann abfallen müsste. Ist sie aber zum Glück nicht.



Wenn ihr mich jetzt für (halbwegs) pervers haltet, weil ich schon in der Einleitung auf die Brüste der Hauptfigur zu sprechen komme, dann wisset, dass dies ganz eindeutig von den Entwicklern bzw. dem Designer so gewollt gewesen sein muss! Anders kann ich mir das Outfit der jungen Frau nicht erklären. Sie trägt lediglich einen Hauch von Nichts und verteidigt ihn gerne damit, dass das nunmal der neueste Chic im Palast sei. Das zeigt aber, dass selbst eine tatkräftige Prinzessin wie Solange trotzdem nur eine Frau ist, denn sie wiegt einem Trend mehr Bedeutung zu als dem praktischen Nutzen (bitte nicht schlagen, Feministinnen!). Immerhin ist sie zuerst auf der Flucht vor der feindlichen Armee, die ihr Schloss angegriffen hat und will dann die Welt retten, indem sie die Pläne der bösen Königin Distiny zu vereiteln versucht. Dazu muss sie viel, wirklich viel kämpfen. Und nackte Haut hat einer Klinge und scharfen Klauen nun wirklich nicht viel entgegenzusetzen.

Aber gut, es handelt sich bei Code of Princess immerhin um ein Videospiel und nicht um einen historischen Roman. Daher übersehe ich die unsinnige „Kleidung“ von Solange einfach und mache mir auch keine Gedanken darüber, warum eine andere Figur ein riesiges Vorhängeschloss am Top zu hängen hat. Das Design der verschiedenen Charaktere ist nunmal abgefahren und schräg, angefangen von der Prinzessin über den farbenschreienden Allegro mit der Elektrogitarre (ohne Verstärker) und der Zombie-Bra... Nekromantin Zozo, die ihren Körper aus diversen Leichenteilen zusammengesetzt hat, bis zum kleinen Mädchen Alchemia, das als General in der Armee der bösen Königin Distiny dient, die wiederum ständig mit einem Plüschhasen mit langen Ohren kuschelt.

Die verschiedenen Persönlichkeiten der unterschiedlichen Figuren werden in den komplett auf Englisch vertonten Zwischensequenzen hervorragend herausgearbeitet (auch die Text sind nur auf Englisch verfügbar). So ist Solange immer ein kleines bisschen naiv, Allegro reißt ab und an einen anzüglichen Witz und der Ninja Juppongi hat immer einen theatralischen Ton auf den Lippen. Die Sprecher machen ihre Arbeit wirklich toll und es macht so deutlich mehr Spaß, der Geschichte zu folgen, als es mit tristen Textkästen der Fall gewesen wäre. Ich war übrigens erstaunt darüber, dass sich die Story nicht nur als dröger Aufhänger für die vielen Kämpfe entpuppt hat, sondern ich tatsächlich wissen wollte, wie es weitergeht. Natürlich kann man sie nicht mit einem Mammut-RPG wie einem Tales of oder einem Final Fantasy vergleichen, aber sie hat mich positiv überrascht. Ab und zu gibt es auch hübsche Anime-Sequenzen zu sehen, die aber leider keinen 3D-Effekt aufweisen. Erwähnenswert ist zudem noch der Soundtrack, der wirklich gut gelungen ist und die Situationen treffend untermalt.

Doch genug vom ganzen Dumherum, kommen wir endlich zur Sache: Bei Code of Princess handelt es sich um ein 2D-Beat 'em Up, in dem ihr hunderte Feinde ins Jenseits prügelt. Allerdings beschränkt sich die Anzahl der Gegner in einem Kampf auf meistens nicht mehr als zwanzig, und fast immer bekämpft ihr eine kleinere Gruppe, um nach ihr direkt zur nächsten weiterzurennen. Dabei reicht es anfangs, einfach wild auf den beiden Angriffstasten (leichter Angriff und schwerer Angriff) herumzudrücken. Später solltet ihr aber gezielter kämpfen und die coolen Special Moves ausführen. So reißt Solange Gegner mit ihrem Schwert in die Luft, die schnelle Diebin Ali trifft einen Feind erst von vorn und schnellt dann hinter ihn, um noch einmal zuzuschlagen, und die magiebegabte Zozo schießt einen Energiestrahl aus ihrem Stab. Auch das Verteidigen solltet ihr nicht vernachlässigen, da euch Feinde gerne umzingeln.

