Unser Test zum Spiel: MySims Racing
Man sollte eine Kuh melken, solange sie noch Milch gibt. Das dachte sich auch EA und bringt erneut einen Ableger der MySims-Reihe auf den Markt, der diesmal im Rennspiel-Sektor angesiedelt ist. Böse Zungen würden MySims Racing einen Mario Kart Wii Klon nennen, doch die Entwickler haben genügend eigene Ideen eingebaut, um das Spiel einfach so abzustrafen. Und überhaupt: Besser gut geklaut als schlecht selbst gemacht. Warum MySims Racing doch besser ist, als wohl jeder gedacht hätte, erfahrt ihr im Review.
Anders als in anderen Fun-Racer holt ihr euch nicht einfach einen Pokal nach dem anderen, sondern folgt einer (vernachlässigbaren) Geschichte. Der böse Morcobus versucht bereits seit Jahren, das Land eures neuen Heimatstädtchens aufzukaufen, um eine Mülldeponie darauf errichten zu können. Bisher konnten sich die Einwohner dagegen wehren, doch so langsam geht ihnen das Geld aus. Da kommt ihr ins Spiel bzw. in die Stadt, die früher für ihre Motorsport-Meisterschaften und erfolgreichen Rennfahrer berühmt war. Nun liegt es an euch, als neues und hoffnungsvolles Mitglied der Gesellschaft den Renn-Zirkus wieder aufleben zu lassen und so Morcobus' Pläne zu vereiteln. Dazu schnappt ihr euch einen Wagen und erledigt dutzende Aufträge eurer Nachbarn.
Um der Marke MySims gerecht zu werden, werdet ihr auch diesmal wieder eurer Fantasie so gut wie freien Lauf lassen können. Dies beginnt bei der Erstellung eures virtuellen Alter Egos und führt euch danach in die Werkstatt, in der ihr drei unterschiedliche Flitzer optisch aufmotzen könnt. Verpasst ihnen einen neuen Anstrich, hübsche Felgen, böse dreinblickende Frontleuchten oder einen Feuerwehrschlauch am Heck. Auswirkungen auf die Performance haben diese zumeist lustigen, aber irgendwie sinnlosen, äußeren Verschönerungen allerdings nicht. Erst, wenn ihr den Motor oder die Lenkung durch ein besseres Modell austauscht, verbessert sich euer Gefährt in verschiedenen Bereichen wie dem Gewicht oder der Beschleunigung. Das ist nicht einfach nur Augenwischerei, denn ein Wagen mit höherer Endgeschwindigkeit fährt natürlich auch schneller, ein höheres Gewicht lässt euch besser driften und ihr seid nicht so anfällig gegen rüpelhafte Schupser auf der Strecke. Doch nicht nur die Upgrades machen einen Unterschied in der Fahrweise aus, denn die drei verschiedenen fahrbaren Untersätze sind in drei Klassen eingeteilt: ein leichter, ein mittlerer und ein schwerer Wagen stehen für ausgiebige Testfahrten bereit. Dabei unterscheidet sich die Steuerung erheblich, mit jeder Gewichtsklasse müsst ihr anders um Kurven driften. Damit ist nicht die allgemeine Art des Driftens gemeint, sondern die Kontrolle, die ihr dabei über euer Fahrzeug habt. So müsst ihr je nach Aufgabe die Wagen wechseln, um das Optimum herauszuholen.
Die schönsten und tollsten Vehikel nutzen allerdings nichts, wenn ihr sie nicht ausfahren könnt. Also kümmert ihr euch nach dem Erstellen eurer Kisten um die Nöte der Einwohner. Dazu fahrt ihr auf einer Stadtkarte umher und sucht euch die nächste Aufgabe selbst aus. Diese fallen zu Beginn noch recht unterschiedlich aus, im Laufe des Spiels wiederholen sie sich jedoch ständig: Ihr absolviert Zeitrennen, fahrt möglichst viele Checkpoints ab, sammelt Gegenstände auf den Strecken ein, befahrt Hindernis-Parcours oder fahrt gegen einen bis sieben Konkurrenten Rennen. Hier kommen dann die verschiedenen Wagen-Typen zum Einsatz, so eignet sich zum Beispiel der leichte am besten dafür, um auf den Parcours-Strecken voran zu kommen. So konsequent die Idee mit den drei Flitzern auch umgesetzt wurde, es täuscht trotzdem nicht darüber hinweg, dass die Steuerung nicht ganz rund läuft. So müsst ihr besonders die Sammel-Aufgaben öfter wiederholen, weil ihr nicht immer so um die Kurven fahren könnt, wie ihr euch das gedacht habt. Während Meisterschaften oder normaler Wettrennen gegen andere Sims ist dies nicht allzu tragisch, da es hier nicht auf Präzision ankommt. Deshalb werdet ihr euch jedes Mal freuen, wenn wieder ein spannendes Rennen ansteht, denn diese sind eindeutig der Höhepunkt in MySims Racing, alle anderen Disziplinen eher der hinderliche Weg dorthin. Wie in Mario Kart Wii kommt es natürlich darauf an, möglichst als Erster über die Ziellinie zu brausen. Dazu könnt ihr wie im großen Vorbild mehrere Items einsetzen, die euch das Leben leichter und das eurer Kontrahenten erheblich schwerer machen werden. So ballert ihr mit Zielsuchenden Melonen um euch, legt Bienenstöcke, um die hinter euch fahrenden Gegner aufzuhalten, fangt sie in Blasen ein oder pflanzt ihnen einen Baum in den Weg. So witzig einige der Items auch sind, so nervig sind dafür andere. Das UFO werdet ihr schnell verfluchen, denn dieses ist das MySims-Pendant zum Kugelwilli und setzt eure Gegner mit Pech weit vor euch wieder ab. Auch der Liebeshase ging uns schon sehr früh auf den Keks. Dieser versperrt euch mit mehreren Herzen so gut wie komplett die Sicht, nur mit Schütteln der Wiimote werdet ihr sie wieder los. Das ist ja noch gar nicht so schlimm, nur springt euer Rennwagen bei einer ruckartigen Bewegung der Fernbedienung und rutscht eventuell noch durch die Gegend. So werdet ihr euch nach einer Hasenattacke oftmals im Gras oder Kiesbett wiederfinden. Leider ist der allgemeine Schwierigkeitsgrad der Zielgruppe angepasst, geübte Zocker werden es nicht allzu schwer haben, die Pole Position einzunehmen. Ganz im Gegensatz dazu sind die anderen Aufgaben aufgrund der Steuerung meistens unnötig schwer.
