
Gothic 1 Remake für den PC in der Vorschau – Was ist nun eigentlich mit Lester?
Geschrieben von Florian McHugh am 29.08.2024
Ach was könnten an dieser Stelle jetzt alles für Referenzen aus dem originalen Gothic 1 stehen. Ich könnte euch, liebe Leser, zunächst zum kompletten Lesen dieser Vorschau auffordern, oder es gibt volles Pfund aufs Maul. Ich könnte auch die Frage in den Raum werfen, wo zur Hölle eigentlich Lester ist, oder … aber ich schweife ab. All das könnte ich nun in diese Einleitung einbauen, tue ich aber natürlich nicht. Stattdessen gebe ich euch einen kleinen Vorgeschmack auf die kommenden Zeilen: Nach meinem letzten Besuch auf der gamescom bereits vom neuen Gothic 1-Remake überzeugt. Es erwartet uns ein Spiel mit der große Ambition, den Geist des Originals durch und durch zu verströmen. Und zwar ohne neu hinzugekommene Spieler zu vergraulen. Ob das gelingen kann? Darüber lässt sich momentan nur mutmaßen ‒ und genau das passiert nun im Folgenden. Übrigens: Wer bisher keine Berührung mit Gothic hatte, dem empfehle ich unseren Test zur Gothic 1-Portierung für die Nintendo Switch zu lesen.
Ruhrpott-Charme, frei Schnauze, ungebügelt, rau und kantig ‒ ein Spiel, das euch nicht dauernd an die Hand nimmt … über das ursprüngliche Gothic vom Entwickler Piranha Bytes wurde damals viel geredet und geschwärmt. Endlich ein vernünftiges Rollenspiel aus Deutschland …. welches leider etwas unfertig anmutete und auch mit dem einen oder anderen Bug zu kämpfen hatte. Doch damals drückten viele Fans ein Auge zu und verziehen es den Entwicklern aus dem Ruhrpott. Weil Gothic zweifelsohne und in vielerlei Hinsicht ein sehr einzigartiges Spielerlebnis ist, das bis heute für teils sehr verklärte Erinnerungen sorgt. Die Entwickler von Alkimia Interactive arbeiten im Auftrag von THQ Nordic an einem Remake und hatte ich bis vor kurzem noch die Sorge, dass das Gothic 1-Remake angesichts diverser Negativschlagzeilen über THQ Nordic überhaupt jemals erscheinen wird, so konnte eine Präsentation auf der gamescom dann doch noch die Zweifel beseitigen.
Erklärtes Ziel der Entwickler ist es, den Charme und auch das Spielgefühl des Originals in die heutige Zeit zu überführen ‒ und das ist wahrscheinlich keine schlechte Idee. Denn Gothic 1 ist ‒ zumindest meiner Meinung nach ‒ nicht gerade gut gealtert. Die Aussicht darauf, die Strafkolonie unter der magischen Kuppel erneut mit besserer Grafik und weiteren Quality of Life-Verbesserungen erkunden zu dürfen, lässt mein Herz etwas höher schlagen. Gezeigt wurde mir eine Demoversion, welche das Startgebiet des Spiels umfasst und auch dem Beginn des Originals entspricht; inklusive erster Begegnung mit Diego, die mit einem recht nüchternen und harschen Empfang verbunden ist. Auch das ist den Entwicklern wichtig: Euch spüren lassen, dass ihr nicht der Auserwählte seid. Sondern ein Niemand, der sich in dieser rauen Welt erst noch hocharbeiten muss. Dazu gehört, dass man euch wenig zutraut und eigentlich niemand Interesse daran hat, Informationen mit euch auszutauschen. Ihr müsst zunächst sogar erreichen, dass ihr überhaupt wahrgenommen werdet. Doch habt ihr diese Hürde überwunden, wird es sich ‒ laut aktuellem Plan der Entwickler ‒ in der Spielwelt bemerkbar machen: Euer Charakter führt seine Waffen nicht mehr unbeholfen und beidhändig, Bewohner der Strafkolonie weichen vor euch zurück und so weiter. Die Welt soll auf euch und eure Taten reagieren. Ob das tatsächlich wie geplant umgesetzt wird, ließ sich noch nicht erkennen. Daher müssen wir den Entwicklern einfach mal vertrauen.
Es lässt sich aber bereits feststellen, dass der Geist des Originals tatsächlich gut eingefangen wird. Nicht nur anhand der deutlich aufpolierten Optik, sondern auch in der Art und Weise, wie sich die Spielfigur bewegt. Auch die Interaktionen mit NPCs und Gegner, die uns ans Leder wollen, sind bereits sehr gelungen. Doch das Gothic 1-Remake soll nicht nur eine 1:1 Kopie des Kult-Klassikers sein. Davon abgesehen hat Alkimia Interactive es sich zum Ziel gesetzt, den Umfang der Spielwelt auszubauen und noch mehr zu beleben. So gibt es im Startgebiet des Originals eine verlassene Mine, die nicht betreten werden kann - weil dem ursprünglichen Entwickler Piranha Byte schlicht die Zeit fehlte, sie fertigzustellen. Solche kleinen Baustellen wollen sich die Macher nun vorknöpfen und das Remake zu dem Gothic machen, wie es ursprünglich gedacht war. Das Gefühl der Freiheit und das Fällen eigener Entscheidungen sollen nun über das gesamte Spiel gespannt sein. Nicht mehr wie im Original nur in den ersten drei Kapiteln präsent sein.
Ob das alles am Ende tatsächlich wie geplant klappt, kann aktuell weder ich noch sonst jemand wirklich objektiv und sicher sagen. Allerdings wollen die Entwickler kein liebloses Stück Software auf den Markt werfen, sondern stattdessen eine ganz besondere Spielerfahrung bieten. Welche auch all jenen, die das originale Gothic noch nie gespielt haben, gefällt und viel Spaß bereitet. Ich denke das wird ihnen gelingen.