
Ein Minecraft Film in unserer Film-Kritik – Lässt uns diese filmische Sandbox-Adaption Klötzchen staunen?
Geschrieben von Benjamin Greim am 09.04.2025
Minecraft ist eines der bekanntesten und langlebigsten Videospiele überhaupt. Es war das erste große Sandbox-Spiel, welches in der breiten Masse Anklang fand und besticht bis heute mit seiner Zugänglichkeit. Die Einfachheit der Grafik ist nämlich simpel wie genial: Die zufallsgenerierte Welt ist komplett zerstörbar und beliebig neu aufbaubar – vergleichbar mit einem Klemmbaustein-Set, welches unendlich viele Teile hat. Bis heute bekommt Minecraft immer wieder neue kostenlose Inhalte und ganze Spin-Off-Spiele oder -Serien. Ein Minecraft-Kinofilm ist allerdings ein Novum und so fragt sich bestimmt so mancher Videospiel-Enthusiast, ob sich dieser in die lange Tradition der missratenen Videospiel-Verfilmungen einreiht oder daraus tatsächlich ein spaßiges Stück Unterhaltung geworden ist. Denn schließlich ist Minecraft nicht gerade für seine Story bekannt. Um genau zu sein, gibt es im Grundspiel gar keine Handlung, denn Minecraft ist sozusagen pure Gameplay-Essenz. Ob die Drehbuchschreiber hierbei nun eine geeignete Vorlage liefern, aus der Regisseur Jared Hess sowie die Darsteller Jack Black, Jason Momoa und Danielle Brooks ein packendes Stück Filmgeschichte herauskitzeln können, oder ob diese Minecraft-Adaption in sich zusammenfällt wie ein Klötzchenhaus, lest ihr in unserer Film-Kritik.

Der hochkarätige Cast des Films präsentiert sich in der Voxel-Welt
© 2025 Warner Bros. Entertainment Inc.
Mit einem charmanten Augenzwinkern nimmt „Ein Minecraft Film“ die Zuschauer mit auf ein pixeliges und doch hochauflösendes Abenteuer, das den Kult des gleichnamigen Blockspiels in die Welt des Kinos katapultiert. Der Film versteht es über weite Strecken, die originalgetreue Atmosphäre von Minecraft einzufangen, indem er die typischen Voxel-Landschaften, Klötze und sogar die Crafting-Mechanik visuell gekonnt und mit Witz umsetzt. In jeder Szene scheint ein liebevoll gesetzter Verweis auf das Spiel und andere popkulturelle Anspielungen versteckt zu sein – es gibt für Kenner also viele Details zu entdecken. Der Cast überzeugt mit einer ausgewogenen Mischung aus etablierten Größen und vielversprechenden Newcomern, die ihre Rollen mit einer sympathischen Eigenart füllen. Da kann doch eigentlich nichts mehr schiefgehen, oder?
Zu Beginn finden wir uns in der normalen Welt, in der kurz die Vorgeschichte des Minecraft-Protagonisten Steve (Jack Black) erzählt wird. Dieser hatte wohl schon immer einen Hang zur Minen-Thematik und findet so letztlich in einer realen Arbeitermine ein geheimes Artefakt in Form eines Quaders, welches ihn nach Aktivierung kurzerhand über ein Portal in die bekannte Voxel-Welt katapultiert. Hier bekommen wir alle bekannten Minecraft-Elemente und -Charaktere zu sehen: Lamas, Schweine, NPCs mit begrenztem Horizont, Killerschweine aus dem Nether, Creeper, Zombies, TNT-Blocks, Redstone und vieles mehr. Die Welt funktioniert genauso wie wir es aus dem Spiel kennen und mit diesem Umstand wird auch in vielen Witzen und absurden Situationen – meist gekonnt – gespielt. Denn es wirkt natürlich skurril, wenn ein echter Mensch mit einer Pixel-Axt auf einen Block eindrischt und dieser plötzlich verschwindet, um Rohstoffe in Form eines winzigen Items zu hinterlassen.

