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S.T.A.L.K.E.R. 2: Heart of Chornobyl für Xbox Series X|S im Test – Hat sich die lange Wartezeit auf das Sequel gelohnt?

Nach etlichen Verschiebungen, einer Studioschließung sowie -wiedergeburt und der russischen Invasion des Heimatlands der Entwickelnden, ist S.T.A.L.K.E.R. 2: Heart of Chornobyl endlich für Xbox Series X|S und den PC erhältlich. Die Serie steht seit jeher für atmosphärische Schauplätze, eine düstere Stimmung und knallharten Überlebenskampf. Vorweg können wir bereits verraten: jene Eckpunkte bilden auch die Basis des neuesten Teils der renommierten Videospielreihe. Doch die Gaming-Welt hat sich in den vergangenen 15 Jahren – seit der Veröffentlichung des vorletzten Ablegers S.T.A.L.K.E.R.: Call of Pripyat – stark verändert und somit auch die Ansprüche der Spielerschaft. Kann S.T.A.L.K.E.R. 2: Heart of Chronobyl diesen gerecht werden? Wir liefern euch die Antwort!


Die durchaus gelungenen Zwischensequenzen knüpfen nahtlos an das Gameplay an

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Zunächst wollen wir eine Sache klarstellen: Zwar haben wir einen Code für die PC-Fassung des Titels erhalten, jedoch wurde aus Mangel eines leistungsstarken Rechners primär auf die Xbox Series X-Version (via Xbox Games Pass, wo das Spiel im Rahmen des Abonnements verfügbar ist) des Open-World-Shooters zurückgegriffen. Zwar gehen wir auf die Technik der Steam-Fassung inklusive Steam Deck-Exkurs ein, die Bildschirmfotografien stammen allerdings hauptsächlich von der Microsoft-Konsole. Seht es uns bitte nach. Nichtsdestotrotz wollen wir uns beim Publisher für den Code bedanken.


Dann wollen wir mal ohne weitere Umwege zum Intro der lang erwarteten Fortsetzung kommen. In S.T.A.L.K.E.R. 2: Heart of Chornobyl schlüpft ihr in die Rolle von Skif, einem frischen Stalker, dessen Heim von einem rätselhaften Artefakt zerstört wurde und der nun in die berüchtigte Zone reist, um dem mysteriösen Objekt auf den Grund zu gehen. Freilich läuft nicht alles nach Plan und euer Aufenthalt wird kurzerhand verlängert – unfreiwillig, versteht sich. Nach einer hinterlistigen Attacke eines kaltschnäuzigen Paramilitärs erwacht ihr ohne jedwede Ausrüstung im Ödland um den verstrahlten Reaktor und müsst euch fortan durch dessen gefährliche Landschaft und strenge Hierarchien schlagen. Euer Abenteuer beginnt.


Die Geschichte von S.T.A.L.K.E.R. 2: Heart of Chornobyl beginnt mit vielen Fragezeichen, insbesondere für Neulinge. Haufenweise Figuren werden ohne jedwede Erklärung eingeführt und Hintergrundinformationen in optionalen Sprachnotizen sowie Schriftdokumenten dargeboten. Bisweilen müsst ihr jedoch eure Unwissenheit schlichtweg akzeptieren und die Dinge einfach auf euch zukommen lassen. Könnt ihr euch darauf einlassen, erwarten euch zwischen 35 und 60 Stunden Spielspaß, je nachdem, wie gründlich ihr vorgeht und wie viele der Nebenaufgaben ihr auf eurer Heldenreise mitnehmt. Inszeniert wird der Plot in aufwendigen Zwischensequenzen – zumeist in der Ego-Perspektive –, die nahtlos an das Gameplay anknüpfen. Schauwerte bietet das Ganze allemal, doch dazu später mehr, wenn wir zur Spielwelt kommen. Gelegentlich stellt euch das Spiel vor folgenschwere Entscheidungen, die den Handlungsverlauf und deren Ende beeinflussen. Größtenteils handelt es sich dabei um bestimmte Dialogoptionen. Die Geschichte bildet also einen soliden Rahmen für den nuklearen Überlebenskampf, doch kann das Gameplay ebenfalls überzeugen?


