Berlin 2048
Auf dem diesjährigen Daedalic Showcase, einem Preview-Event, wo Redakteure aus der ganzen Welt in Hamburg eintreffen, um sich die kommenden Spiele im Büro von Daedalic Entertaiment anschauen zu können, hatte ich die Gelegenheit, das futuristische State of Mind für die Nintendo Switch anspielen zu können. Ob Daedalic Entertainment mit State of Mind ein gelungenes Debüt auf der Nintendo Switch feiern darf und wie mein erster Eindruck vom Spiel ist, erfahrt ihr in den folgenden Zeilen.
Zuerst wurde ein wenig über das Spiel gesprochen. So ist State of Mind, welches im Jahre 2048 im dystopischen und finsteren Berlin spielt, seit ungefähr 3,5 Jahren in Entwicklung. Die Story stammt dabei aus der Feder von Martin Ganteföhr, einem deutschen Videospiel-Designer und Romanautor aus Osnabrück, der seit 2014 mit dem Hamburger Entwicklerstudio zusammenarbeitet. Im Mittelpunkt von State of Mind steht Richard Nolan, ein Journalist und Familienvater, der für die Zeitung „The Voice“ arbeitet. Eines Tages wird er Opfer eines terroristischen Anschlages in Berlin, bei dem er sein Bewusstsein verliert und in einem Krankenhaus aufwacht. Dabei war nach dem Anschlag eigentlich etwas anderes mit Richard – oder streng gesehen mit seinem Bewusstsein – geplant. So sollte sein Bewusstsein in die virtuelle Utopie City5 übertragen werden. Als Richard herausfindet, dass seine Frau und sein Kind verschwunden sind und ein Abbild von ihm und seiner Familie in City5 existiert, beginnt der Kampf zwischen Realität, Irrglaube, Betrug und künstlichen Intelligenzen.
Wahrheit oder Lüge? Als Journalist hinterfragt man gerne alles und jeden. Richard hat keine Probleme damit, sein Misstrauen gegenüber Androiden zum Ausdruck zu bringen.
Im Krankenhaus aufgewacht musste ich dem Arzt einige Fragen beantworten und Tests durchführen. Nun durfte ich mich mehr oder weniger frei im Krankenhaus bewegen. Dabei konnte ich mit dem Doktor sprechen oder mit den technischen Geräten im Krankenhaus interagieren. Selbst die Personendaten vom Doktor konnte ich mit der X-Taste abrufen. So wurden mir Vor- und Nachname, die ID, der Wohnort und der Beruf angezeigt. Nach einigen weiteren Fragen über das eigene Leben, die ich selbstverständlich genauso wenig beantworten konnte, wie Richard, der sich wohl selber nicht mehr an alles aus seinem Leben erinnern konnte, wurde ich, in Begleitung eines Androiden, aus dem Krankenhaus entlassen. Am Auto angekommen, welches zeitgemäß das autonome Fahren beherrscht, machte ich mich auf den Weg in das eigene Appartement, welches zwischen unzähligen Wolkenkratzern liegt. Dort erwartete mich ein Android, mit dem ich Sprechen und Interagieren konnte.
Im weiteren Spielverlauf machte ich Bekanntschaft mit vielen, unterschiedlichen Menschen und Androiden und wechselte zwischen dem dystopischen, übervölkerten Berlin und dem virtuellen Technik-Paradies City5 hin und her. Ich löste knifflige Rätsel, schlüpfte in die Rollen verschiedener Charaktere, um mehr über Richard, seinen Job, sein Leben und seine Familie zu erfahren. Ich hielt mich Ewigkeiten damit auf, an jeder Ecke etwas Neues zu erforschen. So hätte ich mich Stunden damit beschäftigten können, die Kaffeemaschine ein- und auszuschalten, die Musik und Beleuchtung im Appartement zu wechseln oder mich über die Menschen in der Stadt zu informieren. Wobei – ich würde es eher als modernes Stalking betiteln. So konnte ich sogar Klavier spielen und mit dem Steuerkreuz eigene, kleine Musikstücke komponieren. Doch auch, wenn man abseits der Story sehr gut die Zeit vertrödeln kann, möchte man wissen, wie es weitergeht. Denn schnell wird klar: Richard ist nicht nur auf der Suche nach Antworten, sondern auch nach sich selbst.
Positiv hervorheben möchte ich die Low-Polygon-Grafik, die durch die Unreal Engine zum Leben erweckt wird. Ich hatte die Möglichkeit, die Nintendo Switch- und die PC-Fassung ausgiebig spielen zu können. Optisch gab es zwischen den beiden Versionen nur minimale Unterschiede. Dies bestätigte mir auch Kai Fiebig, der Produktionsleiter von State of Mind, in einem kurzen, persönlichen Gespräch.
In diesem erzählte er mir auch, dass das Entwicklerteam etwa 5 Monate gebraucht hat, um den technischen Fortschritt von den anderen Plattformen auf die Nintendo Switch zu bringen. Es sei dem Entwicklerteam sehr wichtig gewesen, so wenig Unterschiede wie möglich zwischen den Plattformen zu haben. Und dies ist ihnen eindrucksvoll gelungen. Selbst kleine Details wie Regentropfen, die an einer Fensterscheibe herunterlaufen, sehen auch im Handheld-Modus sehr gut aus. Schatten, Lichteinfälle und Bewegungen wurden realistisch umgesetzt und die Ladezeiten, auch zwischen den Zwischensequenzen, sind völlig akzeptabel. Oft sind es nur eine Handvoll Sekunden, die vergehen, bevor es weitergehen kann. Das Spiel wurde dabei in deutscher und englischer Sprache vertont. Andere Sprachen wie Spanisch oder Französisch sind als Untertitel verfügbar. Zum Soundtrack kann ich zum jetzigen Zeitpunkt leider noch nichts sagen. Ich war so tief in dem Spiel gefangen, dass ich schlicht nicht darauf geachtet habe.
Mit ungefähr 15 Stunden Spielzeit, verschiedenen spielbaren Charakteren, einer packenden Story, in der jede Entscheidung Einfluss auf den weiteren Spielverlauf nehmen kann, und einer schön anzusehenden Low-Polygon-Grafik möchte Daedalic Entertainment mit State of Mind die Spieler in den Bann ziehen. Ob ihnen dies gelungen ist, kann ab dem 16.08.2018 auf der Nintendo Switch oder auf anderen Plattformen ausgiebig getestet werden. Das Spiel erscheint sowohl digital im Nintendo eShop, als auch als Cartridge-Version im Handel.