Test zu Bayonetta - Wii U

Es ist nun schon eine ganze Weile her, dass ich im GameStop um eine Preisreduzierung für Bayonetta auf Xbox bettelte, um mir das Spiel direkt zum Launch leisten zu können. Letztendlich klappte es und ich konnte für 10 Euro weniger mit der Umbra-Hexe zahlreiche Engel schnetzeln. Als Bayonetta 2 exklusiv für Wii U angekündigt wurde, machte ich mir jedoch Sorgen, dass viele potenzielle Käufer abgeschreckt werden könnten, da sie möglicherweise nie in Berührung mit dem ersten Teil kamen. Doch diese Sorge wurde mit dem Wii U-Port des ersten Teiles beerdigt. Doch taugt er etwas? Wir haben uns diese Frage gestellt und die Wii U-Version von Bayonetta ganz genau unter die Lupe genommen.



Bayonetta besitzt nicht nur die Waffen einer Frau!

Die Story von Bayonetta beginnt mit einer Szene auf dem Friedhof, in der ihr einen sehr guten ersten Eindruck davon bekommt, was euch in diesem Spiel erwarten wird: abgedrehte Action, die von einer Protagonistin durchgeführt wird, die genau weiß, wie sie ihre Kurven einzusetzen hat. Nach dem kurzen Intermezzo auf dem Friedhof wird schnell die eigentliche Story durchgesetzt: Bayonetta hat keinerlei Erinnerungen daran, warum sie 500 Jahre lang in einem Sarg eingesperrt war. Generell ist ihr Gedächtnis ein wenig eingerostet. Erst als sie auf eine weitere Umbra-Hexe namens Jeanne trifft, beginnt sie sich Stück für Stück an alles zu erinnern. Außerdem erfahrt ihr im Laufe der Zeit, was aus den zahlreichen anderen Umbra-Hexen und vor allem den Lumen-Weisen geworden ist. Worum es sich dabei handelt, verrate ich euch aber natürlich nicht.

Die Aufteilung der Geschichte geschieht in Kapiteln, die selbst noch einmal in Verse unterteilt sind. Somit bestreitet ihr Kapitel für Kapitel die Story und werdet auch, je nachdem, wie gut ihr gespielt habt, mit einer Trophäe am Ende des Kapitels belohnt. Diese reicht von Reines Platinum bis hin zur Stein-Trophäe, wobei ihr für Reines Platinum im Grunde perfekt spielen müsst. Doch was genau müsst ihr nun eigentlich in Bayonetta machen?

In der Rolle von, wie der Name es schon sagt und ihr es eventuell bereits geahnt habt, Umbra-Hexe Bayonetta durchstreift ihr die europäische Stadt Vigrid und müsst mit zahlreichen Kombo-Angriffen gegen dutzende Engel-Wesen kämpfen. Eine Kombo könnt ihr durch das Anreihen von Angriffen vollführen, wobei jeweils eine Angriffstaste für eine Waffe steht. Habt ihr also ein Schwert in den Händen und die Schrotflinte am Fuß, könnt ihr mit den jeweiligen Tasten die darauf befindliche Waffe verwenden. Für jeden Angriff erhaltet ihr Kombo-Punkte, die ihr für eine gute Wertung möglichst weit in die Höhe treiben solltet. Um das zu packen, empfiehlt es sich, mit den Pistolen, die Bayonetta jederzeit einsetzen kann, auf Feinde zu schießen, um die Kombo aufrecht zu erhalten. Im Laufe des Spiels findet ihr, teilweise storybedingt und teilweise abseits vom Weg oder durch das Absolvieren diverser Herausforderungen, neue Waffen, die ihr dann im Kampf gegen die Engel nutzen könnt. Zwischen den Waffen wechseln könnt ihr auf Knopfdruck. Besser gesagt zwischen zwei Waffensets, welche ihr selbst festlegen könnt.

Eine der jedoch wichtigsten Fähigkeiten von Bayonetta ist das Ausweichen. Das funktioniert jederzeit, auch mitten in einer Kombo, und sollte von euch dementsprechend genutzt werden. Nicht nur, weil euch ein Schlag teilweise ordentlich aus der Fassung bringen und stark verletzen kann, sondern auch aufgrund der Hexenzeit, die bei einem richtig getimten Ausweichmanöver aktiviert wird. Während der kurzen Hexenzeit sind eure Gegner quasi komplett wehrlos und ihr könnt sie ordentlich vermöbeln. Eine weitere Fähigkeit der sexy Hexe sind die Folterangriffe, mit denen ihr einen Großteil der Gegner auf einen Schlag besiegen könnt. Um diese Angriffe zu benutzen, benötigt ihr eine gefüllte Magie-Leiste. Das hört sich jedoch leichter an, als es letztendlich ist, da euch jeder feindliche Treffer wieder ein paar Punkte aus der Leiste schlägt.



