Unser Test zum Spiel: Nihilumbra

Woher kommen wir? Wohin gehen wir? Und welche Bedeutung hat unsere Existenz zwischen Kommen und Gehen? Gibt es überhaupt eine Bedeutung? Über diese Grundfragen der Menschheit wurde schon viel philosophiert. Das Wissen für Antworten haben wir nicht. Viele haben einen Glauben, andere Vermutungen oder Befürchtungen. Ist es vielleicht so, dass wir einfach aus dem Nichts kommen, genau dahin auch wieder verschwinden und jede Existenz dazwischen im Grunde bedeutungslos ist? Nihilumbra spielt mit diesen Gedanken, packt den Spieler und zieht ihn in eine Welt von Erschaffung, Zerstörung und der unvermeidlich erfolglosen Flucht vor dem Nichts.


Die unscheinbare Gestalt in der Mitte des Bildes ist die Hauptfigur. Mit ihr begebt ihr euch auf die Flucht vor der Leere.

Nihilumbra ist Atmosphäre. Noch bevor ich überhaupt erwähnen möchte, mit welchen Gameplay-Elementen ihr konfrontiert werdet, muss ich betonen, dass es die packende Präsentation ist, die dieses Spiel zu etwas Besonderem macht. Ausgangspunkt für diesen Kunstgriff ist die Story, die ich oben schon angedeutet habe. Nur angedeutet wird sie auch im Spiel selbst. Es wird nicht einfach eine Welt erschaffen, sie dem Spieler erklärt und fertig. Vielmehr werdet ihr hineingeworfen in eine Welt, deren Bedeutung ihr erahnen könnt, aber nicht völlig klar vor Augen habt. Vieles wird letztendlich eurer eigenen Interpretation überlassen, und damit würdigt das Spiel die Tatsache, dass wir auch in der Realität mehr vermuten, als wir wissen. Dies verleiht dem Abenteuer eine beeindruckende Grundspannung und Mystik.

Das lässt sich schon am Protagonisten erkennen: Born. Wir reden nicht von einem einfachen Menschen namens Peter, sondern von einer undefinierten Gestalt, die der Leere entsprungen ist. Sie hat keine wirkliche Persönlichkeit. Ihr Name (wenn man es denn Name nennen kann) ist die englische Formulierung für „geboren“. Wie ein gerade auf die Welt gekommener Säugling weiß Born nichts von der Welt, lernt immer neue Dinge kennen, nimmt wahr und handelt, ohne zu hinterfragen. Eine Stimme im Hintergrund spricht ihn permanent an, erklärt die Welt und wirft philosophische Fragen auf, welche die Hintergrundgeschichte weiterspinnen. Die wesentliche Handlung ist das Überleben, denn die Leere, der Born entsprungen ist, will die Hauptfigur zurückhaben und jagt sie.

Die einzigartige Atmosphäre wird also von der Story getragen, aber auch ausgezeichnet unterstützt durch Grafik und Sound. Die stimmungsvolle Hintergrundmusik lässt euch noch tiefer ins Abenteuer eintauchen, während die Stimme ein ständiger Begleiter ist, ohne auch nur anzudeuten, wer dahinter steckt (ein Vater, ein Gott, das Nichts?). Sie spricht übrigens auf Englisch und wird ergänzt durch wahlweise deutsche Untertitel, die allerdings nicht einfach am Bildschirmrand eingeblendet werden, sondern liebevoll ins Bild integriert sind. Auch ansonsten ist die Optik ansprechend: Born ist im mysteriösen Schwarz gehalten, während die Hintergründe in schlichten, nicht zu bunten Farben gestaltet wurden. Dabei kommt trotzdem Abwechslung auf, denn auf der Reise von frostigen Bergen über den lebendigen Wald, durch eine Asche-Wüste und einen Vulkan bis hin zu einer Stadt erfährt Born immer neue Eindrücke, ohne dass die einzigartige Atmosphäre schwindet.

Selten komme ich so spät im Review zum eigentlichen Gameplay, das normalerweise auch das Wichtigste ist. Um Nihilumbra zu meistern, braucht ihr etwas Geschicklichkeit, Freude am Lösen von Rätseln und einen Hauch Reaktionsschnelligkeit. Die Hauptaufgabe ist, in der zweidimensionalen Welt voranzukommen. Dazu müsst ihr an Hindernissen und Gegnern vorbei, wofür mal mehr, mal weniger geistige Anstrengung benötigt wird. Unterstützung erhaltet ihr von unterschiedlichen Farben, die ihr im Verlauf des Spiels erhaltet. Diese könnt ihr auswählen und per Touchscreen in der Umgebung verteilen. Jede Farbe hat unterschiedliche Auswirkungen auf die Umwelt: Blau sorgt zum Beispiel für eine eisige Oberfläche, auf der Born entlang rutscht und auch recht schnell wird, was allerdings ebenso für Gegner gilt. Rot dagegen ist recht heiß und kann zum Flambieren der Bösewichte eingesetzt werden, die von der Leere geschickt wurden, um euch zurückzuholen.

