Der Ursprung eines der größten RPG - Franchises Japans

Dieses Jahr feiern mehrere JRPG Größen ihr 30. Jubiläum und eine davon liegt mir persönlich sehr am Herzen, nämlich das Megami Tensei – Franchise (abgekürzt MegaTen). Darum habe ich mich auch entschlossen einen Blick auf die Ursprünge von MegaTen zu werfen und einen Test zu den ersten beiden Spielen in diesem großartigen Franchise zu schreiben. Wobei ich nicht die Famicom – Originale unter die Lupe nehmen werde, sondern Kyūyaku Megami Tenseieine Kompilation für das Super Famicom, welche 16-Bit Remakes beider Spiele enthält.


Da es hier um das Feiern der Geschiche von MegaTen geht möchte ich vor dem eigentlichen Test, aber erst einmal mit etwas Hintergrundwissen anfangen.
[Blockierte Grafik: http://vignette4.wikia.nocookie.net/megamitensei/images/6/61/DDS_Megami_Tensei_Original.jpg/revision/latest?cb=20100114060722]In den späten 1980er Jahren verfasste der japanische Autor Aya Nishitani den Roman Digital Devil Story: Megami Tensei, welcher neben zwei Nachfolgern auch zwei Lizenzvideospiele bekam, die beide 1987 erschienen. Eines davon war ein fast völlig vergessenes MSX – Spiel von Telenet und das andere war ein Dungeoncrawler für das Famicom, welcher von Namco (damals noch Namcot) publiziert wurde. Das Spiel trug schlicht den Namen Digital Devil Story: Megami Tensei und wurde von einem damals noch kleinen Entwicklerstudio namens Atlus entwickelt, die zu dieser Zeit noch hauptsächlich Auftragsarbeiten für diverse Publisher anfertigten (LJNs NES – Spiel Friday the 13thstammte zum Beispiel von Atlus). Der Kopf hinter diesem Spiel war Kouji Okada (auch bekannt als Cozy Okada), welcher allgemein als Schöpfer von demMegami Tensei –Franchise anerkannt wird und auch eine Rolle in den meisten Ablegern bis hinzu dem 2004 erschienen Digital Devil Saga hatte.



Nun mit dem Hintergrundwissen aus dem Weg will ich keine weitere Zeit verschwänden und endlich anfangen Digital Devil Story: Megami Tensei zu testen.
Digital Devil Story: Megami Tensei ist ein Dungeoncrawler, in dem der Spieler typisch für das Genre die meiste Zeit mit dem Erkunden von Dungeons verbringt. Jedem der auch nur ein wenig über frühe amerikanische Computerrollenspiele weiß, dürfte dabei schnell auffallen das Megami Tensei sich stark an der Wizardry - Reihe orientiert. Es gibt keine Oberwelt die zwischen Dungeons erkundet werden will, stattdessen besteht das Spiel nur aus Dungeons erkunden, welche in der Ego-Perspektive dargestellt werden, und dem stetigen Zurückkehren zu einer Ortschaft um sich zu heilen und sich auf den nächsten Trip in den Dungeon vorzubereiten. Ebenfalls kann der Spieler in Megami Tensei bis zu Sechs Gruppenmitglieder haben, ganz wie in Wizardry.
[Blockierte Grafik: https://s6.postimg.org/3vvayjhup/Kyuuyaku_Megami_Tensei036.png]Allerdings sollte man nicht den Fehler machen anzunehmen, dass es sich hier lediglich um einen Wizardry - Klon handelt, denn Megami Tensei hat durchaus so einige Eigenheiten, die es von seiner Vorlage abheben. Zum einen erstellt der Spieler hier nicht alle sechs Gruppenmitglieder selbst, stattdessen gibt es zwei festgelegte Protagonisten. Diese beiden sind zwei grobe Rollen unterteilt: Der Held erlernt keine Magie, aber er hat einen tragbaren Computer, welcher COMP genannt wird und zum Beschwören von Dämonen benutzt wird, und die Heldin hat keinen COMP, aber dafür erlernt sie Magie. Beide können aus diesen Rollen nicht heraus, allerdings kann der Spieler bei einem Level Up selbst bestimmen, welcher Charakterwert gesteigert wird.


