
Historie der Teenage Mutant Ninja Turtles-Videospiele Teil 3 – Nonstop Action auf dem Game Boy Spezial Historie
Geschrieben von Dennis Gröschke am 13.05.2022
Herzlich willkommen zum dritten Teil unserer losen Historie der Turtles-Spiele auf den Konsolen und Handhelds von Nintendo. Nachdem wir uns hier mit den Spielen auf dem NES beschäftigt und daraufhin auch einen der großen Klassiker auf dem SNES hier besprochen haben, widmen wir uns heute den Einträgen auf dem Game Boy. Ganze drei Spiele konnten die vier Brüder auf dem Handheld verzeichnen. Beginnen wollen wir mit einem noch heute bekannten Eintrag.
Fall of the Foot Clan ist in meiner Erinnerung eines der populärsten Turtles-Spiele der damaligen Zeit gewesen. Es kommt mir neben Turtles in Time auch heute noch am ehesten in den Sinn. Was ich damals natürlich nicht wusste: Konami setzte für die Umsetzung des Spiels auf Entwickler, die vorher für das MSX an Snatcher gearbeitet hatten. Aber auch hier versuchte man, sich so nah wie möglich an der Vorlage, in diesem Fall das NES-Spiel, zu halten, und entsprechend fällt die Geschichte mal wieder ähnlich aus. Aber wer spielt denn auch ein Turtles-Spiel wegen der Geschichte? Eben.
Entgegen der Umsetzung an der TV-Konsole bleibt der Spieler am Game Boy allein und hat keine Möglichkeit, sich mit einem zweiten Spieler durch die Straßen von New York zu prügeln. Dennoch kann man sich als Spieler nicht über zu wenig Action beklagen. Erneut dürft ihr als einer der vier Brüder über die Bildschirme von links nach rechts laufen und müsst allerlei Objekten und Gegnern ausweichen. Insgesamt bietet das Spiel zwar nur fünf groß angelegte Levels, darin hat man sich aber größte Mühe gegeben, sie so abwechslungsreich wie möglich zu gestalten. Dennoch gibt es bei den Gegnern keine großen Überraschungen, die Turtles bewegen und steuern sich alle gleich und unterscheiden sich nur in ihrer Bewaffnung. Hin und wieder stoßt ihr auf einen geheimen Raum oder ein Minispiel, die die Spielzeit noch ein wenig strecken. Habt ihr den Dreh aber einmal raus, könnt ihr das Spiel relativ schnell in nicht mal zwei Stunden durchspielen.
Hat es dem Ruf der Turtles geschadet? Mitnichten, denn die Fans dürsteten nach jeder Videospielumsetzung ihrer vier Lieblingsschildkröten. So störte sich niemand an der bereits bekannten Prämisse oder den immer gleichen Gegnern. Für ein Spiel auf dem Game Boy waren die Sprites der Brüder und der Gegner schön groß angelegt, was angesichts der Limitierungen des Handhelds und so früh im Lebenszyklus des Game Boy durchaus beeindrucken konnte. Was an Abwechslung fehlte, machte das Spiel durch die Präsentation und die tolle Spielbarkeit wieder wett. Es mag nicht das beste der drei Game Boy-Spiele sein, aber es ist wohl das mit der meisten Nostalgie, da es das erste Spiel der Turtles auf dem Handheld war. Doch bereits ein Jahr später krochen die Turtles wieder aus der Kanalisation an die Oberfläche und machten sich erneut daran, April aus den Fängen der Bösewichte zu befreien, sie sind „Back from the Sewers“.
Ein Sprachsample mag heute nichts Besonderes mehr sein, vor knapp 30 Jahren war das noch etwas Außergewöhnliches. So schallt euch ein „Cowabunga“ entgegen, wenn ihr Teenage Mutant Hero Turtles II: Back from the Sewers startet. Ansonsten bietet euch das Spiel mehr vom bereits Gewohnten. Ihr könnt wiederum jeweils einen der vier Brüder auswählen und mit ihm in den Kampf ziehen. Konami hat hier und da an manchen Stellschrauben gedreht und versucht, so viel wie möglich aus dem kleinen Hardware-Kasten herauszubekommen. In Europa im Mai 1992 erschienen, ein gutes Jahr nach dem Vorgänger, wollte man den Spielern kein vollkommen neues Konzept zumuten und beließ viele Merkmale der vorherigen Spiele wie gehabt. Sei es die Rettung von April, die Auswahl aus den vier Turtles oder die möglichst abwechslungsreichen Stages. Fans der Turtles finden sich sofort zurecht und dennoch gibt es ein paar kleine, aber feine Unterschiede.
