Originalgetreu und liebevoll
The Legend of Zelda: Breath of the Wild brach dank seines neuen Open-Air-Ansatzes mit etlichen Konventionen der legendären The Legend of Zelda-Reihe, was im kommenden Nachfolger zu Nintendos Videospiel-Meilenstein mit ziemlicher Sicherheit fortgeführt wird. So gäbe es keinen passenderen Zeitpunkt als jetzt, nachdem dieser Nachfolger angekündigt wurde, um sich daran zu erinnern, womit die Zelda-Reihe einst ihre ersten Fans für sich gewinnen konnte, und das in einer nicht gerade geringen Anzahl. Mit The Legend of Zelda: Link’s Awakening veröffentlicht Nintendo am 20. September eine von Grund auf überarbeitete Neuauflage des gleichnamigen Game Boy-Originals, dem vierten Serienteil der Zelda-Reihe. In diesem Abenteuer, das auf seine gänzlich eigene Art mit den Konventionen der bereits damals etablierten Reihe zu brechen wusste, steuert ihr Link von einer klassischen Vogelperspektive aus durch die abwechslungsreichen Gebiete und Verliese der verträumten Insel Cocolint. Uns bot sich die Gelegenheit, Hand an eine Demo-Version des neuen, alten Abenteuers zu legen und nun wollen wir euch verraten, ob sich Zelda-Fans denn tatsächlich auf den 20. September freuen dürfen.
Zwar verbrachten wir unsere ersten Schritte auf Cocolint in einer Demo-Version, doch schien sich der Inhalt dieser Fassung nicht vom finalen Spiel zu unterscheiden. Lediglich ein Zeitlimit war uns gesetzt, abgesehen davon durften wir Links Abenteuer vom Beginn des Spiels an beschreiten. Als Kenner des Originals findet man sich dabei natürlich sofort zurecht – trotz der brillanten optischen Umsetzung eines Diorama-Grafikstils erkennt man das Leveldesign der Insel Cocolint, das den Erinnerungen an den Schauplatz von den letzten Spielsessions mit dem Game Boy-Original exakt zu gleichen scheint, sofort wieder. Natürlich gibt es durchaus einige kleine Unterschiede zwischen dem Original und der Neuauflage, was die Struktur der Insel angeht, was allerdings auch mit der allgemeinen Modernisierung des Spielflusses zusammenhängt. In erster Linie fällt dies durch den Wegfall von Ladezeiten auf, während ihr euch über die zusammenhängende Oberwelt des Spiels bewegt, während die Insel Cocolint im Original noch in viele kleine Segmente aufgeteilt war. Der Übergang von Gebiet zu Gebiet verläuft nun komplett flüssig und wird, je nach Gebietswechsel, beispielsweise von einem kleinen Kamerazoom begleitet – so etwa, wenn ihr euch vom friedlichen Mövendorf aus in den bedrohlich anmutenden Zauberwald begebt.
Zwei Spielsessions habe ich mit der Anspieldemo zu Link’s Awakening vebracht. Während ich mich in der ersten darauf fokussiert habe, insbesondere das Mövendorf zu erkunden und mit großem Bedauern über mein Talent im Langfingern feststellen musste, dass der ikonische Ladendiebstahl nun um einiges kniffliger ausfällt, habe ich in meiner zweiten Session versucht, der Haupthandlung des Spiels möglichst flott möglichst weit zu folgen. Diese Session endete schlussendlich genau in dem Moment, als der erste Hauptdungeon, der Wurmpalast, abgeschlossen war. Während mich meine bisherige Erfahrung mit dem neuen Link’s Awakening größtenteils positiv gegenüber dem finalen Spiel stimmt, gab es allerdings auch einige Kriterien, denen ich äußerst skeptisch gegenüberstehe und die ich keinesfalls verschweigen will.
Bereits anhand von Gameplay-Videos kam ich nicht umhin, die Design-Entscheidung, dass sich Link lediglich in acht verschiedene Richtungen bewegen kann, infrage zu stellen. Vor meiner Zeit mit der Demo-Version hauptsächlich aus dem Grund, da ein solches Acht-Wege-System im technisch modernen Gewand des Spiels nicht allzu flüssig aussieht, zumal sich Feinde davon unabhängig analog in alle Richtungen bewegen können. Und in der Tat verstärkte meine erste Spielerfahrung mit dem Titel diese Skepsis noch weiter. Es fühlt sich nicht allzu gut an, auf acht Richtungen limitiert zu sein, zumal dies an ein weiteres Problemchen gekoppelt ist: Link kann lediglich unter Verwendung des linken Analogsticks gesteuert werden, während das Steuerkreuz keine Verwendung im aktiven Spielgeschehen zu finden scheint. Insbesondere gezielte Bewegungen auf der Diagonalen sind mit dem Stick nur sehr schwammig auszuführen. Die optionale Möglichkeit, Link mithilfe des Steuerkreuzes steuern zu können oder das Umsetzen analoger Richtungseingaben würden Link’s Awakening sicherlich nicht schaden.

Die bisher gezeigten Bosskämpfe in Link's Awakening wurden gegenüber dem Game Boy-Original allesamt leicht überarbeitet.
Und während Link’s Awakening nun also Zelda-Gameplay in seiner reinsten und klassischsten Form bietet, findet sich einer der in Breath of the Wild eingeführten und von vielen Spielern definitiv liebgewonnenen “Aspekte“ der Reihe doch auch in Link’s Awakening wieder – zumindest, was die Demo-Version betrifft, die dem finalen Build des Spiels in dieser Hinsicht nicht zwangsläufig entsprechen muss: Die Bildrate des Abenteuers fällt bislang leider alles andere als stabil aus. Speziell beim vermehrten Zersäbeln von Gras und Sträuchern kommt die Framerate des Spiels ziemlich ins Straucheln, was angesichts der durchaus sehr hübschen, aber rein technisch sicherlich nicht beeindruckenden Präsentation des Spiels nicht unbedingt optimal zu sein scheint. Doch ist es natürlich noch viel zu früh, um ein finales Urteil über die Performance von Link’s Awakening zu fällen – hoffen wir, dass die finale Version des Spiels frei von derartigen Rucklern sein wird.
Davon abgesehen gibt es nämlich wenig, was man an Link’s Awakening aussetzen könnte. Bei dem Spiel handelt es sich um eine sehr originalgetreue Umsetzung des Game Boy-Spiels, dessen Reiz insbesondere von seiner rundum überarbeiteten audiovisuellen Gestaltung ausgeht. Diese Präsentation muss einem natürlich zusagen – wie auch das Spiel selbst. Diejenigen, die das Original geliebt haben, werden auch die Neuauflage ohne Probleme in ihr Herz schließen können. Solltet ihr mit dem Original allerdings nicht warm geworden sein, so scheint es abhängig von den Gründen dafür unwahrscheinlich, dass euch das Remake in dieser Hinsicht umstimmen kann. Eines sollte man der Neuauflage allerdings schon jetzt zugutehalten: Sie bietet Zelda-Fans, die das Original seinerzeit nicht erleben konnten und nie die Gelegenheit hatten, es nachzuholen, die Möglichkeit, diesen Klassiker der Zelda-Reihe nachzuholen, ohne sich auf die technischen Gegebenheiten des Originals einlassen zu müssen.
Unsere Prognose
