Koloniesimulationen mit interessanten Mechaniken für das Steam Deck Spezial
Geschrieben von Philipp Freibauer am 04.11.2023
Koloniesimulationen sind allgemein sehr beliebt und auch eines meiner liebsten Spielegenres. Klassischerweise übernimmt man die Verwaltung einer Siedlung oder Kolonie und muss diese zu großem Wohlstand ausbauen und vor Gefahren beschützen. Während viele der Mechaniken sich in jedem Genre-Ableger finden, gibt es auch immer wieder neue spezielle Spielmechaniken, die nur in einzelnen Spieletiteln auftauchen. Leider ist das Genre auf den Konsolen eher seltener vertreten, dies liegt sehr häufig an der für die Maus optimierten Steuerung. Durch die Beliebtheit des Steam Decks finden sich allerdings immer mehr Ableger, die für die Steam Deck-Verifizierung eine controlleroptimierte Steuerung einführen. Diese ist neben der Performance und Schriftgröße ein zentraler Bestandteil der eben erwähnten Steam Deck-Verifizierung, die Besitzern des Valve Handhelds bei der Spieleauswahl helfen soll. Sind alle Kriterien erfüllt, wird das Spiel auf Steam mit einem grünen Häkchen als „verifiziert“ dargestellt, fehlen einzelne Kriterien gilt das Spiel nur als „spielbar“ oder schlimmstenfalls als „nicht unterstützt“. In diesem Artikel werden drei Spiele mit besonderen Spielmechaniken kurz vorgestellt, die bei Steam zumindest die Einstufung „spielbar“ auf dem Steam Deck haben. Die Reihenfolge ist hierbei wertungsfrei.
Bereits im Dezember letzten Jahres hatte ich kurz über Dwarf Fortress berichtet. Damals stand die Steamversion kurz vor ihrer Veröffentlichung und seitdem erfreut sich das Spiel noch größerer Beliebtheit. Durch die Maussteuerung und ein Tutorial für die Grundlagen ist es nun auch für die breite Maße zugänglich. Durch den enormen Erfolg auf Steam konnten sich die beiden Entwicklerbrüder Tarn und Zach Adams nun sogar einen weiteren Entwickler leisten. Das Grundkonzept des Spiels ist immer noch das gleiche: Ihr übernehmt die Kontrolle über eine Kolonie von Zwergen und müsst euren Wohlstand in einer komplett zufallsgenerierten Welt mehren. Erschwert wird euch das neben Angriffen von Goblins und erzürnten Elfen durch einen im Laufe der Zeit größer werdenden Wasserkopf an nutzlosen Zwergen. Diese arbeitsfaulen Adligen stellen nicht nur hohe Anforderungen an Komfort, sondern verbieten euch zwischendurch auch das Exportieren von bestimmten Gegenständen. Was darüber hinaus Dwarf Fortress für mich einzigartig macht, ist die ungeheure Detailtiefe in der Simulation. Jedes Lebewesen wird im Hintergrund weitersimuliert. In Kombination mit der Zufallsgenerierung der Welt, ihrer Geschichte, ihren Religionen und Artefakten sowie teilweise ihrer Feinde wird jeder Spieldurchlauf einzigartig.
Dwarf Fortress ist in der Steamversion auf dem Steam Deck als spielbar angegeben und läuft anfangs auch noch sehr flüssig. Wie beim klassischen PC kann die Performance jedoch leider ab einer gewissen Koloniegröße einbrechen. Im neuesten Update bekam Dwarf Fortress glücklicherweise die ersten Multithreading-Anpassungen, wodurch das Problem nun deutlich später auftritt. Mit zukünftigen Patches könnte es hoffentlich sogar gänzlich der Vergangenheit angehören. Die Steuerung ist derzeit leider nicht für Controller oder das Steam Deck optimiert. Mit diversen Community Controller-Einstellungen könnt ihr euch zwar Radialmenüs oder ähnliches besorgen, die Hauptsteuerung bleibt allerdings über das Trackpad sowie die Schultertasten als Maustasten. Mit ein wenig Eingewöhnung lässt sich so Dwarf Fortress auf dem Steam Deck spielen, längere Spielsitzungen würde ich dennoch lieber am PC machen.
Oxygen Not Included von Klei Entertainment ist neben Don’t Starve vermutlich das bekannteste Spiel des Entwicklerstudios. Mitten in einem Asteroiden übernehmt ihr hier die Kontrolle über eine Kolonie von Duplikanten. Mit einem sehr umfangreichen Technologie-Forschungsbaum müsst ihr so das Überleben der Bewohner sichern und für ihr Wohlergehen sorgen. Neben ausreichend Nahrung und Schlaf kommen noch etwas untypischere Bedürfnisse wie z. B. Hygiene dazu. Als außergewöhnlichstes Bedürfnis gibt es zusätzlich den Sauerstoff. Für uns eine absolute Selbstverständlichkeit, ist dieser dummerweise auf dem Asteroiden leider sehr begrenzt. Dies führt dazu, dass ihr im frühen Spielstadium euch um das Produzieren von Sauerstoff kümmert und parallel überlegen müsst, wie ihr das immer mehr werdende Kohlenstoffdioxid loswerdet. Da Oxygen Not Included auch diverse Physiksimulation enthält, könnt ihr euch hierfür beispielsweise den Umstand zunutze machen, dass Kohlenstoffdioxid schwerer als Sauerstoff ist und sich so auf den unteren Etagen der Basis sammelt. Ein weiteres einzigartiges Problem stellt in diesem Spiel die Wärme dar. Wie in der echten Physik werdet ihr einmal erzeugte Wärme in der Regel nicht mehr los, sondern könnt diese nur umverteilen. Daher gilt es im späteren Spielverlauf eure Produktionsprozesse zu optimieren, um nicht die gesamte Basis in eine Sauna zu verwandeln.