Die graphische Repräsentanz der Turtles scheint sich mehr an der Cartoon-Serie zu orientieren, weisen die Sprites der vier Brüder doch rundere Formen auf. Teilweise nehmen einige der Gegner mehr als die Hälfte des Bildschirms ein und wenn ihr einen der Brüder auf dem Weg verloren habt, könnt ihr ihn wieder befreien und zu eurer Auswahl hinzufügen. In Back from the Sewers müsst ihr dazu allerdings eine kleine Extra-Stage absolvieren und dort einen Robo-Polizisten erledigen. Das alles, nachdem ihr eine der regulären Stages erfolgreich bestritten habt. Dort habt ihr manches Mal auch mehr Bewegungsfreiheit und müsst euch an der Decke entlang hangeln oder andere akrobatische Bewegungen vollziehen. Alles in allem eine gelungene Fortsetzung mit ein paar netten Ergänzungen im Gameplay und der Steuerung, einem gewohnt tollen Soundtrack und erneut voluminösen Sprites, sowohl auf der gegnerischen Seite als auch bei den Protagonisten. Nach Abschluss des Spieles habt ihr dann eine „radikale Rettungsaktion“ hinter euch gebracht. Moment, radikale Rettung, das klingt doch genau wie: Teenage Mutant Ninja Turtles III: Radical Rescue.
Einen Pfeil hatte Konami nämlich noch im Köcher, bevor sie die Turtles-Spiele auf dem Game Boy aufgegeben haben. Mit der Geschichte haben sie sich auch hier wieder keine große Mühe gegeben, es läuft auf die übliche Rettungsaktion von April hinaus. Allerdings ist die Ausgangslage diesmal zumindest ein wenig anders.

Ein Retro-Test aus einer damaligen Videospiel-Zeitschrift!
© X-Plain-Verlag / Viacom Overseas Holdings C.V. / Konami Digital Entertainment, Inc.
Zu Beginn des Spieles wurden drei der Turtles bereits von Shredder gefangen genommen. Leonardo, Raphael und Donatello fristen in einem Labyrinth ihr Dasein und es ist an Mikey und dem Spieler, sowohl die Turtles als auch April zu befreien. Dazu müsst ihr zunächst die passenden Schlüssel zu den jeweiligen Zellen finden und ein wenig Detektivarbeit in die Überwindung des Labyrinthes stecken. Doch bevor ihr einen der Schlüssel ergattern könnt, müsst ihr erst in einem kleinen Bosskampf einen der Gegner erledigen. Danach öffnen sich auch weitere Bereiche des jeweiligen Levels.
Mehr denn je müsst ihr die individuellen Fähigkeiten der vier Turtles geschickt einsetzen, um im Spiel erfolgreich zu sein. Leo kann sein Katana in die Erde stoßen, Donatello kann an Wänden hochklettern, Raphael kann sich in seinen Schildkrötenpanzer zurückziehen und dann enge Passagen erkunden und Mikey kann mit seinen Nunchuks durch die Luft wirbeln. Im Gegensatz zu den unmittelbaren Vorgängern handelt es sich bei Radical Rescue um ein umfangreicheres Spiel, was sich zum Teil auch mit den Metroidvania-Ansätzen des Spieles erklären lässt. Immer wieder müsst ihr neue Passagen erkunden, die nach und nach freigeschaltet werden, und Items einsammeln, die ebenfalls gut versteckt wurden.
Das Ganze gestaltet sich nicht immer einfach, sind doch die Möglichkeiten in der Darstellung des Game Boy stark begrenzt, was es mitunter schwieriger gestalten kann, den richtigen Weg zu finden. Viele Bereiche im Spiel ähneln sich sehr und es liegt an euch, die Stärken und Fähigkeiten der Turtles geschickt einzusetzen. Doch Vorsicht, anders als in den vorherigen Spielen ist es euch nicht möglich, einen eurer auf dem Weg verlorenen Brüder wieder zu retten. Wenn ihr hier im Spiel sterbt, war es das für euch, wobei das Spiel dies zumindest teilweise mit einem Passwort-System abmildert.
Ganze drei Spiele der Turtles haben es damals auf den Game Boy geschafft und von Eintrag zu Eintrag konnte man sich steigern. Der Höhepunkt wurde dann mit Radical Rescue erreicht, was nach heutigen Maßstäben vielleicht noch das modernste der drei Spiele ist, auch weil Spiele mit Metroidvania-Anleihen seit ein paar Jahren eine Renaissance erfahren haben. Einige der beteiligten Personen, die an Radical Rescue gearbeitet haben, konnten ihre Expertise später in Castlevania: Symphony of the Night einbringen. Also nicht die schlechtesten Voraussetzungen für einen erneuten Besuch der Turtles auf dem Game Boy, solltet ihr das Spiel und die Hardware daheim liegen haben.
Mit dem dritten Teil unserer Historie haben wir nun einen großen Teil der Turtles-Spiele aus dem Hause Konami abgedeckt. Im nächsten Teil kümmern wir uns um die beiden Tournament Fighters-Spiele auf dem NES und SNES. Wer die Spiele damals verpasst hat oder zu jung ist, um sie auf dem Game Boy gespielt zu haben, braucht nicht verzagen, mittlerweile wissen wir, dass alle drei Games gegen Ende des Jahres auch auf der Teenage Mutant Ninja Turtles: The Cowabunga Collection für die Nintendo Switch enthalten sein werden.
Aber vielleicht hattet ihr damals ja einen Game Boy und habt eines oder alle der Spiele auf dem Handheld gezockt? Wie sind eure Erinnerungen daran? Lasst es uns gerne in den Kommentaren wissen.