Super Mario World: Mein Weg zu Kaizo Mario Spezial
Geschrieben von Maik Styppa-Braun am 19.08.2022
Wohl einer der meistgespielten Titel in meinem Leben dürfte Super Mario World sein. Als Kind der 90er bin ich mit dem SNES und Marios Abenteuer groß geworden und habe in den vergangenen dreißig Jahren wohl jeden Winkel erkundet. Als der YouTube-Algorithmus mir im vergangenen Jahr die Rocket Beans samt der ersten Folge Kaizo geht das! vorschlug, wusste ich nicht, was mich erwartet. Der mir gut vertraute Klempner weckte jedoch mein Interesse und so begann meine Affinität zu Kaizo Mario.
Doch klären wir erstmal kurz für alle, was das eigentlich ist. Als Kaizo Mario bezeichnet man Rom-Hacks, die auf Super Mario World basieren, wobei der Begriff des Kaizo für eine Neuanordnung der gewohnten Umgebungen steht, wodurch extra schwere Level entstehen. Diese beinhalten zum Großteil die bekannten Blöcke, Texturen und auch Charaktere aus Super Mario World, jedoch sind die Level deutlich anspruchsvoller konzipiert, sodass nicht nur gezielte Sprünge von Nöten sind, sondern auch allerlei Tricks, die mit Mario ausgeübt werden können. Grundsätzlich sind diese Hacks auch nicht verboten, da ihr über eine originale Rom verfügen müsst und die Hacks als eine Art Patch des Originals zu verstehen sind. Nur wenn ihr selbst über das Spiel verfügt, bestenfalls eure eigene Rom zu Super Mario World erstellt und diese nirgends teilt, seid ihr auf der sicheren Seite.
Über die Webseite SMW Central ist in den vergangenen Jahren eine große Community entstanden, über welche allerlei Hacks geteilt werden. Darüber hinaus finden sich aber auch Anleitungen, wie selber Hacks erstellt werden können, es werden neue Texturen miteinander geteilt und natürlich findet ein reger Austausch statt, jedoch alles im Rahmen des Legalen. Zudem bekommt ihr Schritt für Schritt erklärt, was ihr tun müsst, sofern ihr selbst einmal in den Genuss eines Hacks kommen möchtet. Für mich war dieser Punkt vor einigen Monaten erreicht, nachdem ich internationalen Spielern immer wieder bei allerlei Kaizo Mario-Hacks zuschaute. Meine Neugier, mich selbst einmal an den Leveln auszuprobieren, war unheimlich groß, weshalb ich mich mit einem der einfacheren Varianten, Baby Kaizo World, beschäftigte.
In diesem müsst ihr beispielsweise Stück für Stück die Grundlagen von Kaizo Mario und die damit verbundenen Kniffen anwenden. Relativ schnell stellte ich fest, dass all meine Erfahrungen und mein Können nicht ausreichten, um bereits die ersten Level zu meistern. Die Faszination, die mich am Ende jedoch am meisten motiviert, Level immer und immer auf ein Neues auszuprobieren, entstand durch die kleinen Erfolge, die ihr als Spieler verbucht. Häufig sind es nur einzelne Sprünge, die plötzlich, und sei es nur zufällig, klappen, um eine weitere Runde zu spielen. Solltet ihr in der Lage sein, mittels eurer Hardware eigene Speicherpunkte zu setzen, bleiben zudem große Frustmomente aus, da jeder noch so kleine Fortschritt gespeichert werden darf. Andernfalls müsst ihr euch darauf einstellen, hunderte von Bildschirmtoden zu erleben, bis ihr überhaupt einen regulären Checkpoint zu Gesicht bekommt.
Wenn ihr Marios grundlegende Bewegungen einmal verinnerlicht habt, könnt ihr dann in Kaizo Mario beispielsweise höhere Sprünge mit einem Shell Jump ausführen, dürft Ewigkeiten auf Disco Shells springen oder ihr hüpft gezielt durch Buu Huu-Kreisel. All dies ist im regulären Spiel ebenso möglich, fand seinen Weg auf diese herausfordernde Form jedoch nicht ins Spiel. Doch auch andere Möglichkeiten werden je nach Art des Hacks ins Spiel implementiert. Hierzu gehört die Fertigkeit, innerhalb des Sprungs die Sprungart zu wechseln. Diese Neuerungen führen zu besonderen Herausforderungen, da die bekannten Bewegungen Marios nochmals auf den Kopf gestellt werden.
Ich denke, dass gerade durch die heutigen technischen Möglichkeiten das Genre, wenn man es denn so nennen darf, auch für jedermann zugänglich wird. Bei mir hat es zumindest dazu geführt, dass ich immer tiefer in die Arbeiten der Community eingetaucht bin und mich an immer wieder neuen Hacks versuche. Das Ganze läuft aktuell aber nur für mich alleine ab, da mich vor allem die Ideen hinter der Arbeit total in seinen Bann gezogen haben. Viele der Spielerschaft nutzen nämlich mittlerweile veränderte Assets, bauen eigene Oberwelten oder erzählen ganze Geschichten mit ihren Hacks, was der gesamten Thematik noch mehr Reize bietet, als sie es ohnehin schon tut. Vielleicht werde ich daher eines Tages selbst einmal Hand anlegen und ein Level kreieren, was wir der hiesigen Community zur Verfügung stellen können. Ein kleines Kaizo Mario ntower-Spezial sozusagen …
Zuletzt sei noch erwähnt, dass der Kaizo-Trend sich nicht nur auf Super Mario World beschränkt, sondern auch andere Titel herangezogen wurden. Die beiden bekanntesten Spiele dürften dabei Super Mario 64 und Super Mario World 2: Yoshi‘s Island sein. Auch zu diesen Klassikern gibt es erste Hacks, die deutlich mehr von euch abverlangen und die Hauptspiele auf besondere Art verändern. Diese befinden sich jedoch noch in den Kinderschuhen, da der größte Teil der Community Super Mario World als das Nonplusultra für Kaizo-Hacks ansieht.
Blickt man nun zurück auf Super Mario World, ist es fast unglaublich, was sich aus dem Platformer entwickelt hat. Dreißig Jahre sind seit dem Release des SNES vergangen und noch immer erfreuen sich Spieler weltweit an Marios Abenteuer und bauen immer neue Welten, die auf den Grundlagen des Spiels basieren. Man darf gespannt sein, wie sich das Ganze noch weiter entwickelt und wir halten die Augen ebenfalls nach interessanten Ideen offen.