
Meta Quest 3 und Quest 3S im Vergleichstest – Erreicht VR den Massenmarkt? Hardware-Test
Geschrieben von Florian McHugh am 03.11.2024
Anfang Oktober haben wir hier auf ntower über die PICO 4 Ultra berichtet und uns die Frage gestellt, ob wir es hier mit der neuen Referenz im VR-Gaming zu tun haben könnten. Neben der starken Leistung stellten auch die optional verfügbaren Motion Tracker ein klares Kaufargument dar. Doch die Konkurrenz schläft bekanntlich nicht, und so haben wir uns vorgenommen, gleich zwei VR-Headsets aus dem Hause Meta genauer unter die Lupe zu nehmen. Dabei war man so freundlich, uns sowohl die Meta Quest 3 als auch die günstigere und leicht abgespeckte Meta Quest 3S zum Testen zur Verfügung zu stellen. Im folgenden Test klären wir euch darüber auf, ob der Facebook-Konzern ein neues VR-Zeitalter einleitet oder am Ende die Konkurrenz aus Asien siegreich hervorgeht.

Äußerlich unterscheiden sich die beiden Brillen nur marginal und vor allem an der Anordnung ihrer Kameras
© ntower
So, nun versammelt euch mal alle um den Kamin und lauscht meinen Erinnerungen, denn vor über zehn Jahren kam es dazu, dass ich auf Kickstarter über ein Stück Hardware stolperte, das finanziert werden wollte. Die Oculus Rift sollte ein Virtual Reality-Headset werden, das die Spielebranche revolutionieren würde, und ehrlich gesagt, sah das damals alles sehr vielversprechend aus. Dumm nur, dass ich zu der Zeit noch ein armer Student war, der sich die mehreren hundert Dollar für das Developer Kit nicht leisten konnte, doch ich behielt die Technologie stets im Blick. Nach einem Ausflug in die Mixed Reality Headsets von Microsoft kam dann die Oculus Rift S in meinen Besitz, und seitdem lässt mich das Thema VR auch irgendwie nicht mehr los. Mittlerweile gehört Oculus zum Meta-Konzern, der dank WhatsApp, Facebook sowie diverser Mark-Zuckerberg-Memes sicherlich jedem ein Begriff sein dürfte. Zuletzt durfte ich die Meta Quest 2 mein Eigen nennen, und umso gespannter war ich, wie sich die beiden neuen autarken Virtual-Reality-Headsets schlagen würden. Tauchen wir also ein und werfen erst einmal einen Blick auf die nüchternen Fakten:
Wie bereits erwähnt, handelt es sich bei beiden Headsets um autarke Einheiten, die grundsätzlich keine Verbindung zu einem Computer brauchen. Dass das funktioniert, ist dem Snapdragon XR2 der zweiten Generation zu verdanken. Die CPU arbeitet sowohl in der Quest 3S als auch in der Quest 3, was gegenüber der Quest 2 eine Steigerung der Performance bedeutet. Beide Headsets verfügen zudem über einen Arbeitsspeicher von 8 GB sowie über jeweils vier 4-Megapixel-RGB-Kameras, die zum Beispiel das Passthrough in Farbe sowie eine bessere Auflösung von Mixed-Reality-Inhalten ermöglichen. Die Quest 3 verfügt zudem über einen Sensor, der die räumliche Tiefe besser erfassen kann. Das war es dann auch mit den Gemeinsamkeiten, denn ab diesem Punkt macht sich der preisliche Unterschied schon stärker bemerkbar. Der wohl größte Unterschied besteht in den verbauten Linsen. Die 3S setzt dabei auf Fresnel-Linsen wie schon die Quest 2, während die Quest 3 auf Pancake-Linsen setzt, die weniger anfällig für fehlerhafte Darstellungen wie God-Rays durch Lichteinfall sind, dafür allerdings ein helleres Display voraussetzen. Hinsichtlich des Displays bietet die Quest 3 eine Auflösung von 2064 x 2208 pro Auge sowie ein Sichtfeld von 110 Grad, während die Quest 3S pro Auge eine Auflösung von 1832 x 1920 sowie ein Sichtfeld von 96 Grad bietet – genauso wie die Vorgänger-Version Quest 2. Die Akkulaufzeit gibt Meta bei der Quest 3 mit durchschnittlich 2,2 Stunden und bei der Quest 3S mit durchschnittlich 2,5 Stunden an, was durchaus realistisch ist, je nachdem, welche Titel ihr spielt. Interessant ist abschließend, dass die Quest 3 deutlich mehr Feinjustierung des Augenabstands ermöglicht als die 3S, was für all diejenigen unter euch, die nicht den Standard-Augenabstand haben, von Bedeutung sein könnte. Letztere bietet euch die Möglichkeit, die Linsen in drei verschiedene Richtungen zu verstellen. Preislich unterscheiden sich die beiden Headsets merklich: Die Quest 3S kostet mit 128 GB Speicher aktuell 329 €, während die Meta Quest 3 in ihrer 512-GB-Version mit aktuell 544 € zu Buche schlägt.
