
Nintendo Switch: Wie funktioniert die Datenübertragung? Guide
Geschrieben von Maik Dallherm am 25.06.2022
Bekanntlich ist die Übertragung von Daten von einer Nintendo Switch-Konsole zu einer anderen nicht immer ganz simpel, oder besser gesagt, übersichtlich. Nintendo versucht bereits mit diversen Mitteln, den sauberen Transfer von Benutzerdaten und Software anzubieten, aber gewisse Umstände kommen euch gerne in die Quere oder lassen euch mit Bedenken zurück. Ich selbst hantierte fünf Jahre mit meiner Launch-Konsole von März 2017 herum, ehe ich ein OLED-Modell mein Eigen nennen konnte.
Dabei ist mein Fall etwas speziell, denn neben meinem Hauptaccount, der auf beiden Konsolen bestehen soll, habe ich noch einen weiteren, der vollständig auf das neue System umzieht. Außerdem hat ein Familienmitglied ein drittes Profil, das auf der alten Konsole verbleiben soll. Warum also nicht gleich einen Guide erstellen und euch an meinem Vorgehen teilhaben lassen. Er wird nicht alle Anliegen behandeln können, soll aber einen Einblick in diverse Möglichkeiten der Datenübertragung geben.
Vorab: Denkt daran, von den betroffenen Benutzern die Anmeldedaten ihres jeweils zugewiesenen Nintendo-Accounts und des E-Mail-Postfachs bereitzuhalten. Je nach Vorgang und Konfiguration müssen diese eventuell mehrmals eingegeben oder mittels Bestätigungscode verifiziert werden. Wenn ein Profil mit einem Nintendo-Account verknüpft wurde, kommt ihr um die Anmeldung nicht herum.
Wichtiger Hinweis: Auch wenn ihr den Verkauf eurer alten Konsole plant oder sie jemandem langfristig überlasst, versucht sie noch bis zur Datenübertragung zu behalten. Falls eure alte Konsole nicht mehr für euch zugänglich ist, wird das alles etwas komplizierter:
- Es wird ein Nintendo-Account zur Online-Wiederherstellung eines Nutzerprofils benötigt, mit dem es zuvor verknüpft gewesen sein muss. Dadurch werden nur die Benutzerdaten, aber keine Speicherdaten wiederhergestellt.
- Für die Speicherdaten braucht der zu wiederherstellende Benutzeraccount ein aktives Abonnement des Nintendo Switch Online-Services, um so auf eventuelle Cloud-Backups zugreifen zu können, falls sie zuvor hochgeladen wurden.
- Selbst wenn dies gegeben ist, können Speicherdaten von Titeln, die bestimmte Online-Interaktionen anbieten, nicht wiederhergestellt werden, da diese nicht in der Cloud gespeichert werden (z. B. Splatoon 2 oder die Pokémon-Hauptableger).
Beachtet gegebenenfalls auch die Hinweise zu Animal Crossing: New Horizons und schaut, ob ihr eventuell weitere Spiele besitzt, die nach eigenen Regeln handeln.
Gut zu wissen: In den kommenden Absätzen sprechen wir gelegentlich von einer Primär- und einer Sekundärkonsole. Einem Benutzer können ein Hauptsystem, die Primärkonsole und beliebige Zweitsysteme, die Sekundärkonsolen, zugeordnet werden.
Die Primärkonsole eines Benutzers ist die übliche Anwendungsmethode und kann von ihm „zu jeder Zeit an jedem Ort” verwendet werden. Benutzt ihr nur eine Konsole, ist diese stets die Primärkonsole. Erwerbt ihr in der Web-Version vom Nintendo eShop diverse Software für die Nintendo Switch, so wird der Download gegebenenfalls auf der Primärkonsole automatisch angestoßen. Andere Benutzer können heruntergeladene Software ausführen, die eigentlich euch gehört, solange die genutzte Konsole eure Primärkonsole ist (dieselbe Konsole kann auch die Primärkonsole der anderen Benutzer sein, berechtigt sie aber nicht zur Ausführung der Software).
Eine Sekundärkonsole funktioniert hingegen nur eingeschränkt. Ihr könnt eure eigene heruntergeladene Software nur darauf ausführen, wenn:
- eine Internetverbindung besteht
- der Besitzer der heruntergeladenen Software sie startet
Primär- und Sekundärkonsole können über den Nintendo eShop auf den Konsolen konfiguriert werden. Wenn ihr eine andere Konsole als Hauptsystem verwenden möchtet, müsst ihr zunächst die Registrierung der Hauptkonsole auf dem bisherigen Primärgerät aufheben. Danach ist es möglich, eine beliebige Konsole, die denselben Account gespeichert hat, als neue Primärkonsole zu registrieren.
