125 Jahre Nintendo - Der ntower-Rückblick Teil 7 Historie

Kapitel VII: Neue Hardware, neuer Präsident

Game Boy dominant, Bewegung auf dem Konsolenmarkt
Zu Beginn des Jahres 2000 lässt Nintendo die Sektkorken knallen. Die Firma verkündet, dass 100 Millionen Exemplare des Game Boy verkauft wurden. Sie behält damit weiterhin den Rekord für die am häufigsten verkaufte Spielekonsole. Da der Game Boy dies neben Titeln wie Tetris vor allem der Pokémon-Mania zu verdanken hat, versucht Nintendo die mittlerweile schwächelnden Verkäufe des N64 ebenfalls mit den Taschenmonstern anzuheizen. So erscheinen in diesem Jahr neben einem speziellen N64-Gehäuse im Pikachu-Design verschiedene Pokémon-Ableger für das N64, die sich zum Teil mit den Game Boy-Spielen verbinden lassen. Abseits der Pokémon wird das Nintendo 64 auch in diesem Jahr wieder mit hochkarätigen Titeln wie The Legend of Zelda: Majora`s Mask, Perfect Dark, Mario Tennis und Ridge Racer 64 versorgt.


Das wohl niedlichste Nintendo 64 wird von einem Pikachu geziert, dessen Backen leuchten, wenn die Konsole eingeschaltet wird.

Dennoch verliert Nintendo trotz großer Marketing-Kampagnen und einem sehr guten Spielekatalog immer mehr Marktanteile im Heimkonsolensektor und kommt an den neuen Marktführer Sony einfach nicht mehr heran. Sony siegt am Ende dieser Konsolengeneration deutlich. Während die PlayStation sich insgesamt über 100 Millionen Mal verkauft und weltweit weit über 2.000 verschiedene Spiele für die Sony-Konsole entwickelt wurden, muss sich Nintendo mit ca. 35 Millionen verkauften N64-Konsolen und ca. 400 produzierten Spielen geschlagen geben. Und Sony macht sich im Jahr 2000 daran, diesen Erfolg zu wiederholen. Die PlayStation 2 wird im Laufe des Jahres auf der ganzen Welt herausgebracht und lässt auf Grund der technischen Überlegenheit und eines DVD-Laufwerks das N64 im wahrsten Sinne des Wortes alt aussehen. Die neue Konsole schlägt ohne Probleme den Rekord des N64 für den besten Konsolenstart und fordert bereits ein erstes Opfer: SEGA. Während SEGA hinter Nintendo immer den 2. Platz innehatte, aber dennoch relativ erfolgreich wirtschaften und in einzelnen Regionen auch mal einen Sieg verbuchen konnte, ist seit dem Einstieg von Sony auf dem Konsolenmarkt für den traditionsreichen Konsolenhersteller kein Platz mehr. Nachdem die letzten beiden Konsolen aus dem Hause SEGA sich jeweils nur rund 10 Millionen Mal verkauften, zieht die Firma im Frühjahr 2001 die Konsequenzen und verabschiedet sich aus dem Hardware-Geschäft. Dagegen kündigt eine andere Firma den Einstieg in den Konsolenmarkt an: Microsoft.

Hardware-Offensive: GameCube, GBA und Pokémon Mini
Nintendo hingegen gibt sich zuversichtlich und startet im Jahr 2001 eine neue Produktoffensive. Zuerst betritt der Game Boy Advance (GBA) die Bühne. Dieser soll das erfolgreiche Erbe der Game Boy-Familie fortführen, die sich nach zwölf Jahren Marktdominanz insgesamt über 120 Millionen Mal verkauft hat und einen Katalog von über 1.200 Spielen zahlreicher Hersteller aufweist. Der GBA erscheint im März 2001 in Japan. Der Verkaufsstart im Westen folgt drei Monate später. Das Gerät selbst ist zu dieser Zeit eher eine Evolution statt eine Revolution. Die Form geht in die Breite und die Bedienelemente werden lediglich um zwei Schultertasten erweitert. Technisch gesehen bietet die neue tragbare Konsole in etwa das Leistungsniveau des SNES und legt damit Nintendos Schwerpunkt im mobilen Bereich weiterhin auf 2D-Grafik aus Sprites und Bitmaps. Dies hat zur Folge, dass der GBA anfangs von den Herstellern mit zahlreichen Portierungen und Remakes von 16-bit-Spielen wie Breath of Fire, Rayman und International Superstar Soccer versorgt wird. Nintendo selbst ist sich für Remakes von Super Nintendo-Titeln wie F-Zero und Super Mario World ebenfalls nicht zu schade. Mario Kart: Super Circuit und Wario Land 4 sind zu Beginn fast die einzigen exklusiven Neuentwicklungen aus dem Hause Nintendo. Und doch holt die Firma sich direkt den Rekord für den besten Konsolenstart von Sony zurück. Allein in Europa kann Nintendo innerhalb einer Woche 500.000 Exemplare des Game Boy Advance absetzen. Ein verkaufsförderndes Argument des neuen Handhelds ist die Abwärtskompatibilität zu allen erschienenen Game Boy (Color)-Modulen. Wer noch mehr über den GBA wissen möchte, kann sich unser Spezial zum Handheld durchlesen.


