Breath of the Future – Was können wir als nächstes von "The Legend of Zelda" erwarten? Spezial
Geschrieben von Daniel Kania am 31.03.2017
Für Nintendo- und The Legend of Zelda-Fans wird es wohl einer der bedeutsamsten Momente überhaupt gewesen sein. Während Nintendos E3-Show im Jahr 2014 zeigte man erstmals "In-Engine-Szenen" zum neuen Zelda-Abenteuer, welches sich schlussendlich zum heutigen preisgekröhnten The Legend of Zelda: Breath of the Wild entwickelte. Schon damals war einem klar: Dieses Abenteuer wird wie kein Zelda-Spiel zuvor. Serien-Produzent Eiji Aonuma nannte es "die ultimative Zelda-Spielerfahrung". Dass sich unter den wahrscheinlich über 1,2 Millionen Spielern, die Breath of the Wild bereits gekauft haben, auch einige befinden, die diesen Artikel hier lesen, ist gut möglich. Euch muss sicher nicht nochmal erklärt werden, wie riesig das neue Hyrule ist. Mit Ausnahme der Weltenden könnt ihr jeden Berg, jeden Wasserfall und jede Insel erreichen, sofern ihr dafür ausgerüstet seid.
Auch wenn Breath of the Wild viel Neues einführt, hat es die Essenz der Reihe aufrechterhalten und ist im Kern, auch wenn es erst einmal überhaupt nicht so wirken mag, ein waschechtes Zelda. Manche gehen soweit zu sagen, Breath of the Wild würde einen ähnlich revolutionären Schritt gehen wie es Ocarina of Time seinerzeits tat. Und ganz abwegig ist diese Behauptung nicht. Immerhin orientierten sich alle folgenden 3D-Abenteuer des grünen Zipfelträgers am Nintendo 64-Vorbild. Bis Skyward Sword hin wurde dieser allgemeine Spielaufbau beibehalten und nur an wenigen Stellen – vor allem aber in besagtem Skyward Sword – angekratzt. Aus dem Helden im grünen wurde nun aber ein Held im blauen Gewand. Nintendo setzt eindeutige Zeichen, dass man "Zelda" umkrempeln möchte. Das beginnt beim Item-Management und endet bei der "Open World" – wobei Nintendo den Ausdruck "Open Air" bevorzugt.
Im Klartext bedeutet das, dass sich Fans auf einen gewaltigen Wechsel innerhalb der Serie einstellen könnten. Breath of the Wild scheint das Fundament für nachfolgende Zelda-Ableger gelegt zu haben. Nicht umsonst hat sich das Zelda-Team mehrere Jahre überlegt, wie man die Konventionen der Reihe ändern könnte. Wie aber soll es weitergehen? Ein Zelda-Spiel im Stile der vorherigen Ableger – nein, darauf kann Nintendo nicht zurückgehen. Die Segel sind gehisst und das Schiff nimmt Kurs auf immer mehr Freiheiten, mehr Abenteuer und bei einem sind wir uns sicher: weniger Linearität. Wenn Breath of the Wild so ultimativ ist und haufenweise Bestwertungen einsackt, ist da überhaupt an einen Nachfolger zu denken?
Selbstverständlich. Breath of the Wild-Director Hidemaro Fujibayashi, der zuvor schon an Zelda-Spielen wie Skyward Sword arbeitete, sprach im Interview mit Kotaku darüber, sich bereits Gedanken über den nächsten Titel zu machen. Oder anders gesagt: Er überlegt genau wie wir, wie man die Reihe denn tatsächlich fortführen könne. Grundsätzlich ist er dabei der Überzeugung, dass man stets eine Schippe drauflegen kann. Würde er seine Arbeit als perfekt, als "den höchst erklimmbaren Berg" ansehen, dann würde er keinen guten Director abgeben, sagt er. Interessant ist nun darüber nachzudenken, wie dieser neue Zelda-Teil gestaltet werden könnte.
