Unser Test zum Spiel: Etrian Mystery Dungeon

Bei Etrian Mystery Dungeon handelt es sich um eine Verschmelzung zweier Rollenspiel-Schwergewichte. Im Spiel treffen die Charakter-Artworks, Job-Klassen und -Fähigkeiten der Etrian Odyssey-Reihe auf das Mystery Dungeon-Spielprinzip, das uns zufällig generierte Dungeons beschert, die wir aus der Schräg-von-oben-Sicht erkunden. Die Zutaten wurden gemeinsam mit neuen und frischen Ideen gehörig zusammengemischt und herausgekommen ist ein spaßiger, aber knallharter Mix für Freunde von Dungeon-Crawlern.


Eure Kampftruppe ist immer bereit für den nächste Gegner.

Wie schon aus den Etrian Odyssey-Spielen bekannt, ist die Präsentation eher dröge: Die Geschichte wird ausschließlich über Gespräche und Textboxen weitererzählt und anstatt die Stadt Aslarga zu Fuß zu erkunden, klickt ihr euch durch zahlreiche Menüpunkte. Das gesamte Spiel ist dabei in englischer Sprache gehalten. Immerhin sind die gezeichneten Artworks der darin lebenden Personen wie der Shop-Besitzerin, der Inhaberin des Gasthauses etc. detailliert und schön anzuschauen. Der Grund eures Aufenthaltes in Aslarga ist der Wunsch der Stadt, möglichst viele Abenteurer zu beherbergen. Wir ihr recht früh erfahrt, war Aslarga vor einem Jahr einem Angriff eines mächtigen Monsters ausgesetzt und möchte sich nun mithilfe der tapferen Recken verteidigen können, sollte das Monstrum erneut auftauchen. Im Laufe der Geschichte werdet ihr unter anderem mehr über einige der Bewohner der Stadt erfahren und zusätzlich herausfinden, woher die als DOE bezeichneten Monster stammen.

Euer erster Schritt besteht darin, euch einen eigenen Charakter zu erstellen. Dieser startet automatisch in der Landsknecht-Klasse, die sich in Etrian Mystery Dungeon schnell als guter Allrounder erweist, nachdem sie ein paar Level aufgestiegen ist. Sie kann nämlich nicht nur normale Angriffe, sondern auch Attacken mit Feuer-, Eis- und Blitzschaden ausführen. Viele weitere Klassen warten darauf, von euch ausprobiert zu werden. Da hätten wir zum Beispiel den Protector, der sich als Tank anbietet, auf den sich die Wut der Monster richtet, damit schwächere Abenteurer wie Zauberer und Heiler von Angriffen verschont bleiben. Interessant ist die Monarchen-Klasse, die bei befreundeten Charakteren Angriff und Verteidigung steigert. Hexer wiederum sorgen für Statusveränderungen bei Monstern, während Ninjas in Windeseile große Strecken zurücklegen.

Da ihr zwar durchaus allein, im besten Fall aber mit einer bis zu vierköpfigen Gruppe in die Dungeons hinabsteigt, ist die Wahl der einzelnen Team-Mitglieder entscheidend. Ihr könnt euch dabei frei aussuchen, wie ihr eure Kampftruppe zusammenstellt. Ich habe mit folgender Aufstellung gute Erfahrungen gemacht:

  • Ein Protector als Tank, der die Monster auf sich zieht
  • Ein Ninja, um flexibel reagieren und angreifen zu können
  • Ein Runenmeister (Zauberer), der ordentlich austeilt
  • Ein Hexer, der Gegner vergiftet und schwächt


Gerade bei einem normalen Dungeon-Durchlauf sollte man so keine großen Probleme bekommen. Und solltet ihr einem DOE begegnen (ihr erinnert euch, die mächtigen Biester), hat man den lebensnotwendigen Hexer direkt dabei. DOEs können nämlich nur besiegt werden, wenn ihr sie mit sogenannten Debuff-Sprüchen schwächt, also beispielsweise ihre Verteidigung senkt. Doch wenn alles gut läuft, werdet ihr nur selten auf sie treffen, wobei ihr vor allem zu Beginn eher weglaufen solltet, da sie euch sonst ruckzuck ausradieren. Und dann wird es ärgerlich, denn Etrian Mystery Dungeon verzeiht Fehler niemals. Geht ihr in einem Dungeon k.o., landet ihr zwar wieder in der Stadt, aber habt alle Items verloren, die ihr eingesammelt und mit ins Verlies genommen habt. Zusätzlich wird euch das aufgesammelte Gold weggenommen und jeder im Team befindliche Charakter verliert einen Ausrüstungsgegenstand. Wenn man gerade zuvor noch viel Geld und Zeit in das Schleifen eines neues Schwerts gesteckt hat und auf einmal ist es unwiederbringlich verloren, dann kann schon mal wild geflucht werden. Habe ich natürlich nie getan.

