Unser Test zum Spiel: Story of Seasons
Wohnung oder Haus? Ich gehöre ja zur Wohnungsfraktion, da ein Haus erstens viel Platz bedeutet, den man sauber halten muss, und zum anderen gehört meistens ein Garten dazu, um den man sich kümmern muss. Gerade darauf habe ich mal sowas von keine Lust. Ich fläze mich gerne in einen Liegestuhl mit einem kühlen Getränk in der Hand, während der Grill heiß läuft, aber das dann doch bitte in anderer Leute Gärten. Die dürfen dann auch gerne im Dreck wühlen und Grünzeug pflanzen, jedem das seine. Während ich diese Aktivitäten im realen Leben also nicht leiden kann, liebe ich es in Videospielen umso mehr, den Bauer zu geben. Woher diese Diskrepanz kommt? Keine Ahnung, ich habe einfach Spaß daran, virtuelle Kühe zu züchten und Rüben anzubauen.
Wie es sich für eine Farm gehört, pflanzt ihr verschiedenes Gemüse an. Das geht super einfach.
Mit Story of Seasons kann ich diesen Vorlieben, die ich nur in Videospielen habe, auch hervorragend nachgehen. Ihr solltet euch dabei nicht vom Namen verwirren lassen, denn hierbei handelt es sich um ein Harvest Moon vom Harvest Moon-Entwicklerteam, das aufgrund von Markenrechten nicht mehr Harvest Moon heißen darf. Und es ist sehr schade, dass Story of Seasons diesen Markennamen nicht tragen darf, denn so werden wohl viele daran vorbeigehen und zu den aktuellen Spielen mit Harvest Moon im Titel greifen, die streng genommen aber eigentlich gar keine Harvest Moon-Spiele sind. Verwirrend, ich weiß, aber hier müsst euch nur eines merken: Story of Seasons ist das bessere Spiel!
Diesmal begebt ihr euch aus einem ganz grundlegenden Anlass auf den Bauernhof: Ihr seid auf eine Anzeige gestoßen, in der ein neuer Bauer für das Dorf Eichbaumhausen gesucht wird. Und welch Freude, ihr wurdet aus einer Vielzahl an Bewerbern ausgewählt, um Besitzer eines eigenen Fleckchen Lands zu werden! Die heimische Gilde verfolgt mit euch das Ziel, das Dorf bekannter zu machen und so neue Handelspartner an Land zu ziehen. Es geht also um Geld. Und das könnt ihr im Laufe des Spiels auf vielfältige Art und Weise verdienen und auch wieder ausgeben.
Doch aller Anfang ist schwer, weswegen ihr euch nach der Wahl eures Geschlechts erst einmal unter den Fittichen von Oma Eda wiederfindet. Die rüstige alte Dame bringt euch in den nächsten Tagen die Grundlagen der Farmarbeit bei, also das Anlegen von Feldern, das Aussähen von Samen, die Pflege von Kühen und mehr. Außerdem erhaltet ihr die Chance, Eichbaumhausen und seine Bewohner ohne Druck erkunden zu können, da euch noch keine eigenen Tiere und Nutzpflanzen im Nacken sitzen, um dir ihr euch kümmern müsstet. Nehmt euch also die Zeit, um euch ausgiebig umzuschauen und mit allen neuen Nachbarn zu quatschen. Ein paar Namen solltet ihr auch behalten, damit ihr an Geburtstagen direkt wisst, wen genau ihr denn zu beschenken habt.
Die Bewohner des Dorfes sind dabei allesamt liebenswürdig und unverwechselbar. Da hätten wir ein junges Mädchen, das als Kinderstar im Fernsehen auftritt. Oder auch die reiche, verzogene Göre, die die Farmarbeit von ihren Dienern erledigen lässt. Übrigens sind es gerade diese beiden Damen, denen ich die meisten Geschenke mache und mit denen ich mich am häufigsten unterhalte. Eine von beiden möchte ich immerhin später heiraten, ich habe mich noch nicht entschieden. Aber keine Angst, auch für weibliche Figuren gibt es schmucke Heiratskandidaten. Der mögliche Bund der Ehe ist eines der Ziele, die ihr euch in Story of Seasons setzen könnt. Vielleicht kommt ja sogar Nachwuchs zustande. Aber ihr solltet euch auch gut mit den anderen Figuren anfreunden, denn so könnt ihr sie näher kennenlernen und neue Gegenstände bei den Händlern freischalten.
