
Faszination Monster Hunter – Vom Nischentitel zum Erfolgsfranchise (Teil 1) Spezial Historie
Geschrieben von Philipp Pöhlmann am 28.06.2022
Die Monster Hunter-Reihe ist heute fester Teil der Spieleportfolios der japanischen Spieleschmiede Capcom. Alleine oder gemeinsam auf die Jagd nach gewaltigen Ungetümen zu gehen, um ihnen wortwörtlich das Fell abzuziehen und mit der daraus hergestellten Ausrüstung noch stärkere Bestien in die Knie zu zwingen – diese Faszination hat viele Spielerinnen und Spieler weltweit vor die Bildschirme gefesselt. In mittlerweile rund 18 Jahren hat sich aus der einst überschaubaren Monsterhatz ein ganzes Franchise entwickelt, das noch diese Woche mit der Erweiterung Sunbreak für Monster Hunter Rise den neuesten Zuwachs bekommen wird. Grund genug für uns, euch im Rahmen unserer Monster Hunter-Woche einen Blick auf die Entwicklungsgeschichte der Serie sowie einen Überblick über die bisherigen fünf Generationen zu verschaffen.
Generation 1: Big in Japan
Flaggschiff-Monster: Rathalos, Azurner Rathalos
© Capcom, Bildmontage: ntower
Ihren Start feierte die Serie am 11. März 2004 in Japan bzw. einige Monate später, am 21. September 2004, in den USA sowie am 27. Mai 2005 dann auch bei uns in Europa mit dem Titel Monster Hunter für die PlayStation 2. Mutige Jägerinnen und Jäger nutzten hier das Dorf Kokoto als Ausgangspunkt, um auf Quests gegen rund ein Dutzend kleine sowie insgesamt 17 große Monster zu ziehen. Als Werkzeuge im Kampf durfte zwischen Schwert und Schild, Großschwert, Lanze, Hammer und dem Bogengewehr gewählt werden. Richtig – mehr als diese fünf Waffen gab es nicht! Wobei, so ganz ist das nicht richtig, denn die amerikanische und europäische Version boten außerdem die Doppelklingen und unterschieden deutlicher zwischen Leichtem und Schwerem Bogengewehr. Bei den Quests wurde schon im ersten Ableger zwischen den noch heute vertretenen Kategorien Sammeln, Jagen und Fangen unterschieden. Das Dorf diente als Ausgangspunkt für die Offline-Quests im Niedrigen Rang, während die Stadt Minnegarde Online-Quests im Niedrigen und deutlich schwereren Hohen Rang bot.
Auch schon ganz zu Beginn setzte sich das Prinzip der erweiterten Spielversion durch, das mit den heute bekannten DLCs vergleichbar ist, zum damaligen Zeitpunkt jedoch nur durch die Veröffentlichung eines neuen physischen Spiels möglich war. Japan-exklusiv erschien Anfang 2005 mit Monster Hunter G eine Erweiterung, die einige neue Inhalte bereithielt. Ein noch schwererer Rang, der sogenannte G-Rang, wurde verfügbar und bot neue Herausforderungen. Das Monstersortiment wurde um Unterarten – alternative Formen bestehender Monster mit anderer Farbgebung und teilweise anderen Angriffen – erweitert. Diese Erweiterung wurde wenig später noch einmal um ein paar Inhalte ergänzt und auf die PlayStation Portable portiert. In Japan Ende 2005 als Monster Hunter Portable veröffentlicht, erschien Monster Hunter Freedom in der westlichen Welt im Mai 2006 und macht es erstmals möglich, unterwegs auf die Jagd zu gehen. Außerdem wurden weitere Verbesserungen vorgenommen, die das Jagen angenehmer gestalteten, darunter zum Beispiel die erste Farm, die es einfach machte, an bestimmte Verbrauchsgegenstände zu kommen.
Sowohl die Anzahl der Monster als auch der verfügbaren Waffen war in der ersten Monster Hunter-Generation überschaubar, während gleichzeitig die Steuerung der Charaktere durch ihre Schwerfälligkeit nicht gerade viele Spielerinnen und Spieler begeistern konnte. Besonders der mobile Aspekt mit der Portierung auf die PlayStation Portable verhalf der Reihe jedoch vor allem in Japan zu ersten Erfolgen; die weltweite Begeisterung hingegen hielt sich in Grenzen und somit war der Titel eher einem Nischenpublikum bekannt. Interessanterweise wurde Monster Hunter G 2009, erneut wieder nur in Japan, gemeinsam mit einer Demoversion von Monster Hunter 3 auf die Nintendo Wii portiert, um die Werbetrommel für letzteres Spiel kurz vor dessen Veröffentlichung zu rühren.