In so einem Fall ist es ratsam, die Deckung hochzuziehen und schnell in eine andere der drei Ebenen zu wechseln. Statt euch nämlich lediglich vor und zurück bewegen zu können, bestehen Schlachtfelder aus der vorderen, der mittleren und der hinteren Ebene, zwischen denen ihr hin und her hüpfen könnt und auch solltet. So könnt ihr zum Beispiel Attacken ausweichen oder an einem Feind vorbeirennen, um nach einem weiteren Ebenenwechsel hinter ihm aufzutauchen. Eure Gegner können das natürlich auch. Dank des 3D-Effekts des Nintendo 3DS kommt das Wechselspiel der drei Ebenen auch sehr gut rüber und die Figuren hüpfen quasi auf euch zu, wenn ihr in die vorderste springt. Lediglich beim allerletzten Endkampf hatte ich Probleme damit, sie auseinanderzuhalten, weil hier Dinge wie Bäume, Sträucher, Gräber, Fässer oder ähnliches fehlen, was das Zuordnen der Ebenen einfacher macht.

Wir haben also schwache und starke Angriffe, verschiedene Special-Moves (die über Befehle wie → → B ausgeführt werden), das Verteidigen und den Ebenenwechsel. Damit ist es aber noch nicht getan, denn ihr könnt Feinde markieren, sodass sie doppelten Schaden nehmen. Aktiviert ihr dann noch den Burst, nehmen Markierte sogar vierfachen Schaden. Und das ist bei Endgegnern oder allgemein starken Gegnern wirklich zu empfehlen, da es euren Kampf erheblich einfacher macht. Der Burst hält allerdings nicht ewig und wenn die Magiepunkte aufgebracht sind, wars das erstmal, bis sie sich wieder aufgefüllt haben. Die Anzahl an Magiepunkten könnt ihr aber nach einem Level Up erhöhen. Doch verteilt die Punkte mit Bedacht, denn ihr könnt auch die Lebenspunkte, die Angriffsstärke, die Defensive, die Geschwindigkeit und die Stärke der Magie- und einiger Spezialangriffe erhöhen.



Haut ihr die Punkte einfach irgendwie weg, endet ihr wie meine Solange, der ich keinerlei Punkte in Verteidigung spendiert hatte, denn Angriff ist ja nunmal die beste Verteidigung. Doch der erste Endgegner belehrte mich eines besseren und ich levelte erstmal tüchtig, um dann im Rematch doch noch eine Chance zu haben. Das Problem bei den Bossen sind aber oftmals nicht die Bosse selbst, sondern die anderen Gegner, die nebenher noch auf euch einprügeln wollen. So hat man es gerne mal mit sechs normalen Feinden und dem Endgegner zu tun, was ziemlich knifflig werden kann. Mit dem richtigen Einsatz von Markierung und dem Bursten aber sollte es stets zu schaffen sein (ich habe die Story ja auch durchgespielt).

Nach einer Mission erhaltet ihr dann meistens ein Item und könnt auch von besiegten Feinden welche erhalten. Mit diesen erhöht ihr dann die Charakterwerte oder macht euch immun gegen Gift, Versteinerung etc. Ein regelmäßiges Durchschauen der neuen Gegenstände ist anzuraten, da sie teilweise deutliche Auswirkungen auf die Werte haben können. Weitere Items kauft ihr dann im Shop, den ihr jederzeit aus dem Menü heraus betreten könnt. Einige davon erhaltet ihr aber nur, wenn ihr bestimmte Leistungen im Online-Modus erfüllt, doch dazu später mehr.

Die Story-Missionen könnt ihr lediglich mit den vier Haupcharakteren Solange, Ali, Allegro und Zozo durchspielen, in den zusätzlichen Free Play- und Bonus Quest-Modi - in denen ihr die Missionen aus der Kampagne wiederholt bzw. weitere Geschehnisse abseits der Haupthandlung nachspielt - könnt ihr aber noch etliche andere Figuren auswählen. So schaltet ihr in der Kampagne weitere Kämpfer oder Nebenpersonen, aber auch Monster frei. So könnt ihr zum Beispiel Missionen mit einem Drachen angehen, der natürlich fast schon übermächtig ist. Oder ihr probiert es mit einer alten Oma, die lediglich eine zufällige Auswahl von Bomben werfen kann und sich ungefähr so schnell bewegt wie eine Schnecke. Der große Roboter haut ordentlich rein und das kleine, grüne Schleimdingens ist irgendwie sogar ein noch nutzloserer Kämpfer als die Oma. Und jede Figur kann bis Level 99 aufgelevelt werden...

