Unser Test zum Spiel: Prince of Persia: Die vergessene Zeit

Das Leben eines Blaublüters muss doch super sein: Ein eigenes Schloss oder ein wenigstens eine ansehnliche Villa, viele Autos und das Privileg, sich offiziell als Prinz oder Prinzessin bezeichnen zu dürfen. Einziges Problem sind die Reporter der Klatschpresse. Doch mit einem schönen Exklusivvertrag über die eigene Hochzeit könnte man diese natürlich auch als Einnahmequelle nutzen. Derlei weltliche Probleme hätte der Prinz von Persien auch gerne: Statt sich winkend und lächelnd den Fotografen zu präsentieren und formelle Anlässe zu feiern, muss er erneut ein Königreich retten. Ob sich der Aufwand sowohl für den Prinzen als auch für uns Spieler lohnt, erfahrt ihr im Review zu Prince of Persia: Die vergessene Zeit.

Eltern sind nicht leicht zufrieden zu stellen. Und um es seinem Vater endlich einmal so richtig zu zeigen, zieht der Prinz los, um über ein eigenes Königreich zu herrschen. Begleitet wird er dabei von einer Dschinn, die ihn zu einer Ruine und schlussendlich in den verfallenen Palast von Izdihar führt. Dort entfesselt der Prinz eine böse Macht, der er nun Einhalt gebieten muss.

Das war die Geschichte dann im Großen und Ganzen auch schon. Wirklich spannend ist sie nicht, lediglich am Ende wartet ein kleiner Überraschungsmoment auf euch. Doch sind wir mal ehrlich: Wer braucht in einem Prince of Persia eine gehaltvolle Story mit Wendungen und dutzenden Charakteren? Die Hauptrolle spielen nun einmal die Geschicklichkeitseinlagen, die eure vollen Konzentration und Fingerfertigkeit erfordern. Denn wie schon in den bisherigen Spielen der Reihe bahnt ihr euch euren Weg über Säulen, Plattformen, Stangen, Risse und Holzverzierungen. Glücklicherweise ist der Prinz einer Zirkus-Königsfamilie entsprungen, denn dank seiner akrobatischen Kunststücke wie Wandläufen und Wandsprüngen sowie den übermenschlichen Kräften, mit denen er sich stundenlang an Vorsprüngen entlang hangeln kann, seid ihr für das vorliegende Abenteuer gut gerüstet. Sehr hilfreich in den kniffligen Geschicklichkeitsabschnitten ist eine kleine Linie, die euch anzeigt, in welche Richtung der Prinz beim Betätigen des Sprungknopfes springen wird. Anfangs mag es einem wie eine aufgedrängte Hilfestellung vorkommen, später dankt man den Programmierern des Öfteren für diese simple und doch geniale Idee, besonders aufgrund der frei drehbaren Kamera. Regelmäßig werfen sich euch die Schergen der bösen Macht entgegen, die der Prinz entfesselt hat. Mit einem einfachen Schwung der Wiimote führt der Prinz dann einen Schlag aus, ihr springt den Gegnern auf den Kopf, wehrt ihre Schläge ab oder rollt euch unter besonders mächtigen Angriffen vorbei. Obwohl ihr die Kämpfe im Prinzip auch durch Dauer-Geschüttel gewinnen könnt, macht es sehr viel mehr Spaß, Spezialattacken wie Angriffe aus einem Mauerlauf oder besonders starke Schläge aus einem Sprung heraus auszuführen, Kämpfe also möglichst cool zu gewinnen.

