Unser Test zum Spiel: Spy Hunter

1983, da war ich gerade mal zwei Jahre alt und so wirklich wusste ich noch nicht, dass Videospiele später einmal zu meinen wichtigsten Hobbys gehören würden. Doch mein älterer Bruder besaß schon damals einen Commodore 64 und so nahmen eben die Dinge ihren Lauf. Zumindest war Spy Hunter eines der ersten Videospiele, mit denen ich in meinen jungen Jahren zum ersten Mal in Kontakt gekommen bin. Lustigerweise wurde das Spiel von Bally Midway (der Gründer von Midway) erfunden und zumindest auf dem C64 von SEGA vertrieben. Vorher startete Spy Hunter in den Spielhallen wie aus dem Nichts und raste mit bombastischer Geschwindigkeit über die Zielgerade. Der Renn-Shooter war im Arcade-Sektor einfach Kult und sehr erfolgreich. Jedenfalls hatte keiner bisher die Genres Rennspiel und Shoot´em Up gekreuzt und zu einer spannenden Verfolgungsjagd umgebaut. Den damaligen Erfolg möchte nun Warner Bros. Interactive ins Jahr 2012 teleportieren und hat deshalb ein komplett neues Remake in 3D für den Nintendo 3DS und die Playstation Vita realisiert. Natürlich habe ich mir die 3DS-Version geschnappt und sie getestet.



Als geheimer David Hasselhoff-Klon fahre ich in einem turbobetriebenen und mit neuester Waffentechnologie aufgerüsteten Rennvehikel. Die Strasse ist voll mit feindlichen Agenten, die nichts anderes im Sinn haben als mich und mein Wunderwerk der Technik zu atomisieren. Doch wer ist hier die Katz und wer die Maus? Schließlich bin ich der Super-Agent und muss die bösen Machenschaften in den Graben abdrängen. Mit hoher Geschwindigkeit fahre ich in all meinen Missionen strikt von A nach B, um den feindlichen Agenten den Garaus zu machen. Doch mein Rennflitzer fährt nicht nur auf dem Asphalt, der G-6155 Interceptor fährt im Geländemodus über steinigen Untergrund und kann sich bei Bedarf auch in ein Schnellboot verwandeln, um übers Wasser zu gleiten. Trotz der hochmodernen Technik haben sich meine persönlichen KFZ-Mechaniker jedoch nicht gerade auf die Lenkung konzentriert. Zwar befinde ich mich ständig in einem Arcade-Rennen, allerdings wirkt die Physik meines treuen Unterfahrsatzes mehr als unpräzise. Man könnte fast meinen, die hätten diesen wunderschönen Boliden auf dem Grundgerüst eines schwammigen Fiat Panda gebaut.

Aber wer braucht schon eine präzise Steuerung, wenn ich mit meinem aufrüstbaren Waffenarsenal die gesamte Umgebung platt machen kann? Mit den Lenkraketen bombardiere ich gepanzerte LKWs, die kurioserweise teilweise schneller als mein Super-Porsche fahren können. Mit Elektroschockern dränge ich von hinten ankommende Fahrzeuge ab und wenn einer vor mir herumdüst, bekommt er von mir die volle Ladung Maschinengewehr ab. Und das macht am meisten Spaß, besonders, weil die gewaltigen Explosionen auf meinem 3D-Display in Slow-Motion und wild drehenden Kamerafahrten angezeigt werden. Und zwischen den etlichen Missionen rüste ich auch gerne mal mein Arsenal im Zwischenmenü auf. Ach ja, sehr überzeugend ist auch die von meinem Team entwickelte Drohne, mit der ich in der Vogelperspektive die Gegnerschaft nerven kann. Sehr cool gemacht. Aber irgendetwas müssen die Jungs ja können.

Allerdings hapert es insgesamt irgendwie mit der Physik und die Umgebung sieht auch nicht immer so berauschend aus. Auf dem 3DS muss ich mir jedenfalls keine grob verpixelten Texturen mehr ansehen. Aber wenigstens muss ich nicht mehr wie vor 29 Jahren in einer zweidimensionalen Vogelperspektive fahren und darf mittlerweile im schicken 3D mein Lenkrad hin und her bewegen. Besonders der 3D-Effekt kommt hier Genre-typisch gut zur Geltung. Und auch in meinem Radio dudelt eine zwar coole Breakbeat-Musik, die allerdings nicht wirklich an einen Ohrwurmstatus heranreicht. Aber mit dem fest integrierten Radiosender fühle ich mich noch mehr wie ein Agent. Die Titelmusik erinnert etwas an meinen Kollegen Daniel Graig und lustigerweise spielte man 1983 im Radio ein fast identisches James Bond-Theme in Dauerschleife, bis irgendwelche Rechtsanwälte meinem Auftraggeber mit einer Klage drohten.

Aber vergessen wir doch mal die Rechtsanwälte und fokussieren uns auf meine zahlreichen Missionen. Trotz dem recht monotonen Grundprinzip fallen die Missionen doch irgendwie abwechslungsreich aus. Gerne katapultiere ich ständig irgendwelche Vehikel in die Schrottpresse, liefere mir waghalsige Verfolgungsjagden mit der Polizei wie bei meinen Kollegen von Need for Speed und beschütze hier und da einen LKW-Konvoi. Dabei sind die Missionen teilweise so hart, dass ich mich des Öfteren nach dem Feierabend sehne. Wie 1983 gilt aber auch heute das Trial & Error-Prinzip, denn im Endeffekt muss man sich nur die festgelegten Abläufe merken, um dann mit mehrmaligen Versuchen die Mission zu meistern. Aber ich bin ja ein Super-Agent, und Super-Agenten sind unkaputtbar. Ich muss nur dabei auf meine Motivation aufpassen, die recht schnell den Bach runtergehen kann.

Leider gibt es in meinem Beruf keine weiteren Aufgaben. Kein Mehrspieler-Modus, keine Online-Funktionen, nur ein schnöder Einblick in meine bisherigen Erfolge und ein Streetpass-Austausch, mit dem ich mir neue Lackierungen erarbeiten kann. Wer´s braucht...

Unser Fazit

6

Überzeugend

Meinung von Holger Wettstein

Ich möchte zwar nicht über meinen Arbeitgeber lästern, aber aus Spy Hunter hätte man wesentlich mehr herausholen können. Zwar bleibt man dem Grundprinzip des Spielhallenklassikers treu, aber die sehr unpräzise Lenkung meines Interceptors, der zu geringe Umfang und das nervige Trial & Error-Prinzip in den Missionen können einem auf den Keks gehen. Wer aber mal als moderner David Hasselhoff ein Praktikum bei mir machen möchte, den erwartet eine rasante, arcadelastige und kurzweilige Fahrerei mit viel Bumm Bumm und einiges an Action. Mehr darf man aber auch nicht von dieser Agenten-Wiederbelebung erwarten.

Bestelle dir jetzt Spy Hunter über unsere Onlineshop-Partner

Online kaufen

Die durchschnittliche Leserwertung

2 User haben bereits bewertet

Kommentare 2

  • HelloMyNameIsASecret

    Falling Angel

    Schade, dann werde ich wohl weiterhin die PS2-Version zocken...

  • Big Al

    自由の戦士

    Klingt zwar nicht allzu gut, aber sollte ich es mal für einen 10er irgendwo sehen und noch Geld übrig haben werde ich es wohl mitnehmen, finde es trotz niedriger Wertungen interessant.