In bevölkerten Stützpunkten erhaltet ihr Aufträge, Ausrüstung und Informationen

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S.T.A.L.K.E.R. 2: Heart of Chornobyl ist ein Open-World-Ego-Shooter mit vereinzelten Survival-Elementen und Loot-Mechanik. Damit schlägt das Sequel in eine ähnliche Kerbe wie die Vorgänger, wodurch sich Fans der Reihe sofort wohlfühlen werden ... sofern man in der verstrahlten Zone so etwas wie Wohlgefühl empfinden kann. Ihr streift also durch die Spielwelt, erledigt mal mehr, mal weniger menschliche Widersacher und steckt alles ein, was nicht niet- und nagelfest ist. Die Handhabung der einzelnen Waffen fühlt sich dabei stets gut und nachvollziehbar an. Die Schießeisen feuern wuchtig und ohrenbetäubend ihre Projektile ab und nutzen sich mit der Zeit ab, was zu Einschränkungen in der Funktionstüchtigkeit (z. B. in Form von Ladehemmungen) führt.


Trotz des befriedigenden Spielgefühls lassen die Feuergefechte in S.T.A.L.K.E.R. 2: Heart of Chornobyl zu wünschen übrig. Das liegt weniger an den gelungenen Schießeisen, sondern vielmehr an der künstlichen Intelligenz eurer Widersacher. Die verhalten sich zuweilen echt fragwürdig und sind heillos überfordert, erklimmt ihr ein brusthohes Objekt. Insbesondere Mutanten werden dann ausschwärmen und euch suchen ... obwohl ihr doch lediglich vor ihren Augen einen kleinen Hopser gemacht habt. Das nagt natürlich kräftig an der Glaubwürdigkeit wie die verbliebene Strahlung an der Hirnmasse mancher Zonenbewohner.


Feuerwaffen gibt es in allerlei Farben, Formen und selbstverständlich mit unterschiedlichen Statistiken. Letztere können bei einem Techniker und mit zusätzlichen Aufsätzen verändert bzw. -bessert werden. Dort könnt ihr eure Ausrüstung zudem reparieren lassen – und das werdet ihr auch, denn in S.T.A.L.K.E.R. 2: Heart of Chornobyl nagt jedwede Aktion an eurem Schutz. Auch Kleinigkeiten wollen beachtet werden, wie die Nutzung spezieller Munition, die vielleicht mehr Schaden anrichtet, doch gleichzeitig eure Waffe schneller verschleißen lässt. Überlegt euch also lieber zweimal, ob ihr euch auf eine Konfrontation einlasst, denn die Reparaturkosten können mitunter happig ausfallen.


Die wunderschöne Spielwelt mit ihren vielen tollen Schauplätzen und Anomalien ist zweifellos das Highlight des Spiels

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Um die hohen Preise stemmen zu können, müsst ihr kostbare Marken verdienen, die Hauptwährung in S.T.A.L.K.E.R. 2: Heart of Chornobyl. Diese erhaltet ihr für das Abschließen von Haupt- und Nebenmissionen, durch Handel oder schlichtweg bei der Plünderung von Leichen und diversen Behältnissen. Die wertvollen Taler sind enorm wichtig für das Überleben in der Zone und sollten nicht leichtfertig verschwendet werden. Nicht umsonst gibt es da draußen bereits reichlich Ratgeber, wie ihr möglichst schnell an das beliebte Gut gelangt. Ihr solltet daher jede Kaufentscheidung sorgfältig abwägen und reiflich überdenken.


Bei den Aufträgen, die ihr in S.T.A.L.K.E.R. 2: Heart of Chornobyl erhaltet, handelt es sich um Standardkost des Open-World-Shooter-Genres – wenn auch abwechslungsreiche Standardkost. So müsst ihr selbstverständlich allerlei Feinde um die Ecke bringen, Umgebungen erkunden, Schauplätze untersuchen, Items finden sowie sammeln, Türme erklimmen oder auch gegnerische Anlagen infiltrieren. Alles schon mal gehört, aber das muss ja nicht unbedingt etwas Schlechtes sein. Lieber beruft man sich auf Etabliertes, als halbgare Eigenkreationen zu schaffen. Langeweile sollte also nicht aufkommen.


