Unser Test zum Spiel: Resident Evil 4: Wii Edition
Resident Evil 4 für den GameCube war das erste Spiel, das ich jemals importierte. Als nämlich damals bekannt wurde, dass in der Verkaufsversion für Deutschland zwei Modi fehlen würden, suchte ich mir einen österreichischen Händler und bezog mein Spiel von unseren südlichen Nachbarn. Nun habe ich mit der eShop-Version von Resident Evil 4: Wii Edition doch noch eine deutsche Fassung im Besitz, die ebenfalls diese zwei Modi vermissen lässt. Aber auch ohne sie ist der offizielle vierte Teil der Resi-Reihe ein Meisterwerk, das dank Wiimote-Unterstützung sogar noch besser ist.
Kein Resident Evil-Spiel ohne Waffen! Das Zielen geht dank der Wii Remote-Steuerung noch leichter von der Hand.
Resident Evil 4 wurde seinerzeit als einer von mehreren Capcom-Exklusiv-Titeln für den GameCube angekündigt. Ich hatte die Vorgänger nur ansatzweise gespielt und schnell wieder weggelegt, weil ich mit der Steuerung nicht zurande kam und sie mich mehr stresste als Feinde und gruselige Atmosphäre zusammen. Teil 4 sollte jedoch einen Neuanfang wagen. Die ersten Bilder zeigten Serien-Veteran Leon S. Kennedy in einem alten Herrenhaus, der es mit Geistern zu tun bekam. Doch Serien-Erfinder Shinji Mikami war unzufrieden, und so wurde das Setting geändert. Außerdem versuchte man sich daran, die Bedienung zu modernisieren. Statt vorgerenderter Hintergründe und fester Kameraperspektiven steuerte man Leon nun aus der dritten Person, statt auf Grusel und Horror setzte man primär auf Terror.
Auch Zombies im üblichen Sinne gibt es nicht mehr, denn die Untoten wurden von Dorfbewohnern und Sektenmitgliedern ersetzt, die einen Parasiten namens Las Plagas in sich tragen. Dieser übernimmt die Kontrolle über Menschen und hetzt diese anschließend auf Leon, der sich auf seiner Suche nach der Tochter des Präsidenten irgendwo im Osten Europas aufhält. Anfangs zeichnen sich die ersten ihm feindlich gesonnenen Menschen nur dadurch aus, dass sie mit Mistgabeln, Fackeln und anderen Gegenständen auf ihn losgehen. Später bricht der parasitäre Organismus aber auch aus den Körpern der Infizierten hervor, sodass sie quasi zwei Leben haben. Die Sektenanhänger greifen auch mit Schilden und Morgensternen an. Monster, Mutanten und gruselige Hunde dürfen natürlich ebenfalls nicht fehlen.
Resident Evil 4 schafft es, über das Spiel hinweg die Bedrohung anhand immer neuer und stärkerer Feinde stetig zu erhöhen. Der angesprochene Terroraspekt kommt aber nicht nur daher, dass ihr es mit unheimlichen Wesen zu tun bekommt, sondern unter anderem von deren Anzahl. Schon im ersten Dorfabschnitt müsst ihr eine gewisse Zeit lang überleben, während die Bewohner euch umzingeln und unbarmherzig verfolgen. Zum Glück ist Leon so richtig tough, sodass er mit allerlei Waffen umgehen kann. Anfangs nur mit einer Pistole ausgestattet, kommen später eine Uzi, ein Raketenwerfer und andere Argumentationsverstärker hinzu. Sie alle haben eines gemein: Während ihr zielt, könnt ihr euch nicht bewegen. Dies ist ein weiterer Aspekt, der Terror hervorruft. Wenn ihr an einem Fleck steht, vor euch eine Meute an Feinden, und durch die herangezoomte Zielperspektive nicht erkennen könnt, was sich von hinten nähert, hämmert die Pumpe.
Den größten Schrecken verbreiten aber wohl die Kettensägen-Gegner. Immer wieder machen sie Jagd auf euch und lassen sich nur mit vielen Kugeln und unter Zuhilfenahme von Granaten oder günstig positionierten Explosiv-Fässern ausschalten. Lasst sie aber bloß nicht zu nahe an euch herankommen, sonst ist Leons Kopf ab! Der Brutalitätsgrad, den man von einem Resident Evil erwartet, ist somit auch in der Wii Edition von Teil 4 enthalten. Im direkten Vergleich mit harten Splatter-Einlagen, wie man sie aus anderen Spielen kennt, wirkt er trotz platzender Köpfe aber doch recht zahm. Zu viel herumspritzendes Blut hätte vielleicht auch eher absurd und comichaft gewirkt, sodass ich diese Entscheidung begrüße.
Um noch mehr Terror zu verbreiten, seid ihr recht große Strecken des Spiels nicht allein unterwegs. Denn selbstverständlich findet Leon Ashley, die Tochter des Präsidenten, muss sie nun aber auch beschützen. Dazu kann er ihr einfache Befehle geben, sodass sie stehen bleibt, ihm folgt oder sich in der nächstbesten Mülltonne versteckt. Habt sie immer im Auge, denn eure Feinde wollen sie euch wieder wegnehmen! Solltet ihr also ihre panischen Schreie hören, während ihr gerade eine Horde an anrückenden Feinden bekämpft, solltet ihr euch beeilen und ihren Entführer niederstrecken, bevor sie weggetragen wird und ihr vom nächsten Checkpoint neu starten müsst. Ashley ist aber nicht ganz nutzlos, denn sie kann auch Schalter an höher gelegenen Orten aktivieren, wenn Leon sie hochgehoben hat. Aber auch hier wieder: Passt auf sie auf!
