Unser Test zum Spiel: Trine 2: Director´s Cut
Tief im Wald geschehen unheimliche Dinge. Es fressen sich grüne Dornenranken durch die wunderschöne Natur, düstere Wolken ziehen am Himmel auf und im dunkelgrünen Tann tummeln sich unheimliche Wesen. Bitterböse Goblins treiben ihr Unwesen und monströse Kröten und Schnecken versperren den Weg. Doch was genau ist passiert? Das erfährt man während der Abenteuer in einem Bilderbuch, das euch durch die Abenteuer von Trine 2: Director´s Cut führt. Zumindest bewegt das sagenumwobene Trine die drei Helden Amadeus, Zoya und Pontius erneut zu einem Abenteuer, um die Waldbewohner und das märchenhafte Naturgebiet vor dem Untergang zu retten.
Die erweiterte Version führt das magische Trio erstmals auf die brandneue Heimkonsole Wii U von Nintendo. Im aufgemotzten Gewand erschien der Download-Titel als rabattiertes Angebot zum Verkaufsstart am 30.11.2012 im frisch polierten Nintendo eShop. Bereits mit dem ersten Teil entwickelte das Team von Frozenbyte ein bemerkenswert schönes 2,5D-Abenteuer. Fast die gesamte Presse besang den kleinen Entwickler mit Lobeshymnen. Die tolle Grafik, viel Liebe zum Detail und ein schönes, sauberes Rätsel-Gameplay wurden von der Zunft der Videospielprofis für Gut befunden.
Das Grundprinzip von Trine führt sich im zweiten Teil fort und hat natürlich auch in der Wii U Director´s Cut Edition weiterhin bestand. Nahtlos wechselt ihr zwischen dem Magier, dem Ritter und der Diebin, um innerhalb der strikt strukturierten Level voranzukommen. Dabei versuchen kleinere Rätsel, größere Hindernisse und natürlich die hundsgemeine Gegnerschaft euch den Weg zu durchkreuzen. Doch groß im Mittelpunkt stehen die eingebauten Rätsel, die meist leicht durchschaubar sind. Zwischendurch gibt es noch ein paar andere Rätsel, die von den anderen Protagonisten gelöst werden müssen, doch insgesamt haben 75% der Denkaufgaben ein ähnliches Prinzip, das nur selten durch Portale oder Flüssigkeitskombinationen gebrochen wird.
Amadeus, der Zauberer, bewegt hier Objekte via Telepathie und erzeugt durch magische Fähigkeiten kleine und große Kästchen. Mit ihm bewegt ihr auch Objekte durch die Landschaft, baut kleine Übergange, kippt wassergesättigte Wippen und stoppt Zahnräder. Im Prinzip ist Amadeus die wichtigste Figur im Spiel, weil der Großteil der Rätseleinlagen auf seinen magischen Kombinationsmöglichkeiten beruhen. Dank dem neuen Touchscreen auf eurem Wii U GamePad müsst ihr die Objekte nicht qualvoll mit den Sticks und den zahlreichen Buttons durch die luftigen Höhen schweben lassen, sondern könnt sie auch bequem mit dem Finger über den Bildschirm streifen. Leider klappt das nicht immer hundertprozentig, so dass man gerade bei kleineren Gegenständen zwei Anläufe braucht. Insgesamt benötigt die recht umfangreiche Steuerung ein wenig Anlauf, bis sie in Fleisch und Blut übergeht.
Der zweitwichtigste Held dieser Saga ist der Ritter Pontius, der aus der Haudrauf-Fraktion stammt. Mit dem mit Blech beplankten und fettgefressenen Ritter kloppt ihr Goblins windelweich und zerstört mit einem donnernden Hammer felsige Wände. Pontius ist im Gegensatz zum Magie-Opa und der drahtigen Diebin ein muskulöser Haudegen, der nicht immer mit Intelligenz, sondern eher mit seiner Rüstung glänzt.