Wo wir schon mal im Dungeon sind, sollten wir auf dessen Eigenheiten zu sprechen kommen. Denn da es sich bei Etrian Mystery Dungeon um eben einen Mystery Dungeon-Titel handelt, bestehen die Verliese aus simplen Räumen und vielen Gängen, die diese verbinden. Rätsel gibt es keine, dafür jede Menge Monster, Schätze und Fallen. So findet ihr beispielsweise praktische Schriftrollen, die alle Gegner in einem Raum einschlafen lassen. Orbs, welche die Skills von Feinden für fünf Runden unterbinden, sind vor allem bei Bossgegnern hilfreich. Ab und zu stoßt ihr auf Schatztruhen, die nach einer bestimmten Anzahl an Schritten verschwinden. Darum kümmert sich mein Ninja, weil dieser schneller bei ihnen ist als jede andere Klasse. Fallen lassen eure Helden kurzzeitig verwirrt zurück oder richten Schaden an. Da sie versteckt sind, lauft ihr oftmals unversehens auf sie. Bestimmte Fähigkeiten und Gegenstände können sie aber sichtbar machen. Es lohnt sich, jeden Raum zu untersuchen, da ihr Gegenstände später auch wieder verkaufen könnt und jeder besiegte Feind Erfahrungspunkte bedeutet.

Apropos Feind: Jeder Schritt im Dungeon wird quasi als eine Runde gewertet. Ihr bewegt euch, die Monster sind dran. So geht es nacheinander weiter. Trefft ihr aufeinander, habt ihr im Normalfall immer nur die Kontrolle über einen Kämpfer, die anderen werden von der KI gesteuert. Wichtige Entscheidungen, zum Beispiel, welcher Feind angegriffen werden soll (wenn es mehr als zwei sind, die in Reichweite liegen) oder ob ein Heil-Item eingesetzt werden sollte, müsst ihr aber immer noch selbst treffen. Das kann nerven, weil die Anfrage, ob ein Charakter einen Trank nehmen soll, schon auftauchen kann, wenn dieser noch die Hälfte seiner Lebenspunkte hat und es noch völlig unsinnig wäre, ihn einzusetzen. Dann darf man andauernd "Nein" auswählen, damit es weitergeht. Eine weitere Schwachstelle: Stehen eure Kameraden in einem Gang, halten sie sich aus Kämpfen raus. Da ihr im Gänsemarsch lauft, steht irgendwann euer erster Kämpfer am Eingang des Raums und muss sich allein erwehren, weil die dahinterstehenden einfach keine Lust haben zu helfen. Der Schütze könnte beispielsweise von hinten schießen, tut er aber nicht.

In so einem Fall solltet ihr den Anführer wechseln, denn das könnt ihr jederzeit tun. Dann übernehmt ihr den Schützen und feuert von hinten in den Raum hinein, während die KI weiterhin mit eurem Frontkämpfer angreift. Der Wechsel des Anführers ist weiterhin wichtig, um den Hunger im Griff zu behalten. Mit jedem Schritt im Dungeon wird der Führende nämlich hungriger, und ist die Anzeige auf Null gefallen, kostet jeder Schritt Lebenspunkte. Da jeder Kämpfer eine eigene Hunger-Anzeige hat, solltet ihr also durchwechseln. Brote allerdings füllen den Magen wieder, weswegen ihr immer welche dabei haben solltet. Zusätzlich könnt ihr über die gelben Felder im Dungeon laufen. Diese geben euch einen Hungerpunkt sowie einen Technikpunkt zurück (letztere braucht ihr für Fähigkeiten wie Zauber oder Spezialangriffe).


Ihr könnt zu Beginn einen eigenen Charakter erstellen.