In einer angespannten und sehr dichtern Atmosphäre müsst ihr immer mit dem Auftauchen infizierter Feine rechnen.
In einem, meiner Meinung nach leider zu kurzen Abschnitt übernehmt ihr sogar direkt die Kontrolle über Ashley und schleicht durch die düsteren Gänge eines Schlosses. Da das Mädel keine Waffe hat, müsst ihr euch unter Tischen verkriechen, um nicht erwischt zu werden. Hier kommt wirklich tolle Gruselstimmung auf, da ihr mit einem schwachen Charakter am Leben bleiben müsst. Natürlich darf auch Leon das Schloss betreten, aber erst, nachdem er die Befestigungsanlagen inklusive Katapulten bewältigt hat. Des Weiteren geht es unter anderem durch ein Dorf in den Bergen, über einen Friedhof, in eine Mine und in die Kanalisation. Aber ganz egal, wo ihr seid, irgendwann werdet ihr überall auf den Händler treffen: "What are ya buyin'?" "What are ya sellin'?"
Diese beiden Sprüche haben sich in mein Hirn gebrannt. Schade, dass der Händler nichts weiter ist als einfach nur ein Händler. Bei ihm verkauft ihr gefundene Schätze, kauft neue Knarren und upgradet eure alten für mehr Schaden, ein größeres Magazin oder schnellere Nachladezeiten. Darüber hinaus erhöht ihr Leons und Ashleys Lebensenergie. Auch euer Inventar könnt ihr vergrößern, wenn ihr einen größeren Koffer kauft. Denn wie in den Vorgängern habt ihr auch in Resident Evil 4 nicht unendlich viel Platz, und wer Heilkräuter sowie Sprays, Waffen, Munition etc. mit sich herumtragen möchte, sollte früh dafür sorgen, dass er mehr tragen kann. Apropos Munition: Diese findet ihr nicht in Massen wie in üblichen Shootern, aber zumindest auf dem normalen Schwierigkeitsgrad hatte ich nie Probleme mit Munitionsknappheit. Gutes Zielen, also vermehrte Kopfschüsse, und der regelmäßige Einsatz des Messers sollten euch davor bewahren, plötzlich mit komplett leeren Waffen dazustehen.
Und das Zielen geht in Resident Evil 4 Wii Edition um Längen einfacher von der Hand als noch seinerzeit auf dem GameCube. Wie es sich für die Wii-Remote-Konsole gehört, richtet ihr das Fadenkreuz nämlich mithilfe der Zeiger-Funktion aus. Ihr zielt also direkt aus dem Handgelenk heraus, was super funktioniert und die Wii-Fassung von den anderen Ablegern abhebt. Aber keine Angst, das macht das Spiel nicht plötzlich zu einfach, denn der Schwierigkeitsgrad wird variabel angepasst. Schießt ihr regelmäßig daneben und habt eher Probleme, werden euch die Feinde nicht ganz so hart zusetzen. Gute Schützen hingegen werden über die gesamte Spielzeit hinweg gefordert.
Natürlich werdet ihr auch auf Bossgegner treffen. Diese sehen teilweise richtig schön eklig aus und sind teilweise so stark, dass ihr erst einmal nichts anderes tun könnt als zu flüchten. Dann müsst ihr zum Beispiel umgeben von Containern Schalter drücken und dürft nicht von den Attacken des Bosses erwischt werden. Hier rast das Adrenalin in die Höhe! Andere wiederum erwarten von euch lediglich, dass ihr Magazin über Magazin in sie hineinpumpt und per angezeigter Taste den Angriffen ausweicht. Das ist dann tatsächlich ein bisschen öde. Aber da das Design weiterhin grandios bleibt, sehe ich darüber hinweg. Quick Time Events werdet ihr übrigens immer wieder antreffen, um beispielsweise vor einem fallenden Felsen zu flüchten. In der Wii Edition muss dann auch mal die Wiimote geschüttelt werden.
Resident Evil 4 gibt es mittlerweile als hübschere HD-Fassung auf anderen Konsolen, aber auch auf der Wii bzw. Wii U ist das Spiel alles andere als hässlich. Die Brauntöne hauchen den trostlosen Gegenden Leben ein, die Figuren sind hervorragend modelliert und animiert und die Lichteffekte ebenfalls ein Augenschmaus. Nichtsdestotrotz darf man nicht vergessen, dass es sich ursprünglich um ein GameCube-Spiel handelt, und das sieht man eben auch. Auf der musikalischen Ebene bietet es panische Melodien, wenn ihr euch eurer Feinde erwehrt, schrille Kettensägen-Geräusche, eine gelungene englische Sprachausgabe (mit deutschen Texten), schreiende Dorfbewohner und vieles mehr. Die Atmosphäre ist ungemein dicht ausgefallen.
Die Grafik aus dem GameCube-Zeitalter ist natürlich nicht auf der Höhe der Zeit, aber dennoch recht ansehnlich.
Unser Fazit
10
Meisterwerk