Generation 2: Dank Portabilität zum Erfolg
Flaggschiff-Monster: Kushala Daora, Tigrex, Nargacuga
© Capcom, Bildmontage: ntower
Nachdem sich die Monster Hunter-Reihe bisher nur in Japan eine nennenswerte Fangemeinde aufbauen konnte, war es wenig überraschend, dass der große Nachfolger zu den bisherigen Spielen, Monster Hunter 2 (Dos), am 16. Februar 2006 nur im Land der aufgehenden Sonne für die PlayStation 2 erschien. Neben Verbesserungen an den bestehenden Waffenklassen wurden gleich vier neue eingeführt: Langschwert, Gewehrlanze, Jagdhorn und Bogen. Als Ausgangspunkt für den Offline-Modus diente das neue Dorf Jumbo, welches von einer tropischen Küste inspiriert war; für den Online-Modus öffnete Dundorma seine Pforten. Das tropische Setting inspirierte dabei auch ein neues Jagdgebiet, den Dschungel, der von einem krassen Gegensatz, dem Schneegebirge, als zweitem neuen Gebiet begleitet wurde. Beide inspirierten wiederum das Design vieler neuer Monster, darunter auch neuer Monsterklassen, wie den Carapaceons (Krustentiere) und den Reißzahnbestien (hier hauptsächlich affenähnliche Monster).
Bevor die große Erweiterung folgte, wurde mit Monster Hunter Freedom 2 (bzw. Monster Hunter Portable 2nd in Japan) 2007 die zweite Generation zunächst wieder auf die PlayStation Portable gebracht – mit einigen neuen Inhalten im Gepäck. Die große Erweiterung folgte erst 2008 bzw. 2009 im Westen mit Monster Hunter Freedom Unite (oder dem fast schon zungenbrecherischen japanischen Namen Monster Hunter Portable 2nd G). Während die vorherigen Titel nur Quests im Niedrigen und Hohen Rang boten, kehrte hier erneut der halsbrecherische G-Rang zurück. Diverse neue Monster und Unterarten lauerten dort auf die stärksten Jägerinnen und Jäger. Freedom Unite brachte außerdem erstmalig tierische Begleiter an eure Seite: Die als Felyne bekannten Katzen, die bisher als Gegner oder NPCs in den Dörfern und Städten auftraten, konnten als treue Begleiter und Kämpfer mit auf Quests genommen werden. Insgesamt war Monster Hunter Freedom Unite der bis dato umfangreichste Ableger der Serie, der Fans prinzipiell die gesammelten Inhalte aus allen zuvor veröffentlichten Titeln bot.
Nachdem Monster Hunter in der zweiten Generation noch einmal die Rückkehr auf die Hauptkonsole wagte, wurde Capcom schnell bewusst, dass vor allem die mobilen Ableger auf der PlayStation Portable eine große Fangemeinde geschaffen hatten. Umso unerwarteter kam für die meisten Fans wohl Capcoms nächster Schritt für die Monster Hunter-Hauptreihe ...
Generation 3: Mit Nintendo in neuen Gewässern
Flaggschiff-Monster: Lagiacrus, Zinogre, Brachydios/Azurner Rathalos
© Capcom, Bildmontage: ntower
Sicherlich für viele Jägerinnen und Jäger völlig überraschend wechselte Capcom mit der dritten Monster Hunter-Generation das Schiff und kündigte den neuesten Teil der Hauptreihe für die Nintendo Wii an. Monster Hunter 3 (Tri) erschien 2009 in Japan bzw. 2010 im Westen. Erstmals war es plötzlich nicht mehr selbstverständlich, dass weitestgehend alle bisherigen Inhalte erneut einen Einzug in das Nachfolgerspiel finden sollten. Die Ödnisinsel mit dem Fischerdorf Moga diente als neuer Schauplatz, gleichzeitig wurden sämtliche alten Jagdgebiete über Bord geworfen und neue Biome erschaffen. Auch bei den Monstern wurde munter ausgewechselt. Neben einigen wiederkehrenden kleinen Monstern kehrten nur drei Fanlieblinge unter den großen Monstern zurück: Diablos, Rathian sowie das Serienmaskottchen Rathalos. Im Umkehrschluss bedeutete dies, dass die anderen 15 großen Monster immerhin allesamt brandneu waren und mit den Leviathanen und Kampfwyvern wieder neue Monstertypen mit ganz individuellen Bewegungsabläufen hinzukamen. Gleichzeitig wurde jedoch bei den verfügbaren Waffenarten ordentlich gegeizt. Doppelklingen, Gewehrlanze, Jagdhorn und Bogen kehrten nicht zurück. Dafür wurde mit der Morphaxt immerhin eine neue Waffengattung eingeführt. Auch beim Bogengewehr tat sich einiges, denn die klassische Unterscheidung zwischen Leichtem und Schwerem Bogengewehr fiel weg, stattdessen stellte man verschiedene Teile her, um dann drei davon zu einer Waffe zusammenzusetzen. Dies bot deutlich mehr Individualität, kehrte jedoch bis dato nicht zurück.