Kämpfe gegen Endbosse folgen einem anderen Schema. In diesen Auseinandersetzungen übernehmt ihr die komplette Kontrolle über alle Kämpfer und führt nacheinander die gewünschten Aktionen aus. Das ist auch wichtig, denn Endbosse sind stark, halten viel aus und verteilen gerne mal Statusveränderungen. Ein nicht sinnvoll agierender KI-Kollege würde hier das Aus bedeuten. In diesen Kämpfen, die immer am Grund eines Dungeons auf euch warten, wechsle ich auch mal einen meiner Standardcharaktere gegen einen Heiler aus. Das kommt aber auf den Kampf an. Um herauszufinden, was für ein Gegner auf mich wartet, habe ich folgende Taktik entwickelt:

Zuerst begebe ich mich so weit nach unten, wie ich kann, ohne die unterste Ebene zu erreichen. Anschließend baue ich ein Fort mit Transporter (auf die Forts komme ich gleich noch zu sprechen), sodass ich zurück in die Stadt komme und auf die Ebene mit Fort zurückkehren kann. Nun statte ich meine Truppe mit den schwächsten Gegenständen aus, die ich habe, und schicke sie nur mit dem Allernötigsten zurück in den Dungeon. Nun geht es zum Endgegner, gegen den ich zumindest versuche, so lange wie möglich zu überleben. Natürlich werden meine Charaktere ausgeknockt, aber nun weiß ich, was der Feind so drauf hat. Also wieder richtig ausrüsten, je nach Feindesfähigkeiten meine Gruppe reorganisieren, ein Nether Dust mitnehmen (das euch beim Tod auf der letzten Ebene ohne Bestrafung in die Stadt zurückschickt, aber sehr teuer ist), ordentlich Heil-Items aufstocken und dann dem Monster die Fresse polieren!

Die erwähnten Forts müsst ihr in Dungeons mit DOE-Befall bauen, denn sie halten diese davon ab, Aslarga zu betreten. Sollten die DOEs in der Stadt einfallen, wird es teuer, denn die Kosten für den Wiederaufbau dürft ihr tragen. Die Forts haben einen weiteren Vorteil: Habt ihr darin Kämpfer aus der Reserve stationiert, erhalten sie mehr Erfahrungspunkte, als wenn sie in Aslarga faul herumsitzen. Sehr praktisch, da so jeder Charakter Stufen aufsteigt und damit jederzeit eingesetzt werden kann (vorausgesetzt, ihr denkt daran, auch die Kämpfer außerhalb eures Teams regelmäßig mit neuen Waffen und Rüstungen zu versehen). Zudem könnt ihr in einem Fort sogar zu acht gegen einen DOE kämpfen, bestehend aus der Verteidigungslinie und eurem aktuellen Team. So ist ein Sieg deutlich wahrscheinlicher.

Jetzt ist der Test zu Etrian Mystery Dungeon schon so lang, und ich habe gerade mal an der Oberfläche gekratzt. Vor einem Dungeon-Besuch lohnt sich beispielsweise der Besuch im Restaurant, um nach einem leckeren Mahl Zusatzeffekte zu erhalten. Waffen und Rüstungen könnt ihr ebenfalls mit Zusatzeffekten belegen, oder ihr schmelzt gleich zwei zusammen, um noch stärkere Ausrüstung zu erhalten. Neben den Hauptaufgaben könnt ihr euch zahlreichen Nebenquests widmen und die sogenannten Blast Skills einsetzen, um eine bessere Kontrolle über eure Gruppe zu haben oder besondere Fähigkeiten in einem harten Kampf zu aktiveren. Zusätzlich warten die Item- und Monster-Almanache darauf, komplettiert zu werden. Oder ihr kehrt in bereits besuchte Dungeons zurück, um Rohstoffe von bestimmten Feldern und Monstern zu sammeln, da ihr diese benötigt, um neue Ausrüstungsgegenstände kaufen zu können. Ihr werdet auch viel Zeit damit verbringen, die verdienten Fertigkeitspunkte jedes Charakters zu investieren, um neue Skills zu lernen oder bestehende auszubauen. So könnt ihr einem Ninja beibringen, über Wasser zu laufen, was neue Wege in Dungeons ermöglicht.

Über StreetPass tauscht ihr eure Gildenkarte mit anderen Spielern. Darauf zu sehen ist unter anderem eure Kämpfertruppe. Einen Spruch könnt ihr ebenfalls darauf verewigen. Wenn hier jemand eine Gildenkarte der Gilde Tower-Pot erhalten sollte, war das übrigens meine. Zum Abschluss der besonders beliebte Teil, nämlich der zur technischen Umsetzung. Grafisch sieht Etrian Mystery Dungeon zweckmäßig aus, es gibt auch keine besonders effektreichen Zauber. Mir haben es ja die Charakter-Artworks angetan, denn ich mag den Stil total gerne. Auch wenn die weiblichen Charaktere allesamt aussehen, als wären sie zehnjährige Mädchen, die man wohl eher nicht in den Kampf schicken würde. Bei der Musik hat mich vor allem eines gestört: In manchen Dungeons ist sie ununterbrochen total hektisch. Es klingt dann selbst beim Abklappern von leeren Gängen so, als wäre man mitten in einem Kampf. Mir gefallen die ruhigeren Stücke insgesamt besser.