Doch bevor es so weit ist, stehen euch viele Tage harter Arbeit bevor. Das Faszinierende an Story of Seasons ist, dass ihr nicht nur auf das Anlegen von Feldern auf der eigenen Farm und eine möglichst große Tierzucht angewiesen seid, ihr könnt auch im Fluss tauchen gehen und wertvolle Topasse finden, die ihr für viel Geld weiterverkauft. Oder ihr angelt, kocht aus den Fischen leckere Gerichte und verhökert diese für Kohle. Mithilfe von Fischkäfigen züchtet ihr sogar Fische und sorgt mit speziellem Fischfutter dafür, dass sie noch größer und saftiger werden. Oder ihr sammelt Holz und Steine und erstellt Möbel, die sich ebenfalls veräußern lassen. Ab dem ersten Sommermonat könnt ihr weitere Felder pachten, auf denen ihr dann beispielsweise Pilze züchtet und Bienenstöcke für leckeren Honig pflegt oder Gewürze anbaut. Euer Schafbestand lässt sich scheren, um aus der resultierenden Wolle Kleidung herzustellen. Und - ihr habt es euch gedacht - auch diese könnt ihr verkaufen. Oder ihr probiert euch an der Blumenzucht.
Wie ihr gemerkt haben dürftet, sind die Möglichkeiten riesig. Story of Seasons gibt euch so viel zu tun, dass ich mich ehrlich gesagt manchmal ein wenig überfordert fühle. Soll ich jetzt das eine Gelände pachten und mich um weitere Felder kümmern? Oder doch lieber meinen Viehbestand um Hühner erweitern? Wie wäre es mit einer ausführlichen Angelwoche mit anschließender Rohstoffbeschaffung, um mein Haus auszubauen? Alles zusammen zu schaffen ist ein Ding der Unmöglichkeit, da euer virtueller Bauer nur eine gewisse Ausdauer besitzt. Diese wird anhand von Herzen dargestellt und jede Aktion mit einem Farmgegenstand (also Tierbürste, Harke, Sense, Hammer, Gießkanne etc.) kostet ein bisschen der Ausdauer. Sie sinkt aber nicht mit jeder Benutzung und immer in Schritten von halben Herzen. Auffüllen könnt ihr eure Ausdauer mithilfe von selbstgekochten Speisen, im Restaurant oder bei der Ärztin des Dorfes. Die letzten beiden kosten jedoch Geld.
Wer sich Tiere hält, muss auch den Mist wegmachen. Und für genügend Futter sorgen.
Um länger etwas von eurer Ausdauer zu haben und weitere Aktionen ausführen zu können, solltet ihr bessere Werkzeuge herstellen. Eine normale Axt könnt ihr nämlich öfter schwingen als die alte Axt, die euch Oma Eda überlassen hat. Für bessere Werkzeuge kauft ihr euch zunächst einmal die Blaupausen und zimmert sie dann mithilfe der passenden Materialien, die ihr entweder zusammensucht oder kauft, in der eigenen Hütte zusammen. Dasselbe gilt für Möbel oder größere Versionen eures Heims. Für die ersten verbesserten Werkzeuge benötigt ihr zum Beispiel Eisen, das ihr zufällig finden könnt, wenn ihr im Fluss tauchen geht. So spart ihr euch zusätzliche Kosten, müsst aber vielleicht ein paar Tage länger warten. Kochrezepte kauft ihr ebenfalls bei den Händlern, Zutaten gibt es bei ihnen auch.
Es lohnt sich sowieso, regelmäßig bei den verschiedenen Händlern, die nach und nach den Marktplatz von Eichbaumhausen bevölkern, vorbeizuschauen. Nicht nur, um ihnen eure Erzeugnisse zu verkaufen, sondern auch, um in ihrem Angebot zu stöbern. Ich tat das anfangs nicht und als der erste Sommer eintrat, hatte der örtliche Kaufladen lediglich Zwiebelsamen im Angebot. Ich wunderte mich zwar, aber pflanzte im Laufe der nächsten Tage alles voll mit Zwiebeln. Dann entdeckte ich, dass die anderen Händler weitere Samen mit deutlich gewinnbringenderen Pflanzen im Angebot haben. Zuerst ärgerte ich mich, aber aus Fehlern lernt man ja auch.