[Blockierte Grafik: https://s6.postimg.org/9609pu23l/Kyuuyaku_Megami_Tensei027.png]Außerdem hat der Spieler in Megami Tensei keine feste Gruppe, die das ganze Spiel über gleich bleibt, stattdessen muss der Spieler im Laufe des Spiels verschiedene Dämonen rekrutieren um seine Gruppe aufzufüllen und diese müssen später durch andere immere stärkere Dämonen ersetzt werden müssen, da Dämonen nicht aufleveln können. Dämonen rekrutiert man indem man im Kampf mit ihnen redet, was für 1987 ein sehr innovatives Konzept war, und sie im Gespräch auf die eigene Seite zieht. Allerdings sollte man Vorsichtig im Umgang mit seinen Dämonen sein, denn diese Verbrauchen solange sie beschworen sind mit jedem Schritt Magnetite und sobald keines mehr vorhanden ist verlieren sie konstant Lebenspunkte. Mit dem Magnetite - System kommen wir auch zu meinem ersten Kritikpunkt, denn auch wenn dieses System Früh im Spiel noch relevant ist, so verliert sie gegen Ende jegliche Bedeutung. Spät im Spiel haben Dämonen einfach zu viele Lebenspunkte als das die wenigen Lebenspunkte, die durch nicht vorhandenes Magnetite verloren werden, noch bedeutsam wären.




Verbunden mit Dämonen ist auch eine weitere Mechanik in Megami Tensei, welche inzwischen eines der größten Merkmale des Franchises geworden ist. Dabei handelt es sich um die Dämonen - Fusion, bei der zwei Dämonen miteinander verschmolzen werden, um einen neuen Dämon zu erschaffen. An dieser Stelle möchte ich auch erwähnen, wie beeindruckend es ist das Okada und sein Team in diesem RPG von 1987 eine Mechanik eingebaut haben die so gut ist, dass ihr zwar im Laufe der Zeit immer neue Feinheiten hinzugefügt wurden, aber sie bis heute immer noch unverändert in ihrem Grundaufbau ist.
[Blockierte Grafik: https://s6.postimg.org/8j5ye1uld/Kyuuyaku_Megami_Tensei041.png]Eine weitere Mechanik, die ebenfalls in vielen späteren MegaTen Teilen auftaucht, sind Mondphasen. Während man Dungeons erforscht verändert sich im Laufe der Zeit die Mondphase, was Einfluss auf das Verhalten von Dämonen während Unterhaltungen hat.
Megami Tensei hat auch ein einfaches Gesinnungssystem, welches eindeutig aus Wizardry entlehnt ist, und nur aus Gut, Neutral und Böse besteht. Das Gesinnungssystem ist auch ohne Frage mein größtes Problem mit dem Spiel, denn es hat nur Gameplay Auswirkungen, welche das Gameplay auch eher verschlechtern als verbessern. Neutrale Dämonen können normal rekrutiert werden, gute Dämonen können nur durch Fusion rekrutiert werden und böse Dämonen können überhaupt nicht rekrutiert werden. Das Problem ist das böse Dämonen nicht rekrutiert werden können und das obwohl das Spiel sowieso schon keine große Zahl an Dämonen hat. Somit ist die Auswahl an rekrutierbaren Dämonen leider recht eingeschränkt.
Bevor ich mit dem Gameplay abschließen noch ein paar Worte zum Schwierigkeitsgrad. Megami Tensei übernimmt so einige Design Ideen aus frühen Wizardry - Ablegern. Die sechs Dungeons sind große Labyrinthe, welche mit Fallen und erzwungen Kämpfen gefüllt sind. Auch die berüchtigten Gegner, die den Level eines Charakters permanent verringern können, sind mit dabei. Ebenfalls gibt es keine Möglichkeit außerhalb von Ortschaften zu speichern und auch nur wenige Möglichkeiten gefallene Charaktere während des Erforschens von Dungeons wieder zu beleben. Megami Tensei lässt allerdings die Möglichkeit des Perma Deaths, die in Wizardry besteht, komplett aus. Außerdem gibt dir das Spiel (in der Super Famicom Version) eine Karte, auf der automatisch jeder Fleck eines Dungeons, der schon besucht wurde, aufgezeichnet wird. Eine nette Option für die Leute die nicht die Geduld für eigenes Kartenzeichnen haben, wobei ich jedenfalls dazu raten würde eigene Karten zu zeichnen, denn so machen diese alten Dungeoncrawler einfach am meisten Spaß.