Seit Ocarina of Time ist er mit an Bord und darf sich heutzutage für das Fortbestehen der The Legend of Zelda-Serie verantworten: Eiji Aonuma. Viele werden ihn als das Werbegesicht der Serie kennen. Immerhin tritt er immer wieder vor die Kamera, um Nintendos neueste Zelda-Projekte zu bewerben. Oft an seiner Seite: Mario- und Zelda-Schöpfer Shigeru Miyamoto, der sich in jüngster Zeit eher zurückgezogen hat. Breath of the Wild ist vorrüber und in Stein gemeißelt. Allemal Zeit, neue Herausforderungen anzunehmen. Dabei gab uns Aonuma bereits genug Hinweise, um kommende Zelda-Titel abschätzen zu können. Schauen wir uns drei mögliche Zelda-Spiele an, die in naher Zukunft erscheinen könnten.

Das letzte Mehrspieler-Zelda auf Heimkonsolen war Four Swords Adventures. Das könnte sich aber bald schon ändern.
Als Spieldesigner und Serien-Producer hat Herr Aonuma so einige Wünsche und Vorstellungen, die er gerne umsetzen würde. Aus Shigeru Miyamotos Wunsch nach einem A Link to the Past-Remake entstand beispielsweise der Nintendo 3DS-Titel A Link between Worlds. So sehnt sich Aonuma nach einem neuen Mehrspielertitel in der Zelda-Serie. Mit Tri Force Heroes konnte man das Konzept, The Legend of Zelda gemeinsam zu spielen, wieder einmal aufgreifen. Aonuma glaubt allerdings mit den gewonnenen Erfahrungen durch die Breath of the Wild-Entwicklung wieder etwas Tolles auf die Beine stellen zu können. In der Bonus-Episode der "Making Of"-Videoreihe zu Breath of the Wild lobte er, dass Leute zusammen an einem Bildschirm das Abenteuer auf Wii U oder Nintendo Switch erleben würden und sich gegenseitig Tipps geben oder über mögliche Vorgehensweisen diskutieren. Es ist sehr gut möglich, dass diese Aspekte in einem höchstwahrscheinlich erscheinenden Mehrspielertitel zum Einsatz kommen.
In Tri Force Heroes versuchte man die Kommunikation zwischen den Spielern, die durch die Online-Anbindung teils in ganz anderen Ländern sein konnten, mittels diverser vorgefertigter Befehle zu ermöglichen. Im Nachhinein gab man allerdings zu, dass dieses Konzept nicht wirklich fruchten konnte. In dieser Hinsicht scheint eine Überarbeitung unausweichlich. Dank der im Sommer erscheinenden Nintendo Switch-App für Smart Devices wird das Zelda-Team allerdings eine einfache Möglichkeit haben, die Kommunikation zwischen den Spielern direkt und ohne große Hindernisse zu gestalten. Ob drei oder wieder vier Links auf dem Bildschirm zu sehen sein werden, das muss abgewartet werden. Ein kooperativer oder kompetitiver Ausflug nach Hyrule scheint aber schon jetzt festzustehen. Der Mehrspieleraspekt der Nintendo Switch spielt Aonuma dabei definitiv in die Karten, da durch die abnehmbaren Joy-Con ein gemeinsames Spielen zuhause wie auch unterwegs einfacher denn je ist.

A Link between Worlds traute sich bereits, dem Spieler Items jederzeit verfügbar zu machen. Viele weitere Änderungen können folgen.