Der GameCube ist, wie sein Name schon verrät, ein Würfel. Außerdem hat er einen fantastischen Controller und einen Tragegriff.

Im Herbst 2001 folgt zumindest in Japan und Amerika der nächste Konsolen-Release - diesmal für Zuhause. Das Projekt Dolphin kommt unter dem Namen GameCube in die Läden. Obwohl ein Systemseller wie Mario oder Zelda fehlt, verkauft sich die Konsole ordentlich und es werden bis zum Jahresende etwa 2,5 Millionen Geräte abgesetzt. Im Vergleich zu den Verkaufsstarts des N64 und der PlayStation 2 sind die Zahlen aber ernüchternd. Dabei ist der Spielewürfel leistungstechnisch der PlayStation 2 sogar etwas überlegen. Lediglich auf Multimedia-Gimmicks wie Dolby Digital und DVD-Wiedergabe wurde aus Kostengründen verzichtet – alles Dinge, über die sowohl die PlayStation 2 als auch die neue XBox-Konsole von Microsoft verfügen. Dafür ist der Kaufpreis für den reinen Spielewürfel auch um einiges günstiger. Und wer auf die Multimedia-Funktionen nicht verzichten will und mehr Geld übrig hat, kann zumindest in Japan auf den Panasonic Q ausweichen - eine Mischung aus GameCube und DVD-Spieler mit LCD-Display, Fernbedienung und edlem Metallgehäuse. Viele weitere Infos zum GameCube findet ihr hier.

Nintendo hat für 2001 noch ein drittes Hardware-Produkt in seinem Portfolio. Pünktlich zum Weihnachtsgeschäft steht in Japan und Amerika der weltweit kleinste Handheld mit austauschbaren Modulen in den Läden: der Pokémon Mini. Er misst gerade einmal 7,4 x 5,8 x 2,3 Zentimeter und ist 70 Gramm leicht. Neben einem LCD-Bildschirm bietet das Gerät ein Steuerkreuz, zwei Knöpfe und eine Schultertaste. Sogar eine Rumble-Funktion und ein Beschleunigungssensor wurden in den Winzling verbaut. Zum Launch erscheint der Pokémon Mini in drei verschiedenen Gehäusefarben und es werden drei Spiele angeboten, bei denen es sich im Großen und Ganzen nur um kleine Knobel- und Geschicklichkeitsspiele handelt, in denen selbstverständlich die namensgebenden Taschenmonster auftauchen. Der Pokémon Mini wird aber nur bis ins nächste Jahr produziert und insgesamt erscheinen nur zehn Spiele dafür.

Das Jahr 2002 folgt mit der Ankündigung einer weiteren Hardware. Am 22. Februar gibt Nintendo die Entwicklung eines neuen Arcade-Systems auf Basis der GameCube-Architektur bekannt. Es trägt den Namen TriForce und wird in Zusammenarbeit mit den zwei anderen großen Spiele- und Arcade-Herstellern SEGA und Namco entstehen. Der erste TriForce-Automat kommt zum Ende des Jahres in die Spielhallen. Ansonsten steht in diesem Jahr der europäische Release des Pokémon Mini im März und des GameCube im Mai auf dem Programm.


An diesem Arcade-Automaten könnt ihr F-Zero AX spielen. Das Arcade-Spiel kann im GameCube-Titel F-Zero GX freigespielt werden.