Je mehr Farben ihr sammelt, desto komplexer können Rätsel werden, die ein geschicktes Zusammenspiel unterschiedlicher Farben erfordern. Normalerweise habt ihr genügend Zeit, um in Ruhe zu überlegen, wie es weitergehen kann. Am Ende jeder Welt wird es aber hektischer: die Leere findet und jagt euch! Eine bedrohliche, alles zerstörende Masse kommt vom Bildschirmrand auf Born zu – da bleibt nur die Flucht! Jetzt muss also schnell reagiert werden: die richtigen Wege nehmen, die passenden Farben einsetzen und schneller sein als die Leere! Wenn ihr scheitert, ist das nicht so tragisch, denn es gibt immer wieder Kontrollpunkte, von denen aus ihr neue Versuche starten könnt. Der erste Durchlauf ist damit eine zwar kurzweilige, aber auch tatsächlich kurze und nicht allzu schwierige Angelegenheit. Es ist durchaus möglich, Nihilumbra in einem Rutsch in zwei oder drei Stunden durchzuspielen (das hängt natürlich von euren Fähigkeiten ab).

Bis zu diesem Punkt erinnerte mich das Spielerlebnis an den Titel Tengami, den ich ebenfalls für ntower testen durfte: Zwar sind die Spiele stilistisch unterschiedlich, bieten aber beide eine beeindruckende, packende Atmosphäre und sind leider recht kurz geraten und reduzieren den Spielspaß damit zeitlich auf einen Wimpernschlag im Leben eines Gamers. Allerdings hat Nihilumbra noch mehr zu bieten: den Void-Modus! Void ist übrigens die englische Bezeichnung für das mysteriöse, alles erschaffende und zerstörende Wesen, das in der deutschen Fassung als die Leere bezeichnet wird. Spielerisch geht es in diesem Modus jedenfalls zur Sache! Ihr könnt, nachdem der normale Modus durchgespielt ist, jedes Level erneut besuchen, aber müsst darin neue, sehr viel schwierigere Herausforderungen meistern. Das wirkt somit zugleich den Kritikpunkten Schwierigkeit und Umfang entgegen und ist ein großer Pluspunkt.

Zusätzlich erwähnenswert ist, dass ihr zu zweit ins Abenteuer aufbrechen könnt. Dann werden die Aufgaben geteilt: Ein Spieler übernimmt die Steuerung von Born, der andere erhält das GamePad und kümmert sich um die sinnvolle Platzierung der Farben. Dabei sind Kooperation und Koordination gefragt. Das GamePad zeigt übrigens dasselbe Bild wie der Fernseher, womit das Spielen auch ohne Fernseher ohne weiteres möglich ist. Obwohl immer wieder der Touchscreen eingesetzt wird, ist man doch nicht permanent am Zeichnen, weshalb auch der Blick auf das TV-Gerät durchaus möglich ist, was Freunde des großen Bildschirms erfreuen dürfte.

Als kleine Zusatzmotivation gibt es verschiedene Erfolge, also praktisch Trophäen, die ihr im Spiel erreichen könnt. Wer gerne auf die Jagd der 100 Prozent geht, kann sich im Menü ansehen, was dafür geschafft werden muss und dann die Herausforderungen annehmen. Selbstverständlich reicht es dafür nicht aus, im normalen Modus zu glänzen, auch der schwierige Void-Modus muss gemeistert werden, um alle Erfolge freizuschalten. Zuletzt sei noch die sogenannte Kunstgalerie erwähnt, in der ihr euch in aller Ruhe verschiedene Grafiken ansehen könnt.


Hier ist der Boden unter Born blau gefärbt, was heißt, dass er den Boden entlangrutscht. Die Texte werden stilvoll eingeblendet.

Unser Fazit

8

Ein Spiele-Hit

Meinung von Roman Dichter

Nihilumbra ist ein rundum gelungenes Spiel! Es zeichnet sich durch seine packende Atmosphäre aus, die von einer philosophisch angehauchten Story getragen wird. Dabei löst ihr Rätsel und flieht durch fünf abwechslungsreich gestaltete Welten vor der alles verschlingenden Leere. Zwei wesentliche Kritikpunkte sind die eher einfachen Rätsel und die recht kurze Spielzeit. Beide Kritikpunkte relativiert der Void-Modus, der deutlich schwierigere Herausforderungen bietet und zugleich die Spielzeit verlängert. Das ändert zwar nicht allzu viel am grundsätzlich eher geringen Umfang, aber insgesamt erhaltet ihr ein gelungenes Gesamtpaket, das ich guten Gewissens empfehlen kann.

Awards

Spiele-Hit

Die durchschnittliche Leserwertung

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Kommentare 1

  • Ninwed

    Turmfürst

    Schöner Test, ich werd es mir heut mittag mal holen und schauen ob es wirklich so gut ist wie viele sagen.