Agatha Christie Classics: Mord im Orient-Express in unserer Comic-Rezension
Geschrieben von Simon Münch am 15.11.2023
Wer nach Kriminalgeschichten mit einnehmenden Charakteren sucht, wird sich bei der Autoren-Ikone Agatha Christie pudelwohl fühlen. Gleichwohl ihre Werke mittlerweile viele Jahre auf dem Buckel haben, gibt es noch immer große Liebhaber, die sich auch heute noch daran machen, ihre bekannten Werke in neue Medien zu interpretieren. Eine dieser Interpretationen ist das Spiel Agatha Christie − Hercule Poirot: The London Case, welches ich kürzlich unter die Lupe nehmen durfte. Heute liegt mir hingegen ein Comic mit dem Titel Agatha Christie Classics: Mord im Orient-Express vor. Ob es der Comic-Adaption dieser klassischen Geschichte gelingt, für spannende Lesezeit zu sorgen, erfahrt ihr nachfolgend.
Der Comic Agatha Christie Classics: Mord im Orient-Express erschien bereits Ende September im Verlag Carlsen Comics. Geschmückt mit den Illustrationen von Chaiko (bekannt durch die Nicolas Le Floch-Comicreihe) dürfen Fans und Neulinge ein fesselndes Abenteuer im berüchtigten Orient-Express neu erleben. Für die deutschsprachige Umsetzung des Texts zeichnet Benjamin von Eckartsberg verantwortlich.
Aber worum geht es überhaupt in Agatha Christie Classics: Mord im Orient-Express? In diesem Titel verfolgt ihr die Reise des berühmten Detektivs Poirot, eine zentrale Figur aus Christies Werken, wie er gerade seine Reise nach London mit dem Orient-Express antritt. Als Freund des Besitzers der Eisenbahngesellschaft kann er sich über eine adäquate Unterbringung freuen. Auch sein Name eilt ihm voraus, sodass er von einem älteren, reich wirkenden Mann gebeten wird, ihn zu beschützen, da er Morddrohungen erhalten hat und nun um sein Leben fürchtet. Poirot winkt ab, da er kein Leibwächter sei – eine Entscheidung, die er hinterher noch bereuen wird. Während der Orient-Express Jugoslawien durchquert, bringt ein Schneesturm den Zug zum Halten und sperrt die Passagiere im Niemandsland ein. Zu allem Überfluss macht ein Mörder an Bord seine Drohungen wahr und bringt den eben genannten älteren Herrn um. Mysteriös wird es, als sich herausstellt, dass die Tür des Abteils von innen abgesperrt gewesen ist. Ein Mord in einem verschlossenen Raum? Ein Fall für den meisterhaften Poirot.
Die Handlung von Agatha Christie Classics: Mord im Orient-Express ist fesselnd und wirkt erzählerisch nicht nur interessant, sondern schafft es, eine mitreißende Atmosphäre aufzubauen. Die entsteht vorrangig durch die unterschiedlichen Charaktere, die zwar auf ihre Weise Klischees bedienen, gleichzeitig aber auch äußerst tiefgründig wirken, da viele kurzzeitig ihre Vergangenheit durchscheinen lassen. Sprachlich wurde ebenfalls ein wenig gespielt: Neben verschiedenen Sprechweisen, die den gesellschaftlichen Status des jeweiligen Charakters spiegeln, wurden auch Poirots französischen Worte geschickt eingearbeitet. Es liest sich fast so, als würde man seine Stimme mit dem französischen Akzent hören. Très bien!
Die Illustrationen von Chaiko zeichnen sich durch eine sehr düstere Atmosphäre aus, die nicht nur gut zur Handlung passt, sondern auch in gewisser Weise Nostalgie versprüht. Dabei werden die Charaktere nicht außergewöhnlich schön dargestellt, sondern wirken eher der Wahrheit entsprechend – Falten, Altersflecken und Übergewicht sind nichts, was den Illustrator abschreckt. Dabei zeichnen sich die einzelnen Panels durch unglaublich viele Details aus, die auch notwendig sind, damit man als Leser selbst in gewisser Weise an den Ermittlungen teilnehmen kann. Die Anordnung der Panels ist sehr ordentlich und wenig überraschend, was hilft, sich auf die einzelnen Bilder konzentrieren zu können.
Carlsen Comic gönnt Agatha Christie Classics: Mord im Orient-Express ein Großformat, welches zwar nicht unbedingt gut in der Hand liegt, aber die perfekte Gelegenheit bietet, sich wortwörtlich in einem Werk zu verlieren. Diese Übergroße hilft immens dabei, verschiedene Details auf eine Art zu verstecken, dass man sie als Leser auch finden kann – bei kleineren Panels wäre das problematisch gewesen und hätte dem Lesevergnügen sicherlich einen Abbruch getan. Dass der Comic in einer Hardcover-Ausgabe daherkommt, ist eine schmucke Angelegenheit und erleichtert das Blättern. Außerdem lässt sich der Band nach dem Lesen schön in einem Regal präsentieren, besonders weil das Coverdesign ein atmosphärisches, aber nicht überladenes Bild zeigt.
Fans von Krimis und Comics dürfen sich auf eine hochwertige Ausgabe freuen, die dem Ruf der Autorin gerecht wird. Diese Interpretation des Klassikers in ein alternatives Medium ist äußerst gelungen und wird sicherlich für interessante Lesezeit zu einem fairen Preis-Leistungs-Verhältnis sorgen. Durch die frostige Atmosphäre bietet sich dieses Werk auch als ideales Geschenk für Krimi-Fans zu Weihnachten an.
Wenn ihr euch einen ersten Eindruck von den tollen Illustrationen und dem Beginn der Handlung verschaffen möchtet, könnt ihr hier eine Leseprobe online einsehen.
- Hardcover, farbig
- ISBN: 978-3-551-72890-6
- 23,7 x 31,7 cm, 64 Seiten
- 20,00 €
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