Ein Fun Racer steht und fällt mit den einfallsreichen Strecken. Und hier kann MySims Racing zwar nicht ganz mit Mario Kart Wii mithalten, trotzdem bekommt ihr einige wirklich liebevoll durchdachte und designte Strecken zu Gesicht. Ihr befahrt einen Schnee-bedeckten Berg, auf dem ihr euch mit den Skiliften auseinandersetzen müsst, schlittert auf einer Straßenstrecke durch überflutete Kurven oder müsst im Sumpf den schnellsten Weg finden, um euch vom Fahrerfeld absetzen zu können. Zusätzlich sind die Strecken mit Sprungschanzen und gerne mal einem fies platzierten Loch versehen. Auch Abkürzungen hat das Spiel zu bieten. Etwas hat das Spiel dem großen Bruder jedoch eindeutig voraus: Den Boost. Durch gute Drifts, Karambolagen mit euren Gegnern, weite Sprünge und dem Einsammeln der sogenannten Essenzen (darauf gehen wir gleich näher ein) füllt ihr eure Boost-Anzeige, um diese mit Feuer unterm Hintern wieder zu leeren. Dann kommt auch richtiges Geschwindigkeits-Gefühl auf, das man ansonsten etwas vermisst.
Für jede erfüllte Aufgabe erhaltet ihr neue Upgrades für eure Karosserien. Diese müsst ihr euch erst einmal in der Werkstatt bauen lassen, und dafür benötigt ihr die schon eben erwähnten Essenzen. Das sind kleine Kristalle, die auf jeder Strecke verteilt herumliegen, ihr sammelt sie also einfach während einer laufenden Aufgabe oder eines Rennens ein. Dabei werdet ihr immer genügend von jeder Sorte haben, das Spiel ist sehr großzügig. Eure aufgemotzten Karren könnt ihr dann auch in schnellen Rennen bzw. Meisterschaften oder in Multiplayer-Runden verwenden. Bis auf normale Rennen wird hier aber leider keine Abwechslung geboten, ein besonderer Spielmodus wie die Ballon-Schlacht in Mario Kart Wii gibt es nicht. Dafür habt ihr die Qual der Wahl, was den Controller angeht: Fahrt mit quer gehaltener Wiimote und Lenkbewegungen (wahlweise auch mit WiiWheel), stöpselt ein Nunchuk an, um per Analogstick zu lenken oder greift gleich zum Classic- bzw. Gamecube-Controller. Dabei funktionieren alle Varianten gleich gut, wir haben uns im Test nach persönlicher Vorliebe jedoch für die Kombination aus Wiimote und Nunchuk entschieden.
MySims Racing passt natürlich genau in die restliche Riege der Wii-exlusiven Sims-Spiele. Bunte Texturen und lustige Animationen, so weit das Auge reicht. Unsere weiße Konsole wird zwar lange nicht an ihre Grenzen getrieben, doch die detaillierten Strecken kommen immerhin nicht ins Ruckeln. Effekte werden nicht übertrieben, aber stets passend und hübsch anzusehen eingesetzt (Stichwort: Feuerwerk auf der Schanze). Um dafür Sorge zu tragen, wurden auch der HDTV- sowieso der 60 Hz-Modus integriert.
Wie im grafischen Bereich bietet uns das Spiel hier wirklich gut gemachten Mittelmaß. Hervorzuheben sind die rockigen Klänge in der Werkstatt, während der Rennen und Aufgaben hört ihr je nach Strecke verschiedene Stücke. Die Qualität der Hintergrundmelodien ist dabei recht ausgewogen. Erneut sprechen die Sims keine richtige Sprache, ihr Kauderwelsch ist jedoch immer süß anzuhören, auch die Schreie etc. auf der Strecke passen perfekt ins Bild.
Unser Fazit
6
Überzeugend