Die Duplikanten sehen nicht nur putzig aus, sondern haben auch unterschiedliche Eigenschaften und Stressaktionen
© Klei Entertainment
2021 erschien mit Oxygen Not Included – Spaced Out! der erste und bislang einzige DLC. Während ihr im Hauptspiel erst in der Endphase des Spiels zu anderen Asteroiden reist, dreht die Erweiterung dies ein wenig um. Der Startasteroid ist wesentlich kleiner und wird von vielen weiteren Asteroiden umgeben. Die für die Raumfahrt notwendigen Technologien lernt ihr nun viel früher und müsst für viele notwendige Ressourcen zu anderen Asteroiden reisen. Durch viele neue Module für das Raumschiff könnt ihr nun auch bequemer Gegenstände zwischen den einzelnen Asteroiden transportieren und diese teilweise sogar über eine Art Teleportnetzwerk verschicken. Da der Asteroid nun kleiner ist, kommt ihr zusätzlich schneller an die Oberfläche, wodurch ihr unerwünschte Hitze auch einfach im Vakuum des Weltalls vernichten könnt.
Optisch hebt sich die SciFi-Kolonie durch die Perspektive deutlich von anderen Spielen des Genres ab. Statt wie gewohnt eine Kolonie in einer Top-Down-Ansicht zu verwalten, betrachtet ihr dieses Mal alles eher wie in einem Side-Scroller. Auf dem Steam Deck ist Oxygen Not Included problemlos spielbar und ist eines der wenigen Spiele in diesem Genre, die sogar eine angepasste Steuerung haben. Hierdurch hat es von Steam auch das "Verifiziert"-Label bekommen und ist seit Veröffentlichung der mobilen Konsole von Valve in der Liste der beliebtesten Steam Deck Spiele sehr weit oben. Bereits seit Jahren wird von den Fans regelmäßig ein Port für die Nintendo Switch gewünscht, bislang leider ohne Erfolg. Dennoch bleibt die Hoffnung, dass vielleicht mit einer Nintendo Switch 2 das Spiel dennoch auch den Nintendo Fans zugänglich gemacht wird.
Das Interface von The Wandering Village ist vollständig auf einen Controller optimiert und zeigt auch die entsprechenden Glyphen an
© StrayFawn Studios
Seit etwas mehr als einem Jahr befindet sich The Wandering Village von Stray Fawn Studio im Early Access auf Steam und erfreut sich dort großer Beliebtheit. In einer postapokalyptischen Welt, in der die Erde selbst unbewohnbar wurde, errichtet ihr eine Kolonie auf dem Rücken einer riesigen Kreatur. Während euch der letzte Onbu durch die verschiedenen Biome trägt, errichtet ihr auf seinem Rücken verschiedene Gebäude, legt Farmen an und kümmert euch um die Bedürfnisse eurer Bevölkerung. Die einzelnen Biome stellen euch immer vor unterschiedlichen Herausforderungen. So gibt es Biome, in denen es sehr trocken ist und ihr mit eurem Wasser sehr sparsam umgehen müsst. Oder ihr schreitet durch ein giftiges Biom und müsst euch um eine Flut an kranken Menschen sowie giftige Auswüchse auf dem Onbu kümmern. Ähnliche Mechaniken finden sich zwar auch in den Jahreszeiten von manch anderen Koloniesimulationen wieder, der Twist ergibt sich aber hier durch die Bewegung des Onbus. Sowohl die Reihenfolge als auch die Länge der Biome entstehen zufällig durch den von der Kreatur gewählten Pfad durch die Welt. Anfangs müsst ihr diesen noch so akzeptieren, später lernt ihr jedoch Techniken kennen, mit denen ihr den Onbu und seine gewählte Route beeinflussen könnt. Generell gibt es viele erforschbare Techniken, die euren Kolonisten ein bequemes Leben verschaffen können. Gleichzeitig sind allerdings gerade diese Technologien meistens zulasten des Onbus. Wollt ihr in perfekte Symbiose mit dieser Kreatur leben oder nutzt ihr ihn einfach nur als Mittel zum Zweck? Kein anderes Spiel hat für mich bisher besser den Aspekt der Nachhaltigkeit repräsentiert.
Ähnlich wie bei Dwarf Fortress spielt ihr The Wandering Village wieder aus der klassischen Vogelperspektive. Verschiedene Ebenen gibt es allerdings nicht und der Bauplatz ist auch sehr übersichtlich gestaltet. Der bunte, eher gezeichnete Grafikstil gestaltet das Spiel sehr ansprechend und lässt einem das postapokalyptische Setting sehr schnell vergessen. The Wandering Village ist bereits fürs Steam Deck verifiziert und bildet die Steuerung der Baumenüs über verschiedene komfortable Radialmenüs ab. Da das Spiel selbst auch nicht sehr hohe Hardwareanforderungen stellt, wäre es auch wie geschaffen für einen Nintendo Switch-Port. Leider ist das Spiel, wie bereits erwähnt, noch immer im Early Access und ist bereits nach einigen Stunden durchgespielt.
An den unteren beiden Beispielen lässt sich sehr gut erkennen, wie das Steam Deck und seine Verifizierung zum Umdenken bei der Steuerung für dieses Genres beitragen. Hiervon können Konsolenspieler profitieren, da eine der größeren Einstiegshürden für einen Konsolen-Port so Stück für Stück wegfallen. Neben den drei eben erwähnten Spielen gibt es noch viele weitere Spiele, die ihre eigenen interessanten Gameplay-Mechaniken verwenden. Welche gehören hier zu euren Lieblingen?