Die Frage, ob die Quest 3 den Aufschlag von derzeitigen 215 € wert ist, lässt sich nicht ganz so einfach beantworten. Merkt man den Unterschied zwischen den beiden Headsets? Ja, durchaus. Für unseren Test haben wir verschiedene Titel auf beiden Geräten getestet, darunter auch das grandiose Batman Arkham Shadow – ein Spiel, das allerdings explizit für die Quest 3 sowie die Quest 3S optimiert und entwickelt wurde. Zudem haben wir uns noch in einige Partien Beatsaber, Death Unchained sowie Asgard’s Wrath 2 gestürzt – alles Titel, die der Hardware durchaus einiges abverlangen. Um ohne Umschweife zum Kern des Themas zu kommen: Die Quest 3 macht durchweg einen grafisch besseren Eindruck. Während sich Ladezeiten und Co. dank der identisch verbauten Prozessoren nichts nehmen, sehen alle Titel dank erweitertem Sichtfeld sowie besserem Display deutlich besser aus. Die Farben wirken satter, das Orientieren im virtuellen Raum fiel mir, vor allem in Batman Arkham Shadow, deutlich leichter, und alles in allem fühlte sich das Spielerlebnis auf der Quest 3 „runder“ an. Dazu kommt der Umstand, dass ich dank der besseren Justierung des Pupillenabstands auf der Quest 3 alles schärfer sehen konnte als auf der Quest 3S, deren Voreinstellungen der Linsen nicht ganz zu meinen Augen passten. Minderten die Unterschiede jedoch den Spielspaß? Abgesehen vom Augenabstand: Nein, und ich muss auch ehrlich gestehen, dass ich nicht weiß, ob mir die Unterschiede so stark aufgefallen wären, hätte ich die beiden Headsets nicht im direkten Vergleich nebeneinanderliegen gehabt.
Hinsichtlich der Konnektivität und diverser Komfortfunktionen bietet Meta WiFi-6E- und Bluetooth-Unterstützung, die Möglichkeit, bei der Quest 3 einen externen Kopfhörer anzuschließen sowie ein Kopfband, das sich unterschiedlich stark einstellen lässt, damit das Headset sicher sitzt. Es ist jedoch anzumerken, dass der Headstrap im Vergleich zur Quest 2 zwar deutlich bequemer und komfortabler ist, das aber leider nicht heißt, dass man die Brille nicht nach einer gewissen Zeit auf dem Kopf spürt – bei der kurzen Akkulaufzeit vielleicht auch gar nicht so schlecht. Brillenträger müssen zudem ein wenig mit dem Gurt herumfuchsen, damit das Headset nicht auf den Nasenrücken drückt. Beschallt werden beide Headsets durch eingebaute Lautsprecher, die eine überzeugende Audioqualität liefern, allerdings nach außen hin nicht sonderlich gut abgeschirmt sind. Wer gerade einen dialog- oder actionlastigen Titel spielt, könnte seinem Umfeld auch mal auf die Nerven gehen, sofern man die Lautstärke nicht entsprechend anpasst. Wer über einen halbwegs potenten Spiele-PC verfügt, kann sich zudem mithilfe der Steam-Link-App direkt von der Brille mit dem eigenen Rechner verbinden und VR-Spiele starten, die auf Steam VR basieren. Zusätzlich gibt es auch die Möglichkeit, den Inhalt eurer Brille entweder über einen Browser oder über Meta Horizon auf euer Smartphone zu streamen, doch gerade die Browser-Variante leidet unter einer enorm schlechten Latenz sowie Darstellungsfehlern. Apropos Meta Horizon-App: Um die Quest-Headsets zu benutzen, benötigt ihr zwingend einen Meta-Account sowie die bereits erwähnte App, da ihr ansonsten das Headset nicht fertig einrichten könnt. Das hinterlässt einen fahlen Beigeschmack, auch wenn man fast jede Datenübertragung an Meta in den Einstellungen unterbinden kann.
Die PICO 4 Ultra war schon damals zumindest auf dem Papier das leistungsstärkere VR-Headset, allerdings krankte es an einem recht überschaubaren Software-Angebot. Das lässt sich von Meta nicht behaupten – allein durch den Umstand, dass die Quest-Reihe enorm verbreitet ist. War die Quest 2 im September noch mit 36,17 % das meistgenutzte VR-Headset, hat die Quest 3 nun mit 17,26 % die Aufholjagd begonnen, wie aus einer aktuellen Hardware-Umfrage der PC-Spieleplattform Steam hervorgeht. Da dürfte es nicht verwundern, dass es mittlerweile immer mehr Meta-exklusive Titel gibt, so auch das bereits erwähnte Batman Arkham Shadow, das aktuell in allen Tests mit Lob überschüttet wird, und weitere Titel wie das kommende Metro Awakening sowie Alien Rogue Incursion stehen bereits in den Startlöchern. Entsprechend fällt das Angebot an Spielen recht üppig aus und Programme wie die Gamepass-Beta-App, die das Spielen von Gamepass-Titeln auf der Quest ermöglichen soll, tragen zu einem noch breitgefächerten Angebot bei. Hier geht der Punkt also klar an die Meta Quest, für die auch zukünftig die meisten VR-Titel optimiert werden dürften.
Für wen darf es nun welches Headset sein? Wer noch nie mit der virtuellen Realität in Berührung kam und einmal einen Zeh ins Wasser der immersiven Spielewelt stecken möchte, dem sei hier auf jeden Fall die Quest 3S empfohlen. Zum aktuellen Preis handelt es sich hierbei um das eindeutig bessere Preis-Leistungs-Verhältnis, für das ihr immer noch eine ordentliche Leistung erhaltet. Macht euch vorher noch einmal schlau, wie weit der Abstand eurer Pupillen ausfällt und ob die Quest 3S euch dahingehend Probleme bereiten könnte. Wer bereits eine Quest 2 besitzt, für den könnte der Preis wiederum zu hoch für den stärkeren Prozessor und farbiges Passthrough sein. Die Quest 3 ist für all diejenigen, die bereits jetzt wissen, dass sie ein VR-Headset besitzen möchten, das dank seiner Verbreitung ziemlich zukunftssicher ist und das jeden Titel ohne Probleme abspielen kann.