Beginn der Iwata-Ära
Während nach außen hin alles seinen gewohnten Gang geht und Nintendo zumindest mit seinen mobilen Spielgeräten weiterhin Erfolge verbucht, findet intern ein Führungswechsel statt, der in diesem und den folgenden Jahren große strukturelle Veränderungen nach sich zieht. Hiroshi Yamauchi gibt Ende Mai 2002 seinen Rücktritt vom Amt des Präsidenten bekannt und ernennt Satoru Iwata zu seinem Nachfolger. Dieser beginnt sofort mit dem Umbau der Firma. Er strafft die verzweigte Unternehmensstruktur des Konzerns, um Marketing, Vertrieb und Lokalisierungen seiner Produkte zu optimieren und Kosten einzusparen. Wegen dieser Maßnahmen müssen sich langjährige Nintendo-Fans im September 2002 von den etablierten Second-Party-Entwicklern Rare und Left Field Productions verabschieden. Während Left Field Productions, vor allem für Sport-Titel wie NBA Courtside bekannt, die Anteile zurückkauft und wieder zu einem unabhängigen Entwicklerstudio wird, trifft Rare ein anderes Los. Nintendo verkauft den 49%igen Anteil an der Firma für 375 Millionen Dollar an Microsoft. Damit gibt Nintendo sein einziges europäisches Entwicklerteam auf. Neben diesen bekannten Namen wird auch noch ein Studio in Kanada geschlossen und zwei Joint-Venture-Unternehmen von Nintendo mit anderen Spieleherstellern fallen dem Rotstift zum Opfer.

Unabhängig davon kann Nintendo am Ende des Jahres wieder Erfolge vermelden. In weniger als zwei Jahren hat sich der Game Boy Advance über 25 Millionen Mal verkauft und das erste Spiel der Retro Studios, das seit 2000 ein 100-Prozentiges Tochterunternehmen von Nintendo ist, kommt für den GameCube in den amerikanischen Handel. Es handelt sich um Metroid Prime, das von Kritikern wie Spielern hoch gelobt wird. Die japanischen und europäischen Versionen folgen im Frühjahr 2003. Weitere hochkarätige Titel aus dem Hause Nintendo wie The Legend of Zelda: The Wind Waker, Mario Kart: Double Dash und F-Zero GX erscheinen im Laufe des Jahres 2003 für den GameCube. Von F-Zero erscheint zeitgleich sogar ein Arcade-Automat aus der TriForce-Serie mit dem Titel F-Zero AX. Außerdem wird für den GameCube der Game Boy Player veröffentlicht, der es erlaubt, fast alle Spiele der Game Boy-Familie zu Hause auf dem Fernseher zu erleben.

Während die Verkaufszahlen des GameCubes trotz des guten Spielekatalogs, ordentlicher Unterstützung durch Dritthersteller mit Multiplattform-Titeln und des niedrigen Kaufpreises abstürzen, liegen die abgesetzten Stückzahlen des GBA weiterhin auf einem sehr hohen Niveau. Und dieses Niveau wird im Frühjahr 2003 mit einem neuen GBA-Modell noch einmal gesteigert: dem Game Boy Advance SP. Dieser bietet gegenüber dem Standardmodell ein neues zusammenklappbares Gehäuse, das die tragbare Konsole schmaler, leichter und somit komfortabler für unterwegs macht. Außerdem verwendet der Game Boy Advance SP einen Akku statt herkömmlichen Batterien und dem Bildschirm wurde eine Hintergrundbeleuchtung spendiert. Auch die Pokémon lassen sich zu dieser Zeit erstmals mit neuen Titeln auf dem GBA blicken.


Satoru Iwata ist nicht einfach nur ein Firmen-Präsident, sondern für viele eines der Gesichter des Konzerns.

Intern führt Iwata 2003 einige weitere Veränderungen durch, die in diesem Jahr aber überwiegend die Produktionsabteilungen von Nintendo betreffen. Um Kosten zu sparen, wird im Laufe des Jahres die Produktion aller älteren Konsolen (SNES/N64/GBC/Famicom) gestoppt. Im Handel findet der Abverkauf der alten Systeme statt.

Autor: Falko Anonymous

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Kommentare 3

  • olliko

    Turmheld

    Kann es sein, dass Teil 5 falsch verlinkt ist ? Ich lande immer in Teil 4...

  • Pascal Hartmann

    I'm not a cat

    Kann es sein, dass Teil 5 falsch verlinkt ist ? Ich lande immer in Teil 4...


    Das war eigentlich schon geändert. Habe es noch einmal angepasst, jetzt sollte es auch hier stimmen.

  • Alex15

    Turmfürst

    Der link zu teil 5 ist identisch mit den von teil 4, ein Fehler ?