Code of Princess will aber nicht, dass ihr nur alleine spielt, weswegen ihr spezielle Items nur erhaltet, wenn ihr den Online-Modus nutzt, indem ihr zum Beispiel zum ersten Mal online spielt (wie etwas weiter oben schon angeschnitten). Also haben Niels und ich ein paar Story-Missionen im Koop gespielt, wobei der Level der Figuren nicht angepasst wird. Da er noch ziemlich am Anfang war, brach meine Level 49-Solange wie ein Sturm über die armen Gegner herein. Sie hatten einfach keine Chance. Wenn man also wirklich im Koop spielen möchte, sollte man darauf achten, dass sich die Charaktere nicht groß im Level unterscheiden, damit es nicht zu leicht wird. Unterschiede in der Gegnerstärke und -anzahl habe ich allerdings nicht festgestellt (auch nicht, als ich zu Charakteren mit einem niedrigeren Level gewechselt habe). Es könnte also sein, dass die Kämpfe mit vier Spielern recht einfach werden. Trotzdem sollten sie weiterhin spaßig sein, und das ist doch die Hauptsache.

Doch auch sämtliche Bonus Quests lassen sich zusammen spielen. Wirklich witzig ist auch der Versus-Modus, der in drei Bereiche aufgeteilt ist. So könnt ihr um Punkte für die Online-Highscoreliste spielen, einfach nur zum Spaß mit angeglichenen Kämpfern gegeneinander antreten oder eure eigenen hochgezüchteten Charaktere verwenden, um dem anderen zu zeigen, wer die wahre Prinzessin ist. Hier lässt sich der Großteil der Figuren benutzen, die es auch in die anderen Modi geschafft haben, aber der Drache zum Beispiel steht leider nicht zur Auswahl. Dabei wirken die Charaktere verhältnismäßig gut ausbalanciert. Dass man mit der Oma natürlich keine Chance gegen Solange hat, sollte klar sein (ich habe Niels trotzdem die Hölle heiß gemacht!).

Allerdings fand Niels heraus, dass er mit Solange und einem ständigen Drücken von B eine unaufhörliche Kette von Angriffen ausführen konnte. Nicht einmal das Pressen der Verteidigungstaste mit voller Kraft und Verzweiflung half dagegen, da meine Charaktere nicht dazu kamen, sich zwischen den Treffern zu verteidigen. An einen Gegenschlag war erst recht nicht zu denken. Nun gut, Niels war dann natürlich so nett und hat die übrigen Kämpfe (meistens) ehrlich ausgetragen, ohne das auszunutzen. Und die waren dann auch spannend, weil sich der Kampf durch das Markieren und Bursten und die Ebenenwechsel ständig verlagerte. Allerdings fand ich kein einziges Mal einen zufälligen Gegner im Online-Modus. Man wird also wohl darauf angewiesen sein, mit Freunden zu spielen, sollte sich der Titel nicht urplötzlich tausendfach verkaufen.

Unser Fazit

8

Ein Spiele-Hit

Meinung von Pascal Hartmann

Wer auf 2D-Prügler steht, sollte Code of Princess auf jedem Fall eine Chance geben und das Spiel nicht als Button-Masher abtun, wobei man es natürlich auch so spielen könnte. Aber dann würde man dem spaßigen und durchdachten Kampfsystem nicht gerecht werden. Die vielen verschiedenen Charaktere haben coole Special-Moves drauf und wer es sich in den Kopf gesetzt hat, alle aufzuleveln, dürfte bis nächstes Jahr beschäftigt sein. Wenn ihr noch jemanden findet, der mit euch zusammen spielt, dann steigt der Spaß noch weiter, auch wenn die Kämpfe ein bisschen einfacher werden. Mit knapp fünf bis sechs Stunden (je nach Können und Wiederholungen der Missionen, insbesondere der Endgegner) ist die Kampagne auch ausreichend lang, zudem ist die Geschichte besser erzählt und spannender, als man es bei so einem Brawler erwarten würde. Danach warten noch die Bonus-Missionen auf euch, in denen ihr unter anderem Nebenhandlungen aus der Geschichte nachspielt. Das ist wirklich viel Stoff für knappe 30 Euro, die Code of Princess im 3DS eShop kostet.

