
10 LGBTQIA+-freundliche Spiele, die den Pride Month noch bunter machen Spezial
Geschrieben von Kerstin Steiner am 09.06.2023
Auch dieses Jahr findet im Juni wieder der Pride Month statt, der allen Menschen gewidmet ist, die sich als queer und damit als nicht heterosexuell verstehen. Der erste Pride Month begann nach den bekannten Stonewall-Riots im Jahr 1969, wobei es sich um spontane Proteste und Aufstände der homosexuellen Community handelt, die in Greenwich Village in New York City stattgefunden haben. 1970 fand demnach der erste Pride Month statt und das Bewusstsein rund um die LGBTQIA+-Community wird auch außerhalb der USA immer größer. Heute gilt der Pride Month noch immer als Protest, denn leider ist die Gleichberechtigung auch hier noch lange nicht angekommen.
Auch in Videospielen wird das Bewusstsein immer größer und immer mehr Charaktere sind offen queer. Repräsentation ist auch hier enorm wichtig, weswegen wir zur Feier des Pride Months heute zehn Spiele für die Nintendo Switch vorstellen, die LGBTQIA+-freundlich sind und Gender-Fluidität ebenso feiern wie wir. Hierbei handelt es sich wie immer um eine Auswahl und die Videospielbranche bietet zum Glück noch weitaus mehr Spiele, die das Thema abdecken. Verratet uns gerne in den Kommentaren, welches euer liebstes LGBTQIA+-freundliches Spiel ist!
Stardew Valley
Die Lebenssimulation Stardew Valley ist wohl auf so vielen Ebenen ein tolles Spiel und kann eine immens große Fanbase aufweisen. So gesehen hat das Spiel neben Harvest Moon und später Story of Seasons auch das Genre unglaublich geprägt und mit seinen vielen Möglichkeiten ist es noch immer eine der besten Farm-Simulationen, die es auf dem Markt gibt. Dank der vielen Mod-Möglichkeiten bietet Stardew Valley eine sehr große Vielfalt an Gestaltungsmöglichkeiten, an die wohl keine andere Farming-Simulation heran kommt.
In Stardew Valley könnt ihr natürlich auch die Liebe eures Lebens finden und der Entwickler Eric Barone hat schon sehr früh die homosexuelle Ehe befürwortet. Daher könnt ihr im Spiel auch heiraten, wen ihr möchtet, solange ihr die Beziehung zu der Person natürlich lange genug verbessert habt. Zwar gibt es vorgegebene Charaktere, zu denen ihr eine Beziehung aufbauen könnt, dabei könnt ihr aber das Geschlecht frei wählen. Das Schöne ist auch, dass die Sexualität nicht groß an die Glocke gehangen wird und eine queere Ehe genauso normal ist wie eine heterosexuelle. Daher liegt es ganz an euch, wem ihr euer Herz schenken möchtet. Auch bei der Erstellung eures Charakters könnt ihr euch frei entscheiden, wie er oder sie aussehen soll, auch wenn ihr immer noch ein biologisches Geschlecht angeben müsst.
Hades
Auch wenn es nicht so scheint, so stecken in der großartigen Geschichte des Rogue-lite Hades einige queere Charaktere. Das liegt aber auch an der griechischen Mythologie, die die Grundlage des Spiels bildet, und wer sich ein bisschen damit auskennt, weiß, dass die Götter sich gerne austoben und ganz nach ihren eigenen Regeln leben. Zagreus selbst ist ein bisexueller Charakter in der Überlieferung, und die Autoren von Hades haben sich die Freiheit genommen, einen liebenswert bissigen und stoischen Charakter zu schaffen. Außerdem hat er mit Dusa, Megaera und Thanatos gleich drei romantische Optionen.
Darüber hinaus trefft ihr auf die Charaktere Achilles und Patroklos, die eine tiefe Freundschaft verbindet. Ob diese nur platonisch oder romantisch ist, darüber wird noch immer gestritten. Allerdings gibt es in der Geschichte genug Beweise dafür, dass die beiden Männer sich geliebt haben, und das wird auch in Hades so übernommen. Dann ist da noch der Charakter Chaos, der sich als nicht-binär bezeichnet und sich demnach keinem Geschlecht zuordnet. Das zeigen auch die entsprechenden Pronomen they/them, die sich vor allem im Englischen schon für nicht-binäre Menschen eingebürgert haben.
