© BOOM Studios! / Sean Phillips

Dämonen und Okkultes – Damn Them All in unserer Comic-Rezension

Wir beginnen die Halloweenwoche mit einer erst neulich gestarteten Comic-Reihe. Einen Softspot für alles Übernatürliche und Mystische habe ich sowieso schon und wenn es dann noch um Dämonen, Geister oder andere dunkle Kreaturen geht, haben Geschichten wie die im hier besprochenen Comic direkt meine Aufmerksamkeit. Es spielt auch keine Rolle, ob Erzählungen in der Gegenwart oder in der Vergangenheit angesiedelt oder in welchem Kulturkreis sie eingebettet sind. Die Folklore von Hellboy mag ich genauso wie die Yokai aus der japanischen Mythologie. Im Comicbereich ist daher neben Hellboy auch die Figur John Constantine aus Hellblazer in meinem Interesse. Weil es in der Presse heißt, mit "Damn Them All" gäbe es einen weiteren Comic, der sich im Fahrwasser des Antihelden Constantine bewegt, wollte ich mehr darüber erfahren. Aber so viel sei bereits jetzt verraten: Mit diesem Vergleich tut man sich keinen Gefallen. Um den Plot zu entwirren, bediene ich mich ausnahmsweise dreist beim Pressetext, denn da liegt der erste Hund schon begraben. Er ist verworren und unnötig unübersichtlich:


Gerne hätte ich mit Ellie Hawthorne eine interessante Protagonistin gesehen!

© 2024 Simon Spurrier Ltd. & Charles Adlard / BOOM! Studios / Cross Cult

„Zur Hölle mit den Dämonen

Nach dem Tod von Ellies Onkel Alfie, einem berüchtigten Magier und okkulten Detektiv, werden die 72 Teufel der Ars Goetia auf mysteriöse Weise aus ihrem höllischen Reich befreit. Nun liegt es an der Antiheldin und Auftrags-Okkultistin Ellie "Bloody El" Hawthorne, jeden dieser Dämonen aufzuspüren und zurück in die Hölle zu verdammen... mit Weihwasser, schwarzer Magie oder einfach mit ihrem treuen, rostigen Hammer. In der Zwischenzeit ist Dora, eine Polizistin, die durch die gleichen Ereignisse wie Ellie traumatisiert wurde, misstrauisch über den frühen Tod von Alfie. Während ihrer Ermittlungen werden die beiden Zeuge seltsamer Veränderungen in den okkulten Zirkeln Großbritanniens: Ein kichernder Wahnsinn infiziert die Bevölkerung. Alfies Einmischung hat nicht nur die Welt der Sterblichen in einen Albtraum verwandelt, und so ist es an Bloody El, die Dinge wieder in Ordnung zu bringen ... und dabei steht nur die Ewigkeit auf dem Spiel.“


Auf dem Papier klingt das alles eigentlich recht spannend, aber nach der Lektüre des ersten Buches wurde ich leider ernüchtert zurückgelassen. Autor Simon Spurrier ("Coda") und Zeichner Charlie Adlard ("The Walking Dead") schaffen es an keiner Stelle, echte Spannung zu generieren. Nach einer kurzen Einführung der Hauptfigur Ellie wird die Prämisse mit den 72 Teufeln aus der Hölle, welche sich den Weg ins Diesseits bahnen, ziemlich flott etabliert. Dennoch spürte ich als Leser nicht die Gefahr, welche von dieser Bedrohung ausgeht. Inszenatorisch können sich die optischen Repräsentationen der Dämonen sehen lassen ‒ während der Zeichner Adlard die menschlichen Figuren fast schon bewusst hässlich gestaltete. Ich habe den Verdacht, dass unter Zeitdruck gearbeitet wurde ‒ aus welchem anderen Grund sieht zum Beispiel Protagonistin Ellie alle paar Seiten anders und teilweise deformiert aus? Nein, es liegt sicher nicht an den Erlebnissen, denen sie bei Beschwörungen und anderen Situationen mit den Dämonen ausgesetzt ist.


Ellies Begegnungen mit gefährlichen Kreaturen sind die optischen Highlights dieses Comics. Was aber gar nicht geht und worin ich mich regelrecht durchquälen musste, sind die häufig eingestreuten und ellenlangen Textboxen. Entweder sind darin Ellies Gedankengänge, oder es ist eine Form von Erzählerstimme, welche im Hintergrund agiert. Im Verlauf des Lesens wechselt der Text oft die Perspektive und es ist dann unklar, ob Textboxen dann wirklich noch zu Ellie gehören. Des weiteren wird die Geschichte alle paar Seiten mit Lexikoneinträgen unterbrochen ‒ darin gibt es Informationen über Dämonen oder etwas anderem aus der Dämonenwelt. Mich hat es gestört, plötzlich Hintergründe über okkulte Lebewesen lesen zu müssen, welche mich überhaupt nicht interessieren. Sie sind im Rahmen der eher oberflächlichen Geschichte völlig irrelevant.


Ich hatte gehofft, für den Einstieg in die Halloweenwoche einen Knaller präsentieren zu dürfen. Aber die Lektüre von Damn Them All ist nicht sehr unterhaltsam. Bereits früh ließen mich die Figuren kalt und ich verlor eigentlich die Lust weiterzulesen. In der Regel kann ich über gewisse Punkte hinwegsehen, wenn mir ein Medium etwas bietet, woran ich mich erfreuen kann und die Kernprämisse darin stimmt. Hier wurde ich leider nicht fündig.


Wenn ihr euch einen Eindruck vom Artwork verschaffen wollt, empfehle ich euch einen Blick in die Original-Verlagsseite hier.


Damn Them All ist erschienen bei Cross Cult:

  • ISBN: 978-3-98666-486-2
  • 176 Seiten
  • farbig
  • 16 x 24 cm im Softcover
  • ab 16 Jahren empfohlen
  • 22,00 Euro

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Unser Fazit

Meinung von Dennis Gröschke

Optisch und inhaltlich an ein erwachsenes Publikum gerichtet, versuchen Spurrier und Adlard eine neue „coole“ weibliche Antiheldin zu etablieren, was jedoch misslingt. Nicht nur erfahren wir über Ellie so gut wie nichts, noch dazu wird sie als wenig charismatische Antiheldin etabliert, was eher abträglich ist. Warum liegt ihr die Menschheit am Herzen? Was bewegt sie dazu, sich den Dämonen zu stellen? Das alles bleibt im ersten Buch unklar und wird auch nicht mit anderen Elementen aufgefangen, welche uns Lesende unterhalten könnten. Zwar gibt es in Damn Them All viel Action und Gore und es ist sicher kein Buch für Kinder und Jugendliche, aber all das Blut, Gedärme und Kotze reißen auch auf dieser Ebene nichts heraus. Sehr enttäuschend.

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