Unser Test zum Spiel: NBA Jam
Nirvana dröhnt aus den Boxen, Bill Clinton wird Präsident der Vereinigten Staaten, ich daddel mit Freunden genüsslich auf dem Super Nintendo und schreie „Boomshakalaka! “ 1993... das waren noch Zeiten! Mit meinen zarten 12 Jahren zockte ich zwischen Super Mario World und Street Fighter das frisch aus den Spielhallen kommende allererste Arcade-Sportspiel auf einer Konsole: Mit NBA Jam wurde ein neues Genre und ein kultiges Game geboren, das in den letzten Jahren mit vielen Anläufen und Remakes nie wieder erreicht wurde. Alles hat irgendwie seine gewisse Zeit und deshalb fragt man sich heute, ob der jetzige Lizenz-Inhaber Electronic Arts mit einem Remake erneut „Three-Points“ auf der aktuellen Nintendo Konsole landen kann.
Auf eine neue Runde NBA Jam habe ich mich persönlich schon lange sehr gefreut. Nach einem kurzen Anspielen einer E3-Demo im Frankfurter Nintendo-Hauptquartier durfte ich nun endlich längere Zeit zocken und gemütlich im Testlabor prüfen, was sich nun an dem betagten Klassiker geändert oder gar verbessert hat. Und genau diese Frage stellte ich mir auch nach vier bis fünf Stunden Spielzeit. Das selbe geniale und einfache Spielprinzip, die gleiche 2D-Optik (nur mit zeitgemäßer Auflösung) und die extrem kultigen Originalsprüche von Tim Kitzrow lassen euch per virtueller Zeitmaschine in vergangene Tage reisen. Für Jünglinge dürfte das ein langweiliges Unterfangen sein, denn nach heutigen Maßstäben würde das simple Gameplay auch als eintönig durchgehen. Ihr flitzt in einem 2 vs. 2 über ein kleines Basketballfeld hin und her und vollführt nicht ganz ernst gemeinte und extrem überdrehte Dunks. Der Ball brennt, das Glas des Backboards zerspringt auf dem Boden, der Big Head Modus ist aktiviert und die Fans zucken im dreistufigen Animationstakt um die Wette. Doch genau durch diese Aspekte stimmt das Feeling und das muss man den Jungs von Electronic Arts trotz fehlenden Mutes einfach anerkennen. Vielleicht auch, weil Original-Designer Mark Turmell den jungen Programmierern während der Entwicklung regelmäßig auf die Finger gehauen hat und mit Adleraugen die geschmeidigen Animationen der angestaubten Pixelfiguren überprüfte.
Neben den üblichen Arcade-Modi hat EA aber auch neuere Varianten auf die Disc gepackt, um ein wenig die Dauermotivation nach oben zu schrauben. So kämpft ihr zum Beispiel im Remix- oder im Domination-Modus um den glorreichen Sieg. Im letzteren Modus müsst ihr euch durch versenkte Bälle bestimmte Punkte auf dem Half-Court sichern. Wer zuerst 100 Punkte erreicht, gewinnt das Match. Knallharte Bosskämpfe gilt es ebenso zu meistern. Mir hat aber am meisten der sogenannte Smash-Modus Spaß gemacht, in dem ihr die abgefahrensten Dunks erzeugt und den gegnerischen Korb in unendlich viele Teile zerplatzen lasst. Warum man aber keinen Online-Modus in den Arcade-Kracher integriert hat, weiß wahrscheinlich nur der Finanzminister im EA-Wolkenbrecher. Aber auch mit bis zu vier Spielern vor dem heimischen Bildschirm lässt NBA Jam seine Muskeln spielen. Ein schnelles Match mit Freunden wird euch unendlichen Spielspaß bereiten und die Spannung ins Unermessliche katapultieren, die nur durch die ablaufende Spielzeit begrenzt wird. Das ist einfach die Königsdisziplin des Spielhallen-Klassikers. In einem weiteren Punkt ist sich NBA Jam ebenso treu geblieben. Für echte Fanatiker wurden mehr als 100 freispielbare Teams, Maskottchen und geheime Legenden versteckt. Die Zocker, die das alles freispielen wollen, benötigen jedenfalls einiges an Freizeit.
Eine quasi aufgezwungene Neuerung hat es trotz all dem Retro-Glanz aber in das Spiel geschafft. Denn wie ihr wisst, müsst ihr auf der Wii ordentlich fuchteln. Und ein Wii-Spiel wäre ohne Bewegungssteuerung eben kein richtiges Wii-Spiel. Fans werden jetzt die Nase rümpfen und ich muss ihnen leider auch Recht geben. Insgesamt habt ihr aber die Qual der Wahl zwischen der Wii-Remote und Nunchuk-Kombi und einem Classic-Controller. Mit dem Retro-Controller aus dem Nintendo-Lager lassen sich die Bälle, zumindest wenn ihr länger spielen möchtet, eindeutig zielsicherer und entspannter versenken. Gerade die Fuchtelattacken sind oftmals recht ungenau und wollen gerade bei Dunks nicht immer funktionieren. Deshalb solltet ihr lieber zur klassischen Knopf-Variante greifen und den Retro-Spaß zu 100% authentisch genießen.
Unser Fazit
6
Überzeugend