Eines gemein haben alle Spezialangriffe: Ihr müsst sie erst einmal durch das Sammeln von Erfahrung erlernen. Dabei wurde das System so simpel wie möglich gehalten. Erfahrung erhaltet ihr von jedem besiegten Gegner, indem ihr Dschinn-Seelen einsammelt (die noch einen anderen Effekt haben, der gleich näher erläutert wird) oder versteckte Truhen findet. Die neuen Angriffe bzw. auch Verstärkungen bereits erlernter Attacken werden nach einem festgelegten Muster aufgestuft, ihr habt also keine Kontrolle darüber, was ihr gerne als nächstes lernen würdet. Das ist aber auch gar nicht so schlimm, da ihr euch so auf das Spiel selbst konzentrieren könnt. Solltet ihr einmal in einem Kampf fallen oder in einen Abgrund stürzen, müsst ihr nicht verzweifeln: Die Entwickler haben euch mehrere Versuche gegeben, eine Situation zu bewältigen. Denn mit den gesammelten Dschinn-Seelen füllt ihr zusätzlich kleine Container auf, die dann für die Anzahl der Versuche stehen, die euch bis zum Game Over-Bildschirm verbleiben. Ihr startet mit dreien dieser Container, im Laufe des Spiels könnt ihr diese aber aufstocken. Was auch bitter nötig wird, denn trotz dieser Hilfestellungen erwarten euch einige harte Stellen in Prince of Persia: Die vergessene Zeit. Schuld daran sind die neuen coolen Kräfte des Prinzen. Habt ihr übrigens alle Container aufgebraucht, startet ihr vom letzten Speicherpunkt. Diese sind allerdings sehr großzügig verteilt und werfen euch meistens nicht zu weit zurück.

Im Gegensatz zur alten Prince of Persia-Trilogie auf der zurückliegenden Generation (der dritte Teil The Two Thrones wurde mit dem Untertitel Rival Swords auf die Wii portiert) und der HD-Version von Die vergessene Zeit baut der Prinz diesmal nicht auf Zeit-Kräfte, um sein Abenteuer zu bestehen. Stattdessen haben sich die Entwickler mehr am letzten Prince of Persia auf PS3 und XBox 360 orientiert, seine Fähigkeiten sind also deutlich magischer. So erhaltet ihr relativ früh die Möglichkeit, Ringe an vorgegebenen Platten erscheinen zu lassen, um diese als Kletterhilfe zu missbrauchen. Außerdem könnt ihr auf bestimmten Platten einen Wind entstehen lassen, der euch ein Stückchen nach oben hievt. Wirklich interessant werden diese Kräfte aber erst, wenn ihr sie unabhängig nutzen könnt: So müsste ihr eure Laufwege eine Wand entlang strategisch mit einem frei setzbaren Ring verlängern. Der Knackpunkt hierbei ist, dass ihr nur einen einzigen Ring herbei zaubern könnt. Mit jedem weiteren verschwindet der vorherige. Dank der Pointer-Funktion der Wiimote ist das Setzen der Ringe sehr einfach und intuitiv. Später erhaltet ihr die Sphären-Kraft, die eine Luftkugel um den Prinzen herum erschafft, in der er sozusagen in der Luft stehen bleibt. Richtet euch auf Abschnitte ein, in denen ihr die drei Kräfte in ständiger Wechselwirkung nutzen musst, um voran zu kommen. Meiner Meinung nach sind diese magischen Fähigkeiten um einiges interessanter als die Zeit-Kräfte in der HD-Version und bringen einen ordentlichen Schub Innovation in das Prince of Persia-Franchise. Doch auch Schiebe- und Schalterrätsel kommen nicht zu kurz, sind aber mit ein bisschen Nachdenken ohne größere Probleme lösbar. Schwieriger sind da schon die Siegeltüren, auf denen ihr vorgegebene Symbole nachzeichnen müsst. Spätestens wenn ihr viele Punkte auf einer sich drehenden Scheibe in der richtigen Reihenfolge verbinden müsst, werdet ihr diese Einlagen verfluchen. Nach ein paar Versuchen solltet ihr aber auch diese Hindernisse überwunden haben.