Die Folterangriffe sind nicht nur imposant, sondern setzen dem Feind auch ordentlich zu.

Generell sei gesagt, dass Bayonetta kein Spaziergang ist. Das Spiel ist brutal. Es wird euch gegen die Wand klatschen und zahlreiche virtuelle Tode erleben lassen. Und das bereits auf dem normalen Schwierigkeitsgrad. Gerade das Ausweichen muss von euch erlernt werden, denn ohne die Hexenzeit seid ihr manchmal ordentlich aufgeschmissen. Es gibt jedoch auch einen leichteren Spielmodus, in dem ihr nicht ganz so brutal behandelt werdet, und sogar einen Modus, in welchem ihr mit nur einem einzigen Knopf gigantische Kombos aneinanderreihen könnt. Neu in der Wii U-Fassung ist die Möglichkeit, das Spiel per Stylus zu steuern. Das funktioniert zwar an sich gut, wirkt für mich persönlich jedoch eher weniger praktikabel. Zumindest fühlt es sich für mich als alten Controller-Hasen ein wenig merkwürdig an, Bayonetta durch Umherstreichen und Tippen auf dem Touchscreen zu bewegen. Wobei man sagen muss, dass nur die Kämpfe so wirklich mit der Touch-Steuerung funktionieren; das Herumlaufen und Plattformen Bespringen ist damit eine reinste Qual. Allerdings gebe ich auch zu, dass sie von mir letztendlich nur für zwei bis drei Level genutzt und dann für zu fummelig und ungenau befunden wurde.

Während ihr die zahlreichen Engel vermöbelt, sammelt ihr fleißig Heiligenscheine, die nicht ohne Grund aussehen, als würden sie einem Sonic-Spiel entspringen. Wer Fan von SEGA ist, wird einige Anspielungen an deren alten Titel finden. Doch wichtiger sind die Heiligenscheine: sie könnt ihr im Tor zur Hölle, einem Shop, ausgeben. Dort zu finden sind die Waffen, die ihr bereits erhalten habt, jedoch könnt ihr diese dann auch an den Füßen einsetzen. Aber auch Accessoires gibt es, welche nach und nach freigespielt werden können und verschiedene Effekte haben, die euch im Kampf unterstützen. So lassen sich beispielsweise kleine Schmetterlinge kaufen, die Angriffe an euch abprallen lassen, oder Teufelchen, die den Gegner attackieren. Aber auch simplere Accessoires wie die Möglichkeit zur Abwehr eines Angriffs, wenn ihr euch im richtigen Moment Richtung Feind bewegt, lassen sich erwerben. Jeder kann hier seinen Spielstil finden und Bayonetta individuell verbessern.



Nicht selten hilft euch ein mächtiger Dämon beim Vernichten der Engel.

Im Tor zur Hölle findet ihr für weitere Heiligenscheine zudem neue Techniken, die Bayonetta nach dem Kauf anwenden kann. Eine der wichtigsten Fähigkeiten gibt es jedoch erst nach einiger Zeit im Spiel und macht es dann ein gutes Stück einfacher. Damit könnt ihr selbst nach einem Treffer, wenn ihr wirklich sofort beim Aufprall die Ausweichtaste drückt, noch ausweichen und die Hexenzeit aktivieren. Wer richtig hart ist, muss sich diese Fähigkeit natürlich nicht kaufen. Auch Heil-Items gibt es im Shop; neben zwei weiteren, wichtigen Gegenständen: den Hexenherzen und Mondperlen.

