Unser Test zum Spiel: MotoGP

Nach den Fun-Racern Need for Speed, Mario Kart und wenigen anderen Rennspielen kommt endlich einmal eine ernst gemeinte Motorsport-Simulation für die Wii auf den Markt. Nur kurioserweise von einem Publisher, der diese Richtung bisher quasi noch nie eingeschlagen hatte. Capcom, eher bekannt für Actionspiele und Beat'em'Ups, begibt sich mit MotoGP auf neues Terrain, allerdings mit dem Entwickler Milestone als Sozius. Ob das ganze in den Motorradanzug gegangen ist oder ob Biker-Fans den Duft von eingebranntem Gummi erschnüffeln können, erfahrt ihr in unserem Review.

Bevor man seine Karriere als Motorrad-Held startet, sollte man das Lernprogramm des Spiels starten. Das Programm versetzt einen in ein Arcaderennen, das mit Tipps und Tutorials vollgepackt ist. Außerdem kann man hier einstellen, ob die Tipps auch während des laufenden Spielablauf angezeigt werden sollen. Die KI verfolgt hier außerdem euer Fahrverhalten und weist euch auf Fehler hin. Gelungene Sache!

Da Capcom eine waschechte Simulation auf den Markt bringt, darf für die eingefleischten MotoGP-Fans natürlich nichts fehlen. In Sachen Umfang ist das den Entwicklern auf jeden Fall gelungen. Im Karrieremodus erstellt man einen Fahrer und versucht, ihn über 5 Jahre an die Weltspitze zu führen. Nach jedem Saisonwechsel wurde sogar daran gedacht, Teamwechsel zu ermöglichen. Wenn man also auf der Karriereleiter aufsteigen will, muss man auch gute Verträge ergattern. Wer keine Lust auf den umfangreichen Karrieremodus hat, führt einfach ein kurzweiliges Einzel- oder Zeitrennen aus. Der andere große Modus in MotoGP ist dann noch die Weltmeisterschaft, ein individuell gestaltbares Turnier gegen einen Freund und mit KI-Konkurrenten. Wer besonders ehrgeizig ist, kann sich noch an den 50 Herausforderungen versuchen. Mit genug Nervenstärke und Talent schaltet man gesperrte Spielinhalte frei. Dabei muss man zum Beispiel mit begrenzter Bremskraft auskommen oder möglichst perfekt auf der Ideallinie bleiben.

Auch bei den Fahrern und Strecken hat Capcom dank der offiziellen Lizenz Gas gegeben und nicht gebremst Insgesamt 18 Rennfahrer aus der MotoGP-Klasse, 23 Fahrer aus der 250 ccm Klasse und 36 Fahrer aus der 125 ccm Klassifizierung wurden auf die Wii-DVD gepackt. Auch alle 18 Strecken wie Le Mans oder der Shanghai Circuit sind offiziell mit an Bord und gewährleisten die Portion Realismus, die man von so einem Titel erwartet.

Bei der Steuerung fallen einem zuerst die zahlreichen Möglichkeiten auf. Neben einer quer gehaltenen Wii-Fernbedienung gibt es noch drei weitere Varianten, inklusive Nunchuck. Wie bei Mario Kart schwenkt man die quer gehaltene Fernbedienung in die gewünschte Richtung. Mit 1 und 2 gibt man Gas und mit dem Steuerkreuz schaltet man durch die verschiedenen Gänge, sofern man die Automatik ausgeschaltet hat. Die drei anderen Varianten unterscheiden sich nur in der Bedienung der Remote, der Nunchuk dient hierbei immer zum steuern. Hier kann man zum Beispiel mit der Fernbedienung Gas geben oder mit ihr schalten. Am besten hat mir allerdings die klassische Variante gefallen, die am intuitivsten funktioniert hat. Insgesamt ist die Steuerung weitgehend OK, aber auch kein absoluter Renner. Ein wenig mehr Gefühl hätte gut getan. Besonders im Simulationsmodus kann die Lenkung schon ins Gefühllose abdriften, was schnell zu Frust führen kann. Auch das ständige Wechseln vom quer halten auf die senkrechte Position für die Menüführung kann nervig werden. Je nachdem, ob man den Arcade-, Intermediate- oder Simulationsmodus aktiviert hat, wird man gegebenenfalls in brenzligen Situationen von der CPU aufgefangen oder im Stich gelassen.

Letztendlich bleibt allerdings der fade Beigeschmack der klirrend sterilen Atmosphäre. Denn die Rennen sind nicht unbedingt spannend, selbst wenn man mit einem Freund auf den Pisten herumdüst. Innerhalb des Rennens gibt es zwar einzelne Fahrer-Gruppierungen, doch die KI ist letztendlich nicht das Gelbe vom Ei. Die übliche Spannung aus der Motorrad-Serie will einfach nicht aufkommen, was allerdings auch an der unterirdischen Technik des Spiels liegt.

Oh Mann... Ich habe mir extra die Demo der PC-Fassung heruntergeladen, um einen Vergleich zu haben. Doch das hätte ich besser sein lassen. Denn was Capcom hier auf der Wii verbrochen hat, ist einfach nur erschreckend. Eigentlich steht Capcom für herausragende Games mit genialer Optik, denkt man nur an Zack & Wiki oder an die gute alte Street Fighter Serie. Bei MotoGP wird einem jedoch nur schlecht. Das Niveau liegt allerhöchstes auf PS2-Niveau. Bei Richtungswechseln kann es zu Kamerarucklern kommen, es wird kein 16:9 Modus unterstützt, Umgebungsobjekte hat man auch so gut wie vergessen, null Effekte sind zu sehen und die Abwechslung sucht man auch vergeblich. Nur die Motorrad-Modelle und die dazugehörigen Animationen der Fahrer sind noch halbwegs ertragbar.

In Punkto Sound wurde auch in die Ölwanne gegriffen. Die Motorräder unterscheiden sich vom Sound her je nach Hubraum-Klasse, allerdings hören sie sich eher wie gequälte Rasenmäher aus Midi-Zeiten an: Kein tiefes Grollen, keine heulenden Endschalldämpfer. Auch wurde in Sachen Umgebungssound so gut wie gar nichts geleistet, keine Zuschauer, kein Jubel, keine Freude. Nur die Menü-Tracks sind allesamt gut und der Dolby-Modus wurde wenigstens auch nicht vergessen.

Unser Fazit

3

Eher nicht überzeugend

Meinung von Holger Wettstein

Capcom stellt mit MotoGP seinen sehr guten Ruf auf den Prüfstand. Ich hab viel erwartet und wurde maßlos enttäuscht. Von der Ausstattung, Steuerung und den Lizenzen her ist das Spiel den Entwicklern zwar einigermaßen gelungen, doch letztendlich leidet das Spiel unter einer schrecklichen Technik, die mit einem 2-Takter Mofa aus früheren Zeiten zu vergleichen ist. Im Endeffekt kann ich, so leid es mir tut, keine Kaufempfehlung für die Wii-Fassung aussprechen. Motorsport-Freaks gehen beim nächsten Videospiel-Einkauf für ihre kleine weiße Konsole mal wieder leer aus.

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