Zahlreiche Räume sind durch mehrere Gänge miteinander verbunden.

Unser Fazit

8

Ein Spiele-Hit

Meinung von Pascal Hartmann

Etrian Mystery Dungeon ist ein Dungeon-Crawler für Hartgesottene. Nicht nur, dass die Bestrafung bei einem K.o. sehr schmerzhaft sein kann, man kann ihr nicht einmal durchs Zurückkehren ins 3DS-Menü bzw. Ausschalten des Handhelds entkommen. Denn schaltet ihr das Spiel wieder ein, nachdem ihr es ohne Zwischenspeicherung im Dungeon ausgeschaltet habt, werdet ihr mit dem "Verloren"-Bildschirm konfrontiert. Das weiß ich natürlich nur durch Hörensagen. Also niemals eine Spielsitzung im Dungeon beenden, ohne zwischenzuspeichern! Hart ist auch der Schwierigkeitsgrad, dem ihr aber durch ein bisschen Level- und Ressourcen-Grinding und Taktiken (wie meiner oben erwähnten) gut entgegenkommen könnt. Damit ihr nicht von den vielen Spielelementen erschlagen werdet, werden sie nach und nach eingeführt und erklärt. Das ist auch nötig, denn es gibt viel zu tun und zu beachten, sowohl in der Stadt Aslarga als auch in den Dungeons. Die Verliese machen viel Spaß, trotz der KI-Aussetzer in Gängen, die man mit Anführerwechseln aber immerhin halbwegs umgehen kann. Typisch für Mystery Dungeon-Spiele bestehen sie allerdings aus den immer gleichen Räumen und Gängen, die zufällig zusammengesetzt werden. So kann sich schnell Eintönigkeit breit machen, vor allem, wenn man fünfzehn oder mehr Stockwerke nach unten muss. Bei der Zusammenstellung eurer Kämpfertruppe habt ihr viele Möglichkeiten und noch mehr Fähigkeiten, die ihr aufeinander abstimmen müsst. Technisch ist das Spiel leider nur solide, wobei die Musikauswahl teilweise fragwürdig ist. Auf den Punkt gebracht: Etrian Mystery Dungeon ist ein gelungener Dungeon-Crawler, in den ihr Stunde um Stunde investieren werdet. Ohne es zu bereuen.

Awards

Spiele-Hit

Die durchschnittliche Leserwertung

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Kommentare 6

  • LordBackfisch

    Nervt mit Argumenten

    xD Schöne Einleitung^^

  • Will0Wisp

    Turmbaron

    Das Spiel wird sowas von gekauft nach dem Review. Klingt, als wäre es fast wie für mich gemacht. Hatte es vorher schon im Blick, aber jetzt werd ichs mir auf jeden Fall zulegen.
    Etrian Odyssey mag ich generell ganz gerne, aber es war mir dann doch ab und zu mal zu oldschoolig. ^^ Das Mystery Dungeon System sollte da doch ordentlich frischen Wind rein bringen.
    Hoffentlich ist es wirklich so fordernd, wie du es hier beschrieben hast. :p
    Bin großer Fan von empfindlichen Strafen fürs Sterben. Dann ist es automatisch doppelt so spannend.

  • Will0Wisp

    Turmbaron

    Die Einleitung ist echt klasse. ;)

  • Lillyth

    <3

    Das Spiel ist wirklich Klasse und ich kann mit dem Spieletest voll mitgehen. Allerdings fesselt es mich nie lange am Stück, da es schon viel Anspruch hat und man bei einer Niederlage viel Verlust hat. Pokémon Mystery Dungeon ist kein Vergleich dazu.

  • wonderboy

    Turmfürst

    wieder nicht auf deutsch, also wirds links liegen gelassen..

  • DarkStar6687

    Ich mag Etrian Odyssey, aber dieses Spin off lasse ich (erst mal) aus.
    Ich muss noch genug andere Spiele nachholen und im kommenden Februar erscheint bereits Etrian Odyssey II Untold. ;)