Nach den internen Umstrukturierungen durch Nintendo-Präsident Tatsumi Kimishima wurde Nintendos Entwickler-Aufteilung nicht mehr so transparent wie zuvor. Als eingefleischter Nintendo-Fan kannte man Nintendos Haupt-Studio, welches bis vor Kurzem noch Nintendo EAD hieß und aus 5 Gruppen in Kyoto und 2 Gruppen in Tokyo bestand. Mittlerweile wurden Nintendos Entwicklerstudios verschmolzen und entstanden ist Nintendo EPD. Dennoch wissen wir, dass das Zelda-Team in zwei Gruppen eingeteilt werden kann. Die eine, welche an den 3D-Blockbuster-Spielen arbeitet und die andere, welche für 2D-Ableger zuständig ist oder einfacher gesagt für Handhelds entwickelt. Mit der Nintendo Switch, welche Heimkonsole und Handheld in einem ist, stellt sich die Frage, wie das 2D-Zelda-Team vorgeht. Aonuma gibt uns Antwort.
Aktuell erhofft sich Aonuma vom 2D-Zelda-Team, dass sie ein Spiel erschaffen, welches auf das etablierte Konzept aufbaut und es deutlich erweitert. Er spricht von einem fortschrittlicheren 2D-Stil. Aus diesem Grund befürwortet er auch die Trennung der beiden Zelda-Gruppen: beide arbeiten an ihren ganz eigenen Ideen und Projekten. So wie Aonuma es vermittelt, scheint ein 2D-Spiel im Stile von A Link between Worlds absolut sicher in Entwicklung zu sein. Die Frage ist, für welche Plattform entwickelt wird. Aonuma ließ die Nintendo Switch als mögliche Plattform dabei offen. Der Rest bleibt reine Spekulation. Uns würde es nicht wundern, wenn man versucht manche Elemente aus dem neuen Breath of the Wild in diesem 2D-Titel unterzubringen, vielleicht sogar gleich aus dem 2D-Prototypen zu Breath of the Wild, welcher während der Entwicklungs- und Testphase kreiert wurde, zu übernehmen. Auch hier dürfte man der Idee folgen, dem Spieler immer mehr Freiheiten zu geben. Es bleibt spannend!

Auf der Wii U erstrahlt The Wind Waker in einem ganz neuen Licht. Der Cartoon-Stil, die knalligen Farben – es wirkt deutlich lebendiger.
Als letzter Titel, zu dem wir mehr oder weniger einen konkreteren Hinweis haben, kann eine Neuauflage eines Zelda-Ablegers genannt werden, bei dem es den ein oder anderen wohl schon beim Namen graust: Skyward Sword. Während ein Teil der Zelda-Gemeinschaft dem Spiel wohlgesonnen ist, gibt es auch viele negative Stimmen. Ob nun die Linearität oder die Bewegungssteuerung bemängelt wurde, Nintendo hat es eindeutig gehört und als Reaktion Breath of the Wild entwickelt. Dem so oft verfluchten Skyward Sword kann man es also wohl verdanken, dass wir einen ganzen Serienwechsel erleben durften und auch weiterhin werden. Wieso aber sollte das Wii-Spiel aus dem Jahr 2011 noch von Relevanz sein?
Da Breath of the Wild ursprünglich als Wii U-Spiel gedacht war, konnte es die Funktionen der neuen Nintendo Switch-Konsole nicht wirklich ausreizen. Beispielsweise fehlt die oft gelobte HD Vibration im neuen Zelda-Spiel auf der Nintendo Switch komplett. Das kann Herr Aonuma aber keinesfalls so stehen lassen. In einem Interview sagte er klar, dass die Möglichkeit für ein weiteres Nintendo Switch-Zelda definitiv gegeben ist. Er möchte die Konsole und die neu verfügbaren Funktionen erforschen und damit herumexperimentieren. Besonders angeregt ist Aonuma vom gerade erwähnten HD Rumble. Er sagt, er sähe einen Vorteil darin, dem Spieler durch "Force Feedback" besser mitteilen zu können, ob er gegen etwas Hartes, Gepanzertes schlägt oder etwas sehr Leichtes durchschneidet. Als prädestiniertes Beispiel dafür nannte er The Legend of Zelda: Skyward Sword.

