Unser Test zum Spiel: Race the Sun

In einer Zeit, in der die von Menschen verursachte Umweltzerstörung deutlichere und fatalere Folgen offenbart, sind neue, umweltschonende Technologien immer weiter auf dem Vormarsch. Nicht nur im normalen Straßenverkehr nimmt die Zahl von Fahrzeugen mit Elektro-Motor zu, auch der Rennsport hat mit der neuen Formel E eine Rennserie ohne Abgase geschaffen. Richtig umweltfreundlich wird es natürlich erst dann, wenn man die nötige Energie gewinnt, ohne die begrenzten Ressourcen der Erde zu verbrauchen und dabei die Luft zu verpesten. Eine saubere und ungefährliche Energiequelle ist das Sonnenlicht. Im Spiel Race the Sun liefert es einem solarbetriebenen Flugzeug Energie. Zwar hinterlassen virtuelle Flugzeuge in Videospielen sowieso keine Abgase, aber dieses Spiel verbindet auch eine besondere Gameplay-Idee mit der Solar-Power.


Solange die Sonne scheint, kann das Flugzeug fliegen. Kommt so weit ihr könnt, ohne gegen die Hindernisse zu krachen.

Race the Sun ist kein ganz klassisches Rennspiel, in dem ihr auf einem Rundkurs schneller als die Konkurrenz sein müsst. Vielmehr fliegt ihr ganz allein immer weiter geradeaus, der Sonne entgegen. Die tief stehende Sonne habt ihr immer im Blick, allerdings empfindet ihr dabei keine Sonnenuntergangs-Romantik, sondern einen hohen Grad an Anspannung und Konzentration. Wer jetzt aufgepasst hat und sich an die Wörter „solarbetrieben“ und „Sonnenuntergang“ erinnert, wird schon eine Idee von der grundsätzlichen Problematik haben. Die fehlende Energiezufuhr bemerkt ihr schon, wenn ihr in die durch die immer tiefer stehende Sonne länger werdenden Schatten der Objekte vor euch fliegt. Richtig fatal ist es aber, wenn die Sonne wirklich untergegangen ist – dann habt ihr verloren!

Im Gegensatz zum richtigen Leben könnt ihr in Race the Sun aber etwas dagegen unternehmen. Immer wieder tauchen Items auf, die den Verlauf des Sonnenuntergangs ein kleines Stück zurückdrehen, wenn ihr sie einsammelt. Somit ist es ein Rennen gegen die Sonne, nicht gegen andere Flugzeuge. Eure Mission ist es, so lange wie möglich zu überleben. Dabei ist der Sonnenuntergang aber nicht eure einzige Sorge: Euer Fluggerät ist nicht für Ausflüge über den Wolken geschaffen, weswegen ihr permanent knapp über dem Boden fliegt und nur nach links oder rechts steuern könnt. Die Umgebung besteht auch nicht aus Wiesen und Feldern, vielmehr müsst ihr permanent Hindernissen ausweichen. Einfluss auf die Geschwindigkeit habt ihr ebenfalls nicht. Euer Job ist das Ausweichen und das Einsammeln von Items.

Obwohl die Strecke oben und unten keinen Spielraum zum Davonfliegen lässt, habt ihr nach links und rechts praktisch grenzenlose Freiheit. Ihr versucht also, unbeschadet voranzukommen, hier und da ein grünes Item einzusammeln, mit dem man einige Hindernisse überspringt, und gelbe Items einzusacken, die den Sonnenuntergang hinauszögern. Irgendwann werdet ihr scheitern und könnt es erneut versuchen. Ihr habt dabei keine Auswahl zwischen verschiedenen Kursen, die Strecke bleibt (vorerst) gleich.

Die Herausforderung liegt also darin, euch die verschiedenen Abschnitte einzuprägen und gute Routen durch die Hindernislandschaft zu finden, die euch ein sicheres Durchkommen gewähren und das eine oder andere Item auf dem Weg liegen haben. Und das kann durchaus dazu motivieren, es immer wieder zu versuchen! Stück für Stück werdet ihr besser – und wenn ihr in den ersten Versuchen noch kläglich in Abschnitt 1 gescheitert seid, stellt dieser bald schon kein Problem mehr dar und ihr schlagt euch mit gemeinen, beweglichen Hindernissen im zweiten Abschnitt herum.

Je länger ihr überlebt und je mehr spezielle Symbole ihr sammelt, die zahlreich auf der Strecke platziert sind, desto höher ist euer Highscore. Auf einer Online-Bestenliste wird euer Tagesrekord mit den Punktzahlen anderer Spieler verglichen. Warum nur der Rekord eines einzigen Tages verglichen wird? Das werdet ihr verstehen, wenn wir über den Umfang gesprochen haben. Lustigerweise habe ich darüber kurz mit meinem ntower-Kollegen Florian gesprochen. Er meinte, Race the Sun biete ihm zu wenig Inhalt, woraufhin ich entgegnete, dass es andererseits unendlich viel zu bieten habe.