Hierbei werden folgende Arten des Datentransfers beschrieben: die Wiederherstellung sowie das Übertragen von Nutzer- und/oder Speicherdaten. Wie die Begriffe vermuten lassen, sind Nutzerdaten die bloßen Profildaten. Die Speicherdaten sind die Spielstände, also der Grund, warum ihr das ganze Unterfangen wohl auf euch nehmt.
Das Mii "1€ Wertman" wurde in der Ära der Nintendo Wii zu reinen Unterhaltungszwecken geschaffen und dient keinerlei provokanten Absichten.
Einen Benutzer importieren
Bei einer neuen Konsole, welche die Ersteinrichtung ausführt, ist der Fall nicht kompliziert. Führt die Anweisungen auf der neuen Konsole aus, bis ihr einen Benutzer hinzufügen könnt. Dort wählt ihr die Option, einen Benutzer zu importieren. Außerhalb der Ersteinrichtung kann der Import unter Einstellungen → Nutzer vorgenommen werden. Bei beiden Methoden werdet ihr nachfolgend gefragt, ob ihr die Ausgangskonsole weiterhin verwenden wollt, falls ihr sie denn noch besitzt. Beachtet ansonsten den wichtigen Hinweis weiter oben.
1) Entscheidet ihr euch zur parallelen Verwendung, findet kein Umzug des Benutzers statt, sondern ihr fügt lediglich das Nutzerprofil, also die Nutzerdaten, über das Internet hinzu. Die neue Konsole wird dabei als Sekundärkonsole eingestellt, die alte verbleibt als Primärkonsole. Sämtliche Speicherdaten bleiben auf der alten Konsole. Habt ihr ein aktives Nintendo Switch Online-Abonnement, könnt ihr eventuelle Cloud-Backups herunterladen, um so an die meisten Spielstände zu kommen. Denkt aber daran, dass viele Spiele mit verstärkter Online-Interaktion keine Spielstände in die Cloud speichern. Diese müssen manuell übertragen werden (siehe unten: Speicherdaten übertragen).
Falls ihr eine microSD Card benutzt, ist diese ebenso weiterhin für die alte Konsole vorgesehen. Solltet ihr die SD-Karte in die neue Konsole einsetzen, wird die Konsole – nach einer Bestätigung eurerseits – alle relevanten Daten der alten Konsole löschen. Das betrifft hauptsächlich heruntergeladene Software, die für die Ausgangskonsole lizenziert ist. Aufnahmen und bestimmte andere Speicherdaten (keine Spielstände) bleiben erhalten. Idealerweise benutzt ihr für die neue Konsole eine neue microSD Card. Beachtet dazu auch diesen Guide von Nintendo.
2) Entscheidet ihr euch hingegen, die Ausgangskonsole nicht mehr zu benutzen, wird ein vollständiger Transfer ausgeführt. Dabei werden alle Daten des betroffenen Benutzers von der vorigen Konsole gelöscht, nachdem diese übertragen wurden. Das neue System wird dabei als Primärkonsole festgelegt. Auch werden alle Spielstände unabhängig von möglichen Cloud-Backups übertragen – einschließlich Speicherdaten von Spielen ohne Cloud-Unterstützung. Für diese Methode müssen beide Konsolen für euch verfügbar sein.
Unter Umständen lässt sich die microSD Card nach dem Umzug direkt in der neuen Konsole verwenden, ohne dass individualisierte Daten der Konsole oder Download-Software gelöscht werden müssen. Das hängt aber von der eventuellen Nutzung weiterer Profile auf der Ausgangskonsole ab. Benutzt im Zweifelsfall eine neue microSD Card und ladet eure Software aus dem Nintendo eShop erneut herunter oder aber folgt dem Guide von Nintendo.
Speicherdaten nachträglich übertragen
Wie zuvor erwähnt, werden einige Spielstände nicht in der Cloud gespeichert, weil sie für Online-Interaktionen kritisch sind und sich nicht duplizieren lassen sollen. Ansonsten würden sich so Pokémon nach der Abgabe via Tausch mit Leichtigkeit klonen oder verlorene Ränge in Spielen mit lokal gespeicherten Wertungen wiederherstellen lassen (nein, nicht alle Spiele speichern die Ränge serverseitig).
Unter Einstellungen → Datenverwaltung → Speicherdaten übertragen ist es möglich, sämtliche Speicherdaten von Spielen, die einem Benutzer konkret zugeordnet sind, zwischen zwei Nintendo Switch-Konsolen zu verschieben. Das ist dann praktisch, wenn ihr auf einer neuen Konsole spielt, aber keinen vollständigen Umzug ausgeführt habt. Die Funktion erlaubt es damit auch, online-kritische Spielstände zu transferieren. Die Anwendung ist zugegeben jedoch etwas umständlich und zeitaufwändiger, je mehr Spiele ihr besitzt. Denn der Transfer muss von Anwendung zu Anwendung jedes mal erneut gestartet werden. Es wäre daher vielleicht leichter, nur die online-kritischen Speicherdaten zu übertragen und alle anderen über die Cloud-Backups zu beziehen, wenn möglich.