Coffee Talk und Coffee Talk Episode 2: Hibiscus & Butterfly

Aqua und Myrtle führen eine lesbische Beziehung, auch wenn es leider nicht so offensichtlich dargestellt wird
© Toge Productions Strictly Limited
Die beiden Spiele, die vor allem aus den erzählten Geschichten der Café-Gäste bestehen, haben viele Fans im Sturm erobert. Auch wenn Coffee Talk und sein Sequel Coffee Talk Episode 2: Hibiscus & Butterfly eher entspannter Natur sind, sind die Hoffnungen und Sorgen der Charaktere, die nachts das Café besuchen, sehr real und teilweise auch recht ernst. Zwar handelt es sich bei den Figuren um Fantasy-Charaktere, jedoch klagen auch sie ihr Leid über die Arbeit oder schwierige Beziehungen und sprechen sogar Themen wie Rassismus und Diskriminierung aufgrund ihres Geschlechts an.
Mehrere Charaktere in Coffee Talk sind homosexuell und auch die Protagonistin scheint sich keinem klaren Geschlecht zuzuordnen. Zwar werden die heterosexuellen Beziehungen sehr viel deutlicher herausgearbeitet, dennoch sind zum Beispiel Gala und Hyde in einer schwulen Beziehung und es wird als etwas völlig Normales dargestellt. Darüber hinaus gibt es den Alien-Charakter, der die Pronomen they/them nutzt (zumindest im englischen Original) und damit als nicht binär gilt. Zudem versteht das Alien nicht, warum die Menschen oder Fantasy-Wesen überhaupt diese strenge Geschlechtertrennung benötigen, was zeigt, dass die Figur die Gender-Fluidität befürwortet.
Aqua und Myrtle sind ebenfalls in einer homosexuellen Beziehung und sprechen vor allem die Probleme der zwischenmenschlichen Kommunikation in einer Beziehung an. An den beiden sieht man leider, dass ihre Beziehung nicht ganz so offen behandelt wird wie zum Beispiel die Ehe des Polizisten Jorji.
Life is Strange-Reihe
Eines der bekanntesten Spiele, das sowohl lesbische als auch bisexuelle Beziehungen darstellt, ist wohl Life is Strange. Hier wird immer wieder die Nachvollziehbarkeit der Beziehung in den Vordergrund gerückt, da Max auf organische Weise lernt, dass sie sich für Frauen interessiert. Darüber hinaus sind auch andere Frauen des Spiels realistisch dargestellt und werden nicht sexualisiert wie in den meisten Videospielen auf dem Markt. Auch die Synchronsprecherin Ashley Burch, die Chloe ihre Stimme leiht, sagt, dass sie den Charakter immer als nicht binär angesehen hat, auch wenn das von den Spielentwicklern nicht klar definiert wurde.
Darüber hinaus gibt es viele weitere queere Charaktere, auf die ihr in Life is Strange trefft. Finn fühlt sich zu Sean hingezogen und doch würde man ihn am ehesten als pansexuell betrachten, da er sich nicht in ein spezifisches Geschlecht verliebt, sondern in den Menschen selbst. Auch Arthur und Stanley sind ein schwules Pärchen, auf das man in Life is Strange 2 trifft. Das Spiel schafft es auch hier, die Beziehungen als etwas völlig Normales darzustellen, und baut die Charaktere so weit aus, sodass sie eben nicht nur schwul oder lesbisch sind. Leider ist es noch immer gängig, dass man Personen der LGBTQIA+-Community nur auf ihre Sexualität reduziert. Das passiert in der Life is Strange-Reihe nicht, es gehört einfach zu den Charakteren dazu.
Night in the Woods
Das kleine Indie-Adventure Night in the Woods besticht zunächst natürlich durch seinen einzigartigen Grafikstil und die vielen lustigen und skurrilen Charaktere. Zudem gibt es einiges zu erkunden und selbst Rhythmusspiele warten auf euch. Doch hinter der eigentlich recht amüsanten Fassade stecken viele ernsthafte Themen, die behandelt werden und die viele Menschen der LGBTQIA+-Community nur zu gut kennen. Gefühle von Isolation, Distanz und Depression sind Themen von Night in the Woods und viele queere Menschen verbergen sehr lange, wer sie wirklich sind. Das liegt unter anderem an der Gesellschaft, denn queere Menschen schämen sich sehr oft für ihre wahren Gefühle und ihre echte Identität und verstecken sie daher. Erst wenn ein Outing stattfindet, holen betroffene Menschen etwas von sich selbst zurück, das ihnen die Gesellschaft geraubt hat.
Ähnliches kann man auch bei der Protagonistin Mae erleben. Sie hat gerade ihr Studium abgebrochen, um mit ihrer Familie zurück in ihre kleine Heimatstadt zu ziehen. Schnell merkt sie, dass die Welt nicht auf sie gewartet hat, während sie weg war. Stattdessen sind die Stadt und alle, die sie kannte, ohne sie gereift. Sie ist ein Mädchen, das der Zeit hinterherhinkt und aufholen muss. Zwar wird ihre Sexualität nur selten thematisiert, doch Mae ist nachweislich pansexuell und fühlt sich von den Menschen an sich angezogen und nicht von einem bestimmten Geschlecht.
