Unser Test zum Spiel: Another Code: R - Die Suche nach der verborgenen Erinnerung
Teenager haben es nicht leicht. Stress in der Schule, nervige Eltern und allgemein der Gedanke, alles und jeder wäre gegen sie. Die Hauptprotagonistin in Another Code: R wäre jedoch froh, wenn das die einzigen Probleme in ihrem Leben wären. Denn bereits vor zwei Jahren musste sie sich mit der mysteriösen und schrecklichen Vergangenheit ihrer Mutter herumschlagen und ihr Lebenswerk beschützen. Doch wer dachte, mit dem Spielende auf dem Nintendo DS würde Ashleys Leben wieder in geregelten Bahnen verlaufen, hatte leider Unrecht. Wie uns die Weiterführung der Geschichte gefallen hat, erfahrt ihr im Review.
Ashley Mizuki Robins erhält mal wieder eine Einladung ihres Vaters. Doch geht es diesmal nicht auf eine abgelegene Insel, sondern an den wunderschönen Lake Juliet. Dieser See beherbergt neben einem Zeltplatz auch J.C. Valley, eine Firma, die sich mit der Erinnerungsforschung beschäftigt und seit einem halben Jahr der neue Arbeitsgeber von Ashleys Vater ist. Dabei geht gleich zu Anfang alles schief: Ihre Tasche wird gestohlen und auch ihr Erzeuger lässt sich nicht blicken. Dabei hatte er doch versprochen, sie abzuholen! Auf sich allein gestellt fndet das junge Mädchen den Campingplatz und lernt nach und nach die Umgebung und die darin wohnenden Menschen kennen. Darunter auch den Jungen Matthew, der sich auf der Suche nach seinem verschollenen Vater befindet. Da sich Ashley in ihn hineinversetzen kann, tut sie alles, um ihm dabei zu helfen. Während der Spurensuche wird sie immer wieder von ihrer eigenen Vergangenheit eingeholt und erfährt Stück für Stück die wahren Beweggründe dafür, warum sie bereits vor 13 bereits einmal an diesem Ort war…
Genauer wollen wir nicht auf die Story eingehen, da diese den großen Reiz des Spiels ausmacht. Dabei verzichtet Another Code: R fast vollkommen auf Zwischensequenzen, ihr erfahrt die neuesten Infos aus den ellenlangen Dialogen, die Ashley mit den Anwohnern des Campingplatzes führt. Iht habt richtig gelesen, die Gespräche sind selbst für das Adventure-Genre sehr lang geraten, was jedoch nicht weiter verwunderlich ist, wirft man einen Blick auf die Packung des Spiels. Hier wird der Nachfolger des DS-Erstlings nämlich als interaktiver Roman beworben. Und das ist absolut wörtlich zu nehmen, denn einen Großteil des Spiel verbringt ihr mit Lesen. Egal, ob Ashley sich unterhält, Monologe führt oder Gegenstände untersucht, ihr werdet vor Wörtern geradezu erschlagen. Dabei sind die meisten Dialoge allerdings sehr unterhaltsam geschrieben und schaffen es immer wieder, euch in ihren Bann zu ziehen. Auch wenn es nur um völlig nebensächliche Dinge geht. Nur das Ende wirkt arg konstruiert und man hat das Gefühl, alles würde zu schnell gehen…
Doch ein Adventure wäre natürlich nichts ohne eine ordentliche Portion Rätsel. Another Code R ist da keine Ausnahme, doch stehen diese eher im Hintergrund und sind deutlich einfacher zu lösen, als es im Vorgänger auf dem DS der Fall war. Das liegt vor allem an einem Grund: Häufig wird euch genau erklärt, was ihr machen müsst. Ihr erfahrt durch Gespräche und Nachrichten eures Vaters immer, wohin ihr euch als nächstes begeben müsst. Fehlen die konkreten Aufgaben, werden euch mindestens sehr eindeutige Hinweise gegeben. Dabei lassen sich die Rätsel in zwei Gruppen einteilen: die Gegenstands- und die Wiimote-Kopfnüsse. Bei ersteren müsst ihr einfach den richtigen Gegenstand einsetzen. Dabei kommt euch jedoch eine erhebliche Designschwäche in die Quere, denn Ashley sammelt viele Gegenstände erst ein, wenn sie Bestandteil eines Rätsels sind. Ein Beispiel aus den ersten Stunden des Spiels: Ihr müsst den Grill anzünden und sollt dafür Streichhölzer benutzen. Beim Erkunden der Feuerstelle fällt uns ein Stück Pappe auf, Ashley weigert sich aber vehement, es aufzusammeln, es kann also doch nicht so wichtig sein. Haben wir die Zündelhölzer gefunden und die Kohle zum Glühen gebracht, werden wir aufgefordert, diese weiter zu erhitzen. Keiner der Gegenstände im Inventar eignet sich dazu, wir verzweifeln also schon fast und entschließen uns als Adventure-Fans dazu, den nervigen Weg zu gehen: noch einmal alles absuchen, vielleicht hat man ja etwas übersehen. Irgendwann landet der Pointer auf dem Stück Pappe, das vorher absolut uninteressant war, und siehe da! Auf einmal können wir es doch einsammeln und damit die Kohle weiter anfachen. Dieses Ärgernis zieht sich durch das gesamte Spiel und ihr solltet ein gutes Gedächtnis mitbringen, um euch die zahlreichen potenziellen Lösungshilfen merken zu können und nicht alles zeitraubend erneut untersuchen zu müssen.