Doch egal, was ihr auch gerade tut, Story of Seasons tut alles dafür, dass es so leicht wie möglich von der Hand geht. So haltet ihr beim Einsatz eines Werkzeugs einfach den A-Knopf gedrückt und euer Farmer führt die entsprechende Handlung so lange aus, bis ihr den Knopf wieder loslasst. Felder werden nicht mehr mühsam Feld für Feld angelegt, sondern gleich im 3x3-Felder-Verbund. Mit Wasser begossen werden diese 9 Felder ebenfalls auf einmal. Und wenn die Ernte ansteht, drückt ihr nur einmal kurz den A-Knopf, um alle Früchte eurer harten Arbeit in eine Kiste zu schmeißen, die ihr anschließend nur noch aufsammeln müsst. Mir kommt diese Vereinfachung sehr entgegen, da sich die Farmarbeit so deutlich flüssiger spielt.
Nicht so flüssig ist leider die Grafik, sobald ihr den Bereich mit den Reisfeldern betretet (in der Mitte der Karte). Hier merkt man schon ein Absacken der Bildrate. Auch sonst kommt es immer mal wieder zu kleinen Schluckaufs, die aufgrund des gemütlichen Spielprinzips aber immerhin nicht ins Gewicht fallen. Der 3D-Effekt ist ansehnlich und gibt euch das Gefühl, in eine fremde Welt hinunterzuschauen. Die Musik wusste mich übrigens nicht zu begeistern, da sie über lange Zeiten hinweg gleich bleibt. Das Muhen der Kühe finde ich aber super. Die Milchgeber sind sowieso die besten Tiere, denn sie haben sogar Frisuren! Allgemein attestiere ich der Aufmachung viel Liebe zum Detail, so fliegen zum Beispiel beständig Blätter durchs Bild und es gibt viele verschiedene Arten von Insekten zu fangen. Außerdem solltet ihr die wilden Tiere füttern, damit sie euch irgendwann mögen und die Bezirke außerhalb der Farmen weiter tierisch bevölkert werden.
Als gäbe es nicht schon genug zu tun in Story of Seasons, könnt ihr die Stadt verschönern, indem ihr Gegenstände wie Brunnen her- und aufstellt. Außerdem nehmt ihr Aufträge der Händler an. Diese wollen beispielsweise, dass ihr ihnen Eier liefert. Dafür erhaltet ihr dann andere Gegenstände wie eine leckere Kürbissuppe. Als wertvolles Mitglied von Eichbaumhausen habt ihr aber auch die Pflicht (wenn ihr denn wollt), an den verschiedenen Wettbewerben teilzunehmen. In ihnen werden die schönste Kuh oder auch das beste Gemüse gesucht. Stellt euch aber schon mal darauf ein, bei den ersten Versuchen mit dem letzten Platz heimzugehen, auch wenn die Dorfbewohner für euch besonders laut jubeln. Um mit Tieren gewinnen zu können, müssen sie euch schon sehr viel Vertrauen und Liebe entgegenbringen (könnt ihr im Stall nachschauen), pflanzliche Erzeugnisse wollen täglich gedüngt werden.
Hier gibt es übrigens eine weitere Entscheidung: Ihr könnt Felder düngen, um die Qualität der Pflanzen zu erhöhen, wenn ihr sie erntet. Das solltet ihr in diesem Fall jeden Tag tun. Nun könntet ihr auch noch zweimal täglich gießen, um das Wachstum zu beschleunigen. Dann lässt sich aber der Dünger einen Tag weniger anwenden. Um die richtige Herangehensweise zu finden, müsst ihr ein bisschen herumprobieren. Zumindest am Anfang habe ich folgende Taktik gewählt: Da ich schon recht früh eine Küche in meinem Haus gebaut und bereits das Rezept gekauft hatte, konnte ich beispielsweise meine Kartoffeln zu Kartoffelpuffer verarbeiten. Da ich für dieses deutlich mehr Geld bekam, bewässerte ich meine Erdknollen zweimal am Tag, um sie schneller ernten zu können. Wer auf all das Herumspielen keine Lust hat, kann aber auch einfach ernten und verkaufen. Selbst mit dieser simplen Herangehensweise kann man weit kommen in Story of Seasons. Nur eben nicht unbedingt so schnell.
Freunde des gemeinsamen Spielens kommen in Story of Seasons ebenfalls auf ihre Kosten. Mithilfe des Internets oder auch im lokalen Modus des Handhelds könnt ihr Farmen und Dörfer von Freunden und Fremden besuchen, um euch Inspirationen zu holen. Spielt ihr zusammen, könnt ihr auf der besuchten Farm sogar einen Zauberstab einsetzen, der beispielsweise die Qualität von angebauten Pflanzen erhöht. Mitnehmen könnt ihr allerdings nichts. Sei kein Dieb!
Vergesst nicht, euch mit euren Nachbarn zu unterhalten. Elise hier könnt ihr heiraten.
Unser Fazit
8
Ein Spiele-Hit