Geübte Spieler haben das Königreich Izdihar in ca. 9 Stunden befreit, was auch trotz einiger knackiger Stellen am leichten Schwierigkeitsgrad liegt. Aber diese Zeit vergeht wie im Flug, da ihr auf 2D-Abschnitte stoßt, einem riesigen Endgegner in Quick Time Event-Manier den Garaus macht, schwindelerregende Höhen erklimmt, einige grafisch wirklich beeindruckende Innen- und Außenareale zu bestaunen bekommt und es einfach nur ein cooles Gefühl ist, einen Geschicklichkeitsparcours in einem Wisch zu bewältigen. Doch es wartet noch viel mehr darauf, von euch gespielt zu werden. So haben die Entwickler zusätzliche 2D-Abschnitte eingebaut, ein Labyrinth mit etlichen Stockwerken steht zu eurer Erkundung bereit, ihr könnt Abschnitte in einem Zeitrennen-Modus so schnell wie möglich abschließen und auch die Prince of Persia-Version vom Super Nintendo freischalten. Als Bonus könnt ihr den Prinzen in die Kostüme aus The Sands of Time und Warrior Within stecken (also dem ersten und zweiten Teil der ursprünglichen Trilogie). Wer wirklich alles erreichen will, sollte einen Blick auf die Heldentaten werfen, die den Achievements und Trophies der HD-Konsolen nachempfunden sind. Diese erhaltet ihr für besondere Leistungen im Spiel. Ob die Heldentaten für zwei- und dreimaliges Durchspielen tatsächlich als Anreiz dienen oder doch eher als Streckung der Spielzeit empfunden werden, soll bitte jeder für sich selbst entscheiden.

Schon das Tutorial zeigt, was die Wii auf dem Kasten hat. Wirbelnde Blätter im Sandsturm, schicke Texturen und die überaus gelungenen Animationen des Prinzen wissen sofort zu überzeugen. Je weiter ihr im Spiel voranschreitet, desto öfter wird euch die Kinnlade nach unten klappen. Besonders während der vier Prüfungen werdet ihr auf ein Areal stoßen, dass es in sich hat. In diesem hüpft ihr im Weltraum von Plattform zu Plattform, umgeben von Sternen und wirbelnden Gaswolken. Und wer genau hinsieht, findet in den Sternenbildern sogar einen alten Bekannten wieder. Leider können nicht alle Texturen den hohen Standard halten und die Mimik des Prinzen ist eigentlich gar nicht vorhanden. Das ärgert in den Zwischensequenzen, die in Spielgrafik gehalten sind. Wer kann, sollte Prince of Persia: Die vergessene Zeit in 480p und 60 Hz genießen.

Die musikalische Gestaltung weiß nicht so zu überzeugen wie die grafische. Es gibt durchaus orientalische Melodien, doch irgendwie haben diese meistens eine Art Techno-Untermischung, was sich ziemlich seltsam anhört. Auch die deutsche Sprachausgabe ist nicht das Gelbe vom Ei. So klingt der Prinz doch recht emotionsarm. Dafür wissen Effekte wie Kampfgeräusche und knarrende Stangen zu überzeugen.

Unser Fazit

8

Ein Spiele-Hit

Meinung von Pascal Hartmann

Ich hatte schon lange nicht mehr so viel Spaß beim Spielen wie bei Prince of Persia: Die vergessene Zeit. Das Spielprinzip bestehend aus coolen Kämpfen und fordernden Geschicklichkeitseinlagen funktioniert noch immer hervorragend und die neuen Kräfte des Prinzen bringen die nötige Innovation mit sich. Schon nach den ersten Spielminuten stellt sich das vertraute Prince of Persia-Spielgefühl wieder ein. Und wenn ihr dann noch immer wieder mit grafischen Schmankerln verwöhnt werdet, flimmert das Ende schneller als gewollt und erwartet über den Fernseher. Doch die relativ kurze Spielzeit wird durch die Zusatz-Möglichkeiten wie den speziellen 2D-Abschnitten und Zeitrennen ausgeglichen. Auch die Idee mit den Heldentaten hat mir gut gefallen. Schade, dass Sprachausgabe, Musik und Story nicht ganz das Niveau halten können, etwas zu leicht ist das Abenteuer insgesamt auch ausgefallen. Dass die Wii-Version von Prince of Persia: Die vergessene Zeit bei unseren Multiplattform-Kollegen besser abschneidet als die HD-Varianten ist natürlich auch super. Wer ein spannendes und vor allem sehr hübsches Spiel sucht, darf hier ohne Bedenken zugreifen.

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