Insgesamt wird Megami Tensei für Wizardry Veteranen kein großes Problem darstellen, aber andere dürften hier schon so einige Schwierigkeiten haben und für die Leute, die kaum bis keine Erfahrung mit Dungeoncrawlern haben, wird das Spiel wohl eine Quelle von viel Frustration.


Nun erstmal genug des Geredes über Gameplay und hinzu Gerede über Grafik und Sound.
Grafisch sollte man bei Megami Tensei seine Erwartungen runterschrauben, sowohl für das Original als auch für das Remake, denn typisch für Dungeoncrawler ist die Grafik recht spartanisch. Das Spiel hat nur sechs Wandgrafiken (eine für jeden der sechs Dungeons) und bei der Größe der Dungeons wird man sich daran gewöhnen müssen die selbe identisch aussehende Wandgrafik für lange Zeit zu sehen. Das Spiel scheint allerdings durchaus in seinen Monstergrafiken, sowohl im Original als auch im Remake werden einem hier für die Zeit schöne detaillierte Sprites geboten.
[Blockierte Grafik: https://s6.postimg.org/9mq2q0f8h/Kyuuyaku_Megami_Tensei049.png]Der von Tsukasa Masuko komponierte Soundtrack ist allerdings ein echtes Lob Wert. Hier wird einem auf dem Famicom ein durchgängig energetischer und eingängiger Soundtrack geboten und auf dem Super Famicom zwar weniger eingängiger, aber dafür ist dieser deutlich atmosphärischer. Welcher Version des Soundtracks besser sei hier dem eigenen Geschmack überlassen (ich persönlich bevorzuge die Super Famicom Version).


Vielleicht ist euch liebe Leser aufgefallen, dass ich bisher nichts über die Story gesagt habe und das hat einen guten Grund. Da gibt es einfach nicht viel über was es sich zu reden lohnt, denn Megami Tensei hat, wie auch seine Vorlage Wizardry, nahezu keine Story. Es gibt eine einfache Prämise, die dir nur dazu dient dem Spieler zu sagen: „Hey hier sind sechs Dungeons. Erforsche die, damit du am Ende des Sechsten Lucifer besiegen und die Welt retten kannst.“ Neben dieser Prämisse kommt eigentlich kaum etwas an Story, vor dem letzten Bosskampf.




So nun will ich mich mal dem Nachfolger Digital Devil Story: Megami Tensei IIzu wenden. Megami Tensei II stellt der Punkt dar bei dem Atlus wirklich angefangen hat, Megami Tensei zu ihrem eigenen Ding zu machen, anstatt nur einem Lizenzprodukt.
Anders als beim Vorgänger werde ich hier mit der Story anfangen, denn wenn der erste Teil die Vorlage für das typische Megami Tensei Gameplay gegeben hat, so hat der zweite Teil die Vorlage für die Storys späterer Ableger der Hauptreihe.
In der Welt von Megami Tensei II ist die uns bekannte menschliche Zivilisation nach einem großen Krieg untergegangen und die Überlebenden
[Blockierte Grafik: https://s6.postimg.org/jlb1choo1/Kyuuyaku_Megami_Tensei138.png]leben gezwungenermaßen nun in Bunkern. Wäre das nicht schon schlimm genug, so ist durch den Krieg auch ein Weg zur Dämonenwelt geöffnet wurden und nun ist die verwüstete Welt voll von gefährlichen Dämonen. Das Spiel beginnt mit zwei Freunden, die in einem der besagten Bunker leben, und eines Tages von einem Wesen namens Pazuzu besucht werden. Pazuzu verkündet den beiden sie seien die Auserwählten Gottes und es sei ihre Bestimmung die Menschheit zu retten und Tokyo von der Gewaltherrschaft des Dämons Bael zu retten.Mehr möchte ich auch gar nicht verraten, denn sonst würde ich in ziemliches Spoilerterritorium kommen. Es sei nur gesagt, dass es hier deutlich mehr Story vorhanden ist als noch im Vorgänger. Außerdem wirft das Spiel dem Spieler so einiges an interessanten Wendungen entgegen. Aus heutiger Sicht mögen manche Stellen der Story vielleicht etwas knapp gefasst erscheinen und die Story wird auch kaum mit Storys heutiger Spiele mithalten können, allerdings wird einem hier eine für 1990 schon sehr beeindruckende Story geboten, dessen Einfluss in späteren Megami Tensei Spielen deutlich zu spüren ist.