Awards

Spiele-Hit

Die durchschnittliche Leserwertung

3 User haben bereits bewertet

Kommentare 3

  • Niels

    You shall be as gods...

    Daher prügelte ich mich im eShop-Titel Code of Princess mit Hunderten Feinden, wunderte mich immer wieder über Solanges Outfit und verpasste schlussendlich auch Niels eine Abreibung, die sich gewaschen hat.


    Da erinnere ich mich aber ein wenig anders dran. :awesome:

  • Chrizzi

    Turmritter

    Ich hab mal noch paar Fragen dazu die mich sehr interessieren da ich mir das Spiel gern holen will:


    1. Hat das Spiel eine Art Oberweltkarte?


    2. Hab gelesen manche Kämpfe sind nur teilweise 30 Sekunden lang, was aber danach? Mission geschafft oder kommt danach wieder Gesprächssequenz?


    3. Man könnte sich nicht lange mit dem Spiel am Stück beschäftigen da es eher für "etwas zwischendurch" ausgelegt ist (wie bei 2. mit sehr kurzen Kämpfen) stimmt das?


    4. Mich schrecken persönlich Englische Texte ab und finde es persönlich eine frechheit trotz Download Only in Deutschland keine deutschen Texte zu bringen (zumal das Spiel in USA und Japan Retail mit Soundtrack für 30 Dollar zu haben sind!!!!!!!!!). Ich kann etwas Englisch daher kommen auch Anfänger gut klar damit?


    5. Ist das Kampfsystem komplex? So in etwa von der Moveauswahl eines Charakters wie bei STREET FIGHTER oder gibt es nur 1-2 Standartangriffe?


    6. Ich hab gelesen das Spiel soll bei vielen Gegnern ruckeln! Nur im 3D Modus oder auch normal?


    7. Wie groß fällt der RPG teil aus? Nur Aufleveln oder auch Waffen und Rüstungen kaufen?



    Bin echt noch hart am überlegen ob ich es mir zulege oder nicht da ich sehr sehr gerne speziell 2-D Prügler spiele mit etwas tiefgang. Und bitte schreibt jetzt nicht wieder ALSO ENGLISCH SOLLTE MAN DOCH HEUT ZUTAGE KÖNNEN oder DAS IST DOCH LEICHT KANNST DU DAS ETWA NICHT? Ich kann schon Englisch aber nicht immer alles 100 % verstehen und wenn man nach der Arbeit nach Hause kommt will ich nicht noch mit dem Duden neben der Konsole sitzen.


    Wäre lieb wenn ihr mir meine Fragen beantworten könntet :)

  • Pascal

    I'm not a cat

    Ich hab mal noch paar Fragen dazu die mich sehr interessieren da ich mir das Spiel gern holen will


    1) Nein, hat es nicht. Nur simple Menüs.


    2) Ich schätze, ich habe im Durchschnitt knappe vier bis fünf Minuten an einer Mission gesessen. Vor und nach jedem Kampf unterhalten sich die Charaktere.


    3) Wie soll man denn das beantworten? Es kommt doch auf jeden individuell an, ob man sich länger am Stück mit etwas beschäftigen möchte. Du könntest jeden Tag zwei Missionen spielen oder das Spiel in einem Ruck durchzocken.


    4) Tja, die alte Leier, zu der ich immer nur wieder sagen kann: Lieber ein Spiel auf Englisch veröffentlichen als gar nicht (ja, auch eine Übersetzung kostet Geld, insbesondere bei einer Veröffentlichung in Europa, da es hier nicht nur eine Sprache gibt). Ich würde aber sagen, dass man teilweise schon fortgeschrittene Englischkenntnisse für Code of Princess mitbringen sollte.


    5) Bitte den Test lesen, das Kampfsystem ist ausufernd erklärt.


    6) Es ruckelt manchmal minimal, stört aber nicht im Geringsten, weswegen es auch nicht im Test erwähnt wurde.


    7) Die Antwort findest du selbst heraus, wenn du den Test liest ;)
    (Aufleveln und Gegenstände ausrüsten, die unter anderem die Charakterwerte verbessern)