Unser Test zum Spiel: Asdivine Hearts

Wenn zwei Gottheiten sich in die Wolle kriegen, kann das für die Bewohner des jeweiligen Planeten schnell mal unbequem werden. So auch in der Welt von Asdivine, wo seit einiger Zeit immer mehr gemeine Monster der Bevölkerung zu schaffen machen. Dass der Gott des Lichtes so einige Probleme mit dem Gott des Schattens hat, kriegen die Menschen zunächst gar nicht mit, bis dann plötzlich eine sprechende Katze auftaucht. Diese Katze behauptet allen Ernstes, der Gott des Lichtes zu sein, ist aber nicht gerade freiwillig in diesem Körper gelandet. Nun sitzt der Gott erst einmal im Leib jener Wildkatze fest und ist auf die Hilfe einiger ausgewählter Menschen angewiesen. Gemeinsam macht man sich auf die Reise und versucht zu verhindern, dass der Gott des Schattens seine üblen Machenschaften zum Abschluss bringen kann.


Die Weltkarte ist... übersichtlich.

Von den Grundzügen der Story her erfindet Asdivine Hearts also sicher nicht das Rad neu und schafft es auch generell nicht, den Spannungsbogen sonderlich hoch zu bekommen. Was man dem Titel aber zugutehalten muss, ist, dass er durchaus pfiffiger, gewitzter und teilweise auch interessanter ist, als man es zunächst erwarten würde. Eine Gottheit im Leib einer Katze sieht man schließlich nicht alle Tage, auch im Bereich der Videospiele. Und gerade diese Katze sorgt mit ihrem losen Mundwerk immer wieder für heitere Momente. Nur, weil man im Körper einer Katze gefangen ist, will man sich schließlich von den Menschen nicht alles bieten lassen. Asdivine Hearts bietet ein ernstes Grundgerüst, das durch ein hohes Maß an Humor aufgelockert wird. Doch warum habe ich angedeutet, dass man eine solche Gewitztheit von dem Titel zunächst nicht erwarten würde? Weil es wie das übliche Kemco-JRPG von der Stange aussieht.

Wer sich Alphadia auf dem 3DS angeschaut hat, wird wissen, was ich meine. Auch Asdivine Hearts sieht aus wie ein typisches, biederes Rollenspiel im SNES-Stil, vor 20 Jahren konnte man wahrscheinlich monatlich Spiele im Regal finden, die genauso aussahen. Das wirkt zwar in vielen Bereichen, wie der wieder mal völlig lieblos gestalteten Weltkarte und den sich permanent wiederholenden Charaktermodellen, höchst unkreativ, passt aber auch zu dem „Old School“-Feeling, das der Titel generieren möchte. Asdivine Hearts besinnt sich auf die Tugenden der alten Rollenspiel-Schule und setzt diese auch wirklich gekonnt und konsequent um. Das merkt man vor allem an den Kämpfen. Diese haben es gerade bei den unzähligen Bosskämpfen durchaus in sich, taktisches Vorgehen und fleißiges Training werden schon auf dem normalen Schwierigkeitsgrad absolut verlangt.

Dass man zu Beginn des Spiels zwischen unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden wählen kann, ist übrigens überaus löblich. So kann sich jeder Spieler für ein Niveau entscheiden, das ihm persönlich genehm ist. Die harten Bossfights stellen die Glanzpunkte des Titels in puncto Spielspaß dar. Hier will wirklich jede einzelne Aktion der fünf Partymitglieder sorgfältig bedacht sein, ein falscher Handgriff kann einen Kampf oft schon ruinieren. Und meistens sind sowieso mehrere Anläufe nötig, eine gewisse Taktik muss erst einmal ausgelotet werden. Wenn man den Bossgegner dann im 27. Anlauf tatsächlich doch in die Knie zwingen kann, ist die Freude groß. In diesem Aspekt macht Asdivine Hearts echt Laune, was auch an dem durchaus facettenreichen Kampfsystem liegt. Dieses bewegt sich zwar größtenteils auch in den üblichen Genre-Standards, bietet mit einer Vielzahl an Zaubersprüchen, Spezialattacken und Items aber schon eine Menge taktischen Spielraum.

Außerdem muss man sich für eine bestimmte Formation entscheiden, in welcher man seine fünf Charaktere anordnet, im Laufe des Spiels lassen sich hierbei immer wieder neue Formationen entdecken, welche alle ihre Vor- und Nachteile mit sich bringen. Wie ein Trainer einer Sportmannschaft muss man also je nach Gegebenheiten die taktisch richtige Aufstellung wählen. Zudem kommt eine weitere interessante Komponente in Form sogenannter Rubix-Würfel (ein Schelm, wer da an eine Anspielung denkt), in welchen man gesammelte Juwelen platzieren kann. In einer Manier, die ein Stück weit an Tetris erinnert, steckt man hierbei seine Edelsteine in die Würfel rein und versucht ein Maximum an Status-Verbesserungen für seine Charaktere rauszuholen. Zudem gibt es mächtige Superattacken, die man aber nur selten zu Gesicht bekommt, da man hierfür eine volle "Vertrauensleiste" benötigt. Wenn man jedoch aus Kämpfen flüchtet, leert sich diese Leiste wieder, sodass Spieler belohnt werden, die wirklich jeden Kampf eiskalt durchziehen. Bei der Häufigkeit von Kämpfen ist das aber ziemlich anstrengend. Auch in spielerischer Hinsicht schafft es das Spiel also, nicht völlig im Einheitsbrei unterzugehen, wobei dieser Einheitsbrei bei den Kämpfen sowieso erstaunlich gut schmeckt. Fade wird das Spiel dann wieder bei den Sidequests, welche meist nur daraus bestehen, von A nach B zu laufen, C einzusammeln und nach A zu bringen. Dafür gibt es eine Kampfarena, in welcher man sich attraktive Preise erkämpfen kann. Eine insgesamt also doch recht bunte Mischung, die uns hier vorgesetzt wird.