Das liegt nicht zuletzt auch an der wunderschönen Spielwelt, die S.T.A.L.K.E.R. 2: Heart of Chornobyl bietet. Das überwucherte Ödland rund um den Katastrophenreaktor von Tschernobyl lädt an jeder Ecke zum Erkunden ein. Hier findet ihr ihr eine verwaiste Fabrik, dort eine verlassene Siedlung und woanders ein nahezu idyllisches Waldgebiet. Die Zone ist ein wahrer Augenschmaus – und das wissen ihre Schöpfer. Denn im Verlauf der Handlung werdet ihr förmlich mit malerischen Panoramen bombardiert, die euren Finger ruckzuck zur Screenshot-Taste wandern lassen. Es ist nur schade, dass Entdeckungstouren nur selten zu wertvoller Beute führen. Meist werdet ihr mit Granaten und diversen Muntionsarten zugeschmissen. Einzigartige Waffen gibt es allerhöchstens als Belohnung für eine erfolgreich absolvierte Aufgabe.


Auf dem Steam Deck solltet ihr S.T.A.L.K.E.R. 2: Heart of Chornobyl nicht unbedingt spielen ...

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Hinter der fabelhaften Optik steckt unter anderem auch die Technik. Unter der Haube von S.T.A.L.K.E.R. 2: Heart of Chornobyl schlummert nämlich die potente, aber leistungshungrige Unreal Engine 5. Diese bietet allerlei topmoderne Features, wie Raytracing, Nanite und Lumen, die für ein organisches, fast schon fotorealistisches Gesamtbild sorgen. Insbesondere auf leistungsstarken Rechnern kann der Open-World-Shooter glänzen und seine kräftigen Muskeln spielen lassen. Obwohl Hardware-Raytracing erst später nachgereicht werden soll, überzeugen das Licht- und Schattenspiel sowie die Reflexionen. Die Vegetation reicht bis in die Ferne und fällt kaum bis gar nicht durch hässliche Pop-ups auf. Texturen sind knackig scharf, äußerst detailliert und wiederholen sich so gut wie kaum.


Aufgrund dessen setzt S.T.A.L.K.E.R. 2: Heart of Chornobyl potente Hardware voraus – und ist auf dem Steam Deck so gut wie unspielbar. Nicht nur fehlt die Unterstützung für den Controller-Input von Valves Handheld-Wunder, grafisch zwingt der Open-World-Shooter das Gerät schlichtweg in die Knie. Gerade einmal die niedrigsten Einstellungen plus aggressiver Einsatz von AMD FidelityFX Super Resolution, kurzum FSR, lassen das Spiel an der 30-Bilder-pro-Sekunde-Marke schrammen. Für die Augen eine absolute Zumutung – es ist also davon abzuraten.


Auf der Xbox Series X schaut das atmosphärische Actionspektakel immer noch super aus, doch längst nicht so eindrucksvoll wie auf dem PC-Counterpart. Microsofts Konsolenzugpferd lässt euch die Wahl zwischen einem Qualitäts- und einem Leistungsmodus. Während im Qualitätsmodus auf eine Bildwiederholungsrate von dreißig Bildern pro Sekunde abgezielt wird, sind es im Leistungsmodus sechzig Bilder pro Sekunde – die das Spiel aber nur sehr selten halten kann. Das liegt offenbar an der hohen CPU-Last, die den Chip des stilvollen Quaders an seine Grenzen stoßen lässt. Der Qualitätsmodus läuft hingegen stabil sowie ruckelfrei und wurde auch primär von uns und für unsere Bildschirmfotografien verwendet. Habt ihr also einen leistungsstarken PC, solltet ihr S.T.A.L.K.E.R. 2: Heart of Chornobyl darauf spielen. Zwar bietet die Konsolenfassung ein tolles, schönes Spielerlebnis, hinkt der Hauptplattform aber an einigen Stellen hinterher.

Unser Fazit

8

Ein Spiele-Hit

Meinung von Felix Kraus

Als absoluter S.T.A.L.K.E.R.-Neuling war der Einstieg in die renommierte Open-World-Shooter-Reihe nicht unbedingt leicht. Das radioaktive Ödland ist ebarmungslos und bestraft jeden kleinsten Fehler – häufig mit dem Bildschirmtod. Doch hört man sich um, ist man sich vielerorts einig: das macht S.T.A.L.K.E.R. nun mal aus. Wer überleben will, muss sich den rauen Gepflogenheiten der Zone anpassen, seine Ausrüstung im Blick behalten und stets wachsam sein. Trotz der äußerst holprigen Entwicklungshistorie ist S.T.A.L.K.E.R. 2: Heart of Chornobyl ein gutes Spiel geworden, das mit einigen Kinderkrankheiten und fragwürdigen Designentscheidungen zu kämpfen hat. So lassen die künstliche Intelligenz eurer Widersacher sowie die Beute abseits von Missionen zu wünschen übrig. Audiovisuell erwartet euch hingegen ein echter Hochgenuss, insbesondere auf leistungsstarken Rechnern. Auch die Xbox-Fassung überzeugt, kann dem PC in Sachen Grafik und Performance jedoch nicht das Wasser reichen. Hervorheben wollen wir natürlich auch den Fleiß des ukrainischen Entwicklungsstudios GSC Game World, das aktuell Update für Update ausrollt und laufend Feintuning betreibt – so schaut eine vorbildliche Post-Launch-Unterstützung aus. Seid ihr also auf der Suche nach einer rustikalen Survival-Erfahrung und könnt über ein paar technische Schwächen hinwegsehen, ist S.T.A.L.K.E.R. 2: Heart of Chornobyl definitiv einen Blick wert.
Mein persönliches Highlight: Die stimmungsvolle, wunderschöne Spielwelt

Kommentare 5

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  • Vank84man

    Nintendo Fan 4ever ✌

    Alles zu STALKER 2 gefällt mir.

    Mit etwas Glück kann ich es mit nem Kollegen nächste Woche anfangen zu Spielen.

    Denke eine 8 in der Bewertung paßt zum Spiel.

  • Ravana

    Nerdkulturler

    Hab meinen Durchlauf auf dem PC abgebrochen, da es aktuell nach hinten raus immer unspielbarer wird. Bin froh, dass ich es nur im Gamepass ausprobiert und nicht gekauft habe. In nem halben bis dreiviertel Jahr gebe ich dem Ganzen noch eine Chance, denn prinzipiell macht es echt Laune

  • Tomek2000

    Meister des Turms

    Das Spiel wirkt sehr gelungen …

  • Brommel

    Lord of Glencoe

    Also ich finde das Game auf der XSX optisch sehr gelungen und die Atmo ist bisher auch gut.

    Nur ist der Schwierigkeitsgrad auf MEDIUM extrem hart bis demotivierend, da ich nie sehe wer oder was mich grad gekillt hat. Manchmal habe ich das Gefühl, dass ich DMG bekomme und das obwohl ich in einem sicheren Gebiet bin (also ohne Strahlung usw.) und auch keine Gegner da sind. Auch wenn sich manche unsichtbar machen können.

    Ferner stecken diese viel zu viele Kugeln ein und diese sind extrem knapp. So oft sterbe ich nicht mal wenn ich nackig ein Souls Like spiele.


    Habe es wie Ravana nach einigen Stunden abgebrochen und gebe der Nummer in ein paar Monaten wieder eine Chance.

  • billy_blob

    Meister des Turms

    Brommel


    Ich habe es auch angefangen und kann das mit dem "Wer greift mich überhaupt an?" total nachvollziehen.

    Habe jetzt quasi den Prolog durch und ich wusste einfach nicht wer zur Hölle mich wie / wo angreift.


    Helligkeit, Gamma und Kontrast musste ich auch hochziehen. Ich habe im Spiel einfach überhaupt nix gesehen.

    Und das kann nicht im Sinne des Entwicklers sein. :D