Die Hexenherzen und Mondperlen erhöhen zum einen eure Lebensleiste, zum anderen eure Magie-Leiste. Doch diese beiden Items gibt es nicht nur im Shop, sondern sind sie in Stücken in der Spielwelt verteilt. Sammelt ihr beispielsweise zwei halbe Mondperlen, die ihr in den Truhen, oder besser gesagt Umbra-Gräbern, findet, oder nach einer Herausforderung erhaltet, fügt diese sich zu einer Perle zusammen und erhöht ebenfalls eure Magie-Leiste. Mit Herausforderungen sind die Tore ins Alfheim gemeint. Diese sind äußerst knifflig und bringen euch an eure spielerischen Grenzen. So müsst ihr zum Beispiel Feinde nur mit den Waffen der Engel kämpfen (die ihr auch im normalen Spiel finden und einsetzen könnt, wenn sie Gegner nach ihrem Ableben fallen lassen), schnetzelt ohne Hexenzeit oder dürft euch kein einziges Mal treffen lassen.

Diese Herausforderungen werden euch sicherlich nicht nur einmal ins GamePad beißen lassen, zumal sie teilweise auch sehr gut versteckt sind und nicht selten ein wenig Backtracking von euch verlangen, um überhaupt gefunden zu werden. Ebenfalls von euch gefunden werden wollen die Umbra-Tränen, welche über die Level verteilt sind und von Krähen getragen werden. Der einzige Anhaltspunkt, sie zu finden, ist das rote Leuchten der Krähen. Was genau passiert, wenn ihr alle Tränen habt... das müsst ihr schon selbst herausfinden.

Die Wii U-Version kommt nicht nur mit einer neuen Steuerungsmethode daher, sondern bringt natürlich auch eine Miiverse-Unterstützung mit sich. Um einen Screenshot im sozialen Netzwerk von Nintendo zu posten, drückt ihr einfach auf den auf dem Touchscreen befindlichen Miiverse-Button. Dieser ist wirklich jederzeit vorhanden, somit auch in Zwischensequenzen und wenn man die Off-TV-Funktion benutzt Das kann schon ein wenig stören. Ebenfalls neu in der Wii U-Version sind die Nintendo-Kostüme, die ihr von Anfang an nutzen könnt. Natürlich könnt ihr die im Original-Spiel enthaltenen Kostüme ebenso verwenden, ihr müsst sie jedoch erst einmal freispielen.



Samunetta?! Oder eber Bayus?

Eine wichtige Frage, gerade für Spieler von Bayonetta auf der PS3: Läuft das Spiel denn flüssig? Die Antwort ist: meistens. Gerade im direkten Vergleich mit dem zweiten Teil fällt auf, dass der erste Ableger nicht ganz so glatt läuft und es gibt auch ein paar Passagen, in denen die Framerate stark in die Brüche geht. Das sieht nicht nur unschön aus, sondern stört den doch eigentlich sehr flotten Spielablauf. Zum Glück reduzieren sich diese Momente auf einen minimalen Teil des Spiels, schön ist es trotzdem nicht. Was den musikalischen Aspekt von Bayonetta angeht, wird allein die Titelmelodie Fly me to the Moon für Ohrwürmer sorgen. Auch die sehr coole Synchro dürfte jedem gefallen. Hierbei sei natürlich gesagt, dass diese nur auf Englisch verfügbar ist und mit deutschen Untertiteln daherkommt. Erstmalig könnt ihr den ersten Ableger von Bayonetta jedoch auch mit japanischer Sprachausgabe spielen.

Das Schöne an der Welt von Bayonetta ist, dass ihr nicht unbedingt mit allen Informationen, die es gibt, vollgepumpt werdet. Die Story erzählt euch von den Umbra-Hexen und den Lumen-Weisen, aber in Form von Berichten eines Journalisten erfahrt ihr noch viele weitere Informationen zur Welt. Auch über die Feinde könnt ihr in der Gegnerdatenbank nähere Details erfahren. Mithilfe eines bestimmten Bucheintrags, den ihr recht früh im Spiel findet, könnt ihr sogar Heilmittel brauen. Die Zutaten dafür findet ihr überall in der Spielwelt in zerstörbaren Gegenständen wie Bänken oder Vasen. Somit geratet ihr nie in Item-Not! Außerdem könnt ihr euch in dem kleinen Arcade-Minispiel nach jedem Kapitel weitere Items oder einfach massig Heiligenscheine erspielen. Zwei weitere Arcade-ähnliche Sektionen gibt es im Spiel in Form von einer Motorrad-Szene und einem Flug auf einer Rakete. Diese beiden Sequenzen könnt ihr sogar mit dem Gyro-Sensor des GamePads steuern, aber auch hier ist die gute, alte Tastensteuerung deutlich effektiver.