Szenario: Alleiniger Nutzer zieht auf neue Konsole um
Das vielleicht häufigste Szenario ist zum Glück auch das einfachste. Ihr seid alleiniger Benutzer einer Nintendo Switch und zieht nun auf ein neues System um, ohne die Ausgangskonsole weiterhin zu benutzen, da ihr diese verkaufen oder weiterreichen wollt. Führt bei der Ersteinrichtung der neuen Konsole die Anweisungen aus, bis ihr einen Benutzer hinzufügen könnt. Dort wählt ihr die Option, einen Benutzer zu importieren. Folgend werdet ihr gefragt, ob die alte Ausgangskonsole zusätzlich zur neuen Konsole verwendet werden soll. Verneint dies, sodass ein voller Umzug des Benutzers durchgeführt wird. Es werden alle Speicherdaten des Benutzers übernommen.
Szenario: Benutzer richtet eine weitere Konsole ein
Angenommen, eure Familie teilte sich bisweilen eine Konsole im Haushalt. Nun habt ihr euch jedoch eure eigene besorgt. Ihr möchtet euren Benutzer allerdings nicht von der alten Konsole entfernen, da dieser eventuell noch gebraucht wird, etwa weil ihr erworbene Software mit euren Mitspielern teilen möchtet. Dieses ist das vielleicht aufwändigste Szenario. In dem Fall importiert ihr in der Ersteinrichtung der neuen Konsole euren Benutzer, mit Angabe, die Ausgangskonsole weiterhin zu benutzen. Der Benutzer wird jedoch nur mit den Nutzerdaten hinzugefügt und das Zielsystem als Sekundärkonsole registriert. Speicherdaten müssen separat übertragen werden, oder ihr bezieht die Spielstände, sofern möglich, via Cloud-Backups.
Die Konfiguration bringt gewisse Umstände mit sich. Als Sekundärkonsole muss eure Software auch unter Verwendung eures Profils ausgeführt werden. Das ist jedoch kein Problem, falls es sich dabei um eure eigene Konsole handelt. Doch auch eine Internetverbindung muss dauerhaft bestehen, solange es eure Sekundärkonsole ist. Akzeptabel, falls ihr die Konsole nur daheim oder an Orten mit bekanntem Internetzugang nutzt. Dafür gibt es einen Vorteil: Da die alte Konsole noch als Primärkonsole registriert ist, könnt ihr mit einer weiteren Person eure Download-Software an separaten Systemen parallel spielen, obwohl nur ihr sie besitzt. Aber psst, das habt ihr nicht von mir gehört! Ach ja, eine weitere microSD Card ist hier streng empfohlen.
Animal Crossing: New Horizons lastet zwar einige Spieldaten auf die Profile aus, aber das ist nicht mehr als eine Zuweisung zwischen Nutzerprofilen und spielergesteuerten Bewohnern auf der Insel. Fast sämtliche Speicherdaten des Spiels liegen unabhängig von den Benutzern auf der Konsole selbst: Die Insel, die Bewohner (menschlich und tierisch) sowie der Fortschritt von allem. Denn das Spiel erlaubt nur eine Insel pro Konsole, die sich alle Benutzer teilen und als Bewohner bevölkern.
Um die Insel zu übertragen, muss das Insel-Transfer-Tool, genauer gesagt das „Animal Crossing: New Horizons Island Transfer Tool” aus dem Nintendo eShop heruntergeladen werden – und zwar auf beiden Konsolen. Das setzt natürlich voraus, dass beide Systeme über ein Profil mit Nintendo-Account verfügen. Falls der Umzug auf eine Sekundärkonsole stattfindet, ist das schnell erledigt, weil beide Konsolen über denselben Nintendo-Account verfügen. Habt ihr allerdings vorher einen vollen Umzug durchgeführt, müsst ihr kurzfristig euer Profil noch einmal via Online-Import auf die Ausgangskonsole herunterladen, sofern dort kein anderes mehr vorhanden ist.
Idealerweise wird das Transfer-Tool dann benutzt, wenn alle Benutzer, die auf der Insel tätig sind, vollständig auf die neue Konsole umgezogen sind. Es ist aber keineswegs problematisch, falls dem nicht so ist. Wird Animal Crossing: New Horizons mit einem Nutzerprofil gestartet, das nicht mit einem Spieler-Bewohner der Insel verknüpft ist (etwa wenn der Nutzer neu angelegt oder online importiert wurde) und das Spiel dabei einen „verwaisten” Bewohner findet, der nicht mit einem Profil verknüpft ist, schlägt es einfach eine neue Zuweisung vor, indem der Spieler einen der gefundenen Bewohner auswählt und fortan die Kontrolle übernimmt. Idealerweise wählt ihr hier euren üblichen Bewohner.