Die dritte im Bunde ist die geheimnisvolle Diebin Zoya, die optisch aus Ubisofts Assassin´s Creed stammen könnte. Mit weißem Gewand und schnellen Füßen rennt sie durch das moosgrüne Gras, bis das nächste Rätsel zum Stopp aufruft. Für meinen persönlichen Geschmack gerät die Diebin im Gameplay aber zu arg in den Hintergrund. Mit ihrem Enterhaken erklimmt sie weit entfernte Plattformen, um versteckte Sammelobjekte zu ergattern und mit ihrem Bogen tötet ihr mehr oder weniger die fiese Goblintruppe. Das Zielen mag aber geübt sein, und gerade am Anfang wechselt man dann doch lieber schnell zum dicken Ritter, der ohne Wenn und Aber die grünen Fieslinge am Boden zerschmettert. Mit diesen drei Figuren, die im übrigen mit Erfahrungspunkten verstärkt und ausgebaut werden können, gilt es, durch die genial gestalteten Areale zu stapfen.
Trotz der 2,5D-Ansicht kommt man teilweise nicht mehr aus dem Staunen raus. Oftmals habe ich mich dabei erwischt, wie ich in einem Levelabschnitt erst einmal stehen geblieben bin und mir die ganzen Details angesehen habe. Die tiefstehende Sonne, wunderschön kräftige Farben (wobei für mehr Farbqualität noch ein Patch nachgereicht wird), superflüssige Animationen und ein Naturspektakel, das nicht starr vor sich hinschlummert, sondern wirklich in jeder Sekunde und in jedem einzelnen Blatt lebt, machen dieses Abenteuer zu einem optischen Meisterwerk. Ich würde sogar behaupten, dass Trine 2: Director's Cut eines der schönsten Spiele der letzten Jahre ist.
Das gleiche gilt auch für den Sound. Zwar wurde dieser vielleicht nicht so abwechslungsreich wie das detailverliebte Artwork gestaltet, doch die unterschiedlichen Soundtracks packen euch vom ersten Moment an am Kragen und zerren euch tief in das mystische Abenteuer. Nur ist es für mich unerklärlich, dass die Wii U-Fassung keine deutsche Sprachausgabe erhalten hat. Kurioserweise darf man aber zwischen einer englischen, französischen oder spanischen Sprachausgabe wählen. Schließlich hatte man für Trine 2 auf dem PC ja schon sämtliche Stimmen aufgenommen. Naja, vielleicht wird das ja mit einem Patch nachgereicht.
Die Wii U-Version hat nicht nur eine komplett neue Steuerung verpasst bekommen, sondern wurde auch mit dem zwar nicht exklusiven, aber immerhin inklusiven Goblin Menace-Paket ausgestattet. Das bereits integrierte Zusatzpaket beinhaltet zusätzlich sechs großartige und riesige Welten, eine komplett eigene Geschichte und ein paar neue Fähigkeiten. Somit wird aus dem ohnehin nicht gerade kurzen Spiel ein motivierendes Unterfangen. Und selbst wenn man das alles einmal durchgespielt hat, kann man das Abenteuer mit bis zu zwei weiteren Freunden nochmals durchstreifen. Zwar wird damit bei geübten Spielern der Schwierigkeitsgrad erheblich nach unten gesenkt, doch erfordert die Koordination des ultimativen Trios eine gewisse Übung.
Während der erste Spieler brav mit dem frischen Wii U GamePad hantiert, müssen die anderen zwei Spieler zur Wii-Fernbedienung oder dem neuen Pro Controller greifen. Alle drei Steuerungsvarianten funktionieren aber ähnlich gut und haben alle ihre Vor- und Nachteile. Zusätzlich zum lokalen Mehrspielermodus, der zu einem gemütlichen Abend einlädt, hat man noch die Möglichkeit, zu zweit im Online-Koop die hübschen Welten zu meistern. Ohne Voice-Chat stellt sich die Angelegenheit allerdings als recht schwierig heraus. Doch wie Frozenbyte bereits versprochen hat, möchte man eine entsprechende Kommunikationsmöglichkeit mit einem Patch nachreichen.
Unser Fazit
9
Geniales Spiel