Unser Test zum Spiel: Family Trainer - Magical Carnival
Wenn man ein fauler Hund ist wie ich kommt einem jede Gelegenheit recht, sich mal ein bisschen zu bewegen. Sei es der Gang in den nächsten Supermarkt, um den Vorrat an Tiefkühlpizza aufzustocken oder der Weg zum Mülleimer, um den Küchenmüll zu entsorgen. Und dann gibt es da die Testexemplare, die einen zwingen von der gemütlichen Couch aufzustehen. So auch geschehen mit Family Trainer: Magical Carnival, das zusammen mit einer Matte ausgeliefert wird, die mich gehörig ins Schwitzen gebracht hat.
Diese Matte wird in den ersten Gamecube-Controller-Anschluss gesteckt. Wer also eine Wii der zweiten Generation besitzt, bleibt draußen. Dank der rauen Oberfläche der Unterseite der Matte liegt sie auch fest auf Holzfußböden und verrutscht so gut wie gar nicht. Ich hatte recht aktiven Besuch und selbst bei wilden Bewegungen und schnellem Gestampfe kam es hier zu keinen Problemen. Nur war die Luft aus dem Spiel schneller raus als aus den Spielern. Das liegt nicht unbedingt an der akzeptablen Anzahl von 25 Minispielen, sondern vielmehr daran, dass fast alle davon höchstens eine Minute andauern. Es gibt nur eine Ausnahme, auf die ich aber noch gesondert eingehen werde. Die kurze Spielzeit der meisten Minispiele ist der größte Schwachpunkt von Family Trainer: Magical Carnival. Rechnet man noch ein bisschen Zeit zwischen den einzelnen Spielchen ein, habt ihr nach ca. einer Stunde bereits alles gesehen.
Das wäre an sich auch nicht so ein Problem, wenn denn wenigstens jede Menge Spaß aufkommen würde. Doch der hält sich leider eher zurück. So müsst ihr zum Beispiel in einer Art Tetris auf die richtigen Symbole auf der Matte springen, um sie aufzulösen (die Symbole, nicht die Matte). Das ist durchaus anstrengend, aber viel zu schnell wieder vorbei. In einer anderen Disziplin fliegt ein Harry Potter-Verschnitt auf einem Besen durch eine Stadt und ihr müsst die angezeigten Symbole im richtigen Moment berühren, um möglichst viele Punkte zu bekommen. Doch auch hier: Kaum hat der Flug angefangen und ihr seid drin, ist er auch schon wieder vorbei. Auch das Ausweichen von auf euch zu springenden Löwen, das Säbelrasseln gegen Piraten oder Fangen von Geistern im Spukhaus haben das gleiche Problem: Sie sind einfach viel zu kurz. So gibt es zum Beispiel ein Spielchen, in dem eine Kugel einen kleinen Parcours entlang rollen und in einem bestimmten Abschnitt davon liegen bleiben muss, damit der nächste Parcours erscheint. Je länger ihr hier auf dem euch zugewiesenen Symbol auf der Matte steht, desto weiter rollt die Kugel. Ihr müsst also genau abpassen, wie lange ihr Kraft aufbaut, um voranzukommen und damit der Kugel nicht vor dem Zielbereich die Puste ausgeht oder sie darüber hinweg schießt. Leider geht das nur per Timelimit. Es wäre für den Wettkampfgedanken toll gewesen, hätte man hier auch die Wahl, dass der Spieler gewinnt, der alle Bahnen als Erstes meistert. Geht aber nicht.
Es gibt also schon einmal viel verschenktes Potenzial, weil die Möglichkeiten der Minispiele durch den Timer unnötig eingeschränkt werden. Wirklich zu Ende gedacht ist aber auch das Menü von Family Trainer: Magical Carnival nicht. Die Grundidee, dass ihr euch in einem Freizeitpark mit fünf verschiedenen Attraktionen befindet (Horror, Zirkus, Fantasy, Piraten und Karneval), ist an sich sehr nett. Nur leider sieht das alles ganz schön hässlich aus und ihr klickt euch auch nur innerhalb der fünf Bereiche hin und her, in denen ihr dann ein Minispiel wählt. Mit gewonnenen Minispielen schaltet ihr im Singleplayer Fotos frei und lockt mit den erspielten Punkten immer mehr Besucher in den Park. Das passiert aber nur in einer Statistik, denn auch wenn sich irgendwann Hunderte von Leuten im Freizeitpark befinden sollen, zu Gesicht bekommt ihr sie nie. Warum kann ich nicht durch den Park laufen? Warum ist die Präsentation trotz Freizeitpark-Themas so bieder? Warum nervt mich die Musik schon nach den ersten zwei Minispielen? Warum habe ich allgemein das Gefühl, ein Konzept zu spielen, das noch viel mehr Feinschliff hätte gebrauchen und dann sogar ganz OK hätte werden können?
Doch es gibt auch etwas Positives zu berichten. So beinhaltet die Piraten-Attraktion ein Minispiel, von dessen Art ich gerne mehr gesehen hätte. Alles beginnt damit, dass ihr auf einem Piratenschiff so schnell wie möglich auf zwei der Symbole trampeln müsst, um möglichst schnell die Takelage zum Ausguck hinaufzuklettern. Doch Oh Schreck, das Schiff fährt auf ein paar Felsen zu! Also müsst ihr nun über das Deck rennen und dabei über heranrollende Fässer springen. Habt ihr das Steuerrad erreicht, müsst ihr wie eine Furie das angezeigte Symbol traktieren, um noch im letzten Moment ausweichen zu können. Doch leider greifen nun Skelette an, die an Bord klettern wollen. Nun liegt es an euch, sie mit den vorgegebenen Symbolen wieder zurück ins Wasser zu schubsen. Das ist ganz schön anstrengend und wegen der zusammenhängenden "Geschichte" sehr spaßig. Es ist aber einfach nur schade, dass die Entwickler diese Idee der aufeinander basierenden Minispiele nicht weiter fortgesetzt haben.
Unser Fazit
4
Erträglich