Mit dem Smartphone auf die Pokémon-Jagd - Spieletest zu Pokémon GO
Zum Zeitpunkt des Reviews war Version 1.03 die aktuellste Fassung der App. Das Spiel wurde auf einem iPhone 6 mit der Firmware-Version iOS 9.3.3 getestet. Beim Hinzufügen weiterer Funktionen wird der Spieletest unter Umständen erweitert und die Endnote korrigiert.
Ich hätte nicht gedacht, dass jemals der Zeitpunkt kommen würde, an dem ich für ntower ein Smartphone-Spiel testen würde. Zudem noch eines, das das Pokémon-Franchise beinhaltet. Doch hier bin ich nun, dass iPhone neben mir liegend. Kein Nintendo DS oder 3DS, keine Wii oder Wii U, sondern ein Gerät von Apple. Wie sich die Zeiten ändern. Schauen wir uns heute also Pokémon GO an, ein Gemeinschaftsprojekt von Niantic, The Pokémon Company, GAME FREAK und Nintendo.
Die meisten von euch wissen sicherlich, was Pokémon GO ist. Für all diejenigen, die hinter dem Mond leben, eine erste kurze Zusammenfassung: Pokémon GO ist eine Free-to-Play-App für iOS und Android. Das Spiel setzt auf Augmented Reality. Es ist eure Aufgabe, in der freien Wildbahn Pokémon zu fangen. Diese werden mithilfe der Außenkamera eures Smartphones auf dem Bildschirm angezeigt. Bisher wurden jedoch nur die ersten 151 Pokémon einprogrammiert, von denen ihr jedoch nur 146 finden könnt. Die Legendären Pokémon Arktos, Zapdos, Lavados und Mewtu, sowie das Mysteriöse Taschenmonster Mew werdet ihr aktuell nicht zu Gesicht kriegen. Zudem geht das Gerücht um, dass manche Pokémon nur auf bestimmten Kontinenten auftreten. Dies konnte jedoch zum Zeitpunkt des Spieletests nicht bewiesen werden.
Doch wie fängt man nun ein Taschenmonster? Nachdem ihr euch für die große, weite Welt passend angekleidet habt, der Akku eures Smartphones voll aufgeladen ist und eure Füße euch erlauben, weite Strecken zu laufen, seid ihr eigentlich schon bereit. Pokémon lassen sich überall blicken. Dafür wird Kartenmaterial von Google Maps, sowie Strukturdaten von Niantics vorherigem Spiel Ingress genutzt, die wichtige Orte weltweit gespeichert hat. Pokémon tauchen meistens zufällig irgendwo auf, jedoch lassen sich beispielsweise Wasser-Pokémon häufiger an Orten mit Wasser antreffen. Dies ist jedoch nicht garantiert. Sollte ein Pokémon an einer bestimmten Stelle auftauchen, seht nicht nur ihr es auf eurem Telefon, sondern alle Spieler, die die App offen haben und am gleichen Ort sind. Habt ihr am Anfang euer Starter-Pokémon bereits gefangen, seid ihr in der Lage, euch die wilden Taschenmonster zu krallen. Dafür klickt ihr sie auf dem Bildschirm an. Sofern der Fangversuch startet, seht ihr auf eurem Screen ein Bild der Umgebung, sowie das betreffende Pokémon und am unteren Rand einen Pokéball. Diesen werft ihr auf das jeweilige Taschenmonster. Trefft ihr nicht, verschwindet der Ball und ihr müsst den nächsten werfen. Doch auch dann ist der Fang nicht garantiert. Um eure Chancen zu erhöhen, müsst ihr den Ball präzise werfen und darauf achten, ihn erst dann zu werfen, wenn der leuchtende Kreis, der um das Pokémon aufleuchtet, am kleinsten ist. Auch der Einsatz von Beeren, die ihr im Laufe des Spiels erhaltet, helfen euch. Umso länger ihr spielt, desto stärker werden jedoch die Pokémon und desto schwieriger wird es, sie einzufangen. Fangt ihr das Pokémon dennoch, erhaltet ihr Erfahrungspunkte, Bonbons der jeweiligen Art des Taschenmonsters und Sternenstaub.