Und wir haben beide Recht. Tatsächlich gibt es zunächst wenig zu entdecken – keine Streckenauswahl, kein Mehrspielermodus, immer nur dieselbe Aufgabe: losfliegen und überleben, so lange es geht. Der Clou ist allerdings, dass euch alle 24 Stunden ein neu designter Kurs geboten wird! Kein Tag ist genau wie der letzte. Was ihr gestern perfektioniert habt, ist heute nicht mehr da! Das bietet natürlich die Langzeitmotivation, immer wieder vorbeizuschauen und den aktuellen Kurs auszuprobieren.

Etwas Auflockerung kommt durch besondere Aufgaben auf, von denen immer drei aktuelle zu erledigen sind. Ist eine Aufgabe geschafft, wird sie durch eine neue ersetzt. Beispielsweise sollt ihr zwei Abschnitte kollisionsfrei überstehen, eine bestimmte Anzahl von Sprüngen absolvieren oder – Star Fox lässt grüßen – in einem Durchgang einige Barrel Rolls ausführen! Als Belohnung für das Erledigen der Aufgaben könnt ihr Gegenstände freischalten, von denen ihr jeweils einen an eurem Flieger anbringen dürft. Damit lassen sich zum Beispiel zwei Sprung-Items statt einem gleichzeitig aufbewahren oder ihr erhaltet einen Magneten, der Items auf der Strecke auch dann einsammelt, wenn ihr knapp daneben vorbei fliegt.

Ein paar Worte zur Grafik müssen wir noch verlieren: Sie ist sehr einfach, kantig, grob und eintönig – wahrlich keine Augenweide! Wer vom Spielprinzip begeistert ist und keinen großen Wert auf Grafik legt, kann sicherlich darüber hinwegsehen, aber Lob kann ich an dieser Stelle nicht verteilen. Die groben Polygone erinnern an die Anfangstage der 3D-Grafiken – von hübschen Texturen oder Detailverliebtheit brauchen wir gar nicht erst anzufangen. Und wenn ich oben von Hindernissen geschrieben habe, dann waren damit keine Gebäude oder Bäume gemeint, sondern Würfel, Pyramiden und äußerst unrunde Felsen.

Neben dem kleinen Budget ist dies wohl auch der Tatsache geschuldet, dass sich mit solch einfachen Bausteinen leicht neue Kurse designen lassen, was ja wie gesagt täglich geschieht. Die Musik weiß dagegen zu überzeugen. Sie ist sehr passend und vermittelt im Hintergrund den richtigen Adrenalin-Level für den rasanten Flug. Das Ganze lässt sich alternativ ohne Fernseher auf dem GamePad erleben, aber auch alle anderen gängigen Wii U-Controller-Varianten werden unterstützt.


Auch im Weltraum kann der Wettlauf gegen den Sonnenuntergang stattfinden. Hier trefft ihr zum Beispiel auf komplexe Strukturen.

Unser Fazit

5

Für Genre-Fans

Meinung von Roman Dichter

Race the Sun bietet ein interessantes und zeitweise auch packendes Konzept: Euer solarbetriebenes Flugzeug muss den Sonnenuntergang hinauszögern, zahlreichen Hindernissen ausweichen und so lange wie möglich in der Luft bleiben. Leider bietet das Spiel eine sehr einfache und eintönige Grafik und lässt auch weitere Inhalte wie Mehrspielermodi oder eine Kurs-Auswahl vermissen. Trotzdem gibt es permanent neue Kurse zu meistern, denn der einzig wählbare wird jeden Tag komplett erneuert. Für Langzeitmotivation ist also gesorgt und wer sich dafür begeistern kann, einen Abschnitt immer wieder zu wiederholen, um nach und nach immer länger durchzuhalten und den Highscore in die Höhe zu schrauben, der ist bei Race the Sun gut aufgehoben. Wer dagegen ein klassisches Rennspielkonzept bevorzugt und sich etwas mehr Inhalt wünscht, sollte vielleicht lieber auf Spiele wie FAST Racing Neo warten.

Die durchschnittliche Leserwertung

0 User haben bereits bewertet

Kommentare 1

  • Ninwed

    Turmfürst

    Als ich gerade im Eshop war, hab ich gesehen, dass das Spiel jetzt schon verfügbar ist. War vermutlich eine Fehlmeldung mit der Verschiebung.
    Annsonsten solide Wertung für das Spiel, wird 2016 irgendwann von mir gekauft. :)