Das wohl kontroverseste Feature der dritten Generation war das (Unter-)Wasser-Gameplay. Zum ersten und auch einzigen Mal konnten Jägerinnen und Jäger in dieser Generation den Sprung ins kühle Nass wagen, um Monstern auch dort den Garaus zu machen. Während diese Gameplay-Erweiterung für die einen eine willkommene Abwechslung darstellte, war die breite Masse vom schwerfälligen Tauchgang nicht gerade beeindruckt – vermutlich ist es deshalb bis heute (leider) nicht wieder zurückgekehrt. Zwischen Monster Hunter 3 und dessen Erweiterung legte Capcom noch einen japanexklusiven Zwischenstopp ein und kehrte dafür sogar auf die PlayStation Portable zurück. Monster Hunter Portable 3rd verabschiedete sich 2010 noch während der laufenden Generation direkt wieder vom Wasser-Gameplay, wodurch mehrere Jagdgebiete und Monster teilweise verändert oder sogar gestrichen wurden. Auch Moga musste wohl aufgrund des Settings am Wasser weichen und schaffte Platz für das japanisch angehauchte Bergdorf Yukumo und die umliegenden Nebelgipfel. Dafür brachte Portable 3rd zahlreiche neue Monster, Unterarten sowie wiederkehrende Monster aus den vorherigen Generationen mit sich.
Ein zweites Mal zum Planschen lud dann Monster Hunter 3 Ultimate ein, welches zwar ohne „G“ im Titel auskommt, aber trotzdem der dritten Generation endlich ihren G-Rang spendierte. Na ja – ganz ohne „G“ traute es sich in Japan dann doch nicht in die Ladenregale. Hier wurde es als Monster Hunter 3 G 2011 für den Nintendo 3DS sowie 2012 für die Wii U veröffentlicht. Auf beide Versionen musste der Westen bis 2013 warten. Monster Hunter 3 Ultimate kehrte zurück nach Moga, jedoch der vorherigen Online-Stadt Loc Lac den Rücken zu und ließ Spielerinnen und Spieler stattdessen den Hafen von Tanzia als Online-Treffpunkt nutzen. Außerdem wurde das Monstersortiment erneut erweitert, während gleichzeitig einige der Portable 3rd-Monster den Sprung nicht in 3 Ultimate schafften. Der Kampfwyvern Brachydios brachte mit seinem Schleim erstmals seit langem einen neuen Statuseffekt in die Serie. Sowohl in Portable 3rd als auch in 3 Ultimate waren nun alle 12 Waffentypen vertreten. Bei den tierischen Begleitern tat sich während der dritten Generation übrigens auch so einiges. Während Portable 3rd auf die Felynen setzte, brachte Monster Hunter 3 den frechen Shakalaka Cha-Cha als Begleiter hervor, welcher in 3 Ultimate zusätzliche Unterstützung von seinem Rivalen Kayamba erhielt.
Auch wenn der große Wechsel zu Nintendos Plattformen sicherlich für viele Fans überraschend kam, so stellte dieser – mit der Ausnahme von Monster Hunter Portable 3rd – den Beginn einer mehrjährigen Exklusivität dar. Doch auch hier zog es Capcom wieder vor allem in den Handheld-Sektor, was eine ganze Handvoll Monster Hunter-Titel für den Nintendo 3DS beweist.
Gehört ihr zu den alteingesessenen Fans der ältesten Monster Hunter-Generationen? Erzählt uns gerne von euren Erfahrungen mit den Anfängen der Serie in den Kommentaren!
Hier gelangt ihr zum zweiten Teil unserer Monster Hunter-Historie!