Auch andere Charaktere im Spiel sind queer. Gregg und Angus sind ein schwules Pärchen, die eine sehr glückliche Beziehung führen. Das Angus in seiner Kindheit misshandelt wurde und regelmäßig in einen Schrank eingeschlossen war, ist bei weitem keine Metapher, sondern ein Hinweis darauf, dass er aufgrund seiner Homosexualität Missbrauch erlebt hat. Darüber hinaus gehören auch die Figuren Bombshell, Adina, Delaney, CJ, Jackie und Michelle zur LGBTQIA+-Community. Schön zu sehen ist hier, dass die Beziehungen alle sehr real dargestellt werden und die jeweilige Sexualität nicht im Mittelpunkt des Narrativs steht, sondern als normal hingenommen wird.
If Found …
In der Visual Novel If Found … trefft ihr auf die Trans-Frau Kasio, die sich selbst als asexuell bezeichnet. Allerdings hat sie auch verschiedene Beziehungen, weswegen man sie wohl eher als bisexuell bezeichnen kann. Ihre Freunde Colum und Jack führen eine homosexuelle Beziehung und der Charakter Shans entpuppt sich gegen Ende des Spiels als nicht binär und legt sich den neuen Namen Anu zu.
Als Spielerin oder Spieler kommt ihr im Spiel voran, indem ihr Tagebucheinträge und Bilder löscht, um so die Geschichte zu beeinflussen. Dabei ist die Erzählung in zwei ineinander verschachtelte Geschichten aufgeteilt, in denen ihr entweder die Studentin Kasio begleitet oder die Weltraumforscherin Cassiopeia, die ein schwarzes Loch im All entdeckt, dass die Erde zerstören wird.
Story of Seasons: Pioneers of Olive Town
Genau wie Stardew Valley bietet auch Story of Seasons: Pioneers of Olive Town unzählige Möglichkeiten, um sich ein eigenes Leben auf einer Farm aufzubauen. Auch hier erbt ihr einen Bauernhof, den ihr zu neuem Glanz führen müsst, und in der benachbarten Stadt könnt ihr die Liebe fürs Leben finden. Ursprünglich unter dem Namen Harvest Moon bekannt, gilt auch die Story of Seasons-Reihe weiterhin als wichtiger Ableger für das Genre Farming-Simulationen und es gibt regelmäßig neue Teile, die die bekannte Reihe erweitern.
Seit Story of Seasons: Pioneers of Olive Town ist es möglich, gleichgeschlechtlich zu heiraten, was für die Reihe nicht selbstverständlich ist. Demnach könnt ihr euren romantischen Partner frei aus den festgelegten Junggesellinnen und Junggesellen wählen, egal welchem Geschlecht die Person angehört. Hier gilt aber auch das Gleiche wie in Stardew Valley: Erst muss die Beziehung eng genug sein, ehe es vor den Traualtar geht. Die freie Geschlechtswahl ist insofern besonders, da in Japan der Pride Month zwar auch gefeiert wird, die Anerkennung der LGBTQIA+-Community aber noch längst nicht so präsent wie in anderen Ländern ist. Hier ist es immer noch sehr schwierig, sich zu outen, und viele queere Menschen stoßen noch immer landesweit auf Diskriminierung. Hier gilt wohl Tokyo als die fortschrittlichste Stadt, dennoch wird das Thema eher hinter verschlossenen Türen behandelt.
Undertale
In Undertale spielt ihr einen Menschen, der in die Unterwelt gerät, die von Monstern besiedelt ist. Nun liegt es an euch, den Weg zurückzufinden oder für immer dort zu verweilen. Das Rollenspiel kommt mit einem besonderen Kampfsystem daher, denn das Töten von Monstern ist nicht zwingend notwendig. Ihr könnt die Bosse auch einfach zu euren Freunden machen und generell besticht Undertale dadurch, dass es eben nicht das klassische Rollenspiel ist, das man kennt.
Undertale legt jedoch großen Wert auf ausgefeilte Charaktere, eine tolle Geschichte und eine große Repräsentation der LGBTQIA+-Community. Besonders an Undertale ist, dass es mehrere queere Charaktere gibt, die auch über ihre Sexualität hinaus identifizierende Merkmale aufweisen. Mindestens fünf Figuren sind queer und drei davon spielen eine wichtige Rolle in der Gesamtgeschichte und sind nicht nur unwichtige Nebencharaktere wie in vielen anderen Erzählungen. Je nachdem, welche Entscheidungen ihr während des Spiels trefft, könnt ihr auch mehr oder weniger queeren Charakteren begegnen und ihre Beziehungen beeinflussen. Auch in Undertale werden die queeren Beziehungen als etwas sehr Normales behandelt und rücken eher die Bewunderung der einzelnen Charaktere in den Fokus.