In Pokémon GO wird euer spielbarer Charakter aufgelevelt. Erfahrungspunkte erhaltet ihr, wie oben erwähnt, wenn ihr Pokémon fangt. Zudem erhaltet ihr EP, wenn ihr PokéStops besucht oder Arenakämpfe austragt. Dazu komme ich später. Erreicht ihr ein neues Level, bekommt ihr weitere Items. Erreicht ihr ein besonderes Level, bekommt ihr sogar ganz neue Arten von Gegenständen wie bessere Tränke oder Superbälle. Diese brauchen sich mit der Zeit jedoch auf. Viele Items erhaltet ihr an PokéStops. Das sind besondere Orte in der realen Welt, die euch auf der Karte angezeigt werden. Wohnt ihr in einer Großstadt, werdet ihr ständig auf PokéStops treffen. Die wichtigsten Items werden euch so wohl nie ausgehen. Wohnt ihr auf dem Land, habt ihr jedoch weniger Glück. An PokéStops erhaltet ihr auch Pokémon-Eier, eine Neuerung der zweiten Generation der Taschenmonster-Reihe. Um diese auszubrüten, müsst ihr entweder zwei, fünf oder zehn Kilometer laufen. Die genaue Zahl steht unter dem Ei. Dafür benötigt ihr jedoch eine Brutmaschine. Eine von diesen habt ihr direkt am Start. Diese lässt sich unbegrenzt oft einsetzen. Während eines Levelaufstiegs erhaltet ihr manchmal weitere Brutmaschinen, die sich jedoch nur begrenzt oft einsetzen lassen. Aus Eiern schlüpfen oft seltenere und stärkere Pokémon in ihrer Basisform.
Nicht nur euer Trainer lässt sich aufleveln, auch die Pokémon können mithilfe der oben erwähnten Bonbons stärker werden. Habt ihr genug Bonbons einer bestimmten Taschenmonsterart, könnt ihr sie entwickeln. Um ihr Level, in GO WP genannt zu erhöhen, benötigt ihr Sternenstaub. Mit diesem solltet ihr jedoch vorsichtig umgehen, da dieser später recht selten wird. Um Bonbons zu erhalten, müsst ihr viele Pokémon der gleichen Art fangen, egal wie stark oder schwach sie sind. Solltet ihr ein Taschenmonster nicht behalten wollen, könnt ihr es dem Professor des Spiels (Willow) schicken, der euch dafür weitere Bonbons gibt.
Hat euer Charakter Level 5 erreicht, könnt ihr an Arenakämpfen teilnehmen. An besonderen Orten auf dieser Welt findet ihr solche Arenen, die ihr einnehmen müsst. Andere Spieler haben diese jedoch bereits eingenommen und es ist euer Ziel, sie zu besiegen und ihren Platz einzunehmen. Bevor ihr euren ersten Kampf bestreitet, müsst ihr euch für ein Team entscheiden, welches jeweils von einem Legendären Vogelpokémon repräsentiert wird. Auf die Kämpfe an sich hat das jedoch keinen Einfluss. Das Kampfsystem ist leider eher mittelmäßig umgesetzt. Statt des bekannten rundenbasierten Kampfsystems hat euer Pokémon jeweils zwei Attacken. Eine von ihnen lässt sich durchgehend einsetzen, während die andere sich über den Kampf hinweg aufladen muss. Um einen Angriff einzusetzen, müsst ihr das generische Pokémon auf dem Screen berühren und gegnerischen Attacken ausweichen. Das Ganze ist jedoch ziemlich langweilig gestaltet, auch das Ausweichen ist eher schlecht umgesetzt. Kein Vergleich zu dem bekannten Kampfsystem der Reihe. Bis zu zehn Arenen könnt ihr einnehmen. Dafür müsst ihr eines eurer Pokémon jedoch zurücklassen. Als Belohnung winken euch für jeden Tag, an dem ihr die Arena halten könnt, wenige Pokémünzen, die ihr im hauseigenen Shop gegen Items eintauschen könnt. Die Anzahl der Münzen ist jedoch verhältnismäßig gering. Außerdem ist es schwierig, eine Arena gerade an bekannten Orten länger zu halten. Ihr könnt eure Pokémon, die während der Kampfes geschwächt sind, mit Tranks und Beleber wieder aufpäppeln.