Grafisch sieht das Spiel, im Original als auch dem Remake, seinem Vorgänger sehr ähnlich, alles was ich bei diesem gesagt habe trifft also auch hier zu. Eine Verbesserung gegenüber dem Vorgänger sind allerdings die Monstergrafiken, diese waren zwar schon im Vorgänger gut, aberMegami Tensei II setzt noch einen drauf und auch die Designs der Dämonen sind allgemein
[Blockierte Grafik: https://s6.postimg.org/enxgrdmox/Kyuuyaku_Megami_Tensei189.png]besser.Dies liegt an Kazuma Kaneko, dem Mann dessen Charakter und vor allem Dämonen Designs mittlerweile ikonisch für das Franchise geworden sind, welcher hier zum ersten Mal an einem Megami Tensei gearbeitet hatte. Hier ist Kaneko zwar noch nicht auf das Niveau gekommen, welches heute von ihm erwartet wird, aber gut sind die Design trotzdem und bei manchen sieht man auch schon die Vorformen von inzwischen ikonischen Designs.
Besonderer Lob gebührt dem Soundtrack, der erneut von Tsukasa Masuko komponiert wurde. Der Soundtrack ist zum einen viel umfangreicher als im Vorgänger und zum anderen auch deutlich abwechslungsreicher. Die einzelnen Lieder sind auch immer gut und passend eingesetzt. Das Spiel weiß einfach wann friedliche Musik, wann atmosphärische Musik und wann ein schon rockiges Battle Theme zu kommen hat. Die Soundqualität ist in der Famicom Version auch echt erstaunlich gut, dank eines speziellen Memory Mappers im Modul, welches den Sound doch recht nah an frühe SNES Musik bringt. Selbstverständlich ist die Super Famicom Version ebenfalls, toll auch wenn sie nicht so technisch beeindruckend ist wie das Original.



In Sachen Gameplay hat sich im Vergleich zum Vorgänger nicht viel verändert. Die Mechaniken sind gößenteils gleich geblieben mit einigen
[Blockierte Grafik: https://s6.postimg.org/qebe8rfhd/Kyuuyaku_Megami_Tensei254.png]kleinen Neuerungen. Zum einen können menschliche Charaktere nun eine Nahkampf und eine Schusswaffe ausrüsten, die beide gegen jeweils andere Arten von Gegnern effektiv sind und somit etwas mehr Taktik in die Kämpfe bringen. Auch neu sind Dreier - Fusionen, bei denen drei Dämonen mit einander verbunden werden, anstatt den üblichen zwei. Dies ist ein guter Weg um an starke Dämonen zu kommenauch bei manchen Dämonen auch der einzige Weg sie zu bekommen.
Der Schwierigkeitsgrad ist dem Vorgänger sehr ähnlich. Der Anfang ist einfacher als noch im ersten Teil, aber dafür ist Ausrüstung jetzt teurer, wodurch man eher selten wirklich gut ausgerüstet sein wird (außer man grinded viel).
Den größten spielerischen Unterschied zum Vorgänger ist die Struktur von Megami Tensei II. Hier erkundet man nun, aus der Vogelperspektive, eine Oberwelt, welche die Dungeons und Ortschaften von einander trennt. Entsprechend gibt es jetzt viel mehr Dungeons als im Vorgänger, wobei diese natürlich auch im einzelnen nicht so groß sind, wie die Sechs inMegami Tensei I. Allerdings ist dies immer noch ein Dungeoncrawler also wird, trotz Oberwelt, die meiste Zeit in den nach wie vor labyrinthartigen Dungeons verbracht.

Mein Fazit

9

Geniales Spiel

Meinung von Cú Chulainn

Megami Tensei I&II sind beide auf ihre eigene Art waschechte Klassiker unter den alten Famicom/NES RPGs und sind für jeden Freund von Dungeoncrawlern, oder auch einfach nur alten Rollenspielen, zu empfehlen. Fans von späteren Megami Tensei Spielen sollten sowieso zugreifen, um die Ursprünge von Megami Tensei kennen zu lernen. Besonders den zweiten Teil ist sehr empfehlenswert und ist für mich eindeutig das zweitbeste RPG auf dem Famicom/NES.
Mein persönliches Highlight: Das Erforschen der zahlreichen Dungeons und die großartige Musik in MT II.

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