Nach The Wind Waker HD und Twilight Princess HD könnte auch Skyward Sword HD folgen. Dieses Mal aber für Nintendo Switch.
Dank den Hintergründen zur Entwicklung von The Legend of Zelda: The Wind Waker HD, welches 2013 für Wii U erschien, wissen wir, dass sich das Zelda-Team The Wind Waker, Twilight Princess und Skyward Sword nochmals in einer modernen Engine und mit überarbeiteten Licht- und Schatteneffekten angesehen hat. Während The Wind Waker den größten Eindruck hinterließ und sofort als Remake umgesetzt wurde, blieb es um weitere Zelda-Remakes zu Heimkonsolenspielen erstmal still. Drei Jahre danach erschien allerdings bereits The Legend of Zelda: Twilight Princess HD, ebenfalls für Wii U. Der Port, entwickelt vom australischen Studio Tantalus, sollte als Überbrückungstitel zu Breath of the Wild dienen und erfüllte damit eigentlich die selbe Funktion wie The Wind Waker HD: Zeit schinden. Denn auf Breath of the Wild mussten wir wirklich lange warten.
Was damit verdeutlicht werden soll: Auch wenn The Wind Waker bei den Testversuchen von Nintendo am besten aufgenommen wurde, schreckt das Zelda-Team nicht davor zurück, auch den anderen Spielen eine überarbeitete Fassung zu spendieren. Während Twilight Princess HD auf ein externes Studio ausgelagert wurde, kümmerte man sich bei Nintendo um The Wind Waker HD noch selbst, da Aonuma die Schwächen des Spiels ausbessern wollte. Ähnliches tat er auch bei der Entwicklung von Majora's Mask 3D für den Nintendo 3DS, was in Zusammenarbeit mit dem japanischen Grezzo entstand. Es ist also anzunehmen, dass man sich in dieser Generation – als Überbrückungstitel oder nicht – auch noch Skyward Sword vornehmen wird, um eventuelle Fehlentscheidungen im Spieldesign auszubessern. Auch wenn es unwahrscheinlich scheint, dass Nintendo die ganze Spielwelt von Skyward Sword ändern würde, um den Ansprüchen von Breath of the Wild gerechter zu werden, so ist es zumindest annehmbar, dass Aonuma die Kritik ernst nimmt und einige Passagen aus dem Spiel völlig neugestaltet, um eine insgesamt bessere Spielerfahrung zu bieten. Dank den Joy-Con kann die Bewegungssteuerung des Originals auch tadellos übernommen und verbessert werden, wobei eine klassische Steuerungsvariante bestimmt nicht wenige freuen würde. An Skyward Sword kann viel geschraubt und gedreht werden und Aonuma macht den Eindruck, als wäre er bereit dafür, das Spiel nochmals anzupacken – inklusive seiner geschätzten HD Vibration natürlich.
Damit ist das Triforce der kommenden Zelda-Spiele beisammen. Während die Frage nach dem nächsten 3D-Zelda, welches wahrscheinlich auf Breath of the Wild aufbaut, noch ein Mysterium bleibt, wird Nintendo garantiert genug "Zelda" für alle haben, bis es wieder soweit ist, von den Einfällen des großen Zelda-Teams rund um Eiji Aonuma verzaubert zu werden. Mehrspielertitel, 2D-Ableger und ein eventuelles Skyward Sword-Remake können uns für die nächsten Jahre sicherlich bei Laune halten. Bei der Zelda-Flut der letzten Jahre wird es bestimmt niemandr Nintendo übel nehmen, wenn die Serie wieder etwas auf Sparflamme geht. Nach den Strapazen der letzten Zeit und dem Riesenerfolg Breath of the Wild hat sie es sich eindeutig verdient. Entschuldigt, ich begebe mich dann wieder auf die Reise durch Hyrule. Ein Land und eine Prinzessin müssen gerettet werden.