So sieht die Oberwelt in Pokémon GO aus. Die blauen Punkte sind PokéStops. Im Hintergrund könnt ihr eine Arena erblicken.
Wo wir schon beim Shop sind: Dies ist der Free-to-Play-Aspekt des Spiels. Für Münzen könnt ihr euch Pokébälle, Brutmaschinen und Erweiterungen für euren Beutel (Items) und das Pokémon-Aufbewahrungssystem kaufen. Interessant sind auch das Rauch-Item und die Lockmodule, mit denen ihr Pokémon anlocken könnt. Am Wertvollsten sind aber, wie in der Hauptreihe auch, die Glücks-Eier. Mit diesen erhaltet ihr für 30 Minuten doppelt so viele Erfahrungspunkte. Das betrifft das Fangen und Entwickeln von Pokémon, das Aufsuchen von PokéStops und das Ausbrüten von Eiern. Neben dem Level-Aufstieg ist das Kaufen der Items die einzige Möglichkeit, um an dieses Item heranzukommen. Ganz selten kann man diese angeblich auch an PokéStops erhalten. Nach 200 Besuchen dieser Einrichtungen habe ich aber kein einziges von ihnen bekommen. Meistens erhaltet ihr dort nur Pokébälle, Tranks, Beleber, Pokémon-Eier oder Beeren. Pokémon-Münzen lassen sich gegen echtes Geld erwerben. Die Preise schwanken zwischen 0,99 € für 100 Münzen bis hin zu 99,99 € für 14500 Münzen. 20 Pokébälle kosten beispielsweise 100 Pokémon-Münzen, ein Glücks-Ei 80 Münzen. Erweiterungen kosten jeweils 200 virtuelle Geldeinheiten.
Kommen wir zu den technischen Aspekten. Die Karte, die ihr auf dem Bildschirm seht, ist auf das Nötigste beschränkt. Auf dem Screen könnt ihr euch eure Pokémon-Sammlung, euren aktuellen Level und ähnliches anzeigen lassen. Zudem gibt es die Möglichkeit, zu sehen, welches Pokémon in eurer Nähe ist. Leider tauchen größtenteils immer nur die gleichen Pokémon wie Taubsi, Rattfratz oder Traumato auf. Zumindest ist dies in meiner Umgebung so. Die Modelle der Pokémon an sich sind recht gut gelungen. Auch der Soundtrack, der von Junichi Masuda (GAME FREAK) komponiert wurde, ist großartig. Nur hört man ihn draußen natürlich nur bedingt. Wie für so eine App üblich, frisst Pokémon GO ordentlich an eurem Akku, jedoch mehr als wirklich nötig ist, wie Niantic selbst bestätigt hat. Außerdem muss die App ständig offen sein, der Bildschirm darf nicht gesperrt werden. Dabei gibt es beispielsweise bei iOS die Hintergrundaktualisierung, die durch Vibration darauf hinweisen könnte, dass ein Pokémon in der Nähe ist, ohne das der Bildschirm die ganze Zeit eingeschaltet sein muss. Außerdem stellt sich die Frage nach dem Nutzen von Pokémon GO Plus, einem Hardware-Add-On, welches im August erscheinen wird und euch anzeigen soll, wenn ein Taschenmonster vor euch steht. Wenn ihr das Gerät sowieso in der Hand halten müsst, hat das Ganze nicht wirklich irgendeinen Mehrwert.
Unser Fazit
7
Spaßgarant