Das Beispiel mit der Pappe können wir direkt wieder aufgreifen, denn hier kommen die Wiimote-Rätsel ins Spiel. Immer wieder werden von euch bestimmte Bewegungen mit der Wii-Remote abverlangt, so zum Beispiel schnelle Schüttelbewegungen zum Wedeln mit der Pappe. Oder ihr drückt Schalter und dreht Schlüssel mit den richtigen Gesten. Hier wurden die Besonderheiten der Wii sehr gut ins Spiel implementiert und wirken nie aufgesetzt. Das gilt für die gesamte Steuerung, die Pointer-Funktion passt einfach perfekt zum Adventure-Genre. Dabei wechselt das Bild immer in eine nächst-nähere Ansicht. So lauft ihr außerhalb von Gebäuden in der 2D-Ansicht mit Ashley stets von links nach rechts oder umgekehrt, bei Kurven dreht sich die Kamera mit. Stellen, die ihr genauer untersuchen könnt, werden beim Draufzeigen gelb hervorgehoben. Ein Knopfdruck und ihr seht eine herangezoomte Ansicht, in der ihr die einzelnen Objekte in Augenschein nehmen könnt. Wichtige oder interessante Gegenstände werden noch einmal vergrößert, so dass ihr einen guten Blick darauf werfen könnt.
Ihr seid jedoch nicht völlig auf euch allein gestellt, ihr tragt jederzeit euren DAS mit euch herum. Unter diesem Kürzel verbirgt sich ein Gerät, dass nicht nur rein zufällig Ähnlichkeit mit dem DSi aufweist (das nennt man wohl Product Placement). Mit diesem könnt ihr euch Informationen über jede Person anzeigen lassen, der ihr begegnet seid bzw. von der ihr gehört habt. Zusätzlich enthält das DAS eine Nacherzählung der bisher erlebten Ereignisse und gewonnenen Erkenntnisse. Fotos schießen könnt ihr natürlich auch wieder. Leider wird dieses Feature nur von ganz wenigen Rätseln genutzt, da hätte man sehr viel mehr draus machen können. Vorbildlich wird jedoch das TAS eingesetzt. So wird eine Wiimote-ähnliche Dechiffrier-Maschine bezeichnet, mit deren Hilfe ihr elektronische Türschlösser knackt. Dazu müsst ihr die angezeigten Tasten-Reihenfolgen nachdrücken. Zu Anfang ist das noch ganz einfach, doch was müsst ihr für eine 3 tun? Denkt scharf darüber nach, die Lösung ist so simpel wie genial.
Die Umgebungsgrafik ist einfach nur als wunderschön zu bezeichnen. Besonders das See-Panorama lädt zum Schwelgen ein. Alles ist sehr detailliert ausstaffiert worden, leider liegen viele Texturen nicht auf hohem Niveau. Doch das macht nichts, denn sie können den Charme, den das Spiel an jeder Ecke versprüht, nicht mäßigen. Die Animationen von Ashley sind super, die anderen Charaktere laufen allerdings oftmals, als hätten sie einen Stock im Ar… Hintern. In den Dialogsequenzen bekommt ihr die verschiedensten Gesichtsausdrücke und Gefühlsregungen zu sehen. Auch hier sticht Ashley erneut hervor. Wenn sie mit einem traurigen Blick in die Kamera guckt, würde man ihr am liebsten den Arm um die Schultern legen und ein paar tröstende Worte sprechen.
Es wird so gut wie immer eine passende Soundkulisse zu den Geschehnissen auf eurem Fernseher gebildet. In ruhigen Momenten wird die Musik etwas zurückgefahren und ihr könnt euch bei den ruhigen Klängen herrlich entspannen. Das Spiel wird zwar als interaktiver Roman beworben, doch wieso auf eine Sprachausgabe verzichtet wurde, ist uns schleierhaft. Es bewegen sich sogar die Münder der Charaktere, nur kommt kein Ton heraus. Das ist sehr schade, da gute Sprecher einen ordentlichen Atmosphäre-Boost hätten geben können.
Unser Fazit
7
Spaßgarant