Unpacking
Das Spiel Unpacking ist eigentlich nur eine Aneinanderreihung von verschiedenen Wohnungen, in denen Umzugskisten ausgepackt werden müssen. Das Hab und Gut muss dann entsprechend in Schränke und Schublanden eingeräumt werden und das wars, oder? Zwar ist das der spielerische Hauptteil von Unpacking, jedoch steckt so viel mehr Geschichte hinter den einzelnen Gegenständen wie Tassen, Stofftieren und Klamotten. Denn wie auch im echten Leben erzählt jeder Gegenstand, jedes Buch und jede noch so kleine Figur eine eigene Geschichte und viele Dinge begleiten die Protagonisten bis zum letzten Kapitel des Spiels.
Erst im Laufe der Geschichte wird klar, dass wir aus der Sicht einer weiblich geschriebenen Person spielen, die zunächst ihr Kinderzimmer, dann ihr Zimmer an der Uni und später ihren Platz in einer WG dekoriert. Nach einer toxischen Beziehung mit einer männlich gelesenen Person, die unserer Protagonistin kaum Platz in der eigenen Wohnung macht und dadurch ihre Dominanz in der Beziehung Ausdruck verleiht, zieht sie schon bald mit einer anderen weiblich gelesenen Person zusammen und führt eine glückliche und gesunde Beziehung mit ihr bis zum Ende des Spiels. Daher kann zumindest gesagt werden, dass die Protagonistin nicht heterosexuell ist, und ein schöner Bonus ist zudem, dass auch ihre körperliche Beeinträchtigung als etwas völlig Normales dargestellt wird.
Celeste
Bei Celeste handelt es sich um einen Platformer, der es wirklich in sich hat. Nicht nur muss der Celeste-Berg bestiegen, sondern auch die inneren Dämonen von Protagonistin Madeline bezwungen werden, was wohl letztendlich die größte Herausforderung ist. Die Sexualität von Celeste wird im Spiel durch mehrere Hinweise offensichtlich und letztendlich wurde sie auch durch das Entwicklungsstudio bestätigt: Celeste ist eine Trans-Frau. Das zeigen unter anderem auch die Regenbogenflagge in ihrem Zimmer, ein älteres Foto, auf dem sie kurze Haare hat, und verschiedene Medikamente, die auf eine Hormon-Therapie hindeuten.
Zwar kam die Bestätigung über ihre Identität recht spät, jedoch scheint die Entwicklerin Maddy Thorson eine ähnliche Entwicklung wie Madeline durchgemacht zu haben. Im Nachhinein gibt Thorson jedoch zu, dass die Fans recht hatten, und entschuldigt sich. Zudem sind auch viele Mitglieder des Studios selbst queer, weswegen eine Repräsentation auch hinter den Kulissen gegeben ist. Das ist leider weiterhin etwas, was nicht zum Standard in der Videospielindustrie gehört.
Videospiele waren sehr lange voll mit Stereotypen und erst in den letzten Jahren hat sich hier ein sehr willkommener Wandel eingestellt. Natürlich gibt es weitaus mehr queere Charaktere und wenn man einmal über die Nintendo Switch hinausblickt, fällt einem derzeit wohl Aloy von Horizon Zero Dawn als Erstes ein, da ihre romantische Beziehung mit einer anderen Frau erst vor Kurzem in den Schlagzeilen der Videospiel-News war. Auch in Assassin’s Creed Valhalla kann man eine homosexuelle Beziehung eingehen und Cyberpunk 2077 bietet verschiedene Möglichkeiten an, Beziehungen zu führen. The Last of Us ist ein weiteres gutes Beispiel, in dem die Protagonistin queer ist und es einfach ein völlig normaler Aspekt ihres Charakters ist.
Bei Nintendo sieht es derzeit recht mau aus, da das japanische Unternehmen in seinen Haupttiteln noch immer auf traditionelle Geschlechterrollen setzt. Einzig in der Xenoblade- und Fire Emblem-Serie gibt es verschiedene Charaktere, die queer sind oder gleichgeschlechtliche Eltern haben. Immerhin gibt es schon Hinweise darüber, dass im aktuellen The Legend of Zelda: Tears of the Kingdom der erste schwule Charakter der Reihe vorgestellt wird. Denn die Männer Calip und Tauro scheinen mehr Interesse aneinander zu hegen als nur eine simple Freundschaft.
All das zeigt, dass die Repräsentation auch in der Videospielbranche angekommen ist, jedoch gibt es hier noch sehr viel Luft nach oben. Gerade die Diskussion um Aloy und ihre Sexualität zeigt, dass der Protest während des Pride Months weiterhin unglaublich wichtig ist, denn queere Beziehungen haben auch ihren Platz in der Videospielbranche mehr als verdient.