Die Rubix-Würfel sind unter den Denksport-Freunden in Asdivine beliebt.


Bunt ist auch die Grafik, die aufgrund des hohen Retro-Faktors auch auf dem Bildschirm des Gamepads besser aufgehoben ist als auf dem großen Screen des Fernsehers. HDTVs sind für Retro-Games nicht unbedingt die Ideallösung. Das Gamepad können wir auch bedenkenlos zum Einsatz bringen, da das Bild auf Fernseher und Gamepad stets komplett identisch ist. Ein weiterführender Einsatz des zweiten Bildschirms wäre zwar wünschenswert gewesen, aber die Weltkarte ist beispielsweise sowieso derart undetailliert, dass man dafür keinen eigenen Screen benötigt. In den schlauchigen Dungeons wäre eine Karte natürlich nett gewesen, aber diese sind bei Asdivine Hearts glücklicherweise nicht so penetrant riesig und krass unübersichtlich wie beim verwandten Titel Alphadia. In optischer Hinsicht reißt Asdivine Hearts also keine Bäume aus, wobei zumindest die Story-relevanten Charaktere ansprechend gestaltet wurden. Im Rahmen des generellen Retro-Feelings des Titels geht das Spiel aber technisch insgesamt in Ordnung, in Audio-Hinsicht muss jedoch gesagt werden, dass die Anzahl der Musikstücke extrem gering ist. Die an sich passablen Melodien wiederholen sich also unglaublich oft, sodass man froh sein kann, dass der Nervfaktor der Stücke sich dennoch in Grenzen hält. Bei dem ordentlichen Umfang von 30-50 Stunden wird man jedes Lied nämlich hunderte Male zu Ohren bekommen. Ein gewisser Wiederspielwert wird übrigens dadurch geboten, dass es verschiedene Enden zu sehen gibt, die sich auf Grundlage der zwischenmenschlichen Beziehungen im Team ergeben. In einigen Story-Sequenzen kann man zwischen verschiedenen Antworten wählen, welche die Launen der jeweiligen Charaktere entweder verbessern oder verschlechtern können. Während man jene Sequenzen zunächst für unscheinbar hält, sollte man im Hinterkopf behalten, dass sie Story-technisch im Endeffekt gar nicht so irrelevant sind.

Dann verbleibe ich mit vier Anmerkungen zum Schluss, die ich jetzt einfach mal zusammenhanglos in den Raum stelle:

  1. Die Menüs sind nicht sehr übersichtlich. Bitte in Zukunft alles etwas praktischer und ansehnlicher gestalten.

  2. An einer Stelle gegen Ende des Spiels ergibt ein Dialog in meinen Augen überhaupt keinen Sinn. Entweder habe ich die Passage missverstanden oder es wurde an dieser einen Stelle schlampig lektoriert.

  3. Man merkt leider, dass es eine Umsetzung eines Mobile Games ist. Es gibt eine Währung namens „Asdivine Points“, die Vorteile bringt, auf der Wii U aber nur super-umständlich in Kämpfen verdient werden kann, da Echtgeld-Einsatz hier (zum Glück) nicht möglich ist. Die Anwesenheit dieser modernen Gamedesign-Unart zerstört das Spiel auf der Wii U zum Glück nicht, sorgt aber dennoch für dezente Brechreiz-Attacken.

  4. Wer kein Englisch spricht, kann das Spiel im virtuellen Regal liegen lassen, da es keine deutschen Texte gibt.


Der Wackelpudding, der Klassiker unter den Rollenspiel-Gegnern.

Unser Fazit

7

Spaßgarant

Meinung von Michael Lehmenkühler

Asdivine Hearts ist unterm Strich eine faustdicke Überraschung. Nach dem kürzlich getesteten super-biederen Alphadia erwartete ich eine weitere graue Maus aus dem Hause Kemco. Stattdessen bekam ich eine rosa Katze und ein Rollenspiel, das zwar immer noch altbacken und teilweise bieder ist, aber an vielen Stellen dann doch mit Pfiffigkeit und guten Ideen überzeugen kann. Im Bereich der Kämpfe weiß das Spiel absolut zu punkten. Hier war es auch klug, sich größtenteils auf alte Genre-Traditionen zu berufen. Für 9,99 € bietet Asdivine Hearts eine Menge guter Unterhaltung, vorausgesetzt, ihr könnt euch mit altmodischen, rundenbasierten Rollenspielen anfreunden. Auf der Wii U gibt es nicht viele Titel dieser Art, von daher ist ein Blick auf das Spiel durchaus zu empfehlen.

Die durchschnittliche Leserwertung

1 User hat bereits bewertet

Kommentare 1

  • DanielNX

    Old School

    Danke für den Test. Das Game scheint für Old-School Hasen für mich genau richtig zu sein!