Im Film gibt es allerlei eckige Welten zu bestaunen, die direkt dem Spiel entsprungen sein könnten
© 2025 Warner Bros. Entertainment Inc.
Aber nicht nur die Szenen in der Minecraft-Welt haben einen hohen Slapstick-Faktor. Auch in der Realität gibt es absurde Situationen und Charaktere. Der Film wechselt immer wieder zwischen den beiden Welten hin und her. Gewisse Szenen in der echten Welt erinnern hierbei mit ihrem verrückten Humor an so manchen Kult-Klassiker wie „Jumanji“ oder (der in den USA extrem bekannte Indie-Film des Regisseurs Jared Hess) „Napoleon Dynamite“. Der Film lebt nämlich hauptsächlich von seinen schrägen Figuren sowie Situationen und fährt dabei natürlich besonders häufig auf der Humor-Schiene. In der Minecraft-Welt gibt es dabei wesentlich mehr Action-Szenen als in der Menschenwelt. Die Action kann aber meist nicht allzu ernst genommen werden, denn der Film ist sich seiner absurden Prämisse durchaus bewusst und bietet immer auch einen inneliegenden Witz. Sowohl die Handlung als auch die Charaktere bleiben hierbei fast immer an der Oberfläche und auf bahnbrechende Entwicklungen oder Wendungen wird man vergeblich warten. Das ist allerdings nicht wirklich schlimm. Denn es werden hoffentlich die wenigsten Kinogänger bei einer Minecraft-Verfilmung einen tiefgründigen Arthouse-Film erwarten.
Schön anzusehen ist die regelrechte Bromance zwischen Minecraft-Steve und Garrett Garrison, welcher von Jason Momoa verkörpert wird. Letzterer besitzt in der Menschenwelt einen uralten Videospiel-Rekord, wodurch er eine gewisse (sehr) lokale Berühmheit erlangte. Mittlerweile führt dieser einen kleinen Laden mit nerdiger Hard- und Software, welcher nicht gerade erfolgreich ist. Der pink gekleidete Möchtegern-Macho wird von seinen Bekannten auch liebevoll „Garbage-Garrett“ genannt, was seinen Charakter eigentlich schon ganz gut beschreibt: Ein tollpatschiges Riesenbaby mit einem viel zu großen Herz, viel zu kleiner Bescheidenheit und einer ordentlich Portion Cringe. Schade ist, dass die anderen Charaktere im Laufe des Films nach und nach unbedeutender werden, denn der Film baut anfangs viele schöne Vorlagen für sämtliche Protagonisten auf, welche aber später kaum noch aufgegriffen werden. Als kleine Entschädigung erwarten die Zuschauer – wie sollte es anders sein – sogar ein paar kleine Gesangseinlagen von Jack Black, ohne die wohl keine seiner Rollen auskommen kann. Die deutsche Synchronisation klingt hier allerdings leider relativ bescheiden. Wer also irgendwann einmal die Gelegenheit hat, den Film mit englischer Originalspur zu genießen, sollte dies auf jeden Fall tun – zumindest wenn Jack Black mal wieder trällert.

Die Schweine aus dem Nether sind auch so fies wie sie hier aussehen
© 2025 Warner Bros. Entertainment Inc.
Dass in der deutschen Fassung die Lieder überhaupt synchronisiert wurden, sagt viel über die von den Machern angepeilte Zielgruppe aus. „Ein Minecraft Film“ richtet sich – wie auch schon Der Super Mario Bros. Film – vor allem an Familien und möchte für Jung und Alt waschechte Popcorn-Kinounterhaltung bieten. Ob der Film um Nintendos bekannten Klempner dabei eine Art Vorlage war? Durch den riesigen Erfolg scheint dies auf jeden Fall naheliegend. Dem Minecraft-Film gelingt es jedenfalls auch sehr gut, durch eine ähnliche Unterhaltungsmischung den Zuschauern ein Lächeln ins Gesicht zu craften. So kommt nicht nur durch die vielen witzigen Momente gute Laune auf, sondern auch durch den sehr gelungenen Soundtrack, welcher fast immer wie die Faust aufs Auge platziert wurde. So gibt es zum Beispiel mehrere eigens von Jack Black für den Film komponierte Rock-Songs und eigene Versionen von bekannten Pop- oder Rockhymnen. Aber auch Varianten von bekannten Tracks aus dem Spiel wie "Dragon Fish" von C418 oder "Pigstep" von Lena Raine wurden in den Film integriert. Der Soundtrack deckt somit eine breite Palette von Genres ab, von orchestraler Filmmusik über Rock bis hin zu humorvollen Musical-Einlagen. Diese stimmungsvolle Komposition ist definitiv passend für die Mischung aus Abenteuer, Comedy und Nostalgie, die der Film auf die Leinwand zaubert.
Auch visuell hat „Ein Minecraft Film“ einiges zu bieten. Sei es die Gestaltung der realen Welt, die aus jeder Pore „Anfang der 90er“ schreit – obwohl der Film in der heutigen Zeit spielt – oder die gelungenen Effekte in der Minecraft-Welt, welche vor allem in der zweiten Hälfte durch viel absurde Action glänzt. Hier bekommt das Auge definitiv viel geboten. Über die Actionlastigkeit in der zweiten Hälfte des Films kann man diskutieren, denn diese ist wie immer Geschmackssache. Aber man kann dem Film nicht vorwerfen, dass diese nicht gut gemacht sei. Mir hat der Streifen jedenfalls an vielen Stellen sowohl visuell als auch thematisch ein breites Grinsen ins Gesicht gezaubert. An dieser Stelle noch ein kleiner Tipp für die breite Masse, welche den Kinosaal nur allzu gerne im Eiltempo verlässt, sobald der erste Buchstabe des Abspanns erscheint: Es lohnt sich, sitzen zu bleiben, denn nach den Credits gibt es noch eine – wenn auch sehr kurze – Bonusszene zu sehen, welche einen etwaigen Nachfolger zumindest potenziell anteasert. Hier sei aber – wie auch in